rethink sustainability
Luxus-Automarken sind Vorreiter bei nachhaltigeren Innenräumen
Elektrofahrzeuge mögen mittlerweile zum Synonym für die Verkehrswende geworden sein. In die Nachhaltigkeitsbetrachtung fliessen aber noch weitere Aspekte ein. Es geht nicht mehr allein um die Emissionen der Fahrzeuge, die in die Umwelt gelangen, sondern um die in den Fahrzeugen verbauten Materialien. Die inneren Werte zählen.
Immer mehr Luxus-Automarken wenden sich vom Leder ab, denn sie wollen ihre Netto-Null-Ziele erreichen und den veränderten Verbraucherpräferenzen Rechnung tragen. Einige Autohersteller entwickeln nun ihr eigenes veganes Leder. Zudem werden Bambus, Eukalyptus und sogar Traubenschalen als alternative Materialien mit einer wesentlich niedrigeren Ökobilanz erforscht. „Nachhaltigkeit ist Luxus“, so Anders Kärrberg, Head of Global Sustainability bei Volvo Cars.1 Laut Anders Warming, Design Director bei Rolls-Royce, ist sie gar „gehobener Luxus“.2
Nachhaltige Materialien verändern die Fahrzeuginnenausstattungen
Bei Innovationen des Interieurs gilt BMW als treibende Kraft. Kaktusleder ist nur eines der Materialien, die das Unternehmen in Kooperation mit Start-ups entwickelt.3 Das von BMW verwendete Material wird als Deserttex bezeichnet. Bei der Produktion von Deserttex fällt kein Abwasser an, da anders als bei Rindsleder keine traditionelle Gerberei mit Chemikalien notwendig ist, erklärt BMW. Kakteen haben gegenüber Rindern noch einen weiteren Vorteil für das Klima: Bei ihrem Anbau entsteht kein Methangas. Dennoch ist das Material weich, elastisch und robust. Es wurde mit dem Green Product Award4 ausgezeichnet und wird auch von Mercedes-Benz sowie für Luxus-Yachten verwendet.5
Ein weiteres pflanzenbasiertes Material, das bei BMW mittlerweile zum Einsatz kommt, ist Mirum6. Das Material lässt sich ganz individuell anpassen, sodass es die Eigenschaften verschiedener herkömmlicher Textilien imitieren kann. Es ist vollständig recyclingfähig und Teil der Pläne von BMW, den CO2-Fussabdruck seiner Autos zu reduzieren. Die Autoproduktion verursacht 90% seiner Scope-1- und Scope-2-Emissionen.7 Dabei handelt es sich um die Emissionen, die ein Unternehmen direkt durch seine Geschäftstätigkeit sowie indirekt durch den Einkauf von Energie verursacht. Durch die Verwendung nachhaltigerer Materialien im Interieur seiner Autos kann BMW diese Emissionen bis 2030 um 80% pro Fahrzeug senken, so das Unternehmen.8
Sitze sind nicht die einzigen Komponenten, für die BMW recycelte Materialien verwendet. Fussmatten und auch Dachhimmel werden aus ehemaligen Fischernetzen hergestellt: Dazu wird ein recyceltes Material namens Econyl9 verwendet, das auch Einzug in die Modekollektionen von Prada10 und Gucci11 gefunden hat. Designer schätzen die breite Farbpalette der Netze und anderer Kunststoffabfälle, aus denen Econyl besteht. Zudem lässt es sich unendlich oft recyceln, sodass es die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft erfüllt, die BMW mit seiner „i Vision“ verfolgt.12 Dazu gehört der Ansatz „Re:Think, Re:Duce, Re:Use, Re:Cycle“, wonach BMW so wenig Materialien wie möglich verwenden will.
Wir bei Lombard Odier sind der Ansicht, dass eine Kreislaufwirtschaft für den Übergang zu einer besseren Zukunft unerlässlich ist. Sie fördert die Reduktion, Reparatur, Wiederverwendung, Umverteilung und das Recycling von Produkten. Diese Kreislaufwirtschaft bezeichnen wir als CLIC®-Wirtschaft, die Circular (kreislauforientiert), Lean (effizient), Inclusive (integrativ) und Clean (sauber) ist. Sie wird jeden einzelnen Sektor betreffen. Zudem wird sie die Effizienz und Innovation beflügeln, das Wachstum vorantreiben und letztlich Anlagechancen im Wert von USD 5,5 Bio. schaffen.
Nachhaltige Interieurs bei Audi und Land Rover
Auch Audi und Land Rover verstärken die Erforschung nachhaltiger Materialien. Audi untersucht beispielsweise die Verwendung der Mikrofaser Dinamica.13 Diese ähnelt in Aussehen und Textur Wildleder, entsteht jedoch durch ein innovatives Recyclingverfahren für Polyester.14 Die Sitzbezüge der S-Modelle von Audi wie auch die des Land Rover Defender V8 bestehen aus Dinamica.15 Dinamica wird in Italien von der Firma Miko hergestellt und kann perforiert, bedruckt oder ganz nach Kundenwunsch gestaltet werden.16
Die Modebranche als Vorreiterin hat einigen Automarken gezeigt, wie sich recyclingfähige Materialien einsetzen lassen. So hat BMW 3D-Webtechniken17 eingeführt, die bislang eher in der Bekleidungsindustrie18 Anwendung fanden. Aber auch die Kosmetikbranche liefert interessante Erkenntnisse, verwendet sie in ihren Produkten doch schon lange Eukalyptus. So werden die Sitze der Range Rover Evoque-Modelle von Land Rover mit Eukalyptus-Mischungen bezogen. Die Fasern der Eukalyptusbäume gelten als Alternative zu Baumwolle.19 Zudem ist ihr Anbau nachhaltiger, denn sie wachsen schnell, wie Bambus.20 Die „Eucalyptus Melange“ ist leicht und robust und zählt zu den 32 Kilo natürlichen und recycelten Materialien im Evoque.21
Ein weiteres Material ist Kvadrat: Diese Mischung aus Wolle, Veloursstoff und recycelten Plastikflaschen wurde bereits im Guggenheim Museum in Bilbao22 und für Lautsprecher von Bang & Olufsen23 verwendet.
Der Austausch grosser Mengen an herkömmlichen Materialien gegen nachhaltige Materialien hat noch einen weiteren Vorteil: Das Fahrzeug wird leichter, seine Leistung und Treibstoffeffizienz entsprechend verbessert.24 Dies ist vor allem für Elektroautos ein wichtiger Faktor, denn aufgrund ihrer grossen Batterien sind sie im Durchschnitt schwerer als ihre Pendants mit Verbrennungsmotor.25 Werden sie leichter, müssen sie nicht so häufig aufgeladen werden. Polestar, die Premium-Marke für Elektrofahrzeuge, hat das Gewicht ihrer Autos reduziert, indem sie für Armaturenbretter und Konsolen weniger Kunststoff verwendet. Stattdessen wird eine auf Flachsfasern basierte Alternative verbaut, die vom Schweizer Unternehmen Bcomp hergestellt wird.26 Flachs ist eine umweltfreundliche Kulturpflanze, die wenig Wasser benötigt, sodass sie die Bodenqualität besser schützt als andere Pflanzen.27
Weitere Entwicklungen im Bereich nachhaltige Autoinnenräume
Bentley hat bei seinen Furnieren und Armaturenbrettern einen anderen Weg eingeschlagen. In seinem EXP 100 GT wird kein Holz von frisch gefällten Bäumen, sondern Holz von jahrhundertealten Mooreichen verarbeitet. Risse in dem fossilen Holz werden mit recyceltem Kupfer zu Kupferintarsien umgestaltet. Inspiration fand das Unternehmen in der traditionellen japanischen Reparaturmethode für Keramik: Kintsugi.28
Auch Rolls-Royce bemüht sich darum, dass weniger Bäume geschlagen werden müssen, beispielsweise durch Recycling: So werden Holzreste aus der Fabrik verwendet und zu Furnier verarbeitet. Dieses neue Material wird als „Obsidian Ayous“29 bezeichnet. Die von Design Director Anders Warming als ästhetisch inspirierend bezeichnete30 Holzoberfläche kleidet nun den Phantom II aus. Rolls-Royce gibt an, bereits 60% seiner Abfälle zu recyceln.31 Bis 2025 will das Unternehmen diesen Anteil auf 68% steigern.32
Seit Kurzem verwendet die Marke nun auch Bambus im Phantom Platino. In Kombination mit Seide werden Bambusfasern in den bestickten Polsterstoff eingewebt, der sich im Interieur-Design widerspiegelt.33 Bentley wiederum nutzt für nachhaltigere Sitzbezüge das vegane Material Vegea, das aus Schalen, Kernen und Stielen von Weintrauben – dem Abfall bei der Weinproduktion – besteht.34
Die Zukunft nachhaltiger Interieurs von Luxusautos
Ziel von Mercedes-Benz ist es, eine bilanziell CO2-neutrale Neuwagenflotte ab 2039 über die gesamte Wertschöpfungskette und den gesamten Lebenszyklus auf den Weg zu bringen. Dabei sollen Materialien helfen, die aus recycelten Haushaltsabfällen und anderen Kunststoffersatzmaterialien bestehen.35 In seinen Sitzpolstern und Fussmatten kommen neben dem bereits erwähnten Deserttex auch Materialien aus recycelten Plastikflaschen, Fischernetzen und Bodenbelägen zum Einsatz. Das Forschungsteam von Mercedes-Benz erhielt den Auftrag, andere Optionen für innovative Materialien zu untersuchen, die für das Interieur und Exterieur seiner Fahrzeuge verwendet werden könnten. Bisherige Ergebnisse sind etwa Türgriffe aus Altreifen und Kabelführungen aus Haushaltsabfällen.36
„Ich bin überzeugt: Nur wer auf Dauer nachhaltig wirtschaftet, wird langfristig erfolgreich bleiben“, erklärt Renata Jungo Brüngger, die bei der Mercedes-Benz Group für Nachhaltigkeit verantwortlich ist. „Kern unseres Geschäfts sind und bleiben überzeugende Produkte: Wir bei Mercedes-Benz wollen die begehrenswertesten Autos der Welt bauen. Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle.“37
Das zunehmende Umweltbewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher trägt zweifellos dazu bei, dass die Automobilindustrie verstärkt auf umweltfreundlichere Materialien setzt. Umfragen zeigen immer wieder, dass sich die Verbraucher nicht nur nachhaltige Produkte wünschen. Sie sind auch bereit, mehr dafür zu zahlen, und zwar durchschnittlich 12%, so Bain & Company.38 In der Vergangenheit konkurrierten die Automobilhersteller mit Aussendesign und Motorleistung um die Käufer. In Zukunft könnten die ökologischen Auswirkungen des Fahrzeuginterieurs ein immer wichtigeres Verkaufsargument werden.
1 Recycled car interiors are the new chic luxury (axios.com)
2 How bamboo and denim are becoming the 'new luxury' in automobiles – ABC News (go.com)
3 Vegan in die Zukunft. (bmwgroup.com)
4 DESSERTO |CACTUS VEGAN LEATHER | Green Product Award (gp-award.com)
5 Collaborations | DESERTTEX
6 About – Made With Mirum (naturalfiberwelding.com)
7 Initiativen der BMW Group zur CO2-Reduktion
8 Über 200 Millionen Tonnen: BMW Group setzt sich ehrgeiziges Ziel zur Reduzierung von CO2-Emissionen bis 2030
9 Nachhaltige Materialien: am Anfang das Ende mitdenken | BMW.com
10 Prada Re-Nylon (pradagroup.com)
11 Gucci Off The Grid – Gucci Equilibrium
12 OUR AMBITIOUS COMMITMENT TO SUSTAINABILITY: THE BMW i VISION CIRCULAR
13 Nachhaltigkeit | Audi MediaCenter (audi-mediacenter.com)
14 Home – Dinamicamiko
15 Der neue Land Rover Defender kommt mit neuer V8-Topmotorisierung und weiteren Modellvarianten | Land Rover Media Newsroom
16 Home – Dinamicamiko
17 Vegan in die Zukunft. (bmwgroup.com)
18 Unspun launches 3D weaving to reduce waste in fashion | Vogue Business
19 Material Guide: How Sustainable Is Eucalyptus Fabric? – Good On You
20 https://navigator-paper.com/de/blog/article/get-to-know-eucalyptus-better
21 Feel the Future with Eucalyptus | Land Rover Magazine
22 Kvadrat textiles in use around the world
23 Kvadrat und Bang & Olufsen: Textileigenschaften für herausragende Akustik
24 Sustainability in the automotive industry, importance of and impact on automobile interior – insights from an empirical survey | International Journal of Corporate Social Responsibility | Volltext (springeropen.com)
25 The weighty issue of electric cars [Part 1] (sustainabilitybynumbers.com)
26 Flax fibre composites | Polestar UK
27 European Flax: environmentally responsible | ALLIANCE (allianceflaxlinenhemp.eu)
28 Website von Bentley Motors: World of Bentley: The Bentley Story: People and Expertise: Extraordinary Materials
29 PHANTOM SERIES II – DETAILS (rolls-roycemotorcars.com)
30 How bamboo and denim are becoming the 'new luxury' in automobiles – ABC News (go.com)
31 A Greener Goodwood (rolls-roycemotorcars.com)
32 UK Carbon reduction plan (rolls-royce-smr.com)
33 (25) Phantom Platino: the return of fine textiles | LinkedIn
34 Bentley News 2019: EXP 100 GT – FUTURE OF SUSTAINABLE LUXURY MOBILITY (bentleymedia.com)
35 Innovative Materialien für nachhaltigen Luxus | Mercedes-Benz Group > Verantwortung > Nachhaltigkeit > Ressourcen
36 Innovative Materialien für nachhaltigen Luxus | Mercedes-Benz Group > Verantwortung > Nachhaltigkeit Ressourcen
37 Nachhaltigkeit geht weit über reinen Klimaschutz hinaus | Mercedes-Benz Group > Verantwortung Nachhaltigkeit
38 Consumers say their environmental concerns are increasing due to extreme weather; study shows they’re willing to change behavior, pay 12% more for sustainable products | Bain & Company
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