Erfahren Sie mehr über die Elektrifizierung unserer Volkswirtschaften und die Chancen für Investoren - von unserem Head of Sustainability Research, Thomas Hohne-Sparborth:

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    Elektrifizierung nimmt zu ‒ von 20% auf 70%.

    Der Zugang zur Energie war lange Zeit Dreh- und Angelpunkt der menschlichen Entwicklung. Mehr als zwei Jahrhunderte lang wurde der Grossteil dieser Energie durch Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt. Im Zuge des Wirtschaftswachstums nahmen damit auch die Emissionen zu. So ist seit 1920 der Verbrauch fossiler Brennstoffe um das Zwölffache gestiegen.1 Zudem sind heute 73% aller weltweiten Treibhausgasemissionen auf die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas zurückzuführen.2 

    Der Grossteil dieser Emissionen stammt aus Kraftwerken, die Strom für den gewerblichen und privaten Gebrauch erzeugen. Doch lediglich 20% des aktuellen Energieverbrauchs der Endverbraucher entfallen auf Elektrizität; den Löwenanteil macht noch immer die direkte Verbrennung fossiler Brennstoffe aus.

    Fortschritte bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie bei Batterien und Heiztechnologien sorgen für Veränderung.

    Bis 2050 wird die Elektrifizierung der Wirtschaft unserer Ansicht nach von 20% auf 70% steigen. Denn einige Branchen werden von fossilen Brennstoffen zu regenerativ erzeugtem Strom übergehen. Strassenfahrzeuge stellen auf Batteriebetrieb um. Die Schifffahrt könnte bald auf einen Mix aus kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Kraftstoffen umsteigen, unter anderem mit Ammoniak, das mithilfe von Strom hergestellt wird. In der Schwerindustrie könnten die direkte Elektrifizierung sowie emissionsfreier, durch Elektrolyse erzeugter Wasserstoff an die Stelle von Öl und Kohle treten. Und in Gebäuden ersetzen elektrische Wärmepumpen bereits die Gasheizkessel.

    Geschichte schreiben.

    Die heutige abfall- und emissionsintensive Wirtschaft beruht auf einer grundlegenden Fehlannahme des Marktes: Die ökologischen Kosten von Emissionen und anderen Umweltbelastungen wurden nicht in die Bepreisung von Waren und Dienstleistungen eingerechnet. Die Rechnung für die ökologischen und sozialen Schäden wurde künftigen Generationen oder häufig der Bevölkerung in Entwicklungsländern überlassen.

    Seit dem Pariser Abkommen versuchen Regierungen, dieses Unrecht durch Vorschriften und Subventionen zu beseitigen. Fungierte anfangs die Politik als Katalysator für das Wachstum der erneuerbaren Energien, sorgt nun der Markt für zusätzlichen Schwung. In den letzten zehn Jahren sanken die Preise für Wind- und Solarenergie im Zuge des technischen Fortschritts um mehr als 80% – Solarenergie ist heute die günstigste Form der Stromerzeugung in der Geschichte. Im Jahr 2022 stammten 83% aller neuen Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien. Zudem fliesst erstmals mehr Kapital in erneuerbare Energien als in die vorgelagerte Öl- und Gasförderung.

    In vielerlei Hinsicht ist es eine Geschichte, die sich wiederholt.

    Eine bahnbrechende Innovation jagt die nächste: die Glühbirne, das Auto, der Heimcomputer ... Wenn Innovationen mit den etablierten Technologien preislich mithalten oder sie sogar übertreffen, eine bessere Leistung bieten und weithin zugänglich werden, kommt es zu sozioökonomischen Wendepunkten. Sie bewegen sich rasch vom Nischen- zum Massenmarkt. Mit zunehmender Akzeptanz werden Investitionen getätigt und Grössenvorteile erreicht. Die Kosten sinken, und die Leistung verbessert sich weiter: Was einst ein Nischenprodukt war, wird nun zur Norm.

    Wir sind davon überzeugt, dass wir gerade – erneut – Geschichte schreiben. Dank der Einführung sauberer, erneuerbarer Energien und Effizienzsteigerungen bei Technologien wie Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen hat die Elektrifizierung unseres Erachtens ihren Wendepunkt erreicht.

    Wegbereiter.

    In nationalen Stromnetzen bestimmt das Merit-Order-Modell, welche Kraftwerke und Formen der Stromerzeugung zu einem bestimmten Zeitpunkt zugeschaltet sind. Dabei stehen die kostengünstigsten Energiesysteme an erster Stelle. Erneuerbare Energien haben die konventionellen Kraftwerke inzwischen verdrängt: Wenn Strom benötigt wird, kommen nun zuerst die erneuerbaren Energien zum Zuge.

    Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Elektrizität aufgrund der jüngsten technologischen Verbesserungen bei Endverbraucheranwendungen. Viele elektrische Lösungen sind bereits effizienter als ihre Alternativen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben wurden. Diese Disruption könnte sich auf die gesamte Wirtschaft disinflationär auswirken.

    So sind die Produktionskosten für Elektrofahrzeug-Batterien seit 2010 um 90% gesunken. Das wiederum treibt die Einführung von Batterien im Stromnetz voran. Immer mehr Haushalte und Unternehmen kombinieren nun kleine Batteriespeicher mit Solaranlagen auf dem Dach und werden damit zu Mini-Kraftwerken. Diese Dezentralisierung der Stromerzeugung bringt ein neues Phänomen hervor – den „Prosumer“. Prosumer sind Verbraucher, die auch Strom produzieren, und zwar sowohl für den eigenen Bedarf als auch für den Verkauf. Sie gestalten die mehr als ein Jahrhundert alte Tradition herkömmlicher Stromnetze um. Wir gehen von der zentralisierten Grossproduktion zu einer Mischung aus grosser, mittlerer und kleiner dezentraler Erzeugung und Speicherung über. 

    Gleichzeitig erhöhen wir die Netzstabilität und schaffen neue Möglichkeiten für die Regierungen, Energieunabhängigkeit zu erreichen. Branchenkenner gehen davon aus, dass Prosumernetze „virtuelle Kraftwerke“ (Virtual Power Plants, VPPs) bilden werden, die bei Energieengpässen abrufbereit sind. In den USA könnten VPPs bis 2030 die Nachfrage in Spitzenzeiten um schätzungsweise 60 Gigawatt senken. Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 50 Millionen Haushalten.

    Während Prosumer heute ihren überschüssigen Strom an das zentrale Netz verkaufen, könnte in unserem Energiesystem in Zukunft ein Peer-to-Peer-Handel stattfinden. Dabei verkaufen Nachbarn ihren selbst erzeugten Strom über lokale Mikronetze. Denn Unternehmen und Haushalte können ihre Kosten senken, wenn sie den zum Heizen und zum Aufladen von E-Fahrzeugen benötigten Strom selbst erzeugen oder vor Ort einkaufen. Dies könnte zur Folge haben, dass bei den etablierten Anbietern von Verkehrs- und Heizungsbrennstoffen die Nachfrage sinkt.

    Die Disruption dürfte nicht nur die Wirtschaft betreffen. Der Übergang zu erneuerbaren Energien könnte auch den geopolitischen Schauplatz neu ordnen. Denn in den Ländern, die von den Einnahmen aus fossilen Brennstoffen abhängig sind, gehen die Nachfrage und damit ihre Exporte immer stärker zurück. In der Zwischenzeit werden der Abbau und das Recycling der für die Elektrifizierung benötigten Metalle auf einen wachsenden Markt stossen.

    Infrastruktur.

    Das Geschäftspotenzial für die Erzeugung und Nutzung von kostengünstigem emissionsfreiem Strom wird immer deutlicher. Die Modernisierung der Infrastruktur wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Angesichts der zunehmenden dezentralen Produktion müssen Netzverbindungen, die nur für eine Richtung ausgelegt sind, nun auch Energie zurück ins Netz leiten können. In einigen Teilen der Welt hat sich die Nutzung von Solarenergie in Privathaushalten so rasant ausgebreitet, dass die alternde Netzinfrastruktur die zusätzlich erzeugte Energie kaum bewältigen kann. Wir benötigen zusätzliche Leitungen, Batterien und Transformatoren, denn das Netz ist bereits auf eine neue Funktionsweise vorbereitet.

    Ungeahnte Möglichkeiten.

    Im Zuge der Energiewende werden unseres Erachtens neue Möglichkeiten der Wertschöpfung entstehen, häufig an unerwarteten Orten.

    In der Schifffahrt dürfte beispielsweise grünes Ammoniak, das durch Elektrolyse mittels erneuerbarer Energie hergestellt wird, den kohlenstoffarmen oder kohlenstofffreien Kraftstoffmix ergänzen. Ziel ist die Reduzierung der Emissionen. Zahlreichen Düngemittelherstellern, die Ammoniak für die Verwendung in Mineraldüngern produzieren, könnte sich damit ein potenzieller neuer Gewinnpool bieten.

    Die Elektrifizierung könnte sich auch auf den Immobiliensektor auswirken: Geringwertige Immobilien werden zu potenziellen Standorten für neue Solaranlagen. Der Bereich Gebäudesanierung wiederum dürfte wachsen, denn Gebäude werden mit Wärmepumpen, Dämmung und unterschiedlichsten physischen und digitalen Lösungen für Energieeffizienz nachgerüstet.

    In der Automobilindustrie werden die Autoverkäufe weiter steigen, da die Nachfrage der zunehmend wohlhabenden Weltbevölkerung zunimmt. Unternehmen, welche die Chancen der Elektrifizierung nutzen, könnten daher von neuen Einnahmequellen profitieren. Dazu zählen die Ladeinfrastruktur im Mietmodell (Charging-as-a-Service, CaaS) und Over-the-air-Updates für Fahrerassistenzsysteme.

    Gewinnpools.

    Mit zunehmender Elektrifizierung könnten Öl und Gas zu „gestrandeten Vermögenswerten“ werden. Die Auswirkungen dürften in allen Sektoren zu spüren sein.

    Die technologischen Fortschritte und sinkenden Kosten für erneuerbare Energien und Batterien sind für diesen Übergang unerlässlich. Eine beispiellose politische Unterstützung wird jedoch weiterhin eine entscheidende Rolle spielen.

    In den USA werden im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ USD 391 Mrd. für vielfältige Klimaschutzmassnahmen ausgegeben. Dazu zählt auch die Verlängerung einer beträchtlichen Steuererstattung für die Installation von Solaranlagen in Privathaushalten bis 2035. In der Zwischenzeit wird der Green Deal der EU die Einführung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien vorantreiben. Ziel ist es, die Emissionen der EU zu reduzieren und nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die Unabhängigkeit im Bereich der Energieversorgung zu stärken. Für Anlegerinnen und Anleger ist es von entscheidender Bedeutung, das komplexe politische Netzwerk zu verstehen und sich darin zurechtzufinden. Denn jede politische Entscheidung könnte frühen Marktteilnehmern bahnbrechende Chancen eröffnen.

    Wo wir sind.

    Unsere Wurzeln liegen in der Schweiz, unsere Perspektive und Vision sind international. Mit über 25 Geschäftsstellen weltweit sind wir für unsere Kunden auf der ganzen Welt aktiv. Dieses Leistungsversprechen entspricht den Bedürfnissen unserer internationalen Kundschaft.

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    1 Fossil Fuels – Our World in Data
    2 Daten von Lombard Odier.

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