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    Chinas Konjunkturpaket – alles wie gehabt oder ein Neuanfang?

    Chinas Konjunkturpaket – alles wie gehabt oder ein Neuanfang?
    John Woods - CIO Asia

    John Woods

    CIO Asia
    Homin Lee - Senior Macro Strategist

    Homin Lee

    Senior Macro Strategist

    Kernpunkte

    • Chinas Behörden haben ein neues Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, um die Immobilien- und Aktienmärkte zu unterstützen und die Anlegerstimmung zu verbessern.
    • Die Notenbank hat den Leitzins um 20 Bp. gesenkt, was unseren Erwartungen entspricht, und die Mindestreserveanforderungen für Banken weiter reduziert.
    • Die grösste Überraschung war die Unterstützung der Aktienmärkte in Form von neuen Swap- und Kreditfazilitäten zur Förderung von Aktienkäufen.
    • Im Vorfeld der US-Wahl bleiben wir bei einer vorsichtigen langfristigen Einschätzung von Chinas Wirtschaft und Vermögenswerten. Risikotolerante Anleger, die ihre bestehenden China-Allokationen erhöhen wollen, könnten ausgewählte in Hongkong notierte Nicht-Basiskonsumgüter- und Kommunikationstitel in Betracht ziehen.

    Die chinesischen Aktienmärkte haben sich nach der Bekanntgabe eines koordinierten Konjunkturpakets aus Peking erholt. Wir warten das Ergebnis der US-Wahl ab, um unseren fundamental vorsichtigen Ausblick und unsere Anlagepositionierung für China neu zu beurteilen. Für risikofreudigere Anlegerinnen und Anleger, die sich in der Zwischenzeit stärker in chinesischen Vermögenswerten engagieren wollen, kommen auf taktischer Ebene mehrere Bereiche infrage.

    Die People’s Bank of China (PBOC), die National Financial Regulatory Administration (NFRA) und die China Securities Regulatory Commission (CSRC) haben am 24. September ein Paket von wachstumsfördernden Massnahmen angekündigt. Ziel ist, die Marktstimmung zu verbessern. Der Shanghai-Composite-Aktienmarkt reagierte positiv und verzeichnete die beste Rally seit über vier Jahren. Könnten die angekündigten Impulse eine neue Ära für Chinas Wirtschaft und Vermögenswerte einläuten?

     

    Konjunkturpaket überrascht angesichts tiefer Erwartungen

    Das Konjunkturpaket ist grösser, als wir im Vorfeld der US-Wahl im November erwartet hätten. Wir waren davon ausgegangen, dass die chinesischen Entscheidungsträger vor der US-Wahl nur eine Kombination aus begrenzter geldpolitischer Lockerung und zusätzlichen regulatorischen Anpassungen für den Immobiliensektor beschliessen würden. Grund dafür ist, dass der negative Schock einer möglichen zweiten Amtszeit von Trump die Auswirkungen eines Konjunkturpakets zunichtemachen könnte. Doch unabhängig von der US-Wahl sprachen enttäuschende chinesische Wirtschaftsdaten und der Beginn des Zinssenkungszyklus durch die US-Notenbank Fed für einen früheren Schritt.

    Das Konjunkturpaket ist grösser, als wir im Vorfeld der US-Wahl im November erwartet hätten

    Im Einklang mit unserer Prognose senkte die PBOC den kurzfristigen Leitzins um 20 Basispunkte (Bp.) auf 1,5%. Zusätzlich reduzierte sie den Mindestreservesatz für Banken um 50 Bp. Der Gouverneur der PBOC, Pan Gongsheng, deutete ausserdem weitere Senkungen dieser Sätze an, sollte die wirtschaftliche Lage dies rechtfertigen.

    Die Entscheidungsträger kündigten weitere Unterstützung für den angeschlagenen Immobiliensektor an. Um den Bestand an unverkauften Wohnungen zu verringern, passte die PBOC die Bedingungen ihrer Kreditfazilität an; so soll es für lokale Staatsunternehmen attraktiver werden, unverkaufte Wohnungen direkt zu erwerben. Die Behörden werden zudem die frühere Refinanzierung bestehender Hypotheken zulassen, wenn auch in etwas geringerem Umfang als in früheren Medienberichten angenommen. Das geforderter Eigenkapital für Zweitwohnungen wurde von 25% auf 15% gesenkt. Sechs Grossbanken wurde eine Aufstockung ihres Kapitals zugesagt.

    Der neue Massnahmenplan für die Aktienmärkte überraschte positiv. Die PBOC hat eine Swap-Fazilität im Wert von 500 Mrd. Yuan (CNY), umgerechnet gut USD 70 Mrd., eingerichtet. Institutionelle Anleger, darunter Asset Manager, Fonds und Versicherer, können verschiedene Risikoaktiven als Sicherheiten für hochliquide Vermögenswerte verpfänden, um ihre Kapazität für Aktienkäufe zu erhöhen. Hinzu kommt eine neue Fazilität in Höhe von CNY 300 Mrd., deren Kredite zur Finanzierung von Aktienrückkäufen genutzt werden können. An der Pressekonferenz deuteten die politischen Entscheidungsträger die Wiedereinführung eines staatlich unterstützten Marktstabilisierungsfonds an.

    Die einzelnen Massnahmen mögen zwar begrenzt scheinen und früheren Schritten ähneln, doch die zeitgleiche Ankündigung vermittelt ein Gefühl der Dringlichkeit. Dies ist ein deutlicher Versuch, die schwächelnde Anlegerstimmung aufzuhellen. Angesichts sehr gedrückter Erwartungen könnte dies die überwältigend negative Anlegerpositionierung infrage stellen. Der Druck auf den Yuan lässt nach. Dies verschafft der PBOC etwas Spielraum, um die Bereitstellung von Liquidität zu erhöhen.

    Weitere Massnahmen vor der US-Wahl weiterhin unwahrscheinlich

    Es braucht deutlich mehr, um unsere vorsichtige Einschätzung der mittel- bis langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas zu ändern. Die unmittelbarste Herausforderung ist die Stabilisierung des Immobilienmarkts, der weiterhin mit fallenden Preisen und einem Überangebot an unverkauften oder unfertigen Wohnungen zu kämpfen hat. Die jüngsten politischen Ankündigungen könnten mehr staatliche Unternehmen dazu veranlassen, einen Teil des überschüssigen Wohnungsbestands zu absorbieren. Doch die Nachfrage der privaten Haushalte nach Wohnbaudarlehen bleibt aufgrund eines schnelleren Rückgangs der Hauspreise und der anhaltenden Zweifel an den Immobilienentwicklern extrem schwach.

    Es braucht deutlich mehr, um unsere vorsichtige Einschätzung der mittel- bis langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas zu ändern

    Mögliche zusätzliche Massnahmen könnten darin bestehen, dass die Kommunalverwaltungen die Erlöse aus der Emission von Sonderanleihen für den Erwerb von unverkauften Häusern verwenden. Dies ist für ungenutzte Grundstücke von Immobilienentwicklern bereits möglich. Die Behörden könnten mithilfe von fiskalpolitischen Anreizen Wohnraum für Immobilienentwickler und Endkäufer erschwinglicher machen. Wir sind der Meinung, dass aggressivere Entscheidungen in der Fiskalpolitik nötig sind, doch diese sind frühestens im Dezember zu erwarten.

    Ein weiterer grundlegender Widerspruch, den es anzugehen gilt, ist das Streben nach einem starken Yuan und einer glaubwürdigen Reflation. China steht unter erheblichem Deflationsdruck, aber ein echtes Reflationspaket, das entweder die unbegrenzte Bereitstellung von Mitteln für Immobilien oder die Unterstützung der Aktienmärkte vorsieht, wäre negativ für den Yuan.

    Ein weiterer grundlegender Widerspruch, den es anzugehen gilt, ist das Streben nach einem starken Yuan und einer glaubwürdigen Reflation

    Die jüngsten politischen Massnahmen scheinen die Suche nach technischen Anpassungen zu widerspiegeln, die diesen Widerspruch nicht angehen. Doch wenn Peking nicht bereit ist, massive fiskalische Anreize zuzulassen, wird es wohl einen viel schwächeren Yuan akzeptieren müssen, um der anhaltenden Preisschwäche zu begegnen. Hier ist jedoch die US-Wahl von Bedeutung. Wenn China die Auswirkungen potenzieller neuer Strafzölle Trumps neutralisieren will, könnte eine deutliche einmalige Abwertung des Yuan erforderlich sein. Umgekehrt könnte ein Wahlsieg von Kamala Harris dazu führen, dass sich die Ängste vor zusätzlichen Zöllen zerstreuen; dies könnte sowohl für die chinesische Politik als auch für den Markt eine bessere Ausgangslage schaffen. Fiskal- oder geldpolitische Entscheidungen dürften daher erst nach der US-Wahl getroffen werden, während bis dahin eher technische Anpassungen und geldpolitische Signale als Optionen übrig bleiben.

    Fiskal- oder geldpolitische Entscheidungen dürften daher erst nach der US-Wahl getroffen werden, während bis dahin eher technische Anpassungen und geldpolitische Signale als Optionen übrig bleiben

    Vorerst weiterhin neutral gegenüber chinesischen Vermögenswerten

    Wir halten derzeit keine taktischen Positionen in chinesischen Vermögenswerten und belassen die Portfolioallokationen auf strategischen Niveaus. Bei Aktien der Schwellenländer halten wir die China-Allokation im Einklang mit den MSCI-Indizes und konzentrieren uns auf die Auswahl der gelisteten Märkte und Sektoren. Wir warten den Ausgang der US-Wahl ab, um diese fundamentale Einschätzung neu zu beurteilen.

    Für risikofreudigere Anleger, die sich stärker in China engagieren wollen, könnten am Hongkonger Markt notierte Werte der Sektoren Nicht-Basiskonsumgüter und Kommunikationsdienste eine Überlegung wert sein. Gleiches gilt für ausgewählte Luxusgüter- und Bergbautitel. Selbst wenn Chinas mittelfristiger Ausblick durchwachsen bleibt, könnten zusätzliche Konjunkturmassnahmen oder eine positive Wende bei der Immobiliennachfrage diesen Titeln Auftrieb geben. In diesem Sinne könnten Anleger auch nicht chinesische Vermögenswerte mit bedeutendem Engagement in der chinesischen Wirtschaft in Betracht ziehen.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.

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