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Deutlicher erster Zinsschritt: Fed, Markterwartungen und der US-Dollar
Kernpunkte:
- Der Zinssenkungszyklus der Fed hat begonnen. Wir erwarten, dass die Fed die Zinsen an jeder weiteren Sitzung in diesem Jahr um 25 Bp. senkt. Sollte eine Rezession eintreten, hat die Fed Spielraum für eine deutlichere Lockerung der Politik.
- Der finale Leitzins für diesen Zyklus ist wichtiger als die einzelnen Zinssenkungen. Unserer Einschätzung nach liegt das neutrale Zinsniveau in den USA bei etwa 3,5% und damit über den aktuellen Prognosen der Anleger.
- Da die Märkte von der Fed stärkere Zinssenkungen erwarten als von anderen Notenbanken, verringert sich der Zinsvorteil des US-Dollar, und wir beurteilen den USD nun neutraler.
- Wir sehen Spielraum für eine Aufwertung des Schweizer Frankens und des japanischen Yen gegenüber dem Dollar. Denn wir gehen für die Schweiz von einer begrenzten Lockerung bzw. für Japan von einer leichten Straffung der Geldpolitik aus. Wir bleiben bei unserer vorsichtigen Einschätzung des Euro und des britischen Pfunds.
Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen erstmals seit der Pandemie gesenkt, und zwar um 50 Basispunkte (Bp.). Unseres Erachtens nähert sich der geldpolitische Kurs der Fed den Markterwartungen an, was künftig weniger Unterstützung für den US-Dollar (USD) bedeutet. Wir schätzen den USD insgesamt nun neutral ein. Unsere bevorzugten Währungen sind jetzt der Schweizer Franken und der japanische Yen.
Die Entscheidung der Fed, die Zinsen auf 4,75% bis 5,00% zu senken, entspricht unserer Argumentation, dass es sich um eine Zinssenkung „zur Absicherung“ handelt: Es geht unseres Erachtens darum, eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarkts zu verhindern und die Zinsen gleich zu Beginn deutlich zu reduzieren. Die Markterwartungen schwankten vor der Sitzung zwischen 25 Bp. und 50 Bp. Wir sehen in diesem deutlichen ersten Schritt keinen Grund zur Beunruhigung, sondern eher die Botschaft, dass die Fed nicht hinter der Kurve zurückbleiben will.
Fed-Ausblick – Lockerung in Richtung „neutraler“ Zinsen
Über weite Strecken der Jahre 2022 und 2023 konzentrierte sich die Fed im Rahmen ihres Doppelmandats der Preis- und Arbeitsmarktstabilität auf die Inflation. Dann wurden, angefangen mit den Beschäftigungszahlen für Juli, mehrere wider Erwarten schwache Arbeitsmarktberichte veröffentlicht. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte daraufhin im August, dass die Notenbank den Fokus nun auf die Beschäftigung statt auf die Inflationsbekämpfung legen werde. Die flexible Politik der Fed steht im Kontrast zur Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE). Wie jüngst erwähnt, verfügen diese beiden Notenbanken nicht wie die Fed über ein flexibles Doppelmandat für Preis- und Arbeitsmarktstabilität. Zudem sind sie mit einer nach wie vor hohen Dienstleistungsinflation konfrontiert. In den USA hingegen liegt die Zehn-Jahres-Breakeven-Inflation – ein Mass für die langfristigen Inflationserwartungen – jetzt wieder bei 2%.
An der Septembersitzung senkte die Fed wie von uns erwartet die Zinsen um 50 Bp. Zudem haben die Notenbanker in ihren aktualisierten Projektionen zwei weitere Zinssenkungen um 25 Bp. für 2024 signalisiert; danach sollen Zinssenkungen um insgesamt 100 Bp. im Jahr 2025 und um 50 Bp. im Jahr 2026 folgen. Zusammen mit den Kommentaren des Fed-Vorsitzenden Powell an der Pressekonferenz nach der Sitzung sehen wir dies als Zeichen für das wachsende Vertrauen der Fed in den Disinflationspfad. Zudem dürfte sie sich stärker auf die Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung konzentrieren, zumal die jüngsten Daten auf einen schwächeren US-Arbeitsmarkt hindeuten. Die deutliche Zinssenkung zu Beginn des Lockerungszyklus sowie die klaren Hinweise auf Zinssenkungen an künftigen Sitzungen dürften wesentlich dazu beitragen, eine sanfte Landung zu ermöglichen. Sie dürfte auch das Risiko begrenzen, dass sich die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft verschlechtern.
Zugleich ist unseres Erachtens der vom Markt erwartete finale Leitzins von 2,8% in zwölf Monaten zu niedrig, sofern es nicht zu einer US-Rezession kommt. In unserem Basisszenario einer erfolgreichen sanften Landung der Wirtschaft gehen wir davon aus, dass der neutrale Zinssatz – der das Wachstum weder fördert noch hemmt – im Bereich von 3,5% liegt. Im Falle einer zweiten Trump-Präsidentschaft nach der Wahl im November würde der finale Leitzins in diesem Zinssenkungszyklus möglicherweise nicht einmal dieses Niveau erreichen; dies weil dann die Inflation wegen neuer Zölle, Steuersenkungen und/oder einer strengeren Einwanderungspolitik anziehen dürfte.
Währungsausblick – eine neutralere Einschätzung des Dollar
Wir haben kürzlich darauf hingewiesen, dass der Markt für die Fed im Vergleich zu anderen Notenbanken eine übermässige geldpolitische Lockerung einpreist und sich der US-Dollar kurzfristig erholen könnte. Doch der seit Langem erwartete Beginn der geldpolitischen Lockerung in den USA mit einer Zinssenkung um 50 Bp. verringert die Renditedifferenz zwischen den Industrieländern. Wir beurteilen den US-Dollar gegenüber zyklischen Währungen wie dem Euro (EUR) und dem britischen Pfund (GBP) nun neutral. Letztere haben im Zuge einer globalen Wachstumsverlangsamung mit Gegenwind zu kämpfen. Wir bevorzugen jetzt den Schweizer Franken und den japanischen Yen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat dieses Jahr als Erste Zinssenkungen eingeleitet und scheint ihren Zyklus weitgehend abgeschlossen zu haben, während die Fed gerade erst beginnt. Die Bank of Japan (BoJ) erhöht die Zinsen und befindet sich damit auf einem völlig anderen geldpolitischen Kurs. Unsere Annahmen für die Hauptwährungen finden sich in der Tabelle im PDF (oben rechts auf dieser Webseite).
Was die Risiken für diese Annahmen angeht, so könnten die Risiken für den US-Dollar auf Sicht von drei Monaten nach unten gerichtet sein. Dies gilt vor allem, wenn sich die US-Arbeitsmarktdaten schneller abkühlen. Dann läge der Fokus der Märkte weiterhin auf der Bereitschaft der Fed, sich auf die Aufrechterhaltung eines hohen Beschäftigungsniveaus und eine weitere Lockerung der Geldpolitik zu konzentrieren. Dagegen liegt der Schwerpunkt der EZB und der BoE darauf, die hartnäckige Dienstleistungsinflation unter Kontrolle zu bringen.
Über einen Zeithorizont von zwölf Monaten und gestützt auf unser Basisszenario einer sanften Landung in den USA könnten die Risiken für den US-Dollar jedoch nach oben gerichtet sein. Denn die vorherrschende Markteinschätzung eines finalen Fed-Leitzinses von unter 3% im Jahr 2025 könnte sich nach oben verschieben, während die EZB und die BoE die Geldpolitik weiter lockern.
Wir werden die US-Politik mit Blick auf unsere Dollar-Einschätzung weiterhin sorgfältig beobachten. Ein Sieg von Harris könnte die Währung weiter belasten. Die von Harris im Wahlkampf vorgeschlagene Erhöhung der Körperschaftssteuer von 21% auf 28% dürfte ausländische Investitionen in US-Aktien schwächen. Demgegenüber könnte ein Sieg Trumps die Inflationserwartungen anheizen, wenn es zu höheren und umfassenderen Einfuhrzöllen und/oder einem Anstieg der Löhne von Geringverdienern infolge einer strengeren Einwanderungspolitik käme. Dies könnte den Zinssenkungszyklus der Fed bremsen und zu einem stärkeren US-Dollar führen.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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