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Wer ist besser für die Wirtschaft und die Anlegerschaft – Kamala Harris oder Donald Trump?
Artikel veröffentlicht in der Handelszeitung, 6. August 2024
Die Differenzen sind möglicherweise nicht so gross, wie sich die meisten Menschen vorstellen. Bei Steuerfragen gibt es sie, bei der Einwanderung und bei Zöllen. Aber für Republikaner wie Demokraten ist China der ökonomische Herausforderer, der Gegner oder gar der Feind. Nur der Stil, wie man China konfrontiert, dürfte etwas differieren.
Trump ist härter gegenüber China.
Er hat einen anderen Ansatz. Er arbeitet sehr stark mit Zöllen, die Demokraten mehr mit langfristigen Investitionen, allerdings hat auch Joe Biden diesen Frühling Strafzölle erhoben. Einig sind sich beide Seiten: Wir wollen China konfrontieren, wir wollen die Nummer eins bleiben.
Wie wird das Kräftemessen USA-China ausgehen?
Es ist eine Angebot- und Nachfrage-Verhältnis: China liefert, die USA konsumieren. Der Nachfrager ist in meinen Augen in einer stärkeren Position, denn er hat Alternativen. Er kann aus Indien einkaufen, aus Vietnam, Mexiko oder anderswo. Wenn China diversifizieren will, stellt sich die Frage, wo es eine grosse alternative Nachfragequelle finden kann.
Zuhause?
Die Regierung tut nichts, um die Kaufkraft der Konsumenten zu stärken. Deutschland kann und will nicht einspringen, auch Japan nicht. Das heisst, es ist für die USA einfacher, sich von China weg zu diversifizieren als China von Amerika. Zudem: Der US-Block ist viel grösser und mächtiger als jener von China.
Indien gehört nicht in den China-Block?
Zum US-Block gehören in meiner Interpretation jene Länder, in denen sich US-Weltkonzerne wohl fühlen und weitgehend unbehelligt agieren können, da gehören Grossbritannien dazu, die EU, Indien, Kanada, Japan, Australien, Brasilien und viele Staaten Lateinamerikas oder Asiens. Es wird aufgrund der Spannungen ja schon massiv reagiert – in eine Richtung: Ausländische Investitionen fliessen im grossen Stil weg aus China - nach Indien, Indonesien, Brasilien, Polen oder die Türkei.
Russland, Saudiarabien?
Saudiarabien steht nicht im China-Block. Es bleiben Russland, Iran, Nordkorea, einige afrikanische Länder. Es ist ein viel schwächerer Block. Klar, China hat bei den Rohstoffen einen Vorteil und kann stören und damit Schaden anrichten, aber die wirtschaftliche Potenz liegt beim US-Block. Bei internationalen Spannungen werden sich viele Länder am Stärksten orientieren, an jenem, der mit einem Vorsprung ins Rennen geht und die grössten Summen investieren kann. Das sind die USA. Sportlich gesprochen gibt’s einen Kampf zwischen einem Schwergewichts- und einem Mittelgewichts-Boxer.
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Was bedeutet dieser Kampf der Giganten für die Investoren, Investorin in der Schweiz?
Man ist glücklich, wenn man Dollars hat, denn wenn etwas in dieser geopolitischen Landschaft schief geht, wird der Dollar profitieren. Dann würde ich etwas Gold halten. Denn China will vom Dollar loszukommen und als Alternative zu den Dollar-Reserven gibt es nicht viele Optionen. Einer ist der Aufbau von Gold, der ist bereits im Gang; doch man wird nicht zu jedem Preis kaufen, aber bis 2400 Dollar schon.
Das Gold wird zulegen?
Daran glaube ich schon, vielleicht 2600 Dollar in einem Jahr. Weil die Chinesen kaufen müssen, um Dollar-Assets abbauen zu können. Normalerweise halten Notenbanken eine Reserve von 20 Prozent in Gold, bei den Chinesen sind es aktuell weniger als 10 Prozent.
Welche Firmen und Sektoren sind fit für diesen Wettbewerb?
Jene sind stärker, die mehr trainieren. Und man bringt Firmen, Sektoren und Volkswirtschaften zur Höchstfirm, indem man klug investiert, in Talente, in Technologien, in Produktivität, in eine sichere Energieversorgung. Und die Regionen mit den höchsten Kapitalinvestitionen (Capex) sind die USA, stark ist auch die Schweiz oder GCC. Deshalb setze ich neben dem Dollar auf starke Währungen wie den Schweizer Franken, auf industrielle Rohsstoffe und Firmen, die in diesem Wettbewerb stark positioniert sind.
Welche?
Solche mit einer starken Bilanz und einer starken Kapitalbasis, die Investitionen erlauben, um so mit ihren Produkten und Dienstleistungen dominant bleiben können.
Tech-Firmen?
Sehr wichtig. Im kalten Krieg waren die Plattformen, um die sich der Kampf zwischen der Sowjetunion und dem Westen drehte, die Verteidigung und das Weltall. Hier wurde massiv investiert. Heute sind diese Plattformen Verteidigung, Energie und Technologie. Das sind die strategischen Sektoren, in denen gefochten wird. Dorthin fliessen riesige Summen.
Welche Rolle spielt das Fed in dieser angespannten Geopolitik?
Das Fed reagiert auf die neue Realität, die einen erhöhten Wettbewerbsdruck sieht und eine hohe Investitionsintensivität verlangt. Wir werden etwas höhere Inflationsraten als früher sehen.
Heute liegt die Inflation in den USA bei 3,0 Prozent, die Zinsen bei 5.5 Prozent. Das heisst: Es gibt Spielraum für Zinssenkungen.
Ich glaube, das Fed wird sich quartalsweis mit kleinen Schritten auf 4 bis 3,5 Prozent zubewegen. Die nächsten Schritte sehe ich im September, Dezember und im März 2025. Das Gleichgewicht dürfte neu bei 3.5 Prozent Zinsen liegen, also gut 1 Prozentpunkt höher als früher. Wir müssen von höheren Gleichgewichtzinsen in den USA ausgehen. Die Bank of England und die EZB werden sich übrigens ähnlich verhalten und ab Ende 2025, Anfang 2026 die Zinsen senken. Das erhöht auch die Investitionsmöglichkeiten.
Jerome Powell wird also am 16. September einen nächsten Zinsschritt tun?
Davon gehe ich aus, wenn ich auf die Inflationszahlen und die Lohnentwicklung blicke. Beide bewegen sich in eine normalere Zone.
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Und 2025 rsp. 2026?
Hier käme, falls er gewählt würde, ein Präsident Trump ins Spiel und die Frage ist, was er mit den Importsteuern gegenüber China macht. Mein Eindruck: Er ist zwar sehr laut und kann auch manchmal einschneidend sein. Und er agiert transaktional. Er könnte also mit Tarifschritten drohen und verlangen, dass die Chinesen den Export von gewissen Produkten einschränken. Wenn nicht, könnte er Strafzölle einführen. Über den Daumen gepeilt würden Strafzölle von 10 Prozent eine Preissteigerung in den USA von einem Prozent auslösen. In meinem Risikoszenario gehe ich von 12 Prozent Strafzöllen und in der Folge 2025 von einem Preisanstieg von 1 Prozent aus, was das Fed dazu bringen wurde, von weiteren Zinssenkungen Abstand zu nehmen. Falls also der Streit mit China unter Trump eskaliert, würden wir 2025 höhere Inflationsraten in den USA sehen und ein Innehalten des Fed bei Zinssenkungen. In einem Demokraten-Szenario sehe ich dieses Risiko nicht.
Wie lange könnte ein hartes Trump-Szenario dauern?
2018 hat er Strafzölle von 15 Prozent eingeführt und es nicht weiter eskalieren lassen. Wenn er wieder nach diesem Muster agiert und es nicht auf die Spitze treibt, würden die Zölle nach einem Jahr auslaufen - und die Inflationsrate käme wieder zurück. Dann könnte das Fed ab 2026 die Zinsen weiter senken.
Trump hat die Steuern gesenkt, Biden hat sie bei den Firmen erhöht. Was geschieht unter Trump II und Harris I?
Ich glaube nicht, dass er die Steuern nochmals senkt, aber er wird jene Steuerermässigungen verlängern, die sonst 2025 auslaufen würden.
Und wenn er die Steuern doch weiter senkt?
Dann würden sich die Firmen freuen und es würde den Aktienmarkt beflügeln, aber der Anleihen-Markt würde nicht positiv reagieren, weil er steigende Defizite und mehr Inflation nicht mag. Ich gehe jedoch nicht von diesem Szenario aus. Immerhin wird es schon ein Kraftakt sein, die Steuern auf 21 Prozent zu halten.
Sie sind ziemlich bullish für die USA. Und Europa?
Ihre Einschätzung stimmt. Weil in Europa die Investitionsraten tiefer sind, weil man energieabhängig ist und der Techsektor nicht boomt. Deshalb glaube ich, dass US-Kapitalanlagen zu bevorzugen sind und würde davon absehen, ein zu geringes Engagement in US-Assets und Tech einzugehen.
Dollar oder Euro?
Da habe ich meine Favoriten: Dollar und Schweizer Franken, etwas weniger den Euro. Ich sehe im Euro-Raum einfach keinen ambitionierten Wachstums- und Investitionsplan, weder in Deutschland, noch Frankreich oder Italien. Mit tiefen Ambitionen schwinden auch die Opportunitäten. In einem Euro-Portfolio würde ich also immer Dollar und Schweizer Franken beimischen.
Das Risikoprofil senken?
Aus ökonomischer Sicht ist die Lage durchaus zufriedenstellend, viel besser als zur Corona-Zeit. Viele Sektoren sind wieder zurück in der Normalität – Industrie, Immobilien, Handel. Letztes Jahr wuchs Europa mit 0,4 Prozent kaum, dieses Jahr sind es etwas über ein Prozent. Aus China sehe ich momentan auch keine Gefahr, denn die Wirtschaft wächst auch dort mehr als voriges Jahr. Dazu haben wir eine leicht steigende Produktivität und eine sinkende Inflation - und die Nationalbanken senken die Zinsen. Das wird die Gewinnerwartungen verbessern.
Die Medien aber warnen vor einer Rezession.
Ich bin positiver als der Headline-Faktor erscheinen lässt. Vielmehr sehe ich nach der Covid-Krise eine Rückkehr zur Normalität: Die Inflationsraten sinken, das Lohnwachstum beruhigt sich, auch die Rate der Arbeitsplatzwechsel, die sehr hoch war, sinkt, das gilt auch für die Auslieferfristen, was auf funktionierende Lieferketten hinweist – in Europa wie in den USA. Zudem sind Brüche durch Wahlen ausgeblieben. Die Schlagzeilen sind in meinen Augen also schriller als die Realität.
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Frankreich taumelt – was sagt der französische Staatsbürger?
Als Bürger kann man vielleicht nervös werden, weil Reformen nicht angepackt werden oder keine Impulse für Europa ausgehen. Aber als Investor wäre ich viel positiver. Denn um etwas Einschneidendes oder gar Disruptives entscheiden zu können, braucht es in Paris eine politische Mehrheit, aber diese gibt es nicht. Wir sehen also eine klassische Blockade der Parteien. Als Investor schätze ich diesen Gridlock, denn mir ist lieber, es werden keine neuen Gesetze gemacht als überstürzte oder überzogene.
Und das Pfund? Es hat gegenüber dem Franken seit 20 Jahren die Hälfte des Wertes eingebüsst.
Nach vierzehn verrückte Tory-Jahre haben wir Labor-Chef Keir Starmer. Er hat bislang eine vernünftige Agenda, das heisst: Er setzt auf Budgetdisziplin, etwas höhere Steuern, etwas mehr Investitionen, auch das Verhältnis zur EU will er normalisieren. Ich glaube, nach den wilden Jahren zieht nun etwas mehr Pragmatismus und weniger Ideologie ein. Aber klar, das Probleme einer schwachen Infrastruktur ist alt und muss angepackt werden.
Die Schweiz in dieser turbulenten Zeit einen Wechsel an der Spitze der Notenbank – von Thomas Jordan zu Martin Schlegel?
Kein Problem, sondern ein bruchloser Übergang. Martin Schlegel kennt das Geschäft, Antoine Martin ist ebenfalls erfahren, er hat eine sehr wertvolle Erfahrung bei der Fed gemacht. Ich erwarte eine Fortführung des erfolgreichen Kurses der SNB.
Reagierte die SNB zu früh, als sie im Sommer die Zinsen auf 1,25 Prozent senkte?
Die Nationalbank hat ein Mandat, die Inflation unter 2 Prozent zu halten. Jetzt liegt sie bei 1,3 Prozent. Das heisst für mich, sie könnte sogar auf 1 Prozent gehen, und zwar bereits im September. Damit wäre die SNB immer noch in der Lage, die Zinsen zu erhöhen oder allenfalls zu senken. Sie weiss auch: Wenn die Zinsen zu hoch sind, werden die Investitionen sinken. Hier muss die SNB eine Balance finden; ich glaube, sie wird dafür sorgen, dass die Rate hoch bleibt, um im sehr kompetitiven Umfeld den Firmen keine Steine in den Weg zu legen. Bei diesem Wettbewerb um Capex ist es wichtig, nicht zu lange auf der Bremse zu stehen, aber auch nicht zuviel Gas zu geben, dass die Konjunktur überhitzt. Ich bin überzeugt: Die SNB, die bislang einen Topjob machte, wird weiterhin mit Aplomb vorgehen. Dann arbeitet sie auch recht aktiv mit ihrer Bilanz, das eröffnet ihr weitere Flexibilität.
Die geopolitischen Risiken für die Schweiz?
Ich habe den angespannteren Wettbewerb beschrieben, der sich aus der Blockbildung ergibt und auch über Investitionen und Innovationen geführt wird. Die Schweiz muss aufpassen, dass ihre mittelständischen Firmen, die auf den Weltmärkten kämpfen, kompetitiv bleiben. Da sind viele Weltmarktführer in Nischenmärkten darunter, sie müssen ihrer Investitionsfähigkeit hoch halten. Dazu müssen die Arbeitskräfte, die Infrastruktur, Technologie, Steuerumfeld und Energieversorgung top sein. Es sollte alles getan werden, um diese Wettbewerbspositionen zu erhalten oder zu steigern.
Ein Damoklesschwert der Weltkonjunktur sind die Staatsschulden. Diese steigen seit Jahrzehnten, obwohl jede Regierung mit dem Versprechen antritt, diese zu senken.
Die Höhe der Schulden ist für mich nicht das grösste Risiko. Wäre dem so, hätte Japan längst einen Schuldenstress erlebt, denn die Schuldenlast steht mittlerweile bei mehr als dem Vierfachen des BIP. Trotzdem hat das Land keinen Schuldenstress. Die Inflation ist tief ist, auch die Zinsen - und der Wirtschaft geht es gut.
Nicht die Höhe ist entscheidend?
Nein, entscheidend ist, wofür man Schulden aufbaut. Wenn damit langfristig investitionen in Infrastruktur, in Ausbildung, in Tech, Energiesicherheit aufgebaut werden, dann wird das durchaus geschätzt. Der Markt liebt es sogar. In den USA wurden in jüngster Zeit 3000 bis 4000 Milliarden investieren. Und die Börse boomt.
Sie reden von Inflation Reduction Act.
Nicht nur, es gibt weitere Programme. Meine Erfahrung ist: Es kommt weniger auf die Höhe der Schulden an, sondern was mit dem Geld angestellt wird. Was auch eine Rolle spielt, ist die Absorptionsfähigkeit der überschüssigen Ersparnisse des Privatsektors.
Nämlich?
Wir reden immer nur von Staatsschulden. Aber es gibt auch den Privatsektor: Haushalte, Banken, Industriefirmen etc. Wenn man die Staatsschulden mit der Finanzkraft des Privatsektors vergleicht, erhält man ein differenziertes Bild.
Nehmen wir Italien oder Frankreich.
Beiden öffentlichen Sektoren sind schwer verschuldet und defizitär, während die Privatsektoren dagegen profitabel sind und über viel Cash verfügen, so dass sich beide Seiten gegenseitig ausbalancieren. Der Privatsektor ist vital, steckt viel Geld in Pensionskassen, diese kaufen staatliche Schuldpapiere. Diese Ausgangslage macht mich nicht nervös. Oder nehmen wir Spanien: In der Finanzkrise betrug das Defizit des nationalen Current Account 10 Prozent, heute liegt es bei einem Überschuss von 3 Prozent. Was ich sagen will: Diese Länder können die Höhe der Staatsverschuldung tragen, weil der Privatsektor sehr hohen Sparüberschuss hat - und die Absorptionskette entsprechend hoch. Gefährlich wird es, wenn diese Bilanz von staatlichen und privaten Sektoren minus 5 Prozent beträgt. Zu Ihrer Ausgangsfrage: Ja, diverse Staat sind hoch verschuldet, aber der Privatsektor ist in einem sehr guten Zustand, die Haushalte legen zu, bei den Firmen sehe ich viel Cashflow und gesunde Bilanzen. Der florierende Privatsektor bildet ein Sicherheitsnetz.
Eine grosse Unbekannte bleibt: China und Taiwan.
Einen globalen Konflikt halte ich für sehr unwahrscheinlich, aber ein Einmarsch würde einen Wirtschaftskrieg heraufbeschwören und die Lieferketten würden massiv stören. Die USA hätten dabei einen grossen Vorteil.
Nämlich?
Das Land hat unter Barak Obama die eigene Ölproduktion dank Fracking hochgefahren. Zuvor förderten die USA weniger als 8.5 Millionen Barrel pro Tag gefördert, heute sind es 13.2 Millionen Barrel. Das heisst: Heute produziert kein Land mehr Energie als die USA – auch nicht Russland Saudiarabien, beide liegen bei 10, 11 Barrel pro Tag. Die Amerikaner haben offenbar früh erkannt, dass es im Energiemarkt zu einer Disruption kommt und handelten. Sie waren deshalb beim Angriff Russland auf die Ukraine in einer guten Ausgangslage, weil sie energieunabhängig waren. Heute sehen wir dasselbe Muster bei den Mikroprozessoren. Das Land hat die Ausgaben für Innovationen bei Mikrochips enorm gesteigert. Das kann man auch Vorsichtsmassnahme für einen allfälligen Angriff Chinas auf Taiwan sehen. Da gibt’s ja längst einige Verschiebungen, auch Taiwan verlagert die Produktion in andere Länder.
Die USA würden militärisch nicht eingreifen, aber den Chipkrieg forcieren.
Klar würden die Amerikaner keine Truppen nach Taiwan schicken, aber man würde China hart sanktionieren, von internationalen Gremien und von Swift ausschliessen und von den US-Konsumenten abschneiden. Das alles wissen die Chinesen, weil sie smart sind, aber sie haben trotzdem das strategische Ziel, Taiwan irgendwann zu integrieren.
Europa schläft oder ist mit sich selbst beschäftigt?
Europa hat die Folgen einer Abhängigkeit von russischem Gas und Erdöl nicht vorhergesehen und nicht diversifiziert. Aber es legte immerhin eine hohe Flexibilität an den Tag, als es um die Ablösung russischer Energie ging. Nun übersehen sie die Bedeutung der Chipindustrie bei einem Taiwan-Konflikt; sie sehen die kommenden Störungen nicht voraus, aber Europa sollte in der Lage sein, schnell zu reagieren und sich anzupassen.
Wieso fehlt die Weitsicht?
Weil Europa nicht fähig ist, eine neue Strategie durchzusetzen, wenn die Welt im Normalbetrieb ja gut funktioniert. Dann stehen nationale Interessen im Vordergrund. Europa entscheidt erst schnell und hart, wenn es mit einer richtigen Krise konfrontiert ist. Das war im Fall von Covid so, auch bei Russland.
Das heisst, Europa hängt für ewig am Rockzipfel der USA, das den Takt vorgibt? Macron redet vom «Vasall der USA».
Für ewig weiss ich nicht. Aber Emmanuel Macron hat gesagt: Wenn Europa stark sein wolle, müsse sie autonomer werden und eine einheitliche, schlagkräftige Armee aufbauen. Diese Entwicklung aber sehe ich nur im Ansatz. Deshalb glaube ich, dass die USA für Europa bis auf weiteres enorm wichtig bleiben werden.
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