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Zehn Anlageüberzeugungen für das zweite Halbjahr 2024
Ein relativ gesundes makroökonomisches Umfeld mit Aktien, die sich um Rekordhochs bewegen, steht steigenden (geo)politischen Risiken gegenüber. Worauf sollten Anlegerinnen und Anleger im zweiten Halbjahr 2024 achten? Wir stellen unsere zehn stärksten Überzeugungen vor.
In der ersten Jahreshälfte 2024 schwanden an den Märkten die Rezessionsängste und machten Platz für eine optimistischere Einschätzung des Wirtschaftswachstums. Im zweiten Halbjahr (H2) dürfte das Anlageumfeld weiterhin vom Disinflationstrend und von der Zinsentwicklung geprägt sein, aber auch von politischen Risiken, insbesondere der US-Wahl und dem geopolitischen Wettbewerb. Die Aussicht auf Veränderungen dürfte zu Phasen der Marktvolatilität führen.
Das globale Wachstum bleibt robust, und die Teuerung dürfte in den wichtigsten Volkswirtschaften weiter nachlassen. In China verschlechtert sich die Aktivität nicht mehr. Die Notenbanken der Industrieländer mit Ausnahme Japans senken die Zinsen – oder werden dies im Falle der USA und des Vereinigten Königreichs bald tun. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Kapitalkosten auch in einem Jahr oder danach höher sein werden als vor der Pandemie. Einige Restrisiken für die Inflation bleiben bestehen, und politische Entscheidungen – darunter eine neue Trump-Präsidentschaft – könnten ebenfalls einen Einfluss haben
Für Anleger bedeutet dies, dass erstklassige festverzinsliche Wertpapiere nach wie vor eine attraktive Quelle für Erträge und Portfoliostabilität sind. Unsere bevorzugten Anlagen sind deutsche Bundesanleihen und britische Staatsanleihen (Gilts), europäische Investment-Grade-Unternehmenspapiere, ausgewählte „Crossover“-Unternehmensanleihen (Anleihen mit Rating BB und BBB) sowie Unternehmensanleihen der Schwellenländer. In der Schweiz kann ein Engagement in börsennotierten Immobilien die Portfoliorendite optimieren.
Trotz der oben erwähnten Herausforderungen sehen wir an den Aktienmärkten mehr Potenzial. Aktien dürften unserer Meinung nach von einem soliden Gewinnwachstum profitieren, und die starke Konzentration der US-Aktienrenditen dürfte sich mit der Zeit normalisieren. Ausgewählte zyklische Titel, vernünftig bewertete Regionen und Sektoren, die bisher zurückgeblieben sind, und unsere thematischen Engagements – rethink investments – können unseres Erachtens in Portfolios Mehrwert bieten. Thematische Engagements, die auf den laufenden Veränderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Demografie, Infrastruktur und Technologie gründen, können unserer Meinung nach die Widerstandsfähigkeit eines Portfolios über Konjunkturzyklen hinweg verbessern.
Wir erwarten, dass der immer noch robuste US-Dollar gegenüber dem Euro und dem britischen Pfund weiterhin fest notiert. Bei den alternativen Anlageklassen bleibt unser Ausblick für Gold konstruktiv. Wir sehen allgemein Chancen bei Rohstoffen, die aufgrund der Nachhaltigkeitswende stärker nachgefragt werden. Für geeignete Anleger können Private Assets zur Portfoliorendite und Diversifizierung beitragen.
Die Konjunktur und die Politik der Notenbanken werden die Finanzmärkte auch im weiteren Verlauf des Jahres 2024 prägen. Zwischendurch dürften indessen politische Ereignisse in den Vordergrund treten. Im Folgenden stellen wir unsere zehn stärksten Anlageüberzeugungen vor. Wir rechnen für das zweite Halbjahr mit einem herausfordernden Umfeld, in dem ein aktiver Ansatz bei der Risikoabwägung und neue Anlagechancen weiterhin belohnt werden.
Anlageeinschätzungen für das zweite Halbjahr 2024
Portfoliorisiko – weiterhin neutrale Haltung
1. Portfoliorisiko taktisch neutral halten; Engagements anpassen, wenn sich Chancen bieten
Unser makroökonomisches Szenario ist für die Finanzmärkte konstruktiv. Doch angesichts der geopolitischen Risiken im H2 verfolgen wir einen risikobewussten Ansatz und positionieren uns für eine Reihe von Wirtschafts- und Marktszenarien. Daher bleibt die Diversifizierung der Portfolios für unsere Strategie zentral. Phasen der Risikoaversion könnten zu einem vorübergehenden Rückgang der hohen Korrelation zwischen Aktien und Anleihen führen, was für ein ausgewogenes Engagement in erstklassigen Anleihen spricht. In solchen Fällen könnten sich jedoch Chancen in anderen Risikoanlagen ergeben, und wir halten uns bereit, um sie zu ergreifen.
Festverzinsliche – erstklassige Anleihen bevorzugen, ausgewählte Carry-Chancen nutzen
2. Kapitalgewinne bei Festverzinslichen dürften sich leicht verbessern
Festverzinsliche Anlagen können für konservative Anleger einen Ertragsstrom bieten und sind ein nützliches Instrument, um hohe Renditen für „Kaufen und Halten“-Anleger zu sichern. Die Zinssenkungen haben jedoch begonnen und dürften sich fortsetzen, wenn die Inflation im H2 zurückgeht. Wir rechnen im Zuge sinkender Renditen mit bescheidenen Kursgewinnen bei Anleihen (was zusätzlich zu den Coupons für Erträge sorgt). Die Europäische Zentralbank und die Bank of England dürften die Zinsen früher und stärker als die US-Notenbank Fed senken. Wir bevorzugen deutsche Bundesanleihen und Gilts gegenüber US-Staatsanleihen (abgesichert gegenüber der Referenzwährung des Portfolios). Wir favorisieren Anleihen mit Laufzeiten von fünf bis sieben Jahren, die zu Beginn der geldpolitischen Lockerung profitieren dürften. Doch angesichts der Unsicherheiten bezüglich (Fiskal-)Politik und Inflation halten wir einen flexiblen Ansatz beim Durationsmanagement, namentlich in den USA, für angebracht.
3. Suche nach Carry-Chancen mit ausgewählten Anleihenpositionen
Politische Risiken und der Beginn des US-Präsidentschaftswahlkampfs könnten für erhöhte Volatilität sorgen. Angesichts der bereits engen Spreads könnten die Erträge von Unternehmensanleihen in nächster Zeit begrenzt sein. Im Verlauf des H2 könnten sich jedoch Chancen für Carry (Renditevorteile) eröffnen. Im Investment-Grade-Segment bevorzugen wir auf Euro (EUR) lautende Anleihen gegenüber in US-Dollar (USD) denominierten Papieren (mit Währungsabsicherung), was dazu beiträgt, zusätzlichen Carry zu erzielen. Wir sind der Meinung, dass ausgewählte „Crossover“-Anleihen (Rating BBB oder BB) in einem Umfeld mit steigendem Wachstum und Disinflation immer noch ein gutes Risiko-Rendite-Verhältnis bieten. Zudem bevorzugen wir Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (EM) in Hartwährung gegenüber EM-Staatsanleihen, da EM-Unternehmensanleihen eine bessere Diversifizierung und eine höhere Ratingqualität bieten. Der Renditeaufschlag gegenüber EM-Staatsanleihen (Ausnahme: Rating CCC) bleibt attraktiv.
Aktien – vorerst neutral, Präferenz für zyklische Titel sowie zurückgebliebene Regionen und Sektoren
4. Zyklische Aktien bevorzugen
Aktien dürften im H2 mehr Aufwärtspotenzial bieten als Anleihen. Doch die Konzentrationsrisiken (auf dem US-Markt) und die geopolitischen Risiken haben zugenommen und könnten kurzfristig zu Volatilität führen. Aktien dürften durch ein Gewinnwachstum im hohen einstelligen Bereich und Zinssenkungen im H2 unterstützt werden. Wir sind bereit, Chancen in ausgewählten zyklischen Sektoren zu nutzen, insbesondere in Energie, Grundstoffen, Nicht-Basiskonsumgütern und Kommunikationsdiensten. Unsere Sektorpräferenzen können sich abhängig vom Ergebnis der Wahl in den USA ändern.
5. Zurückgebliebene Regionen und Sektoren dürften aufholen
In der ersten Jahreshälfte haben wir schrittweise Engagements in fair bewerteten Märkten aufgebaut, die bisher hinter der allgemein starken Aktienperformance zurückgeblieben sind. Die Positionierung auf dem britischen Aktienmarkt war ein erster Schritt in diese Richtung. Dieser Markt bietet vernünftige Bewertungen, ein angemessenes Gewinnwachstum, solide makroökonomische Aussichten (sinkende Zinsen, schwaches Pfund) und potenzielle Zuflüsse aufgrund von Rentenreformen im Land. Ausgewählte EM-Aktienmärkte dürften ebenfalls ein fair bewertetes Engagement ermöglichen; wir setzen den Fokus auf Taiwan, Südkorea und Indien. Unsere am wenigsten bevorzugte Region bleibt die Eurozone. Sie hat jüngst unter der durch die Europawahl ausgelösten politischen Unsicherheit gelitten und dürfte wegen schwächerer Gewinnaussichten weiter hinter den Weltindizes zurückbleiben.
6. Thematische Aktienengagements können zu widerstandsfähigen Portfolios beitragen
Für Anleger, die ihr Portfolio widerstandsfähiger machen und auf längerfristige Wachstumstreiber setzen wollen, bietet unser Rahmen für thematische Anlagen neue Chancen. Er basiert auf unserer Analyse tiefgreifender Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft – in den Bereichen Langlebigkeit, Demografie, Infrastruktur und Nachhaltigkeitswende. Ziel ist, die sich daraus ergebenden Chancen über börsennotierte Aktien zu nutzen. Anleger, die bereit und in der Lage sind, kurzfristige Volatilität in diesem Teil ihres Portfolios zu akzeptieren, können ein Engagement in unseren bevorzugten thematischen Aktien aufbauen.
Währungen – USD weiterhin unterstützt
7. Anhaltende Dollarstärke
Der US-Dollar (USD) profitiert immer noch von einem Renditevorteil gegenüber anderen G10-Währungen und von einem schwächeren Wachstum ausserhalb der USA. Diese Situation dürfte im H2 fortdauern. Doch einige Faktoren lassen Zweifel an der Nachhaltigkeit der Dollarstärke aufkommen: politische und damit verbundene fiskalpolitische Risiken in den USA, die Überbewertung des Dollar, die zunehmende Bedeutung von Gold zulasten des USD in den Reserven der Notenbanken und eine „multipolare“ Welt. Dennoch sind wir der Meinung, dass der USD im H2 gegenüber dem Euro und dem britischen Pfund weiter zulegt. Das solide US-Wachstum, ein schnellerer Zinssenkungszyklus in Europa und die Cost-of-Carry verschaffen dem USD weiterhin einen Vorteil, was auch zur Diversifizierung von Portfolios beiträgt. Der Euro dürfte gegenüber dem Schweizer Franken weiter an Boden verlieren, auch wenn eine kurzfristige Konsolidierung wahrscheinlich ist. Der Zinsunterschied verringert sich, und geopolitische Risiken unterstützen die Nachfrage nach anderen Zufluchtswährungen.
Rohstoffe – steigende Nachfrage
8. Rohstoffe könnten solide Gewinne verzeichnen
In einer Zeit der geopolitischen Unsicherheit ist ein sicherer und zuverlässiger Zugang zu natürlichen Ressourcen unverzichtbar. Denn wegen des Übergangs zu einer Netto-Null-Wirtschaft ist die Nachfrage nach diesen Ressourcen erhöht. Wir rechnen mit dauerhaften Verschiebungen auf den Rohstoffmärkten. Industriemetalle, vor allem Kupfer, sehen sich einer neuen strukturellen Nachfrage gegenüber. Diese gründet auf der Elektrifizierung und dem Ausbau von Rechenzentren, der durch den Aufstieg der künstlichen Intelligenz erforderlich wird. Die Nachfrage nach alternativen Bau- und Verpackungsmaterialien wie Holz dürfte ebenfalls anziehen, da der Anstieg der CO2-Preise und die Ausweitung des Emissionshandels zunehmend eine faire Bewertung der natürlichen Ressourcen ermöglichen. In einem komplexen geopolitischen und finanziellen Umfeld wird Gold für die Notenbanken als Reserveaktivum immer wichtiger. Wir rechnen trotz eines widerstandsfähigen US-Dollar mit Unterstützung für den Goldpreis. Phasen der Risikoaversion könnten die Rohstoffpreise belasten; wir würden die Preisschwäche für Engagements in Industriemetallen nutzen.
Alternative Anlagen – eine wichtige Stütze für die Diversifizierung
9. Alternative Strategien können Erträge und Diversifizierung bieten
Für Anleger in Schweizer Franken kann unserer Meinung nach das niedrige Niveau der Anleihenrenditen börsennotierte Schweizer Immobilienfonds weiterhin unterstützen. Diese Fonds bieten derzeit einen attraktiven Renditevorteil gegenüber Schweizer Staatsanleihen. Bei Hedge Funds sind wir nach wie vor von globalen Macro- und Trendfolgestrategien überzeugt, wollen aber eine breitere Palette von Chancen nutzen. Dazu gehören Strategien mit dem Ziel, von verstärkten Unternehmensaktivitäten wie Fusionen, Übernahmen und Umstrukturierungen zu profitieren (Event-driven-Strategien). Ebenfalls zählen dazu Long-Short-Aktienstrategien, da sich das Umfeld für die Titelauswahl angesichts einer Normalisierung der makroökonomischen Bedingungen und einer Rückkehr der Volatilität verbessert.
10. Private Assets können Portfolios für geeignete Anleger stärken
Unserer Meinung nach können Private Assets eine wertvolle Rolle in diversifizierten Multi-Asset-Portfolios spielen. Dies gilt für Anleger mit langfristigem Anlagehorizont und der Fähigkeit, Anlagen zu halten, die gegebenenfalls nicht einfach zu kaufen und zu verkaufen sind. Die Berücksichtigung von Private Assets kann die Portfoliorenditen erhöhen, die Volatilität senken und zur Diversifizierung beitragen. Die Anlageklasse bietet Zugang zu innovativen und schnell wachsenden Unternehmen, die vermehrt in privater Hand bleiben, anstatt an die Börse zu gehen.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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