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US-Wahlszenarien und Auswirkungen auf Anlagen
Kernpunkte
- Das Rennen um die US-Präsidentschaft scheint knapp. Wir erwarten, dass ein Sieg der Demokraten zu einem gespaltenen Kongress und ein Sieg der Republikaner zu einem geeinten Kongress führen würde.
- Ein Sieg der Republikaner dürfte eine höhere Inflation und ein etwas höheres nominales Wachstum bedeuten, was die Fed zwingen würde, den Zinssenkungszyklus bei rund 4% zu stoppen; eine demokratische Präsidentschaft dürfte mehr politische Kontinuität und Fed-Zinssenkungen bis Mitte 2025 bedeuten.
- Die Anleihenrenditen dürften unter einer republikanischen Regierung steigen, ebenso wie der US-Dollar gegenüber dem Euro. Wir erwarten, dass Aktien, vor allem Banktitel und Rüstungswerte, zulegen würden.
- Ein Sieg der Demokraten würde sich unseres Erachtens eher neutral auf Aktien und den Dollar auswirken. Defensive Aktien dürften an Attraktivität gewinnen, und die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen dürften in den Bereich von 3,6% bis 4,1% fallen.
Wir befassen uns mit dem Rennen um das Weisse Haus, verschiedenen Szenarien und ihrer Wahrscheinlichkeit sowie den Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Anlageklassen.
Wie würden wir die Auswirkungen einer Präsidentschaft von Kamala Harris beurteilen? Oder wie würde sich ein Sieg von Donald Trump auswirken, wenn die Republikaner die Kontrolle über beide Häuser des Kongresses erlangen? Da Harris die Unterstützung der Demokraten mobilisiert, scheint das Rennen um die US-Präsidentschaft nun knapp zu werden. Umfragemodelle deuten derzeit darauf hin, dass Harris und Trump ungefähr gleiche Chancen haben, gewählt zu werden, mit einiger Dynamik für Harris. Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Siegs für beide Kandidaten auf 50%. Auf legislativer Ebene erwarten wir im Falle eines Siegs der Demokraten einen gespaltenen Kongress und im Falle eines Siegs der Republikaner einen geeinten Kongress.
Beurteilung der Szenarien für Repräsentantenhaus und Senat
Die Sitz-Arithmetik im Senat sieht für die Republikaner günstig aus. Wenn Trump ins Weisse Haus einzieht, braucht seine Partei nur einen zusätzlichen Sitz im Senat, um die Mehrheit zu erlangen. Gewinnt Harris, bräuchten die Republikaner nur zwei zusätzliche Sitze (da der Vizepräsident den Demokraten sonst eine Senatsmehrheit von einem Sitz bescheren würde). Da die Demokraten Sitze in drei traditionell republikanisch geprägten Staaten – Ohio, Montana und West Virginia – verteidigen müssen, halten wir die Wahrscheinlichkeit eines republikanischen Senats für hoch.
Im Gegensatz dazu sieht es im Repräsentantenhaus nach einer ausgeglichenen Situation aus, wobei hier viel von der Dynamik der Harris-Kampagne abhängt. Wenn Harris siegt, könnte dies ausreichen, um Swing States zu gewinnen und den Demokraten eine Mehrheit im Unterhaus zu verschaffen. Zusammenfassend erwarten wir im Falle eines Siegs von Trump knapp einen geeinten republikanischen Kongress, während ein Sieg von Harris ein gespaltenes Repräsentantenhaus und einen gespaltenen Senat bedeuten dürfte.
Was verheissen unsere Wahlszenarien für die US-Wirtschaft? Die beiden Kandidierenden haben einige wichtige politische Gemeinsamkeiten: eine harte Haltung gegenüber China, wenig Bereitschaft, das Staatsdefizit zu verringern, und die Neigung, die Interessen der US-Unternehmen zu unterstützen. In einer zweiten Amtszeit von Trump dürften die Auswirkungen neuer Zölle neben der Verlängerung von Steuersenkungen und der Verschärfung der Einwanderungspolitik eine wichtige wirtschaftliche Variable sein. In der Aussenpolitik könnte eine Trump-Präsidentschaft die Dynamik im Nahen Osten verändern und die amerikanische Unterstützung für die Ukraine infrage stellen.
Makroökonomische Auswirkungen einer republikanischen bzw. demokratischen Regierung
In unseren Szenarien für einen Sieg der Republikaner bzw. Demokraten liegt das reale Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2025 in einer Spanne von 1,9% bis 2,2%. Ein „Clean Sweep“ der Republikaner – also die Sicherung der Präsidentschaft, des Repräsentantenhauses und des Senats – könnte Folgendes bedeuten: Wachstumsfördernde Massnahmen in den Bereichen Regulierung und Energie sowie eine Verlängerung der Steuersenkungen könnten zu einem höheren nominalen Wachstum und einer höheren Inflation führen. Die US-Notenbank Fed könnte sich dann gezwungen sehen, den Zinssenkungszyklus im zweiten Quartal 2025 bei rund 4% zu stoppen.
Im Falle einer Trump-Präsidentschaft mit einem gespaltenen Kongress dürften die Auswirkungen der Zölle dominieren und das Wachstum belasten, während die Inflation steigt. Dies würde die Fed ebenfalls dazu zwingen, die Zinssenkungen einzustellen, allerdings auf einem niedrigeren Niveau, da das Wachstum und der Arbeitsmarkt anfälliger wären.
Eine Harris-Regierung würde grössere politische Kontinuität bedeuten. In diesem Fall könnte die Fed die Zinsen an jeder Sitzung bis Mitte 2025 weiter reduzieren, um die Arbeitslosigkeit bei sinkender Inflation in Grenzen zu halten. Wir würden hierbei einen gespaltenen Kongress als sehr wahrscheinliches Szenario ansehen. Sollte es zu einem „Clean Sweep“ der Demokraten kommen, wäre eine leichte Verschiebung nach links zu erwarten. Dabei dürfte ein stärkerer Fokus auf Einkommensgleichheit und Umverteilung liegen, während die Energie-, Arbeitsmarkt-, Einwanderungs- und Aussenpolitik fortgesetzt würde. Im Folgenden widmen wir uns in erster Linie den drei wahrscheinlichsten Szenarien und ihren Auswirkungen auf die Anlageklassen. Diese drei Szenarien sind: ein „Clean Sweep“ der Republikaner, ein Sieg von Trump mit einem gespaltenen Kongress und ein Sieg von Harris mit einem gespaltenen Kongress.
Auswirkungen eines Siegs der Republikaner auf die Anlageklassen
Wir würden einen „Clean Sweep“ der Republikaner mit höherem Wachstum und höherer Inflation als das positivste Ergebnis für Aktien ansehen. Der S&P 500 dürfte sich in diesem Fall bis zum Jahresende der Marke von 6’000 annähern. Eine Mehrheit sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat hat sich in der Vergangenheit als sehr vorteilhaft für die Anlageklasse erwiesen. In diesem Fall würden wir erwarten, dass Banken und der Verteidigungssektor überdurchschnittlich abschneiden; Erstere aufgrund einer weniger strengen Regulierung, eines stärkeren Wachstums sowie höherer Zinsen und Letzterer, weil den Verteidigungsausgaben mehr Priorität eingeräumt würde. Zuwächse im Energiesektor wären wahrscheinlich begrenzt, da eine steigende Ölproduktion in den USA auf die Preise drückt. Die Volatilität in Sektoren wie sauberer Energie, Elektrofahrzeugen und Halbleitern, die sensibel auf Zölle reagieren, könnte zunehmen.
Wir würden von einem höheren Wachstum und einer höheren Inflation im Jahr 2025, einem geringeren Spielraum für Zinssenkungen und einer Ausweitung des Haushaltsdefizits ausgehen. Entsprechend würden wir höhere Anleihenrenditen erwarten, angeführt von einem Anstieg bei langfristigen Papieren, mit zehnjährigen US-Renditen im Bereich von 4,2% bis 4,7%. US-Staatsanleihen dürften gegenüber kurzfristigen Geldmarktinstrumenten eine Underperformance verzeichnen. Bei Unternehmensanleihen würden wir damit rechnen, dass Hochzinspapiere besser abschneiden als Investment-Grade-Anleihen, und wir würden Schuldtitel von zyklischen Unternehmen und Anleihen mit kürzerer Laufzeit bevorzugen.
Auch für den US-Dollar halten wir einen „Clean Sweep“ der Republikaner für das positivste Szenario, mit einem EURUSD-Kurs in einer Spanne von 1,01 bis 1,06. Zölle würden asiatische Währungen, vor allem den chinesischen Yuan, stärker im Mitleidenschaft ziehen. Ein allgemein volatileres Marktumfeld und niedrigere Ölpreise könnten sich auch für viele renditestärkere Schwellenländerwährungen nachteilig auswirken. Der Dollar könnte ebenfalls kurzfristige Rückschläge verzeichnen – dies aufgrund niedrigerer Energiepreise oder verbaler Interventionen von Trump, die den Dollar insbesondere gegenüber dem Yuan und dem japanischen Yen belasten könnten.
Ein Sieg Trumps mit einem gespaltenen Kongress wäre unseres Erachtens für Aktien moderat positiv, wobei die Sektortrends nicht so eindeutig wären und zyklische Sektoren weiterhin eine Outperformance aufweisen dürften. Die Kursbewegungen bei Anleihen könnten begrenzter ausfallen. Wir gehen davon aus, dass sich die zehnjährigen US-Renditen in einer Spanne von 3,8% bis 4,3% bewegen würden, bei etwas schwächerem Wachstum und höherer Inflation. Bei Unternehmensanleihen erwarten wir auch hier, dass Hochzinspapiere besser abschneiden als Investment-Grade-Anleihen. Auf Währungsebene wären die Auswirkungen immer noch positiv für den Dollar, aber weniger ausgeprägt. Wir würden von einem EURUSD-Kurs in einer Spanne von 1,04 bis 1,09 und einer weniger breit abgestützten Stärke gegenüber anderen Währungen ausgehen. Niedrig verzinsliche Währungen wie der Schweizer Franken und der japanische Yen dürften sich etwas besser entwickeln.
Szenarien bei einem Sieg der Demokraten
Bei einem Sieg der Demokraten mit einem gespaltenen Kongress würden wir immer noch von einer sanften Landung der US-Wirtschaft ausgehen, mit leicht positiven Auswirkungen auf Aktien. Der S&P 500 würde das Jahr unseres Erachtens in einer Spanne von 5’300 bis 5’700 Punkten beenden. Der Gesundheitssektor dürfte angesichts der anhaltenden Bemühungen einer demokratischen Regierung, die Gesundheitskosten zu senken, weiterhin unter Druck stehen. Die Rolle der USA als „Ausnahmeerscheinung“ dürfte sich abschwächen, wenn sich das Wachstum in Richtung Trendniveau normalisiert – das wir auf etwa 2% schätzen – und das Risiko zusätzlicher Zölle zurückgeht.
Bei anhaltender Disinflation dürften die zehnjährigen US-Renditen in den Bereich von 3,6% bis 4,1% fallen. Ein schnellerer Rückgang der Zinsen in den Industrieländern, einschliesslich der Fed Funds Rate, wäre ein ungünstigeres Dollarszenario; dies dürfte Ende 2024 und Anfang 2025 niedriger verzinste Währungen wie den Schweizer Franken und den japanischen Yen unterstützen. Asiatische Währungen dürften sich besser entwickeln, wenn die Risiken zusätzlicher Zölle abnehmen. Wir würden jedoch mit einer anhaltenden Schwäche des Yuan rechnen sowie mit einem gegenüber der chinesischen Währung weitgehend stabilen Dollar. Wir gehen davon aus, dass der Dollar von seiner höheren Rendite gegenüber dem Euro profitieren würde. Allerdings dürfte EURUSD höher notieren als im Falle eines Trump-Siegs, wahrscheinlich in einer Spanne von 1,08 bis 1,13.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
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