Privatbanken: „Man kann nicht über Vermögensverwaltung sprechen, ohne über Vermögensplanung gesprochen zu haben“, so Serge Fehr

    Serge Fehr stellte seine gesamte Karriere in den Dienst der Privatkundschaft. Er ist eine leidenschaftliche Führungspersönlichkeit, inspiriert und inspirierend, und verbindet den Sinn für Disziplin mit authentischem Wohlwollen. Zu diesen Kompetenzen kommen fast 30 Jahre Erfahrung in Schlüsselfunktionen im Private Banking in der Schweiz hinzu.

    Der umsichtige Ansatz von Lombard Odier sowie unsere Werte und Unabhängigkeit überzeugten ihn, im Sommer 2023 zu uns zu stossen. Der gebürtige Genfer ist seit fast zehn Jahren beinahe jede Woche mit dem Zug in der Schweiz unterwegs, um Kunden und Mitarbeitende seiner Teams vor Ort zu treffen. Neben seinen beiden Büros in Genf und Zürich ist das Zugabteil der SBB sein dritter Arbeitsplatz. Wir haben ihn in Genf getroffen, um mehr über seine Vision der Privatbankentwicklung und die optimale Betreuung unserer Kundinnen und Kunden zu erfahren.

    Die Bedürfnisse der Private-Banking-Kunden in der Schweiz haben sich erheblich weiterentwickelt. Was hat Sie im Laufe Ihrer Karriere besonders geprägt?

    Wenn ich meine Generation mit der meiner Eltern vergleiche, fällt besonders auf, dass wir mit unseren Eltern nicht über Geld sprachen. Heute redet man viel offener miteinander. Das gilt für das Thema Geld ebenso wie für zahlreiche andere gesellschaftliche Themen – unabhängig von der Vermögenssituation. Die junge Generation, d.h. Personen zwischen 25 und 50 Jahren, wird heute viel aktiver in die Verwaltung des Familienvermögens eingebunden.

    Darüber hinaus sind diese jungen Menschen in die Informationsgesellschaft hineingewachsen, kennen sich besser mit den Finanzmärkten aus und stellen mehr Fragen. Das haben wir letztes Jahr bei unserer Umfrage unter Schweizer Anlegerinnen und Anlegern gesehen: Sie möchten ihre Anlagen und bestimmte Themen wie Private Equity oder nachhaltiges Investieren besser verstehen. Die grundlegenden Bedürfnisse nach Schutz und Wachstum des Vermögens haben sich zwar zu keiner Zeit verändert. Deutlich verändert hat sich allerdings die Art und Weise, wie Kunden betreut und ihre Bedürfnisse angesprochen werden.

    Wie begleiten Sie diese neue Generation?

    Mit einem familiären, generationenübergreifenden Ansatz. Wir hören genau zu und stellen uns selbst Fragen! Unsere Bankerinnen und Banker müssen ihre Kundschaft gut kennen. Nur so ist eine optimale Betreuung möglich. Die Lebensentwürfe der Generationen können sich decken; sie können aber auch erheblich voneinander abweichen.

    Die erste Klippe besteht tatsächlich bei der Generation der Eltern. Sie schieben Gespräche über die Nachfolge zuweilen auf, weil damit auch ihr Lebensende im Raum steht. Das ist natürlich für niemanden angenehm. Lange bevor man über die Nachfolge spricht, kann man die neue Generation aber schon an der Verwaltung des Familienvermögens beteiligen: Man kann sie in Entscheidungen einbinden, Schenkungen vornehmen oder sie ganz einfach über die Anlagestrategien und die zu erreichenden Ziele informieren.

    Die jüngeren Generationen betrachten Privatbanken jedoch nicht immer als Hauptansprechpartner in Sachen Finanzen. Was antworten Sie ihnen?

    Das ist oft einer Wahrnehmung geschuldet, die sich wandelt, sobald man konkret mit diesen jungen Menschen zusammenarbeitet. Die Bankenlandschaft hat sich in nur wenigen Jahren erheblich verändert. Das gilt auch für die Privatbanken. Heute gibt es zahlreiche Modelle, die sich ergänzen. Ob jahrhundertealte Kreditinstitute oder Neobanken: In der Regel spezialisieren sich alle auf das, was sie am besten beherrschen. FinTechs sind meist auf sehr spezifische Produkte oder Dienstleistungen ausgerichtet; sie arbeiten nach einem „Do-it-yourself“-Prinzip, um Kosten zu sparen. Dieser Ansatz stösst jedoch bei vermögenderen Kundinnen und Kunden schnell an seine Grenzen: Hier ist eine umfassende Beratung erforderlich. Unternehmer wie auch vermögende Familien benötigen eine individuelle Begleitung und einen ganzheitlichen Ansatz, um ihr Vermögen zu optimieren und entspannt zu vermehren.

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    Auf Kundenseite gilt: Mit zunehmender Digitalisierung und Mobilität arbeiten die Kundinnen und Kunden gewöhnlich mit mehreren Banken zusammen. Bei einem Unternehmer etwa kommt es häufig vor, dass er eine Online-Bank für seine Zahlungen nutzt und eine Universalbank für die Liquidität seines Unternehmens. Seine Hypotheken hat er bei der Bank vor Ort aufgenommen; sein Vermögen wiederum verwaltet eine Privatbank. Vor diesem Hintergrund nehmen die Privatbanken einen wichtigen Platz ein: Sie bieten eine umfassende Vermögensverwaltung und langfristige Perspektiven.

    Bevor Sie im Sommer 2023 zu unserer Bank stiessen, waren Sie über 25 Jahre für das Private-Banking-Geschäft bei Credit Suisse tätig. Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Tätigkeit?

    Unabhängig von dem Kreditinstitut bin ich der Meinung, dass man nicht über Vermögensverwaltung sprechen kann, ohne über Vermögensplanung gesprochen zu haben. Genau darin liegt für mich der Mehrwert einer Privatbank: Portfolio- oder Vermögensverwaltung ohne individuelle Vermögensplanungsstrategie funktioniert nicht. Natürlich sind Investitionen für die Wertschöpfung von entscheidender Bedeutung. Aber sie müssen wohlüberlegt erfolgen und zur Lebensplanung passen. Sie dürfen nicht ausschliesslich auf die Finanzmärkte ausgerichtet sein.

    sind Investitionen für die Wertschöpfung von entscheidender Bedeutung. Aber sie müssen wohlüberlegt erfolgen und zur Lebensplanung passen

    Ohne gut strukturierte Vermögensplanung kann es zu einer Wertvernichtung kommen. Möchte ein Kunde beispielsweise heute einen bestimmten Betrag anlegen und ich habe keine Vorstellung von seinen Lebensplänen, investiere ich entsprechend seinem Risikoprofil und den Marktbedingungen. Wenn er aber drei Jahre später dann ins Ausland zieht, eine Immobilie kaufen oder ein Unternehmen gründen möchte, sind seine Anlagen höchstwahrscheinlich nicht darauf zugeschnitten. Oder der Zeitpunkt für einen Verkauf ist ungünstig, da aufgrund der Marktentwicklung, von Kosten oder der Besteuerung ein Wertverlust entstehen könnte. Das ist schade, lässt sich aber verhindern. Darum ist Vermögensverwaltung eng mit Vermögensplanung verbunden. Das entspricht genau der Expertise von Lombard Odier und dem Gedanken hinter dem Angebot für unsere Kunden. Dazu zählen etwa die steuereffizienten Multi-Pocket-Strategien, unser Angebot „Your Wealth Outlook“ und die gesamte Expertise rund um Vorsorge, Nachfolge oder auch internationale Mobilität.

    Die Schaffung von Wohlstand und Vermögen wurde in den letzten Jahren von Unternehmerinnen und Unternehmern stark vorangetrieben. Wie passen sich die Dienstleistungen einer Privatbank an ihre spezifischen Bedürfnisse an?

    Unternehmerinnen und Unternehmer sind häufig stark auf ihr Unternehmen fokussiert – das ist völlig normal! In der Regel haben sie nicht die Zeit, sich um ihr Vermögen zu kümmern. Die Dienstleistungen einer Privatbank sind hier besonders geeignet: Sie ermöglichen eine umfassende, strukturierte Betrachtung des Privatvermögens. Nicht selten ist das Vermögen beinahe vollständig im Unternehmen konzentriert. Dieses Vermögen ist jedoch nicht verfügbar, es ist nicht liquide. Man kann nicht darüber verfügen; es sei denn, man verkauft das Unternehmen.

    Der Verkauf eines Unternehmens ist ein Umbruch im Leben einer Unternehmerin bzw. eines Unternehmers. Auch für das Vermögen bedeutet das eine erhebliche Veränderung, die es vorab zu planen gilt

    Unternehmerinnen und Unternehmer, die weiterhin beruflich aktiv sind, unterstützen wir bei der Planung. Sie können ihr Vermögen dann ausgewogener und diversifizierter aufteilen – im Einklang mit ihren Lebensplänen. Wir bewerten beispielsweise, welcher Betrag aus rechtlicher oder steuerlicher Sicht als Salär oder Dividende angesetzt werden sollte. Wir können mehrere Szenarien erstellen, sodass Unternehmerinnen und Unternehmer in Ruhe eine informierte Entscheidung für ihre Zukunft treffen können.

    In den kommenden Jahren werden zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer ihr Unternehmen verkaufen oder übertragen. Wie gehen Sie diesen Übergang an? Welche Rolle kommt dabei einer Privatbank zu?

    Der Verkauf eines Unternehmens ist ein Umbruch im Leben einer Unternehmerin bzw. eines Unternehmers. Auch für das Vermögen bedeutet das eine erhebliche Veränderung, die es vorab zu planen gilt. Wir können hierbei selbstverständlich bei der Verwaltung des Vermögens, welches aus dem Verkaufserlös resultiert, unterstützen. Wir können sie mithilfe unserer Experten aber auch schon viel früher unterstützen, denn die Planung eines solchen Verkaufs erfolgt über Monate, wenn nicht sogar über Jahre. Gelegentlich gehen Inhaberinnen und Inhaber davon aus, dass ihr Unternehmen einen Betrag X wert ist. Tatsächlich aber ist es auf dem aktuellen Markt möglicherweise bis zu 20-30% mehr oder auch weniger wert. Die Auswirkungen für künftige Pläne sind daher beträchtlich. Das gilt insbesondere für Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereits früh ihr Unternehmen verkaufen.

    Wie beispielsweise die Unternehmerinnen und Unternehmer in Zug, wo Lombard Odier letztes Jahr eine Geschäftsstelle eröffnet hat?

    Ja, genau. Zug ist ein Kanton, der sich in einem starken Aufschwung befindet. Dort gibt es viele engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer. Wir hatten die Chance, dort eine Geschäftsstelle zu eröffnen, und haben sie ergriffen. Für eine Privatbank wie Lombard Odier ist Zug ein Think Tank; eine Ideenschmiede, die uns zu Innovationen inspiriert, um die Unternehmer optimal zu betreuen.

    Für eine Privatbank wie Lombard Odier ist Zug ein Think Tank; eine Ideenschmiede, die uns zu Innovationen inspiriert

    Gemeinsam mit unseren Geschäftsstellen in Genf, Lausanne, Zürich, Vevey, Freiburg und Verbier schafft dieser neue Standort meines Erachtens noch mehr Kundennähe. Mit der lokalen und internationalen Expertise unserer Bankerinnen und Banker, unserer Anlagespezialisten und unserer Vermögensplanungsexperten bauen wir unsere Position als Schweizer Branchenführer stetig aus.

    Die Lebenserwartung steigt immer weiter; somit befinden sich auch immer mehr Menschen im Ruhestand. Viele Erwerbstätige fragen sich, wie ihr eigener Ruhestand einmal finanziert werden soll. Wie gehen Sie diese Herausforderungen an?

    Der Ruhestand zählt seit einigen Jahren zu den Hauptsorgen der Schweizerinnen und Schweizer – selbst für die jüngsten Generationen! Die Sicherung des Lebensstandards ist, vor allem aufgrund der hohen Inflation, zu einer grossen Herausforderung geworden. Auch in diesem Bereich ist die Vermögensplanung äusserst wichtig. Darüber sprechen, strukturieren, planen: Das ist der erste Schritt. So lassen sich Strategien umsetzen, die auf die individuelle Situation zugeschnitten sind.

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    In den letzten zehn Jahren hat sich zudem die berufliche Vorsorge deutlich verändert. Mittlerweile ist eine gezieltere, steuerlich attraktive Vermögensplanung möglich. Besonders interessant ist das für alle Personen, die noch einige Jahre im Erwerbsleben stehen, wie Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte oder Selbstständigerwerbende. Das Angebot von Lombard Odier in diesem Bereich ist sehr beeindruckend, sowohl im Hinblick auf die Expertise wie auch auf massgeschneiderte Lösungen.

    Die im letzten Jahr in Kraft getretene Erbrechtsreform ebnete auch den Weg für eine freiere Planung der Vermögensübertragung. Worauf ist hierbei zu achten?

    Tatsächlich herrscht jetzt mehr Freiheit. Mit den neu festgelegten Pflichtteilen bleibt ein grösserer Teil des Vermögens von Rechtsvorschriften unberührt. Dennoch empfiehlt es sich nach wie vor, ein Testament zu verfassen und diese Freiheit zu nutzen. Die Schweizerinnen und Schweizer gehen das Thema aber tendenziell zu spät an – oder gar nicht. Nicht zuletzt auch, weil der Steuerrahmen weniger „konfiskatorisch“ ist als in anderen Ländern.

    Zeigt man Familien allerdings die Vermögensverteilung gemäss Rechtsgrundlage, wenn keine Schenkungen erfolgen und kein Testament vorliegt, wird deutlich, dass dies weder ihren Bedürfnissen noch ihren Wünschen entspricht! Je nach Art der Vermögenswerte oder Wohnsitz der Erbinnen und Erben kann zudem die Steuerlast erheblich höher ausfallen als gedacht. Hier sind Bankerinnen und Banker mit ihrer Expertise und dem Know-how weiterer Spezialistinnen und Spezialisten gefragt. Sie können die Familien darauf aufmerksam machen und sie dabei unterstützen, ihr Vermögen über Generationen hinweg zu bewahren.

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