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Die CLIC®-Chronik: Ein Treffen mit Vever, dem bekannten Juwelierhaus in der 7. Generation mit Nachhaltigkeitsmission
1982 schloss das bekannte französische Juwelierhaus Vever – Pionier der Schmuckkunst im Jugendstil – seine Pforten. Damit ging die 161-jährige Geschichte zu Ende. Jetzt, vier Jahrzehnte später, ist das Familienunternehmen wieder da. An der Spitze stehen die Geschwister Camille und Damien Vever.
Neben den traditionellen Werten des Hauses – künstlerische Innovation und französisches Savoir-faire – liegen ihnen Nachhaltigkeit und eine transparente Lieferkette am Herzen. Vever ist das erste zertifizierte „Entrepriseàmission“, also Unternehmen mit Auftrag, im Schmuck- und Luxussektor. Hier werden nur recyceltes Gold und synthetische Diamanten verarbeitet. Sogar für Elfenbein gibt es eine pflanzliche Alternative.
Das wiederbelebte Maison bleibt seinen Ursprüngen treu. Nach wie vor befindet es sich an der weltbekannten Rue de la Paix in Paris, wo Vever über ein Jahrhundert seinen Sitz hatte. Wir sprachen mit Camille Vever aus der 7. Generation der Familie, die das Zepter übernommen hat. Wir wollten erfahren, warum sie sich für einen Neustart des Schmuckriesen entschieden hat und wie ihr Einsatz für Nachhaltigkeit zum Modell für die Schmuckbranche werden soll.
Was hat Sie dazu bewegt, Vever neues Leben zu verleihen?
Die Idee entstand, als ich 16 Jahre alt war: Meine Grossmutter schenkte mir ein Vever-Schmuckstück. Der Moment, als ich die Schachtel öffnete und meinen Namen – Vever – und die Adresse in der Rue de la Paix sah, war sehr emotional für mich. Ich beschloss, das Maison eines Tages wieder zum Leben zu erwecken.
Als Vever schloss, war ich zwei Jahre alt. Daher habe ich keine Erinnerungen daran. Präsent war die Marke aber immer: In vielen Museen in Europa und den USA sind zahlreiche Schmuckstücke von Vever ausgestellt. Daneben organisieren Auktionshäuser jedes Jahr Verkäufe. Vever befand sich also nur in einem Dornröschenschlaf.
Vor dreieinhalb Jahren machte es dann tatsächlich Klick bei mir. Damals leitete ich ein Unternehmen, das auf klinische Studien spezialisiert war. Die Firma hatte betriebliche und finanzielle Schwierigkeiten, doch zusammen mit meinem Team gelang es mir, sie wieder auf Kurs zu bringen. Das war der Moment, in dem ich spürte: „Jetzt bin ich bereit, Vever wieder aufleben zu lassen.“
Sie pflegen zu sagen: „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern.“ Wie gelang es Ihnen, Vever wieder zum Leben zu erwecken?
Henri Vever war ein Vorreiter des Jugendstils, einer Kunstbewegung, die viele Bereiche, und ganz besonders die Schmuckbranche, grundlegend veränderte. Er führte neue Materialien ein, die noch nie zuvor für Schmuck verwendet worden waren, wie Glas, Emaille oder Horn. Er erschuf einen ganz neuen, einen moderneren Schmuck.
Ich wollte dieses Pionierdenken in der neuen Welt von heute umsetzen. Wir stehen vor so vielen – ökologischen und sozialen – Herausforderungen. Der Gedanke war, das Maison wiederzubeleben und seinen Ursprüngen treu zu bleiben. Nachhaltigkeit sollte dabei aber eine wichtige Rolle spielen. Daher entschieden wir uns für synthetische Diamanten, recyceltes Gold und nachhaltige Materialien.
Viele Werte aus der Vergangenheit bestehen fort – wie etwa Innovation, die Förderung des französischen Savoir-faire, die Exzellenz. Wir fügten aber noch zwei Werte hinzu: Nachhaltigkeit und Transparenz. Das ist die wichtigste Veränderung.
Alles ist transparent: die von uns verwendeten Materialien, unsere Lieferkette, unser Rekrutierungsprozess. Wir haben einen besonderen Status erlangt: „Entrepriseàmission“, eine Zertifizierung für ein Unternehmen mit Auftrag. Dies erfordert Verantwortungsbewusstsein, denn unsere Ziele und unsere Leistungsindikatoren werden überprüft.
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Wie haben Ihre Kundinnen und Ihre Kollegen in der Branche auf Ihre Idee reagiert, das Maison wieder zum Leben zu erwecken?
Unsere Kundschaft freut sich sehr, dass die 7. Generation dem Familienunternehmen neues Leben eingehaucht hat. 70% unserer Kundinnen und Kunden sind traditionell geprägt. Nachhaltigkeit zählte zunächst nicht unbedingt zu ihren Prioritäten. Sie sind einfach glücklich, wieder Schmuck von Vever kaufen zu können: Sie schätzen die Wertarbeit, die Schönheit und das ganze Universum von Vever.
Sprechen wir aber von unseren Überzeugungen – dass wir ein Unternehmen mit Auftrag sind, nur synthetische Diamanten und recyceltes Gold verwenden und dass unser gesamter Schmuck in Frankreich hergestellt wird – dann sind sie sehr stolz, unseren Schmuck zu kaufen.
Ich würde sagen, dass unsere Branchenkollegen erstaunt waren: Schliesslich haben wir uns einer echten Herausforderung verschrieben. Ich glaube, dass sie uns beobachteten; sich fragten, was da vor sich geht. Wir sind das einzige historische Juwelierhaus, das auf Nachhaltigkeit setzt. Meiner Meinung nach ist das ein gutes Beispiel für unsere gesamte Branche: Veränderungen im Unternehmen umsetzen, um nachhaltiger zu werden und um die Herausforderungen in Verbindung mit den Materiallieferketten wirklich zu meistern.
Bei Nachhaltigkeit klingt Natürlichkeit mit, aber auch Beständigkeit. Wie wichtig ist es für Sie, dass Ihr Schmuck lange hält – vielleicht auch für immer?
Das ist so wichtig bei Schmuck. Der Kauf eines Schmuckstücks ist sehr emotional. Später vererbt man es seinen Kindern, die geben es an ihre Kinder weiter, und so fort.
Es gibt Vever-Schmuckstücke, die über 100 Jahre alt sind. Irgendjemand wird sie kaufen und weitervererben. Das ist das Schöne an Schmuck – ein Hauch von Ewigkeit. Wenn man dann noch nachhaltige Materialien verwendet, hat es für mich eine positive Dynamik. Die Materialien entsprechen den eigenen Überzeugungen und Werten, und auch diese werden dann weitervererbt. Eine wunderschöne Metapher.
Was sind die grössten Herausforderungen, vor denen die Schmuckbranche aktuell steht?
Die grösste Herausforderung besteht in der Transparenz der Materiallieferketten. Nehmen wir beispielsweise die Edelsteine: Unter welchen Bedingungen werden sie gewonnen? Welche Ausrüstung und Produkte verwenden die Minenarbeiter? Welche Zwischenhändler gibt es in der Lieferkette? Dann ist da das Thema der Konfliktsteine oder Blutdiamanten und die Frage, wie ihr Abbau finanziert wird.
Wir stehen vor einer grossen Herausforderung. Darum habe ich beschlossen, nur synthetische Diamanten zu verwenden. Sie sind konfliktfrei, es ist kein Abbau erforderlich, und wir haben nur einen Zwischenhändler. Damit sind all diese Fragen beantwortet.
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Was antworten Sie Menschen, die die Verwendung synthetischer Diamanten kritisieren? Die möglicherweise der Ansicht sind, das sei etwas ganz anderes als geschürfte Diamanten?
Ich verstehe das Problem nicht: Ein synthetischer Diamant ist ein Diamant. Es ist genau das Gleiche. Reiner Kohlenstoff, mit denselben physischen, optischen und klinischen Eigenschaften. Nur die Herkunft ist unterschiedlich. Der eine entstand vor langer, langer Zeit, vielleicht einer Milliarde Jahren, der andere in einem Labor. Aber es ist das gleiche Produkt.
Wir arbeiten nur mit Herstellern zusammen, die erneuerbare Energie oder Atomenergie nutzen. So haben wir nachhaltige, synthetische Diamanten – und dazu einen geringeren CO2-Fussabdruck. Es gibt eine Lobby gegen synthetische Diamanten wegen der Auswirkungen auf den traditionellen Markt – das ist der wahre Grund. Aber es ist das gleiche Produkt mit der gleichen Zertifizierung.
Ich bin der Meinung, synthetische Diamanten und geschürfte Diamanten können nebeneinander bestehen. Man muss sie nicht gegeneinander ausspielen. Wenn Juwelierhäuser allerdings geschürfte Diamanten verwenden, müssen sie an ihren Lieferketten arbeiten.
Wie sieht es bei recyceltem Gold aus? Wie können Sie bei dessen Herkunft sicher sein?
Recyceltes Gold kann aus unterschiedlichsten Quellen stammen. Wir beziehen es hauptsächlich aus Industrieabfällen und altem Schmuck. Wir arbeiten mit speziellen Veredlern zusammen, die auf recyceltes Gold spezialisiert sind. Und die überprüft werden, um die Herkunft des Goldes sicherzustellen.
Wie konzentrieren Sie sich auf die Anwerbung der nächsten Generation?
Ich würde sagen, dass derzeit vielleicht 20% unserer Kundinnen und Kunden der sogenannten nächsten Generation angehören. Sie kommen vor allem aus einem Grund zu Vever: weil wir nachhaltig sind. Das hat für sie Priorität. Sie möchten ethischen, nachhaltigen Schmuck mit einem geringeren CO2-Fussabdruck kaufen. Und sie schätzen, dass wir das französische Savoir-faire oder Know-how bewahren.
Das ist für sie der Hauptanziehungsgrund. An zweiter Stelle beim Kauf steht dann das Design. In 15 Jahren wird diese Generation 50% unserer Kundschaft ausmachen.
Wie empfanden Sie es, die Leitung eines Familienunternehmens zu übernehmen?
Ich bin sehr glücklich, das Unternehmen jetzt gemeinsam mit meinem Bruder zu führen. Das ist eine grosse Ehre. Es ist sehr emotional für mich und berührt mich sehr. Wenn man ein Familienunternehmen führt, bringt man sich vollkommen ein. Das erklärt, warum Familienunternehmen oft so eine gute Performance aufweisen.
Es muss die eigenen Werte und Überzeugungen widerspiegeln. Genau das empfinden mein Bruder Damien und ich bei der Art und Weise, wie wir unser Unternehmen führen. Es liegen Leidenschaft und Stolz in unserem Erbe.
Wenn man so eng damit verbunden ist, kann es schwierig sein, eine Pause einzulegen. Ich habe zwei kleine Kinder. Daher versuche ich, die Wochenenden freizuhalten, denn das ist wichtig für sie. Ich bin aber sehr oft am Telefon oder sitze vor dem Computer, denn ich möchte das Unternehmen wirklich weiterbringen.
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Ihr Unternehmen ist nachhaltig. Versuchen Sie selbst auch, nachhaltig zu leben?
Ja, Nachhaltigkeit ist wichtig für mich. Ich versuche wirklich, eher den Zug zu nehmen als das Flugzeug. Und ich versuche, Secondhandkleidung für meine Kinder und mich zu kaufen. Oder ich kaufe neue Kleidung, die dann aber nachhaltig sein muss.
In Frankreich gibt es eine nachhaltige Marke namens PATiNE – ich mag sie sehr. Ansonsten kaufe ich viel secondhand. Eines meiner Lieblingskleider ist von Courrèges. Es ist 40 Jahre alt, vielleicht auch 45. Meine Mutter hat es mir vererbt, und ich trage es immer noch sehr gerne.
Wie sieht die Zukunft von Vever aus?
Vever stellte früher neben Schmuck auch Uhren her. Vielleicht können wir eines Tages auch im Uhrenmarkt bestehen. Derzeit konzentrieren wir uns allerdings weiter auf Schmuck, denn das ist eine grosse Herausforderung. Unser Neustart liegt erst 18 Monate zurück; wir sind also noch in der Produktentwicklung. Bislang werden unsere Schmuckstücke in Belgien, Luxemburg, Frankreich und Doha vertrieben – wir werden die Zahl unserer Verkaufsstellen in Frankreich, Europa und im Nahen Osten ausweiten.
Ich bin sehr optimistisch. Mein Ziel ist es, dass Vever das führende Juwelierunternehmen mit einer prestigeträchtigen Geschichte wird. Und ich möchte führend im nachhaltigen Markt sowie ein Beispiel für traditionelle Häuser sein.
Wichtige Hinweise.
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