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    Mit Reisen die Welt verbessern: Nachhaltiger Tourismus ist für eine ökologische Entwicklung unerlässlich

    Der Tourismus zählt weltweit zu den am schnellsten wachsenden Branchen. In den Jahren 2020 und 2021 erlebte der Sektor aufgrund der Lockdowns während der Covid-19-Pandemie einen drastischen Einbruch. Nun erholt er sich rasch und dürfte sein Hoch von 2019 bald wieder erreicht haben: Vor der Pandemie trugen 1,5 Milliarden Touristenankünfte1 mehr als 10% zum globalen BIP2 bei; bis 2032 wird ein jährliches Wachstum von nahezu 6% prognostiziert.3 Jedes Jahr starten Millionen Reisende in den Sommerurlaub. Wesentlich mehr Menschen sind jedoch von diesen Reisen abhängig – rund um den Globus schafft der Tourismus einen von elf Arbeitsplätzen.4

    Doch dem enormen wirtschaftlichen Beitrag steht ein ebenso gewaltiger ökologischer Fussabdruck gegenüber. In vielen Gebieten verursacht der Tourismus durch Überentwicklung und hohe Besucherzahlen lokale Umweltschäden. Zudem ist die Branche für 8% aller vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich5 – mehr als die gesamte Bauindustrie.6

    Diese Emissionen tragen zur globalen Erwärmung bei, die zunehmend die Urlaubsziele bedroht. Gerade erst wüteten in Griechenland zwei Wochen lang Waldbrände. Danach wurde die zu Hawaii gehörende Insel Maui von verheerenden Bränden heimgesucht. Der Klimawandel verschärft offensichtlich die Trockenheit, sodass ein einziger Funke genügt, um ein Feuer zu entfachen.7 Aus ökologischer Sicht sieht die Lösung einfach aus: Je weniger Tourismus, desto besser. Aber ist es wirklich so leicht?

    Braucht die Umwelt eine Pause vom Tourismus?

    In den Jahren 2020 und 2021 liessen die Lockdowns während der Covid-19-Pandemie die Touristenzahlen um über 70% einbrechen. Flugzeuge standen ungenutzt auf den Rollbahnen, Fähren blieben in den Häfen, CO2- und andere Emissionen sanken drastisch. Die Luftqualität in den Städten verbesserte sich, und ehemals verschmutzte Wasserwege wurden wieder sauber. Zunächst schien es, als hätte die Tragödie der Pandemie auch eine gute Seite: „Die Natur erholt sich“, titelten die Medien.

    Der Tourismus ist einerseits eine Gefahr für die Umwelt, andererseits jedoch eine unerlässliche Quelle zur Finanzierung des Umweltschutzes. Wie können Reisende sicher sein, dass ihr Urlaub positive Auswirkungen hat?

    Das Ausbleiben der Touristen hatte aber durchaus negative Auswirkungen. Denn rund um den Globus brachen praktisch über Nacht Tourismuseinnahmen in Milliardenhöhe weg. Dieses Geld ist jedoch unerlässlich, um Renaturierungsprojekte zu finanzieren sowie Schutzgebiete und lokale Gemeinschaften zu unterstützen. In Kenia beispielsweise gingen die Einnahmen aus Besuchen der Nationalparks um 75% zurück. Das hatte katastrophale Folgen für die vom Tourismus abhängigen Gemeinschaften. Im Gegenzug nahm in den Schutzgebieten die Gefahr der illegalen Jagd auf Wildtiere zu.8

    Aufgrund fehlender finanzieller Mittel mussten in einigen Regionen Schutzmassnahmen reduziert oder sogar eingestellt werden. Wie die International Union for Conservation of Nature berichtete, verlor in 60 Ländern jeder fünfte Ranger seinen Arbeitsplatz.9 Entwaldung und illegaler Bergbau nahmen zu, denn Holzfäller nutzten es aus, dass seltener Patrouillen durchgeführt wurden. Zudem suchten verzweifelte Einheimische nach neuen Einnahmequellen.10

    Nach der Pandemie ist im Tourismus wieder Normalität eingekehrt. Nachhaltigkeitsbewusste Touristen stehen nun jedoch vor einem Dilemma: Der Tourismus ist einerseits eine Gefahr für die Umwelt, andererseits jedoch eine unerlässliche Quelle zur Finanzierung des Umweltschutzes. Wie können Reisende sicher sein, dass ihr Urlaub positive Auswirkungen hat?

     

    Alternatives Reisen

    Verbringen wir den Urlaub in der Nähe unseres Heimatortes, erzielen wir die grösste Wirkung durch den Umstieg auf ein anderes Verkehrsmittel. Flugreisen leisten den grössten Einzelbeitrag zum ökologischen Fussabdruck des Tourismus: Ein einziger Kurzstreckenflug verursacht mehr Treibhausgase als der Durchschnittsbürger einiger Entwicklungsländer in einem Jahr.11 Steigen wir auf Bahn, Fähre oder Bus um, sind die Auswirkungen meist deutlich geringer als beim Fliegen12: So entstehen bei einer Reise mit dem Zug von London nach Madrid pro Fahrgast weniger als ein Sechstel der CO2-Äquivalente (Kohlendioxid und weitere Treibhausgase) derselben Reise mit dem Flugzeug.13

    Mit unserer Strategie zur sauberen Elektrifizierung wollen wir bei Lombard Odier diesen raschen Übergang weg von fossilen Brennstoffen nutzen

    Dank der Elektrifizierung unserer Wirtschaft können Touristen ihren CO2-Fussabdruck noch weiter reduzieren. Die Bahn ist bereits eines der energieeffizientesten Fortbewegungsmittel, und durch die Umstellung auf Elektrizität wird sie noch sauberer. Laut Schätzungen der britischen Network Rail stossen Züge mit Elektroantrieb heute bis zu 35% weniger CO2 pro Meile aus als Dieselzüge.14 Weltweit schreitet die Elektrifizierung der Bahn mit grossen Schritten voran. In Indien etwa werden jährlich Tausende von Streckenkilometern elektrifiziert. Elektroautos machen heute bereits 13% aller Neuwagenkäufe aus, und ihr Marktanteil nimmt nach wie vor rasch zu. Wenn wir sowohl für die Fahrt in den Urlaub als auch im Urlaub selbst Elektrofahrzeuge nutzen, können wir die reisebedingten Emissionen reduzieren.

    Mit unserer Strategie zur sauberen Elektrifizierung wollen wir bei Lombard Odier diesen raschen Übergang weg von fossilen Brennstoffen nutzen. Wir ermitteln die sich verändernden Wertschöpfungsketten, beschleunigen den Umstieg auf emissionsfreie Reisen und generieren gleichzeitig Einnahmequellen. Mit der zunehmenden Umstellung der nationalen Stromnetze auf die Erzeugung erneuerbarer Energien können wir elektrische Züge und Elektrofahrzeuge vollständig emissionsfrei machen.

    Lesen Sie auch: Startklar: Dank nachhaltiger Flugtreibstoffe nimmt die Branche Kurs auf Netto-Null

    Den Fussabdruck des Fliegens minimieren

    Den Luftverkehr umweltfreundlicher zu machen, ist jedoch schwieriger. Im Jahr 2021 verpflichteten sich Fluggesellschaften auf der ganzen Welt gemeinschaftlich, bis 2050 Netto-Null zu erreichen.15 Kurzfristig ist die wahrscheinlichste Lösung, die Flugzeuge mit emissionsarmem nachhaltigem Flugtreibstoff (SAF) aus organischen Materialien zu betreiben.

    Nachhaltiger Tourismus bedeutet aber nicht, vollständig auf Flüge zu verzichten oder nur in nahegelegene Regionen zu reisen. Denn einige der Gemeinschaften und Regionen, die am stärksten auf Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen sind, liegen in den entlegensten Winkeln der Welt. Für viele Reisende sind sie also nur mit dem Flugzeug zu erreichen.

    Touristen können ihre Flugemissionen auch senken, indem sie die Economy-Klasse buchen: Da mehr Fluggäste untergebracht werden können, ist ihr Anteil an den Emissionen geringer. Sie können Direktflüge wählen, sofern dies möglich ist. Oder sie bleiben länger am Urlaubsziel – der flugbedingte CO2-Fussabdruck ist zwar derselbe, bei einem längeren Aufenthalt fliesst jedoch mehr Geld in die lokale Wirtschaft.

    Entscheiden sich Reisende für Destinationen, an denen die Tourismuseinnahmen in den Naturschutz fliessen, können sie mit ihrer Reise eine maximale positive Wirkung erzielen

    Maximale positive Auswirkungen erzielen

    Im Jahr 2018 gingen die Seychellen einen einzigartigen Tausch ein – „Schulden gegen Natur“: Ein Grossteil der Schulden des Inselstaates wurde erlassen; im Gegenzug versprach die Regierung, 30% des Meeresgebietes zu schützen. Hier finden sich einige der seltensten und schönsten Meeresökosysteme der Erde. Der Schuldentausch alleine reicht jedoch nicht aus, um die Schutzmassnahmen zu finanzieren. Für alle touristischen Aufenthalte im Land wird daher eine Umweltabgabe erhoben – der Tourismus macht 40% des BIP der Seychellen aus.16 Die Einnahmen aus dem Tourismus sind unerlässlich, um ein Meeresgebiet von fast 410’000 Quadratkilometern auch in Zukunft zu schützen.17

    Das Highlight der Seychellen ist das Aldabra-Atoll, das zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Es ist Heimat vieler bedrohter Arten, etwa der weltweit grössten Population der Riesenschildkröten und der Cuvier-Ralle, dem letzten flugunfähigen Vogel im Indischen Ozean. Die Einnahmen aus dem Tourismus sind unerlässlich: Ohne sie wären die Forschung zur Überwachung der einzigartigen Flora und Fauna des Atolls und die Patrouillen zum Schutz der Insel und ihrer Lagune vor schädlicher Fischerei nicht möglich.

    Rund um den Globus finden sich zahlreiche Regionen, die ähnlich abhängig von den Tourismuseinnahmen sind. In Costa Rica beispielsweise erfolgte im Rahmen des weltweit erfolgreichsten Grossprojekts die Wiederaufforstung von 50% der Landfläch18. Mit den Einnahmen aus dem Tourismus werden in der Dienstleistungsbranche sowie in den Bereichen Waldschutz und Forstwirtschaft Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung geschaffen. Ohne diese Einnahmen besteht die Gefahr, dass Bergbau und Landwirtschaft den Regenwald Costa Ricas – eine Kohlenstoffsenke von globaler Bedeutung – zerstören. Entscheiden sich Reisende für Destinationen, an denen die Tourismuseinnahmen in den Naturschutz fliessen, können sie mit ihrer Reise eine maximale positive Wirkung erzielen.

     

    Wachstumsmarkt

    Diese Renaturierungsmassnahmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels: Schätzungen zufolge können wir mit naturbasierten Lösungen etwa ein Drittel der Emissionsreduktionen erreichen, die nötig sind, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen.19 Wir bei Lombard Odier suchen nach Chancen zur Wiederherstellung der Natur: Wir wollen unterbewertetes und unrentables Land in regenerative Landschaften verwandeln, die CO2 aus der Atmosphäre binden. Gleichzeitig schaffen wir neue Einnahmequellen in diesem Prozess, etwa durch die Agroforstwirtschaft.

    Für Touristen ist dies ein Balanceakt: Sie müssen die ökologischen Kosten der Reise gegen die langfristigen Vorteile der Einnahmen aus der Reise abwägen

    Lesen Sie auch (Artikel in Englisch): Climeworks: combatting global warming by sucking CO2 out of the air

    In der Tourismusbranche setzen sich zahlreiche Unternehmen und gemeinnützige Organisationen für dasselbe Ziel ein. Beispielsweise arbeitet The Long Run mit einigen der weltweit nachhaltigsten Resorts und Destinationen zusammen. Gemeinsam schützen sie heute – in einer Grössenordnung von mehr als 9,3 Millionen Hektar – Ökosysteme und Biodiversität von globaler Bedeutung: von Korallenriffen in Indonesien bis zum Regenwald in Brasilien.

    Neueste Untersuchungen belegen eine starke Verbrauchernachfrage nach nachhaltigeren Reisen: 76% der Befragten hoffen, dass sie ihren diesjährigen Urlaub nachhaltiger gestalten können.20 Diese rasch wachsende Nachfrage schafft neue Chancen: Resorts und Reiseunternehmen profitieren vom Tourismus und tragen gleichzeitig zur ökologischen und sozialen Entwicklung bei.

    Laut der Vereinten Nationen „werden die Vorteile des Tourismus bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung und der Umsetzung der Post-2015-Agenda eine wesentliche Rolle spielen“.21 Gemäss diesem Entwicklungsprogramm sollen bis 2030 klare, messbare Fortschritte bei den ökologischen und sozialen Zielen erreicht werden. Für Touristen ist dies ein Balanceakt: Sie müssen die ökologischen Kosten der Reise gegen die langfristigen Vorteile der Einnahmen aus der Reise abwägen. Wenn ihnen das gelingt, kann nachhaltiges Reisen eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einer gerechten und nachhaltigen Zukunft spielen.


     

    Weltweites Tourismusaufkommen nach Anzahl der Reiseankünfte in den Jahren 1950 bis 2022 | Statista
    Travel and tourism: share of global GDP 2023 | Statista
    Grafik: Travel and tourism is one of the fastest growing sectors | Statista
    Sustainable tourism: A driving force of job creation, economic growth and development (ilo.org)
    The carbon footprint of global tourism | Nature Climate Change
    Tourism responsible for 8% of global greenhouse gas emissions, study finds – Carbon Brief
    Devastating Hawaii fires made ‘much more dangerous’ by climate change | Hawaii fires | The Guardian
    What does it mean to travel sustainably in 2021? | National Geographic
    COVID-19 fallout undermining nature conservation efforts – IUCN publication | IUCN
    10 The hidden toll of lockdown on rainforests – BBC Future
    11 How your flight emits as much CO2 as many people do in a year | Carbon footprints | The Guardian
    12 Which form of transport has the smallest carbon footprint? – Our World in Data
    13 Climate change: Should you fly, drive or take the train? – BBC News
    14 Electric and hybrid trains power ahead to cut emissions | Financial Times (ft.com)
    15 IATA – Net-Zero Carbon Emissions by 2050
    16 Seychelles: tourism value added to GDP 2005-2020 | Statista; Seychelles GDP – Worldometer (worldometers.info)
    17 The deal that saved Seychelles’ troubled waters – BBC Future
    18 This country regrew its lost forest. Can the world learn from it? | CNN
    19 Nature-based Solutions for climate | IUCN
    20 Survey of travellers finds 76% want more sustainable options | Weltwirtschaftsforum (weforum.org)
    21 Tourism in the 2030 Agenda | UNWTO

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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