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    Anlagen im richtigen Licht: Mehrwert aus der Lichtverschmutzungsproblematik generieren

    Im März 2023 veröffentlichte die NASA eine Nachtaufnahme der Erde, die zeigt, wo und in welchem Umfang wir Menschen uns niedergelassen haben: Unbewohnte Flächen in Amethyst- und Indigoblau sind von Flecken mit blendend weissen und grellgelben Lichtern durchzogen.

    Die Lichtkonzentration entlang der Flüsse, Küsten, Deltas und Flussmündungen verdeutlicht das Ausmass der Urbanisierung auf unserem Planeten. Die meisten Menschen können den dunklen Nachthimmel nicht mehr sehen, weil wir unter einer Glocke aus Kunstlicht leben. Untersuchungen der Universität Exeter in Grossbritannien zeigen, dass die Lichtverschmutzung weltweit rapide zunimmt: Die Stärke der globalen Lichtemissionen, die wir mithilfe von Satelliten beobachten können, ist von 1992 bis 2017 um mindestens 49% gestiegen.1

    Doch sie hat noch andere tiefgreifende Folgen, die weitaus alarmierender sind – sie stört das empfindliche Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht. Dies wiederum beeinflusst das Verhalten von Pflanzen und Tieren sowie von komplexen natürlichen Systemen, von denen wir Menschen abhängig sind

    Für urbane Sternenforscher und Menschen, die an Schlaflosigkeit leiden, ist Lichtverschmutzung ein leidiges Thema. Doch sie hat noch andere tiefgreifende Folgen, die weitaus alarmierender sind – sie stört das empfindliche Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht. Dies wiederum beeinflusst das Verhalten von Pflanzen und Tieren sowie von komplexen natürlichen Systemen, von denen wir Menschen abhängig sind.

    Übermässige Lichteinwirkung stört nicht nur den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus – die innere biologische Uhr, die die physiologischen Prozesse in beinahe allen lebenden Organismen reguliert. Sie fördert auch nachweislich Müdigkeit, Kopfschmerzen, Angstzustände und Stress.2 Dies trifft vor allem auf das grelle blau-weisse Licht von Mobiltelefonen, Computern und LEDs zu.

    Lichtverschmutzung hat zudem katastrophale Folgen für unzählige Tierarten, die sich im Laufe der Jahrtausende an die dunkle nächtliche Umgebung angepasst haben. Für sie ist die Dunkelheit ein entscheidender Faktor für die Fortpflanzung, Futtersuche, Wanderungen und Ruhepausen.

     

    Die Auswirkungen der künstlichen Beleuchtung

    Am Stechlinsee, 100 Kilometer nördlich von Berlin, erforscht das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Ökosysteme und Nahrungsnetze. Forschende untersuchen dort die Auswirkungen auf Süsswasser-Zooplankton, ein wichtiger Indikator, der äusserst empfindlich auf Veränderungen der Gewässer-Ökosysteme reagiert.

    Mithilfe von hochauflösenden Kameras und künstlicher Intelligenz konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachweisen, dass künstliches Licht das nächtliche Fressverhalten des Zooplanktons stört. Diese Verhaltensänderung könnte zu einem Zusammenbruch der Fischbestände führen, denn die Ernährung der Fische hängt von diesen Mikroorganismen ab.

    Doch die Lichtverschmutzung hat nicht nur Auswirkungen auf Ökosysteme sowie Tier- und Pflanzenarten, sondern auch auf den Klimawandel

    Ein Rückgang des Zooplanktons könnte somit die Nahrungsketten im Wasser zerstören. Lichtverschmutzung beeinträchtigt daneben auch die unentbehrlichen nächtlichen Bestäuber, auf die viele Zier- und Nutzpflanzen angewiesen sind.

     

    Investitionen in den Kampf gegen die Lichtverschmutzung

    Für den dramatischen Rückgang der Insektenpopulationen werden zwar häufig der Einsatz von Pestiziden und Verluste von Lebensraum verantwortlich gemacht. Aber auch die Lichtverschmutzung durch Strassenlaternen hat nachweislich einen erheblichen Einfluss auf Wasserinsekten wie die Eintagsfliege. Ihr Paarungszyklus wird gestört, wenn Männchen und Weibchen von verschiedenen Kunstlichtquellen verwirrt und angelockt werden.

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    Doch die Lichtverschmutzung hat nicht nur Auswirkungen auf Ökosysteme sowie Tier- und Pflanzenarten, sondern auch auf den Klimawandel. Im Jahr 2010 veröffentlichten Forschende der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und des Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences (CIRES) der Universität Colorado eine Studie. Sie zeigte, dass helles Licht in der Stadt die Luftverschmutzung verstärken kann, da es die Menge des Nitratradikals (NO3++) in der Luft verringert. Das Nitratradikal ist ein spezielles Stickoxid, das zur Reinigung der Atmosphäre in der Nacht beiträgt, durch Licht jedoch zerstört wird.

    Mit steigendem Bedarf an nachhaltiger Beleuchtung hat man eine zukunftsweisende Lösung gefunden: energiesparende LEDs. Nun müssen wir die Lichtverschmutzung verringern. Auch hier bieten sich über Investitionen in neue städtische Infrastruktur und Produktentwicklung enorme Chancen.

    Die Ambitionen, den Nachthimmel wieder dunkler zu machen, ermutigen uns, Bilanz zu ziehen und sowohl die Natur als auch unsere Beziehung zu ihr in einem völlig anderen Licht zu sehen

    Die International Dark-Sky Association (IDA) zeichnet zahlreiche Aktivitäten mit Preisen und Prädikaten aus. Damit würdigt sie die zentrale Rolle von Sensibilisierung, Förderung, Schulung und Design im Kampf gegen Lichtverschmutzung. Die IDA honoriert nicht nur die Leistungen von Gruppen und Einzelpersonen, die sich für Problemlösungen engagieren. Sie führt auch Schulungsprogramme für Lichtdesigner, Hersteller von Leuchtmitteln oder technische Ausschüsse durch. Zudem bietet sie ein Genehmigungssystem zur objektiven, unabhängigen Zertifizierung von Beleuchtungskörpern, die Blendlicht und Lichtverschmutzung minimieren.

    Um den Nachthimmel wieder dunkler zu machen, hat die IDA eine Strategie entwickelt, die fünf Grundsätze für eine verantwortungsvolle Aussenbeleuchtung umfasst: Die Notwendigkeit muss gegeben sein, es dürfen nur die erforderlichen Bereiche beleuchtet werden, sie sollen nicht heller als nötig sein und nur bei Bedarf eingeschaltet werden. Zudem sollte sie weniger blauviolettes Licht enthalten.3

     

    Beleuchtung für intelligente Städte

    Die Stadt Barcelona will weltweit eine führende Position im Bereich Lösungen für intelligente Städte einnehmen; sie hat gezeigt, wie Lichtdesign dazu beitragen kann, den Nachthimmel wieder dunkler zu machen. Barcelona hat bereits 2021 begonnen, ihre herkömmliche Strassenbeleuchtung durch LED-Strassenlaternen mit Bewegungssensoren zu ersetzen. Diese reduzieren automatisch die Leuchtstärke und den Energieverbrauch, wenn niemand auf der Strasse ist.

    Im Juli 2023 folgte London schliesslich dem Beispiel von Barcelona, dem Shenzhen und Shanghai sich auch bereits angeschlossen hatten, und führte ein „Lighting Supplementary Planning Document“ (SPD) ein. Dieses ergänzende Lichtplanungsdokument sieht unter anderem Beschränkungen für die Beleuchtung von Gebäuden in der Londoner Innenstadt vor. Zudem müssen Immobilienentwickler bei Bauanträgen ausführliche Pläne zur Reduzierung der Lichtverschmutzung vorlegen.

     

    Sicherung der Zukunft unseres Himmels

    Die Ambitionen, den Nachthimmel wieder dunkler zu machen, ermutigen uns, Bilanz zu ziehen und sowohl die Natur als auch unsere Beziehung zu ihr in einem völlig anderen Licht zu sehen.

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    Immer mehr Städte, Gemeinden und Ballungsgebiete gelangen zur Erkenntnis, was Lichtverschmutzung genau bedeutet. Daher stellt das Streben nach einem nachhaltigeren Nachthimmel eine Chance für den Wandel dar

    Wir bei Lombard Odier glauben, dass die Natur das Fundament unserer Wirtschaft ist. Schätzungen des Weltwirtschaftsforums zufolge hängen über 50% des globalen BIP von der Natur ab. Dies betrifft Sektoren wie die Landwirtschaft, Schwerindustrie, Immobilien, Gesundheit und den Tourismus.

    Dennoch muss man unser aktuelles Wirtschaftsmodell als WILD bezeichnen: Wasteful (unwirtschaftlich), Idle (ineffizient), Lopsided (ungleich) und Dirty (verschmutzt). Dieses Modell ist überholt, weil es die Natur nicht wertschätzt, sondern dazu führt, dass wir sie lediglich als Ressource sehen, die man ausbeuten kann.

    Immer mehr Städte, Gemeinden und Ballungsgebiete gelangen zur Erkenntnis, was Lichtverschmutzung genau bedeutet. Daher stellt das Streben nach einem nachhaltigeren Nachthimmel eine Chance für den Wandel dar: Wir können nicht nur ein lebenswichtiges Gleichgewicht zwischen unserem Fortschritt und den Bedürfnissen der Natur schaffen, sondern auch das Versprechen umweltfreundlicher Innovationen erfüllen.

    Mit unserer „Natural-Capital“-Strategie investieren wir bei Lombard Odier in Prozesse, Materialien und Unternehmen, die auf die Wiederherstellung der Natur setzen, damit wir die Zukunft der Menschen und des Planeten sichern. Der Kampf gegen die Lichtverschmutzung ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass wir uns von bestehenden Mustern abwenden und die Natur und Investitionen neu denken müssen. Gleichzeitig müssen wir zu einem neuen Wirtschaftsmodell übergehen – der CLIC®-Wirtschaft, die Circular (kreislauforientiert), Lean (effizient), Inclusive (integrativ) und Clean (sauber) ist.


     

    https://news-archive.exeter.ac.uk/homepage/title_877183_en.html
    https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/blue-light-has-a-dark-side
    https://www.darksky.org/our-work/lighting/lighting-principles/

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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