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    Wie Technologie eingesetzt wird, um Fischereien ins Netz der Legalität zu locken

    Wie Technologie eingesetzt wird, um Fischereien ins Netz der Legalität zu locken

    Jedes Jahr werden 38 Millionen Tonnen Beifang – d.h. die Meerestiere, die nicht zum eigentlichen Fang gehören – weggeworfen. Schätzungen zufolge entspricht dies rund 50 Prozent des jährlichen Gesamtfangs, zu dem auch mehr als eine halbe Million Delphine, Wale und Meeresschildkröten gehören. Die Vorschriften zur Minimierung des Beifangs sind kaum umzusetzen, denn das meiste davon wird einfach über Bord gekippt. Die Überfischung ist ebenfalls ein ernstes Problem. Sie verstösst entweder gegen lax gehandhabte Gesetze oder betrifft Regionen, in denen es gar keine Regelungen gibt.

    Im Kampf um den Schutz der Fischbestände und des Fortbestehens der gewerblichen Fischerei säubern nun neue Technologien die schmutzigen Lieferketten der Fischindustrie

    In der Fischerei ist Betrug allgegenwärtig. Supermarktprodukte sind regelmässig falsch etikettiert und vermitteln unkorrekte Informationen zu Herkunft oder Art der Fische. Verschachtelte Lieferketten, die viele Länder und Hunderte von Transaktionen miteinbeziehen, ermöglichen es, destruktive Fischereipraktiken als nachhaltig auszugeben. Die Fischerei gehört eindeutig zu den undurchsichtigsten Branchen der Welt. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) warnt davor, dass die „illegale, ungemeldete und unregulierte (IUU) Fischerei zu den schlimmsten Bedrohungen des Meeresökosystems gehören.“

    Im Kampf um den Schutz der Fischbestände und des Fortbestehens der gewerblichen Fischerei säubern nun neue Technologien die schmutzigen Lieferketten der Fischindustrie. 

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    Fisch auf der Blockchain

    Nehmen Sie einen Dorschrücken der Austral Fisheries im Supermarkt, scannen Sie den Code auf dem Paket und schon sind Sie in der Lage, alle Schritte der langen Reise des Fischs, vom Ozean bis in den Laden, genau zu verfolgen. Wo und wann der Fisch gefangen wurde, welches Schiff ihn an Bord zog, wann er in Mauritius ausgeladen wurde, welche Marine Stewardship Council oder Klima-Zertifikate er besitzt. Ja sogar der Name des Schiffskapitäns ist ersichtlich.

    „Wir sind noch nicht bei den Namen der Kinder des Kapitäns angekommen, aber es wäre auf Wunsch machbar“, lacht David Carter, der CEO der Firma Austral Fisheries.

    Die Technologie, die diese detaillierte Geschichte des Fischs ermöglicht, heisst Blockchain. Nach dem Fang erhält jeder Fisch eine eigene auf der Blockchain basierende Identifikationsnummer, die mit den GPS-Koordinaten des Schiffs zum Zeitpunkt des Fangs übereinstimmt. Die Blockchain ist digital, zugriffssicher und wird in Echtzeit aktualisiert, d.h. sie informiert sehr viel umfassender als ein physisches Etikett.

    Austral Fisheries begann die Blockchain-Kennzeichnung 2018 im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem World Wildlife Fund (WWF). Heute umfasst das digitale Register das Dorschgeschäft und einen wachsenden Anteil des Garnelenfangs. Ziel ist es, Transparenz und Verantwortungsbewusstsein zu erhöhen und nachhaltige Praktiken durch die Steuerung der Konsumentenwahl zu fördern.

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    Überwachung aus der Cloud

    Global Fishing Watch nutzt ebenfalls digitale Technologie, um die Transparenz in der Branche zu erhöhen. Seit 2016 setzt die nichtstaatliche Umweltorganisation Satellitentechnologie, Cloud-Computing und maschinelles Lernen ein, um die Aktivität der Fischereischiffe auf dem Meer zu überwachen. Sie bietet eine globale Open-Source-Fischereikarte mit freiem Zugriff, auf der die jüngsten Aktivitäten Tausender Schiffe aufgezeichnet sind. Man hofft, dass Staaten durch die Förderung der Transparenz die Fischerei kostengünstiger verfolgen können, dass Kapitäne die Einhaltung der Vorschriften so einfacher beweisen können und dass damit weniger Beobachter an Bord oder an Land erforderlich sind.

    Man hofft, dass Staaten durch die Förderung der Transparenz die Fischerei kostengünstiger verfolgen können

    Die gemeinnützige Vereinigung OceanMind stützt sich ebenfalls auf viele Quellen, um Daten zur weltweiten Fischerei zu erfassen. Die hochmoderne künstliche Intelligenz, die in Zusammenarbeit mit Microsoft entwickelt wurde, vergleicht diese Informationen mit einem komplexen, weltweiten Vorschriftennetz und meldet verdächtige Aktivitäten an die entsprechenden Behörden. Dem Unternehmen zufolge halten die Fischereien in Grossbritannien und in Thailand seither die Vorschriften deutlich besser ein.

    Dennoch entkommen viele Fischereien immer noch dem Radar. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass kleine Unternehmen etwa die Hälfte des weltweiten Fischfangs und etwa 90 Prozent der Arbeitskräfte ausmachen und die meisten keine Technologie zur Nachverfolgung einsetzen. „Wir stehen vor einem schwierigen Problem“, so Blake Lee-Harwood, Chefprogrammierer des Sustainable Fisheries Partnership (SFP). „Die beste Nachverfolgbarkeit besteht in Fischereien, die bereits am nachhaltigsten arbeiten. Es handelt sich um hochkapitalisierte, industrielle Fischereiunternehmen, mit einer gut ausgebauten Managementstruktur sowie vielen Daten und Kontrollen. Die wirklich schrecklichen Fischereien zeichnen sich meistens durch ungenügende Daten und mangelhafte Nachverfolgbarkeit aus.“

    Um diesen Verstössen entgegenzuwirken, richtete SFP digitale Plattformen zur besseren Überwachung ein. Dazu gehört auch ein Pilotprogramm namens SkipperWatch, das es den Fischern vor Ort ermöglicht, illegales Fischen über mobile Apps zu melden. Die gemeinnützige Organisation versucht auch, die elektronische Überwachung aller Fischerboote, unabhängig von ihrer Grösse, durchzusetzen.

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    Präzisionsfischen

    SafetyNet Technologies mit Sitz in Grossbritannien konzentriert sich nicht auf digitale, sondern auf physische Technologien. Seit einem Jahrzehnt optimiert das Unternehmen das einfache Fischernetz. Dem Gründer Dan Carter zufolge war die Tatsache ausschlaggebend, dass „es Fischernetze seit Tausenden Jahren gibt, wir jedoch immer noch die falschen Fische fangen.“

    LED-Lampen, die am Netz befestigt sind, können in einer Farbe strahlen, die bestimmte Fischarten anzieht und andere abstösst. „Der erste Schritt ist physiologisch: Was kann der Fisch tatsächlich sehen?“, erklärt Carter. „Der zweite ist das Verhalten. Wenn es beispielsweise zwei Tierarten gibt, die dasselbe Licht wahrnehmen – wie reagieren sie darauf?“ Licht in der richtigen Farbe könnte Meeresschildkröten abschrecken, aber für einen Fisch unsichtbar sein. So würde der Beifang deutlich gesenkt. Das Unternehmen arbeitet an vielen anderen Technologien, die das Präzisionsfischen fördern.

    Die Pisce-Fischernetzlampen der Firma werden bereits weltweit eingesetzt, von Schottland bis Lateinamerika. Carter erwähnt den besonderen Erfolg einer Garnelenfischerei in Oregon. Dort erlaubten die Netze einen Rückgang des Beifangs von 90%. „Die lokalen Behörden wurden schnell darauf aufmerksam und schrieben den Einsatz dieser Netze in Oregon und Washington vor. Wir versuchen, die Verwendung auch für den Garnelenfang im Golf von Mexiko durchzusetzen.“

    Leider geht das nicht immer so einfach. Zuerst gilt es, laut Carter, die Fischereien zu überzeugen. Denn vielen machen die Ausgaben Angst – und die Schwierigkeiten und das Geschäftsrisiko. Zudem macht jede neue Fischerei einen neuen Versuch erforderlich. Ein derzeit laufender Versuch auf einem Jakobsmuschelschiff in den USA wird 1,1 Millionen US-Dollar kosten.

    Ohne starke kurzfristige gewerbliche Anregungen, über Subventionen oder strenge Durchsetzung der Vorschriften, ist es schwierig, Kapitäne und weitere Teile der Lieferkette von der Nützlichkeit der nachhaltigen Innovationen zu überzeugen

    Ohne starke kurzfristige gewerbliche Anregungen, über Subventionen oder strenge Durchsetzung der Vorschriften, ist es schwierig, Kapitäne und weitere Teile der Lieferkette von der Nützlichkeit der nachhaltigen Innovationen zu überzeugen. Die Finanzierung stammt meistens aus philanthropischen Quellen. Die Pioniere der Technologie glauben, es brauche höhere Investitionen und engere Zusammenarbeit, um die Nachverfolgbarkeit zu fördern.

    Auf lange Sicht bleibt der Fischerei wohl keine andere Wahl. Laut FAO sind mehr als ein Drittel der Fischfanggebiete überfischt. Das heisst, dass die Population schneller reduziert wird, als sie sich erholen kann. Heute jagen immer mehr Fischerboote immer weniger Fische. Einer Studie zufolge solle sich die Anzahl der Schiffe seit 1950 verdoppelt haben, obwohl die Fischbestände stetig abnehmen. Angesichts der Erderwärmung werden die Fische jetzt auch noch vom Klimawandel bedroht. Deshalb sind technologische Innovationen heute wichtig, um den Fortbestand der Fischerei zu gewährleisten.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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