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    Höchststand der Leitzinsen unterstützt Anleihen-Präferenz

    Höchststand der Leitzinsen unterstützt Anleihen-Präferenz
    Dr. Luca Bindelli - Head of Investment Strategy

    Dr. Luca Bindelli

    Head of Investment Strategy

    Kernpunkte

    • Die Zinsen in den Industrieländern stehen kurz vor dem Zenit oder haben ihn bereits überschritten. Die derzeit hohen Renditen machen die Anleihen- und insbesondere die Staatsanleihenmärkte für ertragsorientierte „Kaufen und Halten“-Anleger attraktiv.
    • Es bestehen weiterhin einige kurzfristige Risiken; die hohen Leitzinsen haben Bedenken wegen der Tragbarkeit der US-Staatsschulden aufkommen lassen.
    • Für Anleger, die sich über Inflationsüberraschungen und die Tragbarkeit des Haushalts sorgen, kann es sinnvoll sein, die Zinssensitivität zu verringern und auf Instrumente zu setzen, die vor Inflationsrisiken schützen.
    • Wir bevorzugen nach wie vor Staatsanleihen der Industrieländer als Kernbestand der Portfolios. Vor Kurzem haben wir das Engagement in Schwellenländeranleihen in Hartwährung erhöht, mit einer Präferenz für Unternehmensanleihen.

    Die hohen Renditen von Staatsanleihen machen festverzinsliche Wertpapiere attraktiv für Anlegerinnen und Anleger, die eine „Kaufen und Halten“-Strategie verfolgen und ertragsorientiert sind. Da die aktuellen Renditen deutlich über dem historischen Durchschnitt liegen, bieten Staatsanleihen jetzt höhere erwartete Renditen. Dies war eine wichtige Überlegung bei unserer Entscheidung, das Anleihenengagement in unserer strategischen Vermögensallokation Ende 2023 zu erhöhen.

    Die Renditen festverzinslicher Anlagen werden zum Teil von den Zinserwartungen im Verhältnis zu den aktuellen Marktpreisen bestimmt. Da die Zinspolitik für das Niveau und den Verlauf der gesamten Zinskurve eine Schlüsselrolle spielt, ist es wichtig, den künftigen Zinspfad zu beurteilen und zugehörige Szenarien zu berücksichtigen.

    Unserer Meinung nach haben die Leitzinsen in den Industrieländern mit Ausnahme Japans den Höhepunkt erreicht. Die Schweizerische Nationalbank und die schwedische Riksbank haben bereits mit Zinssenkungen begonnen, und es ist ein breiter Disinflationstrend zu beobachten. Wir erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) und die US-Notenbank (Fed) ebenfalls bald eine Lockerung der Geldpolitik einleiten. Sie dürften die Leitzinsen in den nächsten zwölf Monaten jeweils auf 2,75%, 4,25% bzw. 4,50% reduzieren. Da die Märkte nur zwei Zinssenkungen der Fed über das kommende Jahr einpreisen, dürfte die gesamte Überrendite des Bloomberg US Treasury Index gegenüber dreimonatigen Einlagenzinsen – stellvertretend für Cash – zwischen 4% und 5% liegen.

    Unserer Meinung nach haben die Leitzinsen in den Industrieländern mit Ausnahme Japans den Höhepunkt erreicht

    Wie entwickelt sich die Inflation?

    In der Eurozone scheint der Weg der Disinflation etabliert. Im Vereinigten Königreich ging die Inflation im April zurück, wenn auch weniger als erwartet. Wir gehen nun davon aus, dass die erste Zinssenkung der BoE im August statt im Juni erfolgt. Die USA hingegen haben dieses Jahr über mehrere Monate eine hartnäckigere Inflation verzeichnet. Dies hat dazu geführt, dass die Zinssenkungserwartungen am kurzen Ende der Renditekurve teilweise neu beurteilt wurden. Einige Anleger erwarten für längere Zeit höhere Zinsen.

    Wir sehen zwar ein Risiko, dass die Fed die Zinssenkungen verschiebt. Doch die jüngst schwächeren US-Konjunkturdaten und das sich verlangsamende Lohnwachstum deuten immer noch auf eine bevorstehende geldpolitische Normalisierung hin. In einem Risikoszenario ohne Zinssenkungen im Jahr 2024 würden wir erwarten, dass US-Staatsanleihen nur leicht schlechter abschneiden als Cash. Angesichts der jüngsten Schwäche der Aktivität in den USA ist jedoch auch eine schnellere Konjunkturverlangsamung möglich, wobei die Inflationssorgen rascher abklingen und sich Staatsanleihen besser entwickeln würden. Kurzfristig halten sich unserer Ansicht nach beide Risiken weitgehend die Waage.

     

    Wie steht es um fiskalpolitische Risiken in den USA?

    Vor den US-Präsidentschaftswahlen im November wächst die Sorge der Anleger über die Tragbarkeit des US-Haushaltsdefizits und die künftige Steuerpolitik. Seit 2020 und dem Beginn der Pandemie beläuft sich das US-Defizit im Durchschnitt auf mehr als 9% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Da die Verschuldung der USA im Verhältnis zum BIP in den kommenden Jahren weiter steigen dürfte, stellt das heutige Hochzinsumfeld eine Herausforderung für die Verringerung des Defizits dar. Laut dem Congressional Budget Office machen die Zinskosten für die Bedienung der US-Staatsschulden in den nächsten 20 Jahren zwei Drittel des Defizits aus, verglichen mit einem Drittel in den beiden Jahrzehnten vor Covid.

    Der Wachstumspfad wird für die Tragbarkeit der US-Staatsschulden entscheidend sein

    Keiner der beiden US-Präsidentschaftskandidaten scheint bereit zu sein, die 2017 eingeführten Einkommensteuersenkungen im Jahr 2025 auslaufen zu lassen. Die Agenda der Biden-Regierung dürfte sich eher auf höhere Steuern für vermögendere Haushalte und Unternehmen konzentrieren, um das Haushaltsdefizit zu bekämpfen. Für solche Steuerpläne wäre eine demokratische Mehrheit im Kongress erforderlich, was zum jetzigen Zeitpunkt alles andere als klar ist. Die Haushaltsagenda der Republikaner könnte aufgrund der möglichen Auswirkungen auf die Inflation eine grössere Herausforderung sein. Der ehemalige Präsident und jetzige Kandidat Donald Trump scheint nicht gewillt, die Steuersenkungen seiner früheren Regierung auslaufen zu lassen; er dürfte zusätzliche Steuersenkungen für Unternehmen vorschlagen, die durch höhere Einfuhrzölle finanziert würden. Zwar ist unklar, ob dies das bestehende Defizit vergrössern würde, aber wahrscheinlich würden die Preise für importierte Waren steigen, und die Inflation würde angeheizt. Möglicherweise würde die Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed erschwert, und die Kosten für den Schuldendienst könnten zunehmen. Zudem könnte eine höhere Zinsvolatilität höhere Risikoprämien bei Anleihen erforderlich machen. Angesichts unserer aktuellen Haltung gegenüber Festverzinslichen sind diese Risiken genau zu beobachten. Der Wachstumspfad in den USA wird entscheidend sein. Bleibt die US-Wachstumsrate über den realen (inflationsbereinigten) Kosten für den Schuldendienst, kann dies die Tragbarkeit der Haushaltsdefizite unterstützen oder gegebenenfalls den Haushaltssaldo verbessern, wie nach der grossen Finanzkrise.

     

    Chancen bei Festverzinslichen

    Die Aktienrenditen, die für den S&P 500 etwa 4% betragen, sind in den USA rückläufig. US-Staatsanleihen bieten höhere und weniger riskante Renditen von 4,7%. Die jüngst schwächeren Wirtschaftsdaten sprechen für die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien. Die relative Performance von Aktien gegenüber Anleihen hat jüngst die sich verschlechternden Fundamentaldaten übertroffen. Dies unterstützt unsere Präferenz für festverzinsliche Anlagen in Multi-Asset-Portfolios.

    Die jüngst schwächeren Wirtschaftsdaten sprechen für die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien

    Die aktuellen Renditeniveaus können auch Unternehmensanleihen attraktiv machen. Allerdings sind die Renditedifferenzen (Spreads) sowohl bei Investment-Grade- als auch bei Hochzinsanleihen im historischen Vergleich sehr gering und bieten nur begrenzte Renditen für das Risiko. Daher halten wir unsere Engagements weiterhin im Einklang mit unserer strategischen Vermögensallokation. Vor Kurzem haben wir die Positionierung in Schwellenländeranleihen in Hartwährung auf strategische Niveaus erhöht, da die Renditen nun die Risiken kompensieren. Hier bevorzugen wir Unternehmensanleihen, da sie besser diversifiziert sind und einen Renditevorteil gegenüber Staatsanleihen bieten. Risikoaverse Anleger könnten die Portfoliosensitivität gegenüber Zinsen oder Inflationsrisiken mithilfe von kurzlaufenden oder inflationsgebundenen Anleihen steuern, welche bestehende Positionen ergänzen oder teilweise ersetzen. Für risikobereitere Anleger bieten Hochzins-Unternehmensanleihen von höherer Qualität interessante risikobereinigte Renditen.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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