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    Sommerstürme an den Märkten bewältigen

    Sommerstürme an den Märkten bewältigen
    Michael Strobaek - Global CIO Private Bank

    Michael Strobaek

    Global CIO Private Bank
    Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe - Head of Investment Strategy, Sustainability and Research, CIO EMEA

    Dr. Nannette Hechler-Fayd’herbe

    Head of Investment Strategy, Sustainability and Research, CIO EMEA

    Kernpunkte

    • Die Sorge über eine Abschwächung des US-Arbeitsmarkts hat die bereits bestehende negative Entwicklung der Anlegerstimmung noch verstärkt. Hinzu kam der Druck durch eine extreme Anlegerpositionierung, eine geringe Liquidität und erhöhte geopolitische Risiken.
    • Wir erwarten, dass die Fed die Zinsen an jeder ihrer verbleibenden Sitzungen in diesem Jahr – im September, November und Dezember – senkt. Der Arbeitsmarktbericht für August dürfte die Höhe der Zinssenkung im September – 25 oder 50 Basispunkte – bestimmen.
    • Trotz der Abschwächung des Arbeitsmarkts halten wir die Wirtschaft und den Konsum in den USA für relativ gesund und sehen nur begrenzte Rezessionsrisiken.
    • Wir halten das Portfolio- und Aktienrisiko auf strategischen Niveaus, mit einer Präferenz für britische Aktien. Die Aktienmärkte könnten sich in den kommenden Wochen etwas stabilisieren, aber wir erwarten eine anhaltend hohe Volatilität. Die Nachfrage nach sicheren Häfen dürfte den Schweizer Franken weiterhin unterstützen.

    Der enttäuschende US-Arbeitsmarktbericht von letzter Woche hat einen Stimmungsumschwung an den Märkten besiegelt, der sich über den Sommer allmählich aufgebaut hatte. In wenigen Tagen gingen die Finanzmärkte von einem makellosen Szenario einer „sanften Landung“ der US-Wirtschaft zur Befürchtung einer „harten Landung“ und steigender Rezessionsrisiken über. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel deutlich und betrug zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts 3,7%. Die vom Markt erwarteten Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed stiegen auf insgesamt 125 bis 130 Basispunkte (Bp.) bis Ende Jahr. Die Markterwartungen bezüglich Fed-Zinssenkungen unterlagen im früheren Jahresverlauf starken Schwankungen. Sorgen über eine Überhitzung der US-Wirtschaft sind nun wieder einem Szenario gewichen, in dem Rezessionsrisiken im Vordergrund stehen. Die Aktienmärkte erleben, von wenigen Ausnahmen wie China abgesehen, eine harte Zeit. Der japanische Nikkei ist nach Höchstständen im Juli um mehr als 20% gefallen.

    Sorgen über eine Überhitzung der US-Wirtschaft sind nun wieder einem Szenario gewichen, in dem Rezessionsrisiken im Vordergrund stehen

    US-Rezessionsrisiken und Fed-Ausblick

    Die Marktsorgen konzentrierten sich auf Anzeichen von Schwäche auf dem US-Arbeitsmarkt, die im US-Beschäftigungsbericht für Juli deutlich wurden. Die US-Wirtschaft schuf im Juli 114’000 Stellen ausserhalb der Landwirtschaft, gegenüber erwarteten 175’000. Die Arbeitslosenquote stieg auf 4,3%, gegenüber Schätzungen von 4,1%. Die Risiken für die Fed sind derzeit stärker in Richtung eines schwachen Arbeitsmarkts als in Richtung einer hartnäckigen Inflation geneigt. Nachdem die Fed an der Julisitzung die Zinsen unverändert gelassen hat, erwarten wir nun, dass sie im September eine Zinssenkung beschliesst. Sie kann den Lockerungszyklus im September mit einer Zinsreduktion um 50 Bp. beginnen und damit die Entscheidung vom Juli, auf einen Zinsschritt zu verzichten, im Wesentlichen ausgleichen; oder sie kann die Zinsen um 25 Bp. reduzieren und klare Hinweise zu künftigen Zinssenkungen liefern. In diesem Fall würden wir erwarten, dass die Projektionen der Geldpolitiker für künftige Schritte auf sukzessive Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf hindeuten. Der Bericht zu den Beschäftigtenzahlen ausserhalb der Landwirtschaft im August, der vor der Fed-Sitzung im September veröffentlicht wird, dürfte für den genauen Zinssenkungspfad ausschlaggebend sein. Dabei könnte es sich entweder um Zinssenkungen von 50 Bp. im September, 25 Bp. im November und 25 Bp. im Dezember handeln oder aber um drei Zinssenkungen von jeweils 25 Bp.

    Es gilt zu betonen, dass die Schwäche des Arbeitsmarkts zwar Anlass zur Sorge gibt und ein Grund für Massnahmen der Fed ist; aber das Gesamtbild, einschliesslich der Daten zum Bruttoinlandsprodukt, des Einkommenswachstums, des Zustands der Bilanzen im Privatsektor und der Beschäftigung, ist weiterhin von einer gesunden US-Wirtschaft geprägt. Die monatlichen Arbeitsmarktdaten können volatil sein, und die extremen Wetterbedingungen, darunter ein Hurrikan in Texas, haben die Zahlen für Juli beeinflusst. Der Anstieg der Arbeitslosenquote gründet vielmehr auf langsameren Neueinstellungen als auf einer Zunahme der Entlassungen, die auf niedrigem Niveau stabil bleiben; zudem konzentrierte sich der Anstieg auf Besserverdienende. Die Zahl der wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung hat zugenommen, bleibt aber weitgehend im Einklang mit saisonalen Mustern. Die US-Notenbank hat bereits wichtige Änderungen an ihren Aussagen vorgenommen. Schlägt die Fed ab September den von uns erwarteten Zinspfad ein, sollte dies unserer Meinung nach ausreichen, um die Rezessionsrisiken in Schach zu halten. Derzeit schätzen wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA auf 20% oder weniger ein.

    Das Gesamtbild ist weiterhin von einer gesunden US-Wirtschaft geprägt

    Markt- und Strategieausblick

    Die Aktienmärkte haben auf die gestiegenen Rezessionsrisiken reagiert. Die Anleihenmärkte preisen nun mehr als fünf Zinssenkungen der Fed um 25 Bp. bis zum Jahresende ein, während es letzte Woche noch weniger als drei waren. Der jüngste Ausverkauf an den Aktienmärkten dürfte durch eine extreme Anlegerpositionierung, eine geringe Liquidität über den Sommer und geopolitische Risiken intensiviert worden sein. Wir erwarten, dass sich die Aktienmärkte im Vorfeld des nächsten US-Arbeitsmarktberichts und der Fed-Sitzung im September etwas stabilisieren. Die deutliche Korrektur bei Technologiewerten in jüngster Zeit konzentrierte sich auf den Halbleitermarkt. Sie betraf also den Teil des Markts, der am meisten „überkauft“ war bzw. wo die Kurse zuvor am stärksten gestiegen waren. Die Aktienkurse von Technologie-Hardware- und -Software-Unternehmen haben sich besser gehalten. Nach der Korrektur dürften sich Märkte mit einem hohen Halbleiter-Engagement wie Taiwan in den kommenden Wochen stabilisieren.

    Der jüngste Ausverkauf an den Aktienmärkten könnte übertrieben gewesen sein

    Die geopolitischen Risiken im Nahen Osten haben nach der Tötung des politischen Hamas-Führers Ismail Haniya in Teheran zugenommen. Es besteht die Sorge, dass es zu einer Konfrontation zwischen Israel und dem Iran kommt. Die Region könnte in einen umfassenderen Konflikt verwickelt werden, der mehrere Länder sowie die USA betrifft. Auch der US-Präsidentschaftswahlkampf dürfte in den kommenden Wochen ein Unsicherheitsfaktor für die Märkte sein. Nachdem sich der VIX-Index für die Volatilität am US-Aktienmarkt 2024 mehrheitlich verhalten entwickelt hatte, stieg er bis zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts auf über 50. Sollte die zugrunde liegende Tagesbewegung Bestand haben, wäre dies der grösste Ausschlag seit Oktober 2020. Die Volatilität dürften in den kommenden Monaten anhalten, wie in unseren zehn Anlageüberzeugungen für das zweite Halbjahr und in unserem jüngsten Investment Strategy Monthly erwähnt.

    Im aktuellen Umfeld halten wir Aktien einstweilen auf den Niveaus der strategischen Vermögensallokation. Wir gehen davon aus, dass Titel mit hoher Dividende, einschliesslich solcher aus dem Energiesektor, und attraktiv bewertete Regionen eine Outperformance erzielen. Unter unseren bevorzugten Regionen heben wir britische Aktien hervor, die sowohl eine attraktive Bewertung als auch bessere Wachstumsaussichten bieten. In unserem neuen thematischen Rahmen für Aktien, rethink investments, erwarten wir, dass sich das Thema rethink longevity, das sich auf die Alterung der Bevölkerung konzentriert, überdurchschnittlich entwickelt. Alle sechs Anlagethemen von rethink investments unterliegen weiterhin starken strukturellen Treibern, und wir sind nach wie vor von ihrer Relevanz für Anlagen überzeugt. Wir betrachten den Marktrückgang als Gelegenheit, ein Engagement in diesen mehrjährigen High-Conviction-Themen aufzubauen.

    Wir gehen davon aus, dass Titel mit hoher Dividende, einschliesslich solcher aus dem Energiesektor, und attraktiv bewertete Regionen eine Outperformance erzielen

    Bei den Währungen rechnen wir mit einer anhaltenden Stärke des Schweizer Frankens, vor allem gegenüber dem Euro. Wir erwarten zudem, dass sich der japanische Yen im Laufe der Zeit weiter dem fairen Wert annähert. Allerdings könnte sich die jüngst starke Aufwertung verlangsamen. Sie wurde durch eine deutliche Auflösung von Anlegerpositionen in den letzten Tagen begünstigt, die sich möglicherweise nicht wiederholen wird.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.

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