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US-Gewinnwachstum dürfte Aktien 2024 unterstützen
Kernpunkte
- Angesichts einer sich verlangsamenden, aber immer noch robusten Wirtschaft und eines Höchststands der Zinsen sollten US-Aktien für weitere Zugewinne im Jahr 2024 positioniert sein.
- Die Gewinne des dritten Quartals deuten darauf hin, dass frühere Kostensenkungsrunden der Unternehmen nun zu bescheidenen Margenverbesserungen führen.
- Wir erwarten, dass eine leichte Verlangsamung der US-Konjunktur im nächsten Jahr zu Zinssenkungen in der zweiten Hälfte 2024 führt.
- Unser Basisszenario lautet, dass der S&P 500 Ende 2024 bei rund 4’800 Punkten steht. Der Grossteil der Zugewinne könnte in den nächsten sechs Monaten erfolgen, bevor die Wirtschaft die volle Kraft der geldpolitischen Straffungen zu spüren bekommt.
Erstmals seit einem Jahr verzeichnen die Unternehmen des S&P 500 gemäss den Quartalsdaten per Ende September wieder einen Anstieg des Gewinns je Aktie (EPS). Es wird erwartet, dass sich die bemerkenswert robuste amerikanische Wirtschaft verlangsamt. Deshalb lautet der Marktkonsens, dass der Leitzins der US-Notenbank Fed nun auf dem Höchststand notiert. Wir gehen davon aus, dass das Wachstum der Unternehmensgewinne bis ins Jahr 2024 hinein positiv bleibt, sodass für US-Aktien Aufwärtspotenzial besteht.
Der US-Benchmark-Aktienindex S&P 500 stieg bis Ende Juli um 20% und gab dann bis Ende Oktober vom Höchst- zum Tiefstwert um rund 11% nach. In den letzten Wochen hat er sich wieder erholt. Ein Teil dieser Erholung könnte auf anhaltend starke US-Verbraucherausgaben zurückzuführen sein. Letztere werden unterstützt durch steigende Reallöhne und einen hohen Anteil an Festhypotheken, welche die Kreditnehmer vor höheren Zinsen schützen.
Im Gegensatz zur robusten US-Wirtschaft sind die Unternehmensgewinne in den USA in eine leichte Rezession gerutscht: Sie haben sich während drei Quartalen gegenüber dem Vorjahr verringert. Die Ergebnisse des dritten Quartals fielen verglichen mit den Erwartungen gemischt aus, doch die Gewinne je Aktie sind erstmals seit einem Jahr gestiegen. Dies sorgt oft für Verwirrung, da der Unternehmenssektor und die Wirtschaft insgesamt eng miteinander verbunden sein sollten.
Der „Unterschied“ lässt sich erklären. Die Gewinne im S&P 500 sind stärker auf Waren als auf Dienstleistungen ausgerichtet. Deshalb hat ein früherer Rückgang der Aktivitäten im Warensektor die Gewinne stärker beeinträchtigt als die Wirtschaft. Hinzu kommt, dass die Unternehmensgewinne im Gegensatz zur Wirtschaft kurzfristig von Kostensenkungen profitieren.
Dies war in der letzten Gewinnsaison zu beobachten, als die Gewinne je Aktie trotz anhaltender Umsatzenttäuschungen besser als erwartet ausgefallen sind. Mit anderen Worten: Die Margen haben die Anlegerinnen und Anleger positiv überrascht. Vor allem waren die Unternehmen in der Lage, Einsparungen zu tätigen und die Margen ohne umfangreiche Entlassungen zu halten. Dies könnte eine Reaktion auf den Arbeitskräftemangel infolge der Pandemie sein. Allerdings ist nicht alles rosig: Die Unternehmensleitungen blicken weiterhin vorsichtig in die Zukunft, wie der unterdurchschnittliche Anteil der Firmen zeigt, die ihre Prognosen anheben.
500 - 7 = 0
Hinzu kommt, dass der S&P 500 seit Jahresbeginn bis zum 31. Oktober unverändert notieren würde, wenn man die sogenannten Magnificent Seven – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta, Tesla und Nvidia – ausklammern würde. Diese sieben Aktien aus dem Technologiesektor, der Hardware, Halbleiter und digitale Dienstleistungen umfasst, sind für die gesamte positive Performance des Index verantwortlich. Berücksichtigt man nur die übrigen 493 Titel des S&P, so haben der japanische Topix und der Euro Stoxx mit 8% bzw. 6% im bisherigen Jahresverlauf den US-Index übertroffen.
Die US-Finanzmärkte stellen sich derzeit für 2024 auf vier Zinssenkungen ein, wobei die erste laut den Erwartungen im Juni erfolgen würde. Die Marktteilnehmer haben nachlassende Wachstums-, Beschäftigungs- oder Konjunkturdaten als Anzeichen dafür gewertet, dass der Zinserhöhungszyklus vor dem Abschluss stehen muss.
Wir erwarten, dass es in den USA im nächsten Jahr zu einer leichten Konjunkturverlangsamung kommt. Diese dürfte zwei Zinssenkungen der Fed zur Folge haben, eine erste im September und eine weitere im Dezember 2024. Wir rechnen mit einem EPS-Wachstum von 6% in den USA, während sich die Unternehmensmargen trotz eines schwächeren, aber immer noch positiven nominalen Wachstums weiter leicht erholen. Solche unter den Marktschätzungen liegende Annahmen (die Konsenserwartung für das EPS-Wachstum beträgt 12%, (siehe Chart) und mögliche negative Gewinnkorrekturen könnten die Bewertungen unter Druck setzen. Wir gehen allerdings davon aus, dass eine Anpassung der Geldpolitik dies ausgleichen wird. Konkret lautet unser Basisszenario, dass der S&P 500 Ende 2024 bei rund 4’800 Punkten steht, gegenüber heute 4’415 Punkten. Die meisten Zugewinne könnten in den kommenden sechs Monaten erfolgen, bevor die Wirtschaft im weiteren Verlauf des Jahres 2024 die volle Kraft der geldpolitischen Straffungen zu spüren bekommt (siehe Chart).
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Bären und Bullen
Die Aktienmärkte scheinen sich an einem Wendepunkt zu befinden. Derzeit lassen sich extremere positive – oder negative – Entwicklungen nicht ausschliessen.
Auf der negativen Seite ist es möglich, dass sich der Arbeitsmarkt und der Konsum in nächster Zeit verschlechtern. Unternehmen aus dem Sektor Nicht-Basiskonsumgüter, die auf Grossanschaffungen ausgerichtet sind, sowie Unternehmen, deren Angebot für einkommensschwächere US-Verbraucher bestimmt ist, sind weiterhin vorsichtig. Eine klassische US-Rezession – mit aufeinanderfolgenden Quartalen negativen Wachstums und insbesondere hoher Arbeitslosigkeit – ist weiterhin möglich und bleibt das grösste Einzelrisiko für unseren Aktienausblick. Eine Rezession würde zu einem EPS- und Margenrückgang führen und könnte ein Minus des S&P 500 von 17% bedeuten.
Doch auch ein positiveres Umfeld ist nicht ausgeschlossen. Das verarbeitende Gewerbe in den USA könnte sich schneller erholen und den amerikanischen Aktienmärkten Auftrieb geben. Dies stünde im Einklang mit Frühindikatoren wie Teilkomponenten des ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe vom Oktober und der anhaltenden Umsatzerholung im Halbleiterbereich. Im Falle einer sich wieder beschleunigenden US-Wirtschaft könnten die Gewinne je Aktie bis ins Jahr 2024 hinein um 20% und die Umsätze um mehr als 6% steigen – begleitet von einer Margenausweitung. Die Gewinne würden dann ihre Höchststände von 2018/2019 übersteigen.
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Höhere Unternehmensgewinne in der Europäischen Union im Vergleich zu den USA waren in der Vergangenheit ausschlaggebend für eine relative Outperformance. Der Bankensektor und der Automobilsektor in Europa trugen den grössten Teil zur Outperformance der Gewinne Anfang 2023 bei. Die Nettozinsmargen europäischer Banken weiteten sich 2023 vor dem Hintergrund steigender Zinsen aus, was den Gewinnen Auftrieb verlieh; 2024 dürften sie aber in einem Umfeld mit geringerem Wachstum und sinkenden Leitzinsen unter Druck geraten. Im Automobilsektor hat sich die Umstellung auf Elektrofahrzeuge in den letzten Monaten verlangsamt, was sich für die Rentabilität der Autohersteller im Massenmarkt als besonders schwierig erweist. Insgesamt erwarten wir, dass in der Eurozone notierte Unternehmen nächstes Jahr trotz niedriger Bewertungen schlechter abschneiden. Wir rechnen mit einem Gewinnwachstum von 0% für 2023 und von 6% für 2024. Den MSCI EMU Index sehen wir Ende 2024 bei 141, gegenüber aktuell 142.
In den Schwellenländern sehen wir Anzeichen von Schwäche bei den Unternehmen, die bisher die Ergebnisse ausgewiesen haben. 30% übertrafen die Schätzungen, während 40% die Konsenserwartungen der Analysten enttäuschten. Von den elf Sektoren, die wir verfolgen, sorgten Kommunikationsdienste und Nicht-Basiskonsumgüter für mehr positive Überraschungen, während zyklische Sektoren wie Grundstoffe und Industrie schlechter abschnitten. Es überrascht nicht, dass sich auch der Immobiliensektor angesichts rückläufiger Hauspreise in China schwach entwickelte, obwohl ausgewählte Immobilienunternehmen in Hongkong wider Erwarten gute Ergebnisse erzielten. Im Gegensatz zu den USA war keine Trendwende bei den Gewinnen zu beobachten: Die jährliche EPS-Entwicklung betrug für das Quartal -3%. Über den Erwartungen liegende Ergebnisse und Prognosen für 2024 von grossen taiwanischen und koreanischen Technologieunternehmen sind jedoch ein potenziell positiver Indikator für die globalen Fertigungsaktivitäten.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende
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