rethink sustainability
Neue Möglichkeiten mit Kunststoffen: Eröffnung von Chancen in der Kreislaufwirtschaft
Artikel veröffentlicht auf rethinkeverything.ilsole24ore.com in Partnerschaft mit Il Sole 24 Ore
Es gibt eine Vision des Wirtschaftswachstums, die ausgedient hat: das lineare Wachstum, das auf der Erschöpfung der Ressourcen beruht und eng mit Plastik und fossilen Brennstoffen verknüpft ist. Unbegrenztes Wachstum, das auf begrenzten Ressourcen beruht – ein Widerspruch in sich. Heute erscheint jedoch ein nachhaltiges Wachstum in Form einer Kreislaufwirtschaft möglich, die Grundstoffe wiederverwendet und umwandelt, anstatt sie zu Abfall zu machen.
Laut einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)1 von 2020 ist die Gewinnung und Herstellung von Rohstoffen für fast ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich – doch nicht nur das; auch rund 90% des Verlusts der Biodiversität ist darauf zurückzuführen.
Der Plastikverschmutzung Einhalt gebieten
Spricht man von Grundstoffen, so geht es in erster Linie um Kunststoffe und fossile Brennstoffe. Dabei handelt es sich um synthetische Produkte, die grösstenteils mithilfe von Rohöl, Kohlenstoff und Erdgas hergestellt werden. Kunststoffe sind vielseitig, leicht, widerstandsfähig und relativ günstig. Daher werden sie seit den 1950er Jahren alltäglich zur Herstellung von Flaschen, Tüten, Spielzeug, Verpackungen, Möbeln, Kleidung und vielem mehr verwendet. Ihr Abbau in der Umwelt nimmt viel Zeit in Anspruch – teils mehrere hundert Jahre. Daher stellt die Verbreitung von Kunststoffen und insbesondere „Einwegplastik“ eine schwere Belastung für die Zukunft der Biodiversität und auch für unsere Gesundheit dar.
Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge beläuft sich die weltweite Kunststoffproduktion aktuell auf etwa 460 Mio2. Tonnen pro Jahr. Mehr als zwei Drittel davon sind kurzlebige Produkte, die bald zu Abfall werden. Immer mehr davon – 2021 waren es 139 Mio. Tonnen3 – landen sogar nach nur einer Verwendung im Müll. Dieses Plastik gelangt allzu oft in die Umwelt oder ins Meer. So beträgt die durchschnittliche Menge an Plastikmüll, der sich über die Meere verteilt, rund 2,3 Millionen Tonnen4. Dies besagt eine Schätzung, die im März 2023 in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde.
Besonders besorgniserregend ist das so genannte Mikroplastik. Das sind Partikel, die kleiner als 5 mm sind. Sie stören das Gleichgewicht der marinen Ökosysteme und landen auch – vor allem durch Fischverzehr – in der menschlichen Nahrungskette. Primäres Mikroplastik stammt hauptsächlich aus synthetischer Kleidung: Die heutige Mode und insbesondere Fast Fashion belasten die Umwelt mehr als der Flugverkehr und sind für rund 10% der Treibhausgasemissionen verantwortlich5. Weitere Quellen sind Autoreifen und, in erheblich geringerem Masse, Körperpflegeprodukte.
Lesen Sie auch: Unsere toxische Beziehung zu Kunststoff überdenken
Einem 2021 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Bericht zufolge befinden sich in den Oberflächengewässern weltweit insgesamt zwischen 15’000 und 51’000 Milliarden Mikroplastikteilchen6. Kunststoffe enthalten jedoch generell schädliche Chemikalien wie Phthalate und Bisphenole. Sie können in Lebensmittel und Getränke übergehen, wenn sie mit ihnen in Kontakt kommen. Die Verwendung von Kunststoffbehältern kann zur Aufnahme dieser Stoffe führen, die schädliche Folgen für die menschliche Gesundheit haben können.
2022 beschlossen die Vereinten Nationen, die Verschmutzung durch Plastik zu beenden und gleichzeitig dessen effizientere Nutzung zu fördern. Bis Ende 2024 soll ein verbindliches Abkommen verabschiedet werden. „Nur ein integrierter und systemischer Übergang von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft kann verhindern, dass Plastik in unsere Ökosysteme, in unsere Körper und in die Wirtschaft gelangt“, schreibt UNEP-Exekutivdirektorin Inger Andersen7. Das Abkommen soll die Plastikverschmutzung bis 2040 um gut drei Viertel reduzieren, gleichzeitig Hunderttausende von Arbeitsplätzen schaffen und Billionen Dollar einsparen. Laut einem UNEP-Bericht gehen vorläufige Schätzungen von jährlichen sozialen und ökologischen Kosten der Plastikverschmutzung zwischen USD 300 und 600 Mrd. pro Jahr aus. Einige Schätzungen gehen sogar von mehr als USD 1'500 Mrd. aus8.
Lesen Sie auch: Was lässt sich aus Anlegersicht gegen die Plastikflut tun?
Um diese Art der Verschmutzung deutlich zu verringern, müssen in naher Zukunft drei sogenannte Marktverschiebungen stattfinden: die Wiederverwendung bestimmter Kunststoffprodukte, die etwa 30% zur Verringerung beitragen kann, Recycling (20%) und die Verwendung nachhaltiger Alternativen (17%)9.
Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft
Das Problem des Grundstoffabbaus betrifft jedoch nicht nur Kunststoffe und die Produktion fossiler Brennstoffe: Durch die Bodenversiegelung wird auch ständig Boden verbraucht. In Italien etwa beträgt der durchschnittliche jährliche Bodenverbrauch nach Angaben des Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale (ISPRA) 77 qkm.
Auch wenn die umfangreichsten jemals durchgeführten Bergbautätigkeiten Öl, Gas und Kohlenstoff betreffen: Erneuerbare Energien und die Elektrifizierung des Energieverbrauchs werden in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich exponentiell zunehmen, gerade um der durch fossile Brennstoffe verursachten globalen Erwärmung entgegenzuwirken. Das bringt enorme ökologische und wirtschaftliche Vorteile mit sich. Damit einher geht aber auch ein Anstieg der Nachfrage nach einigen Mineralien, der Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge bis 2040 bei 400% liegen könnte10. Die Liste der wichtigen Rohstoffe für saubere Energie ist sehr lang und umfasst Mineralien, Metalle und Legierungen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften.
Die erste gute Nachricht ist jedoch: Diese Grundstoffe werden für die Herstellung erneuerbarer Anlagen verwendet, die mit potenziell unerschöpflichen Ressourcen wie Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme betrieben werden. Die zweite gute Nachricht: Die Kreislaufwirtschaft ermöglicht es, dieselben Materialien immer wieder zu verwenden, sodass weniger Grundstoffe gewonnen werden müssen. Gegenwärtig importiert die Europäische Union beispielsweise nach Angaben von Eurostat etwa die Hälfte der von ihr verbrauchten Rohstoffe und produziert jedes Jahr etwa 2,5 Mrd. Tonnen Abfall11. Aus diesem Grund hat sich die EU für eine Strategie der Kreislaufwirtschaft entschieden: Vorhandene Grundstoffe und Produkte werden gemeinsam genutzt, ausgeliehen, wiederverwendet, repariert, wiederaufbereitet und so lange wie möglich recycelt – auch dank neuer Bauweisen.
Ausserdem fördert sie durch die Digitalisierung ein Geschäftsmodell, das nicht mehr auf Produkten, sondern auf Dienstleistungen beruht. Was sich bereits heute durch Aktivitäten wie Carsharing oder Streaming verbreitet, lässt sich potenziell auf eine enorme Anzahl von Sektoren und Dienstleistungen ausweiten. Der Besitz bestimmter Güter (wie etwa Autos) könnte dadurch überflüssig sein. Damit reduziert sich auch die Menge an Rohstoffen, die für die Herstellung der Güter selbst erforderlich sind.
All dies trägt zum Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft bei.
Lesen Sie auch: Den Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft unterstützen
Die CLIC®-Wirtschaft
Wir bei Lombard Odier sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit das Risiko- und Ertragsprofil der Anlagen in Finanzmärkten grundlegend ändert. Wir glauben, dass die Weltwirtschaft sich auf ein kreislauforientiertes, effizientes, integratives und sauberes Modell zubewegt: die CLIC®-Wirtschaft – für Circular, Lean, Inclusive, Clean. Der Wandel ist tiefgreifend und erstreckt sich nicht nur auf die Grundstoffe, sondern auch auf den Energiesektor, die Landwirtschaft, die Ernährung und die Bodennutzung. Der Markt für Kohlenstoffemissionen kann dabei eine Schlüsselrolle spielen, indem er den Übergang in diesen Sektoren fördert.
Durch Einbezug des Preises für Klimaemissionen in die Geschäftskosten erhalten Unternehmen einen Anreiz, kohlenstoffarme Technologien einzuführen. Die Verbraucher wiederum erkennen eine Preisverschiebung zugunsten eines Wirtschaftsmodells, das stärker auf Wiederverwendung und Recycling setzt und Emissionen und Abfälle reduziert. In den letzten Jahren war in solchen Märkten, insbesondere in der EU und den USA, ein Rückgang der Emissionen zu beobachten, der das Wirtschaftswachstum nicht beeinträchtigt hat.
1 Emissions Gap Report 2020 (unep.org)
2 La pollution plastique ne cesse de croître tandis que la gestion et le recyclage des déchets sont à la traîne, selon l’OCDE (oecd.org)
3 https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/42277/Plastic_pollution.pdf
4 Plastic in the Ocean Reaches 2.3 Million Tonnes, Could Triple by 2040: Study | Earth.Org
5 UN Helps Fashion Industry Shift to Low Carbon | UNFCCC
6 Microplastics are everywhere — but are they harmful? (nature.com)
7 New Plastics Economy Global Commitment | One Planet Summit
8 Global movement against plastic pollution: Millions seek solutions this World Environment Day (unep.org)
9 United Nations Says Cutting Plastic Waste by 80% by 2040 is Doable (waste360.com)
10 Mineral requirements for clean energy transitions – The Role of Critical Minerals in Clean Energy Transitions – Analysis - IEA
11 Waste statistics - Statistics Explained (europa.eu)
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
Entdecken Sie mehr.
teilen.