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Landwirtschaft der Zukunft: Wie können wir eine wachsende Bevölkerung ernähren und gleichzeitig den Planeten schonen?
Artikel veröffentlicht in rethinkeverything.ilsole24ore.com in Partnerschaft mit Il Sole 24 Ore
Die Landwirtschaft ernährt uns seit etwa 10’000 Jahren – hauptsächlich durch Getreideanbau, aber auch durch Viehzucht. Auch dank der sogenannten Grünen Revolution – mit genetischen Innovationen und der Übernahme industrieller Systeme für die Landwirtschaft – hat sich die Weltbevölkerung seit den 1950er Jahren verdreifacht. Aktuell werden geschätzte 40% der bewohnbaren Fläche landwirtschaftlich genutzt. Grösstenteils sind diese Kulturen jedoch nicht unmittelbar für den menschlichen Verzehr gedacht. Vielmehr wird Futter für Nutztiere angebaut, die ihrerseits Fleisch, Milch und andere Produkte liefern. In der Europäischen Union beispielsweise werden laut einem Greenpeace-Bericht, der auf Eurostat-Daten basiert, gut 70% der Anbauflächen für Tierfutter genutzt. Global betrachtet – so die britische „National Food Strategy“ – werden nur 55% der Feldfrüchte unmittelbar von Menschen verzehrt.
Zu viel Fleisch auf dem Herd
Es ist daher unerlässlich, Landwirtschaftsflächen rationaler und nachhaltiger zu nutzen und pflanzliche Lebensmittel zu erzeugen, die mehr Menschen ernähren. Weltweit leiden Daten der FAO – die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen – von 2021 zufolge 700 bis 800 Millionen Menschen Hunger, insbesondere in Asien und Afrika. Weitere 2,3 Milliarden sind von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen. Paradox dabei: Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind gleichzeitig 2 Milliarden Erwachsene übergewichtig und 650 Millionen fettleibig. Ihre Gesundheit ist durch übermässige oder falsche Ernährung bedroht, was wiederum auch zu einem Anstieg der Gesundheitskosten führt.
Eine weitere Schätzung der FAO: Basierend auf den aktuellen Ernährungsgewohnheiten muss die landwirtschaftliche Produktion bis 20501 um etwa 60% (gegenüber 2005/2007) steigen, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren.
Fleisch liefert laut einer OECD-Studie2 bezüglich Eiweissalternativen zu Fleisch weltweit 15% der Proteine und 8% der Kalorien. Dabei gibt es gemäss FAO grosse Unterschiede zwischen den Ländern und sozioökonomischen Gruppen: von 9% in Afrika bis 37% in Nordamerika. In einigen Teilen der Welt ist es daher an der Zeit, auf eine proteinreiche Ernährung umzusteigen, die für die Erde wie für die Gesundheit nachhaltiger ist. Dies gilt insbesondere für Nordamerika, Europa und Ostasien.
Sehen Sie sich unser Video (mit englischen Untertiteln) über IRRITEC an, ein Unternehmen, das sich auf Präzisionsbewässerung spezialisiert hat:
Der Aufschwung der pflanzlichen Proteine
Die grundlegende Rolle tierischer Proteine wird aktuell zunehmend zugunsten alternativer3 – nachhaltigerer und gesünderer – pflanzlicher Proteinen in Frage gestellt.
Gleichzeitig wächst das Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft an pflanzlichen Proteinen. Sie bieten Vorteile für das Klima und reduzieren das Risiko von Krankheiten, die von Tieren übertragen werden, sowie von Antibiotikaresistenzen in der Nahrungsmittelproduktion4.
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Ein geringerer Konsum von Fleisch und tierischen Produkten wirkt sich auch direkt auf das Klima aus, da weniger Treibhausgasemissionen verursacht werden. Nach Angaben der FAO verursacht die Intensivtierhaltung, insbesondere die Rinderhaltung, etwa 14% der klimaschädlichen Gasemissionen. Diese Menge entspricht allein schon ⅔ der Gesamtemissionen von Land- und Forstwirtschaft und anderen Bodennutzungen (Bericht Our World Data 2020).
Der Weltbank zufolge verbraucht die Landwirtschaft auch etwa 70% des verfügbaren Süsswassers, und in einigen Entwicklungsländern können es bis zu 95% sein. Bei der Viehzucht ist der Prozentsatz sogar noch höher, bedenkt man, dass laut Water Footprint Network durchschnittlich etwa 15’400 Liter Wasser für die Produktion von 1 kg Rindfleisch notwendig sind. Für 1 kg Linsen sind es 1’250 bis 1’500 Liter, wobei die beiden Nahrungsmittel vom Eiweissgehalt praktisch gleichwertig sind.
Reduzieren und regenerieren
Kurz: Unser Ernährungssystem steht aktuell vor einer Reihe Herausforderungen. Es gilt, die Auswirkungen der Landwirtschaft und insbesondere der Viehzucht auf das Klima zu verringern und hungernde Menschen zu ernähren. Gleichzeitig müssen wir den Verbrauch grundlegender und endlicher Ressourcen wie Wasser verringern und die Nahrungsmittelproduktion steigern. Wir brauchen also eine Präzisionslandwirtschaft (Precision Farming).
Nachhaltige Landwirtschaftsmethoden verbrauchen weniger Ressourcen und schützen die biologische Vielfalt, wodurch das Wirtschaftswachstum von den sozialen und ökologischen Auswirkungen abkoppelt.. In den letzten Jahren kamen mit GPS-Systemen, Drohnen, Sensoren, Tröpfchenbewässerungssystemen und vielem mehr Systeme auf, die die Pflanzen unter Kontrolle halten können. Dazu messen sie deren Leistung und genauen Bedarf.
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Diese Art der Landwirtschaft ermöglicht den Einsatz von weniger Düngemitteln, die die Umwelt und das Grundwasser belasten können. Zudem benötigt sie weniger Wasser. Die Präzisionslandwirtschaft ist auch eine wichtige Komponente der regenerativen Landwirtschaft. Ihr Ziel ist es, die Böden zu regenerieren, indem sie Praktiken anwendet, die die Fruchtbarkeit erhöhen und die Bodenerosion begrenzen. Sie setzt auf innovative wissenschaftliche Praktiken und berücksichtigt lokale Besonderheiten und Kulturen. So erhöht sie die Kulturenvielfalt und die lokale Biodiversität. Diese Art der Landwirtschaft kann dazu beitragen, durch Regeneration die Anzahl der heute degradierten Flächen zu verringern.
Die 15. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung verpflichtete sich 2022, die Wiederherstellung von 1 Mrd. Hektar degradierter Flächen bis 2030 zu beschleunigen. Ihren Schätzungen zufolge bringt jeder hier investierte Dollar zwischen 7 und 30 Dollar an wirtschaftlichem Nutzen. Landwirtschaft, Ernährung und Landnutzung müssen also neu gedacht werden. Der Übergang hin zu neuen Ernährungssystemen hat bereits begonnen.
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Für Unternehmen, die auf Innovation setzen und ein Gespür für Notwendigkeiten und neue Bedürfnisse der Verbraucher haben, steigen die Anlagemöglichkeiten in der nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion. Dabei sind Unternehmen zu bevorzugen, die Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Bereichen wie Landwirtschaft und Lebensmittelausrüstung, Lebensmittelverpackung und Logistik anbieten. Wir bei Lombard Odier sind überzeugt, dass Nachhaltigkeit das Risiko- und Ertragsprofil der Anlagen in Finanzmärkten grundlegend ändert.
Wir glauben, dass die Weltwirtschaft sich auf ein kreislauforientiertes, effizientes, integratives und sauberes Modell hin zubewegt: die CLIC® Wirtschaft – für Circular, Lean, Inclusive, Clean. Der Wandel ist tiefgreifend und erstreckt sich auf den Energiesektor, die Rohstoffe, die Landwirtschaft, die Ernährung und die Bodennutzung. Der Markt für Kohlenstoffemissionen kann dabei eine Schlüsselrolle spielen, indem er den Übergang in diesen Sektoren fördert. Durch Einbezug des Preises für Klimaemissionen in die Geschäftskosten erhalten Unternehmen einen Anreiz, kohlenstoffarme Technologien einzuführen. Die Verbraucher wiederum erkennen eine Preisverschiebung zugunsten eines Wirtschaftsmodells, das stärker auf Wiederverwendung und Recycling setzt und Emissionen und Abfälle reduziert. In den letzten Jahren war in solchen Märkten, insbesondere in der EU und den USA, ein Rückgang der Emissionen zu beobachten, der das Wirtschaftswachstum nicht beeinträchtigt hat.
1June 2012, No. 1 & 2 Vol. XLIX, The Future We Want?, by José Graziano Da Silva, Director-General of the FAO of the United Nations. Feeding the World Sustainably | United Nations
2 6. Viande | Perspectives agricoles de l’OCDE et de la FAO 2022-2031 | OECD iLibrary (oecd-ilibrary.org)
3 Plus de protéines végétales, chiche ? | INRAE
4 Our World in Data (2020 report)
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