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    Die CLIC® Chronik: AWP – Nachhaltigkeit sorgt für Schlagzeilen bei führender Schweizer Nachrichtenagentur

    Die CLIC® Chronik: AWP – Nachhaltigkeit sorgt für Schlagzeilen bei führender Schweizer Nachrichtenagentur

    Seit 2021 bietet AWP – die führende Finanznachrichtenagentur der Schweiz – den Leserinnen und Lesern eigene Nachhaltigkeitsnachrichten. Wir sprachen mit dem Leiter dieser zukunftsweisenden Erweiterung des Newsfeeds, AWP-Nachrichtenredaktor Michael Bolzli, um zu erfahren, was derzeit ganz oben auf der Nachrichtenagenda steht und welche Schweizer Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus international bekannt werden.

     

    Welche ESG-News bietet AWP an?

    Der ESG-Dienst ist zwar global ausgerichtet, fokussiert sich jedoch auf die Schweiz – mit aktuellen Ereignissen aus Wirtschaft und Politik, wie Nachhaltigkeitsberichten oder Parlamentsentscheide, Hintergrundwissen sowie Tipps. Täglich enthält er bis zehn Nachhaltigkeitsmeldungen. Unser Angebot ist in seiner Form in der Schweiz einzigartig, weshalb es für Privatanleger und professionelle Investoren interessant ist.

     

    Ist die Nachfrage gestiegen seit dem Start im November 2021?

    Das Interesse ist unverändert hoch. Denn es gibt heute kaum Unternehmen, die nicht über Nachhaltigkeit kommunizieren, das Thema ist auch an den Pressekonferenzen oft präsent.

    Und das Thema erhält immer mehr Gewicht: Früher haben Unternehmen häufig einzelne Nachhaltigkeitsprojekte hervorgehoben, wie etwa ein Abfall-Sammeltag. Heute kommunizieren Firmen zu relevanteren Nachhaltigkeitsthemen. Viele haben die Nachhaltigkeitskommunikation von der Kommunikationsabteilung bzw. vom Marketing zu den Finanzverantwortlichen verschoben. Denn diese Zahlen sind relevant für die Anleger.

    Vor allem bei grossen Unternehmen ist das Thema angekommen: Heute sind viele Nachhaltigkeitsberichte wichtig hinsichtlich der Risikoprüfung. Auch daran merkt man, dass das Thema Nachhaltigkeit für die Unternehmen nicht einfach Marketing ist, sondern das Unternehmen effektiv bewegt.


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    Welche Nachhaltigkeitshemen bewegen die Schweiz?

    Kundengespräche und die Kommunikation von Unternehmen zeigen, dass vor allem der Klimawandel bewegt. Nachhaltigkeit wird hierzulande oft als Synonym für Klimaschutz gesehen. Aber auch Biodiversität gewinnt mittlerweile an Beachtung. Das Thema ist komplex und für Unternehmen wegen der Messbarkeitsproblematik weniger greifbar als Klimaschutz. Mit der TNFD – der Taskforce für naturbezogene finanzielle Offenlegungen – gibt es nun zum ersten Mal ein Reporting-Rahmenwerk. Ich glaube, dass unser Naturkapital im ESG-Bereich das nächste grosse Thema ist, oftmals wird es als «Biodiversität» bezeichnet.

    Ich glaube, dass unser Naturkapital im ESG-Bereich das nächste grosse Thema ist, oftmals wird es als «Biodiversität» bezeichnet

    Das Thema Elektrifizierung war bereits vor der Russland-Ukraine-Krise aktuell. Alles läuft derzeit darauf hinaus, dass wir künftig mehr Strom verbrauchen, also mehr elektrifizieren. Das geschieht nicht von heute auf morgen: Beim Elektroauto wird es für den Durchbruch wohl den Break-Even in den Anschaffungskosten brauchen, im Vergleich mit dem Verbrenner.

    Letztes Jahr berechnete eine Studie der SwissRe1, dass sich die weltweiten Kosten für Netto Null bis 2050 auf über 270 Billionen Dollar belaufen. Fast die Hälfte dieser Investitionen ginge in Infrastruktur – etwa für Elektroautos zum Laden oder für Infrastruktur zum Transport von Elektrizität. Die Schweiz ist hier auf Kurs, aber in anderen Ländern ist der Nachholbedarf gross. Es wird Unternehmen geben, die von dieser Entwicklung profitieren können und intelligente Lösungen auf den Markt bringen, die die Elektrifizierung noch beschleunigen oder vereinfachen.

    Das Thema der klimafreundlichen Fleischersatzprodukte bleibt wohl vorerst eine Nische: Zuerst sahen wir mit den veganen Aktien einen Hype. «Beyond Meat»2 und «Oatly»3 gingen an die Börse – und ihre Performance durch die Decke. Doch dann erlitten sie Kursverluste, der Hype wurde zu gross; gemäss dem Coop-Plant-Food-Report4 stagnierte der Produkteverkauf 2022. Momentan halten viele Marktteilnehmende den Ball flach. Diverse Einschätzung gehen aber weiterhin davon aus, dass das Potenzial der neuen Foodsysteme gigantisch gross sein muss.

    Lesen Sie mehr: Transformation der Ernährungssysteme gewinnt an Dynamik

    Diverse Einschätzung gehen aber weiterhin davon aus, dass das Potenzial der neuen Foodsysteme gigantisch gross sein muss

    Gemäss dem Bericht des Bundesamts für Umwelt5 schrumpfen die Zahlen der CO2-Emissionen fast aller Sektoren. Doch bei der Landwirtschaft gibt es kaum Fortschritte. Sicher besteht Erklärungsbedarf – etwa den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufzuzeigen, weshalb die Kuh auf der Wiese ein Problem sein kann. In der Werbung heisst es immer: Die Schweizer Landwirtschaft ist nachhaltig. Das trifft aber nicht generell zu: Tiere erhalten importiertes Kraftfutter, und Ställe werden im Winter fossil geheizt. Das hat einen negativen Effekt auf das Klima.

     

    Welche Nachhaltigkeitsthemen bewegen eher international?

    Plastik ist international ein grosses Anliegen. NGOs und Politik bearbeiten die Plastikproblematik schon lange erfolgreich – wenn wir an die vielen Richtlinien und Verbote in der EU denken. In der Schweiz verbrauchen wir sehr viel Plastik, und wir haben keine Entsorgungsstellen für Plastikmüll. Tatsächlich verbrennen wir etwa 80 % unserer Kunststoffabfälle zusammen mit dem übrigen Kehricht und recyceln nur einen geringen Teil. Natürlich ist dieses System nicht perfekt. Abgesehen vom PET-Recycling gibt es noch kein Sammelsystem für Plastik. Doch das ändert sich bald. Produzenten, Detailhändler und Recycelnde wollen demnächst ein schweizweites Sammelsystem lancieren. Ein genaues Datum steht derzeit noch nicht fest.

    Lesen Sie mehr: Kunststoffabfälle ade.

    Ein weiteres Thema von internationalem Interesse ist die CO2-Kompensation. Eine Recherche von «The Guardian» und «die Zeit»6 kam Anfang Jahr zum Schluss, dass Verra7, einer der grossen Aussteller der CO2-Zertifikate des freiwilligen Marktes, seine Klimaschutzprojekte überschätzte. Daraus entwickelte sich die Grundfrage des Nutzens vom Zertifikatkauf, denn nach wie vor setzen viele Unternehmen für ihre Emissionskompensation auf CO2-Zertifikate. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der ETH und der Universität Cambridge bestätigte diese Zweifel: Demnach führen nur 12% der Zertifikate zu der versprochenen CO2-Reduktion.

    nach wie vor setzen viele Unternehmen für ihre Emissionskompensation auf CO2-Zertifikate

    SMI-Unternehmen und Nachhaltigkeit: Worauf liegt der Fokus?

    Mit unserem ESG-Newsservice berichten wir über alle Schweizer Firmen, die an der Börse sind und einen Nachhaltigkeitsbericht publizieren. Doch wir berichten auch über andere, interessante Schweizer Unternehmen, z.B. habe ich über Lombard Odiers Nachhaltigkeitsbericht berichtet, und beispielsweise auch über Coop und Migros. Ab diesem Geschäftsjahr gilt eine Nachhaltigkeitsberichterstattunspflicht für alle grösseren Unternehmen. Davon wird der ESG-Newsdienst sicher profitieren.

     

    Welchen Schweizer Start-Ups gelingen nachhaltige Lösungen mit internationaler Reichweite?

    Die Schweiz profitiert hier natürlich von ihren Hochschulen. Hier entstehen weltbekannte Startups. Ein international bekanntes Beispiel ist Climeworks8, ein Unternehmen, das – vereinfacht gesagt – mit einer Art Staubsauger-Technologie CO2 aus der Atmosphäre entzieht.

    Spannend finde ich auch den Fleischersatzhersteller Planted9. Das Unternehmen hat es geschafft, innert kurzer Zeit eine attraktive Marke aufzubauen und exportiert mittlerweile in einige Länder.

    Lesen Sie mehr: Climeworks: combatting global warming by sucking CO2 out of the air | Lombard Odier

     

    Was braucht es, damit der Markt ein nachhaltiges Produkt gut aufnimmt, und welchen Schweizer Unternehmen gelang dies?

    Der Regulator hat einen grossen Einfluss auf die Nachfrage. Fordert er etwa, dass Gebäude klimaschonend gebaut werden, dann passen sich Investoren und Baukonzerne an. Gleiches gilt in anderen Bereichen. Wichtig ist hier, dass die Unternehmen vorbereitet sind. Holcim und Nestlé – zwei der grössten CO2-Emittenten an der Schweizer Börse – haben in den vergangenen Jahren Produkte lanciert, welche die Treibhausgasemissionen senken. Holcim hat neu einen Beton im Sortiment, der bis zu drei Viertel weniger CO2 emittiert als konventionelle Alternativen. Nestlé setzt etwa bei Kunststoffverpackungen und bei Kaffeeanbau an.

    Weitere SMI-Konzerne mischen international mit bei der nachhaltigen Entwicklung, so z.B. ABB mit ihren Mobilitätsangeboten für nachhaltiger Antriebstechnologie – für Elektrobusse, den schienengebundenen Verkehr und auch für die Elektrifizierung des Individualverkehrs.

    Die europäische Finanzbranche hat recht viele nachhaltige Produkte insgesamt, doch die Banken können den Wandel nicht alleine bewerkstelligen – es braucht den Regulator und die Realwirtschaft

    Wie steht es um die Nachfrage nach nachhaltige Investmentoptionen?

    Zahlen von Swiss Sustainable Finance zeigen, dass nachhaltige Anlagen immer noch auf ein hohes Kundeninteresse stossen. Sicherlich braucht es ein breiteres Angebot an Green Bonds; die meisten Produkte mit Impact sind derzeit Investitionen in Niedrigenergie-Immobilien. Mit Greenbonds liessen sich ja beispielsweise auch der Bau von Elektroauto-Infrastruktur finanzieren.

    Die europäische Finanzbranche hat recht viele nachhaltige Produkte insgesamt, doch die Banken können den Wandel nicht alleine bewerkstelligen – es braucht den Regulator und die Realwirtschaft. Die Branche kann zwar selbständig durch Engagement Druck auf investierte Unternehmen oder Geschäftskunden ausüben. Doch ist es schwierig, diesen Effekt zu messen. Klar ist: Das klassische ESG mit simplem Ausschluss, wie man es vor 10-15 Jahren formulierte, reicht heute nicht mehr.

     

    Wie können wir Nachhaltigkeitsberichte vergleichen?

    Der Wandel in der ESG-Berichterstattung ist gross und das Thema noch neu. Wie Lombard Odiers Bericht sind heute die meisten Nachhaltigkeitsberichte nach dem GRI-Standard10 aufgebaut. Dieser wiederum stützt sich auf andere Regelwerke, z.B. beim CO2 auf das Greenhouse Gas Protokoll11. Damit kann man Unternehmen vergleichen.

    Bei Banken ist es jedoch schwierig, ihr Scope1 bis 312 ist weniger aussagekräftig; relevanter ist, wie sie ihr Geld anlegen. Doch dies wird aufgrund fehlender Standards unterschiedlich ausgewiesen. Es gibt darum, vom Kompetenzzentrum für globale Berichterstattungsstandards XBRL13, weitere Bestrebungen, die Klimaberichterstattungen zu standardisieren und transparent zur Verfügung zu stellen. Hierfür entwickeln aktuell Banken, Regulator und UN-Gremien eine Plattform.

     

    Wie wirkt sich KI auf das Thema Nachhaltigkeit aus?

    KI wird unsere Arbeit effizienter machen. Gleichzeitig befürchte ich, dass wir wegen künstlicher Intelligenz mit noch mehr Falschinformationen konfrontiert werden. Journalismus bleibt wichtig, auch für das Erkennen von Zusammenhängen und den Realitätsbezug.


     

    1 https://www.handelszeitung.ch/insurance/klimaschutz-swiss-re-warnt-vor-milliardenhohem-netto-nulldefizit-bei-kapitalanlagen-538173
    2 https://www.beyondmeat.com/en-GB/
    3 https://www.oatly.com/en
    4 https://www.coop.ch/content/dam/insieme/Plantbased-report-2022/Coop_Plant Based Food Report_2022_D.pdf
    5 https://www.bafu.admin.ch/bafu/en/home/topics/climate/in-brief.html
    6 https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-01/co2-certificates-fraud-emissions-trading-climate-protection-english/komplettansicht?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.ch%2F
    7 https://verra.org/
    8 https://climeworks.com/
    9 https://ch.shop.eatplanted.com/
    10 https://www.globalreporting.org/standards/
    11 https://ghgprotocol.org/
    12 Scope 1-, 2- und 3-Emissionen beziehen sich auf direkte Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Quellen (Scope 1), indirekte Emissionen aus der Erzeugung von zugekaufter Emissionen der Kategorie 15 (Investitionen) machen bei den meisten Banken den grössten Teil des Fussabdrucks aus, während andere Kategorien weit weniger relevant sind; Energie (Scope 2) und alle anderen indirekten Emissionen in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens (Scope 3).
    13 https://ch.xbrl.org/xbrl-in-der-schweiz/einsatz-heute/

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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