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Die CLIC®-Chronik: Wie der globale Lebensmittelmittelriese Nestlé die regenerative Landwirtschaft in den Mittelpunkt einer nachhaltigen Ernährung stellt
Lombard Odier nahm an der Konferenz Building Bridges 2022 für nachhaltige Finanzen in Genf teil - zusammen mit internationalen Akteuren wie dem WWF, der FAIRR-Initiative, der Weltbank. Auch prominente Vordenker wie Paul Polman und Emmanuel Faber sowie der multinationale Unternehmer BlackRock, SwissRe und Nestlé waren vertreten. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Vorreiter aus aller Welt zusammenzubringen, um globale Herausforderungen anzusprechen und innovative Lösungen zur Förderung nachhaltiger Finanzen zu erarbeiten. Wir haben Magdi Batato, Head of Operations und Executive Vice President von Nestlé, dazu befragt, wie der Lebensmittelriese auf Netto-Null und nachhaltige Lebensmittelsysteme hinarbeitet.
Die Erwähnung bestimmter Unternehmen stellt keine Anlageempfehlung dar. Sie ist auch nicht als Anlageberatung zum Kauf, Halten oder Verkauf von Wertpapieren der genannten Unternehmen zu verstehen.
Sie haben sich verpflichtet, bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Warum ist das für Nestlé als Unternehmen so wichtig?
Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht. Und natürlich hat der Klimawandel auch Auswirkungen auf Ernährungssysteme. Bei Überflutungen werden Ernten geschädigt und bei steigenden Temperaturen gedeihen einige Kulturen überhaupt nicht mehr gedeihen: So zeigen Statistiken, dass uns im Jahr 2040 der Arabica-Kaffee ausgehen könnte, wenn sich an den derzeitigen Entwicklungen nichts ändert.
Wir wollen als Teil dieses Ökosystems dafür sorgen, dass die Ernährungssysteme nachhaltiger werden. Unsere Vision als Unternehmen ist es sicherzustellen, dass wir bis zum Jahr 2050 auf diesem Planeten 9 Milliarden Menschen ernähren können. Wir sind ein agrarwirtschaftlich basiertes Unternehmen und unsere Lebensgrundlage ist im Grunde genommen das, was Mutter Erde produziert. Es ist also ein dringender Handlungsappell – für den Planeten, für die Menschheit, aber auch, ganz offen gesagt, für unser eigenes Unternehmen und dessen Nachhaltigkeit.
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Was sind die grössten Hindernisse, mit denen Sie sich als grosse, vielfältige Organisation bei der Anpassung der Ernährungssysteme von morgen konfrontiert sehen?
Ich würde das nicht als Hindernisse bezeichnen, sondern als Herausforderungen, denen wir auf unserem Weg begegnen. Ein Blick auf die von uns veröffentlichte Roadmap und unseren CO2-Fussabdruck zeigt, dass mehr als 70% unserer Emissionen agrarwirtschaftliche Ursachen haben. Wir arbeiten bereits seit Jahrzehnten mit Landwirten zusammen und unterstützen sie dabei, ihre Ernteerträge zu steigern. Mittlerweile helfen wir ihnen, regenerativer zu werden.
In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt der Ernährungssysteme auf den Ernteerträgen. Jetzt sollte der Fokus jedoch auf Erträgen bei gleichzeitiger Regeneration liegen. Beides muss miteinander einhergehen. Die regenerative Landwirtschaft versucht, den „Sweet Spot“ zu identifizieren, d.h. den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden usw. zu reduzieren, ohne dabei die Erträge zu gefährden.
Wir verfügen über rund 100 agrarwirtschaftliche Pilotbetriebe, in denen wir dies unter Beweis stellen: die so genannten „Netto-Null-Betriebe“. Dabei geht es um einen Ansatz, der die Landwirte in den Mittelpunkt stellt. Schliesslich gilt es die Expertise der Landwirte zu respektieren, darauf aufzubauen und sie mit neuen Praktiken zu ergänzen. Ebenfalls im Zentrum müssen die Böden stehen – ihre Gesundheit ist sehr wichtig.
Wie lässt sich das erreichen?
Eine Möglichkeit ist der Anbau von Deckfrüchten. Kurz vor der Pandemie besuchte ich unsere experimentelle Kaffeefarm auf den Philippinen. Dort pflanzen die Bauern Chili- und Bananenpflanzen zwischen den Kaffeekulturen an. Wir kaufen den Kaffee, verpflichten uns aber auch, den Chili unter einer anderen Nestlé-Marke zu kaufen. Die Deckfrüchte sind also gut für den Landwirt, weil er damit mehr Einkommen erzielt. Zugleich sind sie gut für den Boden und die Umwelt als Ganzes.
Nestlé war eines der ersten grossen Unternehmen, das sich dem Ziel von Netto-Null bis 2050 verschrieben hat. Sie haben sich ausserdem zu einer Null-Abholzung verpflichtet. Wie kurz stehen Sie vor der Realisierung all Ihrer Ziele?
Im Jahr 2010 verpflichteten wir uns, innerhalb von zehn Jahren die Abholzung in Bezug auf zwölf für uns sehr wichtige Agrarrohstoffe zu beenden. Bis zum Jahr 2020 hatten wir rund 93% davon umgesetzt. Wir konnten das Ziel zunächst nicht ganz erreichen, weil wir auch die Kleinbauern mit an Bord haben wollten. Das war also eine bewusste Entscheidung.
Grosse Agrarbetriebe verfügen über mehr Instrumente und Mittel, um sich an unsere Regeln zu halten. Kleinbauern hingegen sind Teil eines Ökosystems, das sie nicht kontrollieren können. Und wir wollen sie nicht aus der Wertschöpfungskette ausschliessen. Daher brauchten wir zwei weitere Jahre, um unser Ziel zu realisieren. Ich freue mich jedoch, feststellen zu können, dass wir bis zum Ende dieses Jahres bei allen von uns identifizierten Rohstoffen zu 100% ohne Entwaldung auskommen werden. Inzwischen haben wir auch Kaffee und Kakao in unsere Verpflichtung zur Null-Abholzung aufgenommen. Hier wollen wir unser Ziel bis 2025 erreichen.
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All das hilft uns auf unserem Weg zur Kohlenstoffreduktion. Wir sind äusserst zuversichtlich, dass wir bis 2025 die 20% an Kohlenstoffreduktion in unserer Wertschöpfungskette verwirklichen können, auf die wir abzielen. Wir haben den Höhepunkt des Kohlenstoffausstosses irgendwann im Jahr 2019 erreicht. „Peak Carbon“ liegt also mittlerweile hinter uns.
Wir haben uns ausserdem verpflichtet, bis 2025 20% und bis 2030 50% unserer wichtigsten Inhaltsstoffe über regenerative landwirtschaftliche Praktiken zu beziehen. Auch hier freue ich mich mitteilen zu können, dass wir uns auf einem sehr guten Weg befinden. Es handelt sich um ein sehr facettenreiches Puzzle: Alle Teile müssen ein stimmiges Ganzes ergeben, damit wir unsere Ziele erreichen.
Was war der Auslöser dafür, dass sich Nestlé vor anderen Unternehmen zur Null-Abholzung verpflichtet hat?
Im Jahr 2010 schlug Greenpeace im Zusammenhang mit KitKats und der Entwaldung Alarm – Greenpeace spielt eine sehr wichtige Rolle, wenn es darum geht, mehr Bewusstsein zu schaffen. Unsere Lieferkette ist komplex, und damals verfügten wir noch nicht über die Technologie, um uns umfassende Visibilität in Bezug auf sämtliche Aspekte zu verschaffen. Wir mussten also „Präsenz vor Ort“ zeigen und Mitarbeitende losschicken, um zu überprüfen, was in den Wäldern passierte.
Dann stiessen wir auf ein Satellitensystem namens „Starling“. Es gibt Aufschluss darüber, wo Abholzungen stattfinden. Wir konnten genau nachvollziehen, wo unsere Zulieferer Wälder zerstörten. Als Folge dessen trennten wir uns von einigen unserer Zulieferer. Manchmal streichen wir sie für immer von unserer Liste. Bisweilen hilft ein solcher Schritt aber auch, dass sie sich Mühe geben. Dann können wir später wieder mit ihnen zusammenarbeiten. Das ist ein wichtiger Punkt: Wir möchten den Menschen eigentlich helfen, sich zu verbessern. Wir wollen die Qualität der Wertschöpfungskette steigern.
Die gleiche Haltung spielt bei der regenerativen Agrarwirtschaft eine wichtige Rolle. Wir hören nicht auf, mit Landwirten zusammenzuarbeiten, nur weil sie nicht sofort zu 100% auf einen regenerativen Betrieb umsteigen. Dann würden wir nämlich mit niemanden zusammenarbeiten, und niemand würde sich verbessern. Wir bei Nestlé zielen nicht nur darauf ab, dass unsere Landwirte besser werden. Wir wollen, dass sich die Agrarwirtschaft generell auf regenerative Praktiken umstellt. Wir möchten, dass Landwirte keine Entwaldung mehr betreiben. Nicht nur bei Nestlé, sondern generell. Je mehr sich diesem Vorhaben anschliessen, umso besser.
Sie verfügen über ein Transparenz-Dashboard, auf dem Sie die Öffentlichkeit über Ihre Fortschritte bei der Erfüllung Ihrer Verpflichtungen informieren. Warum ist dieser öffentliche Ansatz so wichtig?
Nestlé leistet diese Arbeit seit langer Zeit. Ich wurde 1991 eingestellt, um den ökologischen Fussabdruck der Fabriken von Nestlé weltweit sowie den Lebenszyklus unserer Verpackungen zu bewerten. Nestlé befindet sich also schon seit 30 oder 40 Jahren auf diesem Weg, nur haben wir meistens nicht über unsere Arbeit in diesem Bereich gesprochen.
Einige Unternehmen lassen vor Taten grosse Worte fallen. Wir bei Nestlé gehen da genau andersherum vor. Wir haben lange unsere Arbeit geleistet, ohne das an die grosse Glocke zu hängen. Wenn man jedoch nicht darüber spricht, hat es keine Wirkung. Mit dem Dashboard ist unsere Arbeit für die Öffentlichkeit sichtbar. Wir sind der Meinung, dass es mehr Wirkung hat, wenn wir weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen und darüber reden.
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Was können Sie uns über das zunehmende Interesse der Konsumenten an Nachhaltigkeit sagen?
Wir haben eine Studie zu Konsumentenbedürfnissen durchgeführt. Sie zeigte, dass immer mehr Menschen – bis zu 70% – an Nachhaltigkeit interessiert sind. Wir müssen unsere Nachhaltigkeitsbemühungen transparent gestalten. Daher kommunizieren wir mit den Konsumierenden über unsere Marken. Ein gutes Beispiel ist Nespresso: Auf Sondereditionen bringen wir aussen einen QR-Code an – über Podcasts erfährt man dann mehr über die Bauern. Man kann sich ausserdem mit Daten verlinken, die GPS-Koordinaten der Farm heranziehen und sich selbst ein Bild machen. Das gleiche werden wir nächstes Jahr bei einer Sonderedition von KitKats machen. Jede Marke steht für etwas. Und die Kommunikation über Nachhaltigkeit und Regeneration ist fester Bestandteil der Markengeschichte.
Heisst das nun, dass die Konsumierenden für Nachhaltigkeit mehr bezahlen müssen? Unsere Antwort lautet: Nein. Nachhaltigkeit wird für die Konsumierenden einfach unverzichtbar.
Nestlé ist Mitglied des World Business Council for Sustainable Development. Wie profitieren Sie von der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen?
Die Herausforderung ist so gross, dass ein einziges Unternehmen nicht allzu viel ausrichten kann. Warum also sollte man sich nicht zusammenzuschliessen, um sich über Praktiken auszutauschen, solange das nicht die Wettbewerbsfähigkeit schmälert?
Wir sprechen auch mit Aufsichtsbehörden. Man braucht eine unterstützende Politik und einen Rahmen. Ansonsten bleibt die Wirkung begrenzt, auch wenn wir viel Mühe und Geld in Nachhaltigkeit investieren. Wenn Sie mit vielen Unternehmen zusammenarbeiten, ist die Wahrscheinlichkeit, gehört zu werden, umso grösser.
Lassen Sie mich auf die Vision zurückkommen, bis zum Jahr 2050 auf diesem Planeten 9 Milliarden Menschen nachhaltig ernähren zu wollen. Sie wurde vom World Business Council for Sustainable Development unter dem Namen Vision 2050 veröffentlicht. Wir haben neben zahlreichen anderen Unternehmen einen Beitrag dazu geleistet. Und wir fühlen uns dieser Vision umfassend verpflichtet. Das ist unsere Geschichte. Und es ist auch meine.
Wichtige Hinweise.
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