rethink sustainability
Industrien setzen auf Grün, um unsere Erde zu schützen
Wenn Sir David Attenborough spricht, hört man ihm zu. Seine jüngste Warnung ist besonders eindringlich – wenn die Gesellschaft jetzt nicht handelt, um die Probleme unseres Planeten in den Griff zu bekommen, ist mehr als eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Die Warnung kommt zu einer Zeit, in der die Bedingungen für unsere Flora und Fauna kaum schlechter sein könnten: Überfischung, ein sprunghafter Bevölkerungsanstieg, eine Zunahme des Konsums und eine Bodendegradation infolge der gesteigerten Nahrungsmittelproduktion sind Faktoren, die die Umwelt gefährden. Die Umweltverschmutzung durch die Industrie als Antwort auf unsere wachsende Nachfrage geht zulasten des Tierbestands weltweit.
Doch das Problem betrifft nicht die Tierwelt allein – auch die Böden, Wälder und Wasserreserven, die unserer Wirtschaft als Existenzgrundlage dienen, sind von der Umweltverschmutzung und Übernutzung bedroht. Dieses «Naturkapital» wird in einem Tempo aufgebraucht, das nicht mehr nachhaltig ist und ein genauso rasantes Umdenken erfordert, um den Übergang zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell zu ermöglichen – eine Tatsache, über die sich die Anleger zunehmend Gedanken machen.
Der Markt und die Regierungen beginnen indes bereits damit, diesen Trend umzukehren, um eine Million Arten vor dem Aussterben zu retten und um einen schonenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen sicherzustellen. Die Emissionsverringerung in einigen der umweltschädlichsten Industrien wird einen grossen Beitrag zur Linderung dieses Problems leisten. Doch was unternimmt die Industrie, um diesen Problemen zu begegnen? Und wie wirkt sich dies auf die Portfolios der Anleger aus?
Naturkapital
Im Jahr 1986 argumentierten die Wirtschaftswissenschaftler John Seymour und Herbert Girardet, dass Zivilisationen im Laufe der gesamten Geschichte immer dann untergingen, wenn ihre Landwirtschaftsmethoden versagten. Unsere Wirtschaft beruht auf Naturkapital, und es ist zwingend erforderlich, dass die Minerale und Erze, die uns aufrechterhalten, selbst aufrechterhalten werden. Unser Verbrauch an natürlichen Ressourcen ist extrem hoch – holten wir doch allein im Jahr 2017 92 Milliarden Tonnen Material aus der Erde. Davon recycelt werden nur 9%. Mehr als die Hälfte unserer Wirtschaft ist von natürlichen Ressourcen abhängig, dennoch leben wir in einer Wegwerfgesellschaft nach dem Durchlaufprinzip «Take-Make-Waste», das Ressourcen aufzehrt, von denen wir umgeben sind.
Fälschlicherweise gehen wir davon aus, dass diese Ressourcen in unbegrenzten Mengen vorhanden sind. Gleichzeitig stellen wir fest, dass unser Einfluss auf die Biosphäre die Produktionsqualität unserer Böden langsam untergräbt und Prozesse natürlicher Ökosysteme wie beispielsweise die Bestäubung oder den natürlichen Schutz, den uns Wälder und andere Ökosysteme bieten, stört. Der Übergang zu einem kreislauforientierten, effizienten, integrativen und sauberen CLIC™-Wirtschaftsmodell (Circular, Lean, Inclusive and Clean) führt uns weg von einer wertvernichtenden und hin zu einer wertschaffenden Wirtschaft, die verstecktes Wertpotenzial erkennt.
Erste positive Tendenzen sind bereits zu beobachten. Im September 2020 verpflichteten sich 76 Staatsoberhäupter beim UN-Sondergipfel zur Biodiversität, dem weltweiten Verlust der Artenvielfalt in den nächsten zehn Jahren entgegenzuwirken. Daran schliesst sich im kommenden Jahr die UN-Biodiversitätskonferenz (COP 15) an, bei der ein ambitioniertes neues globales Rahmenwerk ähnlich dem Pariser Klimaabkommen zum Schutz der Artenvielfalt und des Naturkapitals erarbeitet werden könnte. Wir von Lombard Odier haben eine „Natural Capital“-Strategie lanciert, deren Konzept von Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen von Wales, angeregt und in Zusammenarbeit mit der Circular Bioeconomy Alliance weiterentwickelt wurde. Wir glauben, dass die Nutzung und Erhaltung des Naturkapitals für das Wohlergehen unserer Wirtschaft unverzichtbar ist. Das Ziel der Strategie besteht darin, den Übergang zu einer klima- und umweltfreundlichen Wirtschaft voranzutreiben, indem nachhaltige Anlagelösungen zugänglich gemacht und Anleger dazu befähigt werden, die Zukunft aktiv und verantwortungsbewusst mitzugestalten.
Technisierung der Landwirtschaft
Durch den übermässigen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden auf den Feldern schädigen Landwirte unabsichtlich die Böden, auf die sie angewiesen sind. Düngemittel versorgen Pflanzen mit Stickstoff und Phosphor. Das sind für das Wachstum relevante Nährstoffe, die bei übertriebener Anwendung jedoch den Boden zerstören und die Luft- und Wasserqualität beeinträchtigen1. Die Lösung: eine intelligentere Landwirtschaft, und zwar mithilfe von Technologie.
Die neue Generation von Landwirten nutzt technologische Lösungen für Grossprojekte im Rahmen der sogenannten Präzisionslandwirtschaft, bei der Düngemittel deutlich effizienter und gezielter eingesetzt werden, was die Umwelt schont. Auch können Landwirte nun mithilfe von Software den Boden und die Agrarmethoden analysieren und so auf ihrem Land Pufferstreifen einrichten, die verhindern, dass Düngemittel in Fliessgewässer geschwemmt werden2. Eine weitere Lösung stellen Methoden aus der Satellitentechnologie dar, die in Grossbritannien bereits zur Überwachung der Ammoniakemissionen3 auf landwirtschaftlichen Betrieben im Einsatz sind.
Fortschritte bei der Hardware und in der Kraftfahrzeugtechnik ermöglichen indes autonome Traktoren4, die dafür sorgen, dass kein Teil eines Felds unbewirtschaftet bleibt. Satelliten können ebenfalls Teil der Lösung sein, da sie präzisere Wetterprognosen liefern können und die Landwirte für die Bewirtschaftung ihres Lands dadurch besser gerüstet sind.
Die Natur als Lösung
Aktuelle Wirtschaftsmodelle haben keinen Bezug zur natürlichen Welt. Wir erzeugen beim Abbau natürlicher Ressourcen jährlich rund 70 Milliarden Tonnen Abfälle. Bei einem erheblichen Anteil davon handelt es sich um nicht rückverfolgte Umweltverschmutzung. Eine Antwort findet sich in naturbasierten Lösungen, bei denen gesellschaftliche Probleme5 mithilfe der Natur angegangen werden. Ein einfaches Beispiel ist die Schaffung von Grünflächen in Städten. Dies fördert den Tourismus, verbessert die Lebensqualität der Stadtbewohner und senkt die Temperatur und die Schadstoffbelastung. Im Osten Indiens wurde festgestellt, dass Mangrovenwälder ganze Dörfer und Felder vor Überschwemmungen schützen. Es wurde nachgewiesen, dass ein Gebiet ohne Mangrovenwälder im Vergleich zu Dörfern, die durch einen künstlichen Deich vom Meer getrennt sind, weniger gut vor Zyklonen geschützt6 ist. Dank der natürlichen Lösung konnten sich Fischpopulationen erfolgreicher vermehren und es standen reichlich Holz und Heilpflanzen zur Verfügung. Der World Wildlife Fund beschrieb naturbasierte Lösungen als „Win-Win-Situation7“, da sie Ökosysteme schützen und gleichzeitig zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen.
Lebensmittelabfälle
Die Menge an Lebensmittelabfällen ist erschreckend hoch. Schätzungsweise 40% der für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel werden in den USA weggeworfen8. Zur moralischen Komponente dieser Verschwendung kommen praktische Überlegungen: Eine riesige Menge Energie ist in die Erzeugung dieser Lebensmittel investiert worden – nur damit sie am Ende im Müll landen, wo sie das starke Treibhausgas Methan freisetzen. Dazu kommen der Wasserverbrauch, der grundlose Transport von Lebensmitteln und überflüssige landwirtschaftliche Arbeit. Es handelt sich dabei um ein weithin anerkanntes Problem, für das es im Grunde zahlreiche Lösungsansätze gibt. Daraus haben sich smarte Geschäftsmodelle entwickelt, die Produkte aus Abfall herstellen9.
Von Mehl aus den Nebenprodukten der Tofu- und Sojamilchproduktion10 über die Nutzung von Rückständen aus dem Bierbrauprozess11 zur Herstellung von Müsliriegeln bis hin zur Umwandlung der Lake aus der Gewürzgurkenherstellung12 in einen Bloody-Mary-Mix – die Ideen sind endlos. In Holland hat das Unternehmen Q-Point13 mithilfe seiner Datenanalysen korrekte Schätzungen des Angebots und der Nachfrage in Zoorestaurants erstellt und dadurch die Abfallmengen verringert und die Bestellung von Rohstoffen effizienter gemacht.
Sharing Economy
Im Zentrum des Übergangs zu einer CLIC™-Wirtschaft steht der Wandel hin zu einer Sharing Economy. Diese beruht auf dem Gedanken, dass Ressourcen konstant wiederverwendet werden können, um Abfälle zu vermeiden. Durch eine effiziente Gestaltung der Produktion und des Konsums ist es möglich, gegen die verschwenderische Anhäufung ungenutzter Wirtschaftsgüter vorzugehen und so die Umweltverschmutzung, die Emissionen und die CO2-Bilanzen zu reduzieren. Einige der bekanntesten Beispiele stammen aus dem Transportsektor. So erhielt die französische Mitfahrzentrale Bla Car Anerkennung dafür, dass sie den Treibstoffverbrauch und die Emissionen reduziert und gleichzeitig das Teilen von Fahrtkosten dank digitaler Fortschritte auf ein komplett neues Niveau14 brachte. Im Bereich der Kleidung bieten Unternehmen immer öfter Gutscheine für die Rückgabe von Altkleidern an, jüngst beispielsweise Marken wie Arket und H&M.
1 https://www.epa.gov/nutrientpollution/sources-and-solutions-agriculture
2 https://www.edf.org/ecosystems/resilient-agriculture/precision-agriculture
3 https://stfc.ukri.org/news/using-space-technology-to-tackle-air-pollution-caused-by-farming/
4 https://eandt.theiet.org/content/articles/2016/02/farming-from-space-space-technology-in-agriculture-1/
5 https://www.naturebasedsolutionsinitiative.org/what-are-nature-based-solutions/
6 https://www.naturebasedsolutionsinitiative.org/news/mangroves-in-india-provided-cyclone-protection/
7 https://wwf.panda.org/our_work/our_focus/climate_and_energy_practice/what_we_do/nature_based_solutions_for_climate/
8 https://www.nrdc.org/sites/default/files/wasted-food-IP.pdf
9 https://www.fastcompany.com/90337075/inside-the-booming-business-of-fighting-food-waste
10 https://www.fastcompany.com/90284802/this-company-converts-food-byproducts-into-new-healthy-food
11 https://www.regrained.com/
12 https://therealdill.com/
13 https://www.worldfoodinnovations.com/innovation/hands-on-solution-for-reducing-food-waste-in-the-hospitality-industry
14 https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/777699/fom_freight_sharing_economy.pdf
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
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