investment insights
Keine absolute Mehrheit für Rechtsaussen nach dem ersten Wahlgang in Frankreich
Kernpunkte
- In der ersten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich hat das populistische Rassemblement national (RN) einen Drittel der Stimmen erhalten, womit die Partei wahrscheinlich keine absolute Mehrheit erreichen wird. Das Linksbündnis kam mit 28% auf den zweiten Platz, die Mitteparteien erhielten 21%.
- Im zweiten Wahlgang am 7. Juli könnte es zu einer ungewöhnlichen Anzahl von Dreierrennen kommen; es sei denn, die Parteien der Linken und der Mitte einigen sich wie in der Vergangenheit auf einen Block gegen Kandidaten von Rechtsaussen.
- Das wahrscheinlichste Ergebnis scheint eine Pattsituation im Parlament, die das Risiko einer politischen Lähmung birgt, entweder mit einer Übergangsregierung oder einer Minderheitsregierung unter Führung des RN. Wir haben die Wahrscheinlichkeiten für die drei Szenarien aktualisiert.
- Finanzanlagen haben sich nach den Ergebnissen des ersten Wahlgangs zu erholen begonnen.
Im ersten Wahlgang gestern haben die französischen Wählerinnen und Wähler der populistischen Partei Rassemblement national im Einklang mit den Erwartungen 33,2% der Stimmen gegeben. Das Linksbündnis Nouveau Front populaire (NFP) sicherte sich mit 28% den zweitgrössten Stimmenanteil. Auf dem dritten Platz landete mit 21% das Mittebündnis mit dem Namen Ensemble, das von Premierminister Gabriel Attal vertreten wird und dem auch die Partei Renaissance von Präsident Emmanuel Macron angehört.
Damit verfügt das Rassemblement national über eine relative Mehrheit. Für eine absolute Mehrheit wären mindestens 289 der 577 Sitze in der Nationalversammlung erforderlich.
Ungeachtet der Ergebnisse des ersten Wahlgangs besteht grosse Unklarheit mit Blick auf die endgültige Zusammensetzung des französischen Parlaments. Es wird eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Dreierrennen um Parlamentssitze geben, was eine Vorhersage des Resultats stark erschwert: Traditionell gewinnt der Spitzenreiter der ersten Runde einen Grossteil der Wahlkreise in der zweiten Runde, aber diesmal ist das weniger klar.
Das endgültige Ergebnis hängt davon ab, wie die Parteien der Mitte und der Linken ihre Kandidaten für den zweiten Wahlgang am 7. Juli aufstellen. In der Vergangenheit haben sich die politischen Parteien in Frankreich abgestimmt, um zu verhindern, dass Rechtsaussen an die Macht kommt. Entscheidend ist die Strategie der Mitte und der Linken für den zweiten Wahlgang und das Ergebnis der Verhandlungen zwischen ihnen. Jean-Luc Mélenchon, Vorsitzender der linken Partei La France insoumise (LFI), hat angekündigt, dass sich Kandidaten seiner Partei, die den dritten Platz belegt haben, zurückziehen werden. Die Mitte verfolgt laut Erklärung von Gabriel Attal einen ähnlichen Ansatz, allerdings mit Ausnahme von Stichwahlen gegen Linksaussen-Kandidaten von LFI. Die Frist für solche Vereinbarungen endet am 2. Juli.
Das wahrscheinlichste Ergebnis scheint eine Pattsituation im Parlament, die das Risiko einer politischen Lähmung birgt, entweder mit einer Übergangsregierung oder mit einer von Rechtsaussen angeführten Minderheitsregierung. Dies gilt zumindest bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im April 2027. Frankreich hat in den 1980er-Jahren und um die Jahrtausendwende ähnliche „Cohabitations“ erlebt. Doch eine Pattsituation würde die Gesetzgebung des Landes blockieren und die Wahrscheinlichkeit verringern, dass das Haushaltsdefizit Frankreichs angegangen wird.
Die Schlüsselfrage bei einem Sieg des RN wäre, wie die Partei regieren würde. Würde das RN einen Konfrontationskurs fahren und mit der Europäischen Union in Fragen wie dem Haushalt brechen? Oder wäre der Ansatz versöhnlicher, wie jener der Rechtsaussen-Regierung von Georgia Meloni, sodass in vielen Fragen eine Annäherung an die politische Mitte möglich wäre?
Die Finanzmärkte haben eine potenzielle politische Lähmung Frankreichs eingepreist, seit Präsident Macron vor drei Wochen die Nationalversammlung aufgelöst hat. Die Renditedifferenz (Spread) zwischen zehnjährigen französischen Staatsanleihen (Obligations Assimilables du Trésor, OATs) und deutschen Bundesanleihen vergrösserte sich nach der Entscheidung zur Auflösung des Parlaments. Der französische Index CAC 40 gab im Juni 6,5% nach, und der Euro verzeichnete gegenüber dem Dollar den grössten Verlust seit einem Jahr. Nach den Ergebnissen des ersten Wahlgangs haben sich diese Märkte teilweise erholt.
Für weitere Analysen, einschliesslich einer Übersicht mit Szenarien, Wahrscheinlichkeiten und Marktauswirkungen, klicken Sie bitte hier.
Lesen Sie auch unseren CIO Office Viewpoint, den wir nach den europäischen Parlamentswahlen im Juni veröffentlicht haben.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende.
teilen.