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    US-Aktienmarkt: Signale und Szenarien für 2024

    US-Aktienmarkt: Signale und Szenarien für 2024
    Edmund Ng - Senior Equity Strategist

    Edmund Ng

    Senior Equity Strategist
    Christian Abuide - Head of Asset Allocation

    Christian Abuide

    Head of Asset Allocation

    Kernpunkte:

    • Verschiedene Faktoren haben dieses Jahr die Entwicklung des S&P 500 bestimmt. Dazu zählen die hohen US-Ausgaben, die bislang ausgebliebene Rezession, der geringe Rückgang der Unternehmensgewinne und die hohen Erwartungen rund um KI. Wir besprechen drei Szenarien für 2024.
    • Unser Basisszenario ist eine anhaltende Disinflation in den USA sowie ein Wirtschaftswachstum unter Trend mit stabilen Unternehmensmargen und positivem Gewinnwachstum. In diesem Umfeld behalten wir eine weitgehend neutrale Aktienallokation bei.
    • Die Rezessionsrisiken haben zwar abgenommen, sind aber nicht verschwunden. Sollte sich die US-Konjunktur bis ins Jahr 2024 hinein stark verlangsamen, weil die hohen Zinsen alle Wirtschaftssektoren erreichen, ist ein niedriger zweistelliger Rückgang des Index denkbar.
    • Im optimistischen Szenario mit einer möglichen Erholung im verarbeitenden Gewerbe ohne weitere aggressive Zinserhöhungen könnten die Unternehmensgewinne steigen und den S&P 500 höher treiben.

    2023 ist bislang ein kompliziertes Jahr für die Aktienmärkte. Die US-Wirtschaft ist trotz der hohen Zinsen robust, und einige wenige hoch kapitalisierte Technologieaktien haben die Wertentwicklung bestimmt. Was sind die wichtigsten Trends und Lehren des bisherigen Jahresverlaufs? Zu Beginn der Berichtssaison für das dritte Quartal richten wir unseren Blick auf drei mögliche Szenarien für Aktien für die Zeit bis Ende 2024. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem US-Markt.

    Der S&P 500 notiert heute bei rund 4’330 Punkten und damit 13% höher als Anfang 2023. Das ist eine bemerkenswerte Performance, denn Anfang dieses Jahres hatten die Anlegerinnen und Anleger noch eine US-Rezession erwartet. Darüber hinaus haben sich die Gewinne schwach entwickelt, und die Zinsen sind gestiegen. Was erklärt dann eine solche Wertentwicklung? Der Anstieg des S&P 500 ging zum Teil auf die veränderten Erwartungen Anleger in Bezug auf die Bewertungen zurück. Zudem konzentrierte er sich sehr stark auf eine Handvoll extrem hoch kapitalisierter Aktien. Die Sektoren Technologie, Kommunikation und Nicht-Basiskonsumgüter übertrafen allesamt den breiteren Index. Sieben Aktien – Apple, Alphabet (Google), Amazon, Meta Platforms (Facebook), Microsoft, Nvidia und Tesla – bestimmten die Renditen, vor allem in den ersten sechs Monaten 2023. Dies lag zum Teil auch daran, dass die künstliche Intelligenz (KI) eine transformative Wirkung verspricht. Der Markt entwickelte sich also gut, die meisten Aktien indes nicht (siehe Grafik 1).

    Einige Marktbeobachter zogen deshalb Parallelen zu früheren Phasen, in denen die Entwicklung ähnlich konzentriert war und die Aktienkurse zuerst stark stiegen und dann einbrachen. Die Beobachter kamen zum Schluss, dass die Kursgewinne des Jahres 2023 in nächster Zeit zwangsläufig negativ für die Märkte sein werden. Wir vertreten eine differenziertere Meinung. Die Unternehmensfundamentaldaten und Bewertungen der wenigen Aktien, welche die Performance bestimmten, sind heute robuster als früher. Wir denken zum Beispiel an die „Nifty Fifty“ der 1960er- und 1970er-Jahre oder den Crash von Technologie-, Medien- und Telekommunikationsaktien im Jahr 2000. Die Konzentration der Performance auf hoch kapitalisierte Aktien allein ist unseres Erachtens kein Signal, dass der Markt den Zenit erreicht hat.

    Die Konzentration der Performance auf hoch kapitalisierte Aktien allein ist unseres Erachtens kein Signal, dass der Markt den Zenit erreicht hat

    Drei Szenarien für 2024

    Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und wir ziehen eine erste Bilanz zu den Entwicklungen in letzter Zeit. Ausserdem machen wir uns bereits Gedanken, was bis Ende 2024 bevorstehen könnte.

    Dabei untersuchen wir drei Szenarien für die Entwicklung des S&P 500 Index in den nächsten 15 Monaten. Das wahrscheinlichste Szenario ist eine anhaltende Disinflation und ein Wachstum unter Trend. Das zweite Szenario basiert auf einer US-Rezession. Ein Auslöser könnte die verzögerte Wirkung der geldpolitischen Straffung und/oder eine wieder aufflammende Inflation sein. Im dritten Szenario berücksichtigen wir die Möglichkeit, dass sich das Wirtschaftswachstum erholt (siehe Grafik 2).

     

    Basisszenario: nachlassendes Wachstum, anhaltende Disinflation

    Unser Basisszenario für das Wachstum der Unternehmensumsätze spiegelt die Erwartung wider, dass der aktuelle Trend des rückläufigen realen BIP-Wachstums mit einer fortgesetzten Disinflation einhergeht. In diesem Umfeld würden die Unternehmensmargen unseres Erachtens dank des nach wie vor positiven nominalen Wirtschaftswachstums weitgehend stabil bleiben. Die Unternehmen wiederum könnten dadurch weiterhin ein positives Gewinnwachstum von rund 6% verzeichnen, verglichen mit einer Konsensprognose von 12%. Ein Rückgang des Wirtschaftswachstums übt zwangsläufig Druck auf die Unternehmensgewinne aus. Doch ein solches Umfeld dürfte auch für Entlastung mittels Zinssenkungen der US-Notenbank Fed gegen Ende 2024 sorgen. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) ungefähr auf den aktuellen Niveaus verharren.

    Wir betrachten dies als ein typisches spätzyklisches Umfeld für Aktien. Ausserdem halten wir die US-Bewertungen zwar für erhöht, aber nicht mehr für ausgesprochen teuer. Die KGV sind unseres Erachtens zwar keine Kennzahlen, die kurzfristig viel Orientierung bieten. Sie liegen nach den Kursverlusten in den letzten Wochen aber im Bereich ihrer Zehnjahresdurchschnitte. Auf Sektorebene dürften davon unserer Meinung nach Energie und Basiskonsumgüter profitieren. Wir halten auch den Technologiesektor zunehmend für interessant. Sofern das Wachstum stabil bleibt, ist er dank KI, Cloud-Speichern, des Internets der Dinge und der tiefgreifenden Digitalisierung unseres Berufs- und Privatlebens weiterhin vergleichsweise attraktiv.

    Das Rezessionsrisiko hat abgenommen, ist aber noch nicht ganz verschwunden

    Wieder auflebende Inflation und Rezession

    Eines der grössten Risiken, das laut Marktkonsens für 2023 bestand, war eine schwere Rezession. Dazu ist es bislang nicht gekommen. Auch das Risiko hat abgenommen, ist aber noch nicht ganz verschwunden. Sollte aufgrund des Gesamteffekts der geldpolitischen Straffung eine stärkere Verlangsamung in den USA 2024 in eine Rezession münden, würden wir einen Rückgang des Gewinnwachstums um 20% erwarten. Dies wäre für das erste Jahr einer Rezession typisch. Die Gewinnkennzahlen dürften in einem solchen Szenario steigen, weil der Markt über den Rückgang des Index hinwegsieht und den Blick auf eine anschliessende Erholung richtet. Unterstützung könnte von schnelleren und aggressiveren Zinssenkungen der Fed kommen, was den S&P 500 bis Ende nächsten Jahres auf rund 3’800 Punkte treiben könnte. Dies würde für den Index einen niedrigen zweistelligen Rückgang bedeuten und defensivere Aktiensektoren sowie bestimmte Alternativen zu Anleihen begünstigen, beispielsweise Gesundheitswerte. Auf Länderebene dürften sich die USA, die Schweiz und sogar Grossbritannien relativ gut entwickeln, weil ihre defensiven Eigenschaften bei Anlegern gefragt sind.

     

    Starkes Wachstum, positives Szenario

    Und was ist, wenn es zu einer zügigeren Erholung anstelle eines Abschwungs kommt? Im September sank der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, ein Mass für das Geschäftsklima, so geringfügig wie seit zehn Monaten nicht mehr. Darüber hinaus weisen mehrere Frühindikatoren darauf hin, dass eine weitere Belebung denkbar ist.

    Beschleunigt sich die Wirtschaftsaktivität und geht dies mit einer guten Preissetzungsmacht der Unternehmen einher, ist ein Gewinnsprung vorstellbar

    Eine vor allem durch das verarbeitende Gewerbe bedingte Wachstumserholung würde für ein optimistisches Szenario sprechen. Dies gilt vor allem dann, wenn die Inflation mit einer typischen langen Verzögerung wieder steigen sollte. Die Fed hat ihren Zinszyklus in diesem Szenario möglicherweise noch nicht beendet, aber aggressive Zinserhöhungen sind unwahrscheinlich. Beschleunigt sich die Wirtschaftsaktivität auf breiter Front und geht dies mit einer guten Preissetzungsmacht der Unternehmen einher, ist ein unerwartet starker Gewinnsprung im S&P 500 vorstellbar. Die Bewertungskennzahlen würden allerdings etwas sinken und die höheren Kapitalkosten widerspiegeln. Dadurch könnte der Index in den nächsten 15 Monaten auf über 5’000 Punkte steigen. Auf regionaler Ebene könnten die US-amerikanischen und japanischen Aktienmärkte besser abschneiden als andere Märkte. Auf Sektorebene wäre dieses Umfeld ungünstig für hoch verschuldete, langsamer wachsende Unternehmen, welche hohe Kosten für die Schuldenrückzahlung tragen müssen. Dies spräche gegen Anlagen in Sektoren wie Telekommunikation, Versorger oder Immobilien.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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