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Den Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft unterstützen
Artikel, veröffentlicht im Magazin L’Agefi Indices vom 18. April 2024, mit Marc Palahi, Chief Nature Officer bei Lombard Odier Investment Managers, und Laura Garcia, Nature Specialist bei Lombard Odier Investment Managers
Wenngleich unsere Abhängigkeit von der Natur stetig zunimmt, verschlechtert sich ihr Zustand seit vielen Jahren unaufhaltsam – weltweit. Das Naturkapital ist seit den 1990er-Jahren um 40% zurückgegangen. Im selben Zeitraum hat sich das produzierte Kapital, darunter Strassen und Fabriken, verdoppelt. Der Verlust an Natur und Biodiversität ist untrennbar mit dem Kampf gegen den Klimawandel verbunden. Denn die Ökosysteme nehmen mehr als 60% der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen auf. Der Klimawandel und die damit einhergehenden Risiken wie Waldbrände, Dürren und Schädlinge führen zu negativen Rückkopplungseffekten: Sie reduzieren die Fähigkeit der Natur, den Klimawandel abzumildern und sich an diesen anzupassen. In bestimmten Fällen können sogar natürliche Kohlenstoffsenken zu erheblichen Quellen von Treibhausgasemissionen werden.
Die Natur – unser höchstes Gut – ist in Gefahr
Im Jahr 2023 haben die Waldbrände in Kanada 1'740 Megatonnen CO2 freigesetzt. Das entspricht in etwa dem Dreifachen der jährlichen Treibhausgasemissionen des Landes. Waldbrände haben verheerende Folgen – insbesondere mit Blick auf die Kosten, die durch das Verschwinden der Waldflächen entstehen, die materiellen Schäden und den Anstieg der Schadensersatzansprüche. Sie belaufen sich auf insgesamt USD 10 Mrd. pro Jahr. Der Klimawandel und die damit zusammenhängenden Extremwetterereignisse bedrohen zudem die Preisstabilität. Einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Studie zufolge könnte der Temperaturanstieg zu einer Preissteigerung bei Lebensmitteln von 3,2% pro Jahr führen.
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Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft
Um den künftigen Generationen dauerhaften Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg zu ermöglichen, müssen wir zu einem regenerativen Wirtschaftsmodell übergehen. Ein solches Modell nutzt die Natur als Lebensgrundlage und gedeiht im Einklang mit ihr, entspricht also einer naturbasierten Wirtschaft. Sie erkennt die Natur als höchstes Gut an, von dem unser Wirtschaftssystem abhängig ist.
Die naturbasierte Wirtschaft beruht auf gesunden, biologisch vielfältigen und widerstandsfähigen Ökosystemen sowie auf den zugehörigen Ökosystemdienstleistungen, den sogenannten naturbasierten Vermögenswerten. Diese bilden die Grundlage der Wertschöpfungsketten in der Bio-Kreislaufwirtschaft. Sie wirken sich in allen Bereichen der Wirtschaft positiv auf Natur, Mensch und Klima aus und vernetzen den primären, den sekundären und den tertiären Sektor. Ein solcher Übergang erfordert umfangreiche Investitionen, um degradiertes Naturkapital in naturbasierte Vermögenswerte umzuwandeln. Der Weg dorthin führt über naturbasierte Lösungen und eine Ausrichtung auf die Bio-Kreislaufwirtschaft. Landschaftsräume werden dabei ganzheitlich betrachtet und als Teil der Wertschöpfungskette begriffen.
Naturbasierte Lösungen umfassen Tätigkeiten, die natürliche und modifizierte Ökosysteme schützen, wiederherstellen und nachhaltig bewirtschaften. Sie lassen sich in die Wirtschaftsmodelle der Bio-Kreislaufwirtschaft integrieren, die das Naturkapital und den Fluss der Ökosystemdienstleistungen über den gesamten Konjunkturzyklus hinweg verbessern. Wissenschaftliche und technologische Fortschritte ermöglichen die Entwicklung neuer, auf die Bio-Kreislaufwirtschaft ausgerichteter Lösungen. Sie sollen fossile, nicht erneuerbare Erzeugnisse in den meisten Wirtschaftssektoren – beispielsweise Nahrungsmittel, Mode, Pharmazie, Bauwesen, Chemie, Energie und Tourismus – ersetzen und aus ökologischer Sicht übertreffen.
Damit der Übergang zu einer naturbasierten Wirtschaft gelingt, müssen wir Privatkapital in erheblichem Umfang in naturbasierte Strategien umlenken: in allen Anlageklassen und Wirtschaftssektoren. Aktuell werden im Privatsektor jährlich USD 5'000 Mrd. in Aktivitäten investiert, die die Natur direkt zerstören. Die Investitionen des Privatsektors in naturbasierte Strategien belaufen sich dagegen auf gerade einmal USD 35 Mrd.
Ernährungssysteme überdenken
Das globale Ernährungssystem mit einem geschätzten Wert von rund USD 10'000 Mrd. befindet sich in einem Teufelskreis: Es ist für ein Drittel der jährlichen globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und gilt als Hauptursache für den Verlust von Natur. Die daraus resultierenden negativen externen Effekte auf Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft belaufen sich auf USD 13'000 Mrd. bis 19'800 Mrd. pro Jahr. Gleichzeitig ist die Lebensmittelproduktion zunehmend Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel und den damit einhergehenden natürlichen Störeinflüssen unterworfen.
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Im Bereich der Ernährungssysteme ist ein Paradigmenwechsel von einem extraktiven zu einem regenerativen Ansatz erforderlich. Ein solcher Ansatz mildert die Auswirkungen des Klimawandels und trägt zur Regeneration der Natur bei. Gleichzeitig stärkt er die Resilienz des Lebensmittelsektors angesichts der wachsenden Klimarisiken. Wir müssen uns von der konventionellen Landwirtschaft verabschieden und zu einer naturbasierten Lebensmittelproduktion mit naturbezogenen Lösungen, regenerativen Praktiken und Kreislaufsystemen übergehen.
Die Umstellung der Ernährungssysteme erfordert ein Überdenken der gesamten Wertschöpfungskette. Sie muss kürzer, transparenter und besser nachvollziehbar werden. Gleichzeitig muss eine Bepreisung von Klima und Natur stattfinden, ohne dass die Endverbraucherpreise steigen. Eine solche vertikale Integration ist unerlässlich, um das Finanzkapital im Vorfeld aufzuwenden und naturbasierte Vermögenswerte zu schaffen. Sie bilden die Eckpfeiler nachhaltiger und resilienter Wertschöpfungsketten in der Lebensmittelindustrie.
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Umfassende Neubewertung von Vermögenswerten
Die Natur ist unseres Erachtens die wahrscheinlich am stärksten unterbewertete Anlageklasse der Welt. Der Bedarf an Böden, die widerstandsfähig gegenüber dem Klimawandel sind und positive Auswirkungen haben, wird die umfangreichste Neubewertung von Vermögenswerten des Jahrhunderts zur Folge haben. Naturbezogene Vermögenswerte werden sich zu einer neuen Form von Immobilien entwickeln, die neue Möglichkeiten bieten:
1. Umwandlung degradierter Flächen in regenerative Vermögenswerte, die eine hohe Klimaresistenz aufweisen und immun gegen die CO2-Bepreisung sind. Dadurch gewinnen sie im Laufe der Zeit an Wert.
2. Höhere Wertschöpfung bei der Preisgestaltung von Waren und Produkten durch Erschliessung spezialisierter Märkte und den Verzicht auf Zwischenhändler. So entsteht ein direkter Zugang zu den nachgelagerten Märkten. Zudem können Makrofaktoren genutzt werden, die zu strukturell höheren Preisen führen.
3. Langfristige Attraktivität für Anleger, da sie risikoangepasste Renditen, eine Portfoliodiversifikation, eine geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen, Inflationsschutz sowie Schutz vor den Einflüssen künftiger CO2-Regulierungen bieten.
Wir glauben, dass Investitionen in die Natur von zentraler Bedeutung sind, um die Transformation unserer Wirtschaft zu unterstützen – anstatt ihre Fehlentwicklung.
Wichtige Hinweise.
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