In the news
Ein innovativer Ansatz für Nachhaltigkeit - Interview mit Jean-Pascal Porcherot
Artikel veröffentlicht in Allnews, 23. Dezember 2023
Jean-Pascal Porcherot wurde im Januar 2022 Teilhaber von Lombard Odier und leitet seit 2021 Lombard Odier Investment Managers (LOIM). Er ist seit 2009 bei LOIM tätig und hat das Hedge-Funds-Geschäft der Gruppe in New York aufgebaut und geleitet. Heute beaufsichtigt er ein verwaltetes Vermögen von über 63 Milliarden Franken. Die Geschäftstätigkeit von LOIM beruht auf drei Säulen. Die erste ist das Kerngeschäft, die zweite die Verwaltung alternativer Anlagen inklusive Private Assets, also Privatmarktanlagen, und die dritte das nachhaltige Investieren, das heute durch holistiQ Investment Partners vertreten wird. Dabei handelt es sich um eine im vergangenen Juni angekündigte Partnerschaft zwischen Lombard Odier und Systemiq, einem wichtigen Akteur im Bereich ökologischer Wandel und systemische Veränderungen.
Wie sind die Aktivitäten von Lombard Odier Investment Managers organisiert?
Es gibt drei Schwerpunkte. Der erste ist das, was ich als Kerngeschäft bezeichnen würde. Bekannt ist diese Einheit insbesondere für ihr Know-how im Anleihenbereich im Allgemeinen, aber auch im Bereich der Schweizer und asiatischen Anleihen oder der Wandelanleihen. Hinzu kommen unsere Multi-Asset-Strategien „All Roads“. Der zweite Schwerpunkt ist die alternative Verwaltung, die unsere Hedge-Funds-Einheit 1798 sowie den Bereich Private Assets umfasst. Den dritten Schwerpunkt bildet mittlerweile holistiQ, unsere Partnerschaft mit dem Unternehmen Systemiq, das von zwei ehemaligen McKinsey-Mitarbeitenden gegründet wurde und zu den Marktführern in der Nachhaltigkeitsberatung gehört. Der letztgenannte Bereich ist vollständig auf nachhaltige Investitionen ausgerichtet.
Lesen Sie auch: „Nachhaltigkeit ist das Herz unsere Anlageansatzes“ – Jean-Pascal Porcherot, unser Managing Partner
Wie hat sich der Bereich Private Assets entwickelt?
Er beläuft sich auf etwa 8 Milliarden US-Dollar und hat sich vom Status „nice to have“ zum Status „must have“ entwickelt. Grund hierfür ist ein starker Rückgang der Anzahl börsennotierter Unternehmen, dem eine Zunahme der Investitionsmöglichkeiten in Portfoliounternehmen von Private-Equity-Fonds gegenübersteht. Übrigens verzögern die Unternehmen ihren Börsengang immer häufiger. In den USA erwirtschaften nicht börsennotierte Unternehmen mehr als 50% des Bruttoinlandsprodukts. Ausserdem sind Private Assets eine sehr gute Alternative, um ein Portfolio zu diversifizieren, zumal es sich um eine Anlageklasse handelt, die sich wie gesagt sehr gut entwickelt und die sich als widerstandsfähig erwiesen hat. Wir machen diese Anlagen über Sekundärmärkte und über Wagniskapital zugänglich. Anlagen in nicht börsennotierten Beteiligungen bieten zudem zahlreiche Möglichkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit. So haben wir eine Strategie im Bereich Kunststoffe und US-Private-Credit entwickelt.
Wie Ihre Partnerschaft mit Systemiq bei der Gründung von holistiQ zeigt, ist nachhaltiges Anlegen eine Priorität. Inwiefern genau?
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sprechen nicht alle dieselbe Sprache. Ich würde zusammenfassend zwischen zwei Ansätzen unterscheiden. Der erste besteht darin, sich die Geschichte der Unternehmen anzusehen, ihnen ein ESG-Rating zuzuteilen und dann auf der Grundlage dieses Ratings zu investieren. Dies wirkt sich weder auf die Performance noch auf die Nachhaltigkeit aus. Der zweite Ansatz besteht darin, sich auf die Zukunftsperspektive zu konzentrieren. Man muss verstehen, was der ökologische Wandel bedeutet und wie er sich in den nächsten zehn oder dreissig Jahren auf die Geschäftsmodelle auswirken wird. Man muss auch verstehen, dass die Wirtschaft in einem noch nie da gewesenen Kontext neu geordnet wird. Zur Veranschaulichung: Wir schätzen, dass die Umstellung der Energiesysteme zu jährlichen Investitionen von 3,5 Billionen US-Dollar führen wird, das heisst insgesamt 25 Billionen US-Dollar bis 2030. Dies ist die Formel, die wir gewählt haben: Wir haben den traditionellen vertikalen Ansatz der Finanzanalyse zugunsten einer transversalen und multidisziplinären Analyse mit einem über 50-köpfigen Forschungsteam im Bereich der Nachhaltigkeit aufgegeben. Das Ziel ist, wissenschaftliche Prognosen, wirtschaftliche Zukunftsforschung und Unternehmensanalysen zu kombinieren. Damit erstellen wir Roadmaps für den Übergang, mit denen wir Strategien für den öffentlichen und privaten Markt entwickeln können.
Lesen Sie auch: Lombard Odier und Systemiq geben strategische Partnerschaft und Gründung von holistiQ Investment Partners bekannt
Wie funktioniert das Forschungsteam, das für Lombard Odier tätig ist?
Im Gegensatz zu herkömmlichen Teams besteht es aus Wissenschaftlerinnen, Ingenieuren, Beraterinnen und Finanzanalysten, die jeweils Fachpersonen auf ihrem Gebiet – Energie, Natur, Grundstoffe, Kohlenstoff usw. – sind. Dies erklärt auch, warum wir holistiQ im Juni gegründet und unter anderem einen Chief Nature Officer und einen Chief Carbon Officer eingestellt haben. Dieses Team und die Fondsmanager arbeiten zusammen, was nicht immer einfach war, da sie lernen mussten, die gleiche Sprache zu sprechen. Im Bereich der Transversalität und der Partnerschaften arbeiten wir mit der Universität Oxford und E4S in Lausanne zusammen und stützen uns seit 2021 auf das Modell der planetaren Grenzen des Stockholm Resilience Centre. Wir sind auch der Geschäftswelt sehr nahe und haben beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Alliance to End Plastic Waste einen Fonds für die Kreislaufwirtschaft im Bereich Kunststoffe aufgelegt. Zudem sind wir Mitglied in zahlreichen Vereinigungen wie dem Forest Investor Club und gehören zu den Gründungsmitgliedern der Circular Bioeconomy Alliance.
Sie richten Ihr Augenmerk auch auf die Natur. Aber wie kann man dort investieren
Von den Emissionen, die von uns Menschen ausgehen und die ca 50 Gigatonnen CO2 ausmacht, wird etwa die Hälfte von der Natur absorbiert. Ihr Schutz ist somit eine absolute Priorität, aber da er nicht finanzialisiert wird, ist es schwierig, Investitionsangebote zu identifizieren. Wir beschäftigen ein Team von rund 20 Personen, die sich um dieses Thema kümmern.
Lesen Sie auch: COP28 und der re-NATURE Hub – die Natur ins Zentrum der Klimaschutz-Massnahmen stellen
Wie schätzen Sie die Temperaturverläufe ein?
Wenn man sich auf die strategischen Erklärungen der verschiedenen Staaten stützt, sollten wir 1,8–2 Grad erreichen, aber bedauerlicherweise werden wir, wenn man die tatsächlichen Fortschritte berücksichtigt, eher zwischen 2,6 und 2,9 Grad liegen. Zur Messung des Fortschritts bei der Reduzierung der Durchschnittstemperatur haben wir ein eigenes Tool entwickelt: Dank des „LOPTA“-Tools – stehend für: Lombard Odier Portfolio Temperature Alignment – können wir die Ausrichtung eines Portfolios auf eine bestimmte Temperatur ermitteln.
Es scheint, dass Europa den USA im Bereich der Nachhaltigkeit voraus ist.
Ja und nein. Texas, der Ölstaat par excellence, ist gerade im Begriff, auf nachhaltige Energien umzusteigen. Solarenergie ist mittlerweile die billigste Energie der Welt. Die Amerikaner sind pragmatisch. Sobald eine Alternative wirtschaftlich interessant ist, führen sie diese sehr schnell ein.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
Entdecken Sie mehr.
teilen.