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    Finanzierung einer neuen Möglichkeit im Kampf gegen Waldbrände

    Finanzierung einer neuen Möglichkeit im Kampf gegen Waldbrände

    Artikel veröffentlicht in Economist’s Impact’s The Sustainability Project am 29. November 2023

    Chief Nature Officer Marc Palahí, holistiQ, Lombard Odier Investment Managers und ein Expertenteam* beleuchten neue Möglichkeiten zur Milderung der Folgen des Klimawandels. Dazu zählen Massnahmen zur Umgestaltung von Landschaften, die Verbesserung der Resilienz von Wäldern und neue Regelwerke für die Bilanzierung

     

    Ein immer dringlicheres Problem

    In diesem Sommer war die weltweite Durchschnittstemperatur so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen1. Wir wurden auch Zeugen extremer Waldbrände. Dazu zählen die schwersten Waldbrände aller Zeiten in der Europäischen Union in Alexandroupolis und am Evros in Griechenland. Dabei verbrannten mehr als 81’000 Hektar Land, und 20 Menschen starben. Der Waldbrand in Maui, Hawaii, forderte mehr als 100 Menschenleben und legte einen Grossteil2 der Insel in Schutt und Asche. Und Kanada erlebt die schlimmste Waldbrandsaison seiner Geschichte; nach dem Stand vom 19. Oktober3 sind mehr als 18,5 Mio. Hektar Land verbrannt4.

    Neben den verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen haben die Waldbrände auch immense kurz- und langfristige wirtschaftliche Folgen

    Abgesehen von den Menschenleben, die diese Waldbrände kosteten, haben sie aufgrund der freigesetzten Partikel auch schwere gesundheitliche Folgen. Die Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen und das Naturkapital sind ebenfalls enorm.

    Allein die Waldbrände in Kanada haben Emissionen von mehr als 1’740 Megatonnen CO2-Äquivalent verursacht – vermutlich das Dreifache der jährlichen Treibhausgasemissionen der gesamten kanadischen Wirtschaft.

    Neben den verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen haben die Waldbrände auch immense kurz- und langfristige wirtschaftliche Folgen. Dabei handelt es sich um die Kosten der Brandbekämpfung, die Schäden an Immobilien und Unternehmen und höhere Versicherungsansprüche. Schätzungen zufolge sind die Forderungen gegen Versicherungen infolge der Waldbrände weltweit auf USD 10 Mrd. pro Jahr gestiegen5. Versicherungsleistungen bei Schäden durch Waldbrände können sich auch unmittelbar auf Unternehmen auswirken. Pacific Gas & Electric (PG&E) stimmte der Zahlung von USD 11 Mrd. an Versicherungen zu, die Geschädigte der tödlichen Waldbrände von 2017 und 2018 in Kalifornien vertreten. Dazu zählt auch die Stadt Paradise, wo 86 Menschen starben. Im Januar 2019 hatte PG&E aufgrund potenzieller Haftungsverpflichtungen in Höhe von geschätzt USD 30 Mrd. infolge von Waldbränden Konkurs angemeldet6.

    Ein neues Modell ist erforderlich. Von Strategien, die den Schwerpunkt auf die Waldbrandbekämpfung legen, müssen wir zu Strategien zur Förderung der Resilienz von Landschaften und für eine klimaorientierte Forstwirtschaft wechseln

    Von der taktischen Bekämpfung zur tatsächlichen Umgestaltung von Landschaften

    Diese neue Generation von Waldbränden sprengt die Grenzen der aktuellen und zukünftigen Fähigkeiten zur Brandbekämpfung und ist eine grosse Gefahr für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.

    Ein neues Modell ist erforderlich. Von Strategien, die den Schwerpunkt auf die Waldbrandbekämpfung legen, müssen wir zu Strategien zur Förderung der Resilienz von Landschaften und für eine klimaorientierte Forstwirtschaft wechseln.

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    Widerstandsfähigere und resilientere Landschaften sind vonnöten. Dies sind Landschaften, die das Risiko extremer Waldbrände minimieren und sich im Fall der Fälle davon erholen. In den letzten Jahren ist das Wissen über resiliente Landschaften dank der Wissenschaft und Technologie erheblich grösser geworden. Die Grundlage bilden Brandschutz- und Landbewirtschaftungspraktiken, die Massnahmen zur Prävention und Vorbereitung, Erkennung und Reaktion sowie zur Regeneration und Anpassung in sich vereinen. Die klimaorientierte Forstwirtschaft7 beispielsweise ist ein noch junger wissenschaftsbasierter Ansatz, der die Ziele zur Anpassung von Wäldern und zur Risikominderung auf ganzheitliche Weise optimiert.

    Öffentlich-private Partnerschaften und private Finanzierungen sind überaus wichtig, um massiv investieren zu können und widerstandsfähige, resiliente Landschaften zu schaffen

    Finanzierung von Förderung der Resilienz von Wäldern und die Brandprävention

    Zuschüsse der öffentlichen Hand decken aktuell den grössten Teil der Kosten für Waldbrandprävention und Landschaftspflege. Doch diese Mittel reichen zweifellos nicht aus, um dieses enorme Problem zu bewältigen. Öffentlich-private Partnerschaften und private Finanzierungen sind überaus wichtig, um massiv investieren zu können und widerstandsfähige, resiliente Landschaften zu schaffen. In diesem Kontext bieten der CO2-Markt und möglicherweise auch der zukünftige Biodiversitätsmarkt interessante Möglichkeiten für private Finanzierungen. Zum Beispiel entwickelte und genehmigte die Regierung von Australien im Rahmen ihres Fonds zur Emissionsreduzierung ein Kyoto-konformes Verfahren für das kontrollierte Verbrennen von Steppengebieten8. Dies ist das weltweit erste legale Instrument dieser Art. Das Programm finanziert strategische Massnahmen zur Bekämpfung von Steppenbränden, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren sowie Futterpflanzen und Infrastruktur zu schützen. Ein weiteres Beispiel liefern die USA. Dort bemüht sich die Initiative Forest Resilience Bond9, die Finanzierungslücke bei der Wiederaufforstung zu schliessen. Dazu räumt sie privatem Kapital eine Rolle bei der Unterstützung der öffentlichen Landbewirtschaftung ein. Dabei geht es um die Wiederherstellung von Wassereinzugsgebieten und die Minderung von Brandrisiken. Diese innovativen Finanzierungsmechanismen finden jedoch keine breite Anwendung.

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    Ein überarbeitetes Regelwerk zur CO2-Bilanzierung ist nötig

    Um Impulse für weitere Initiativen zu geben, wäre es wichtig, die Emissionen durch Waldbrände gemäss der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) zu bilanzieren. Aktuell berichten die Länder über Emissionen und die Abscheidung von Treibhausgasen, die „direkt“ durch den Menschen verursacht werden oder durch „bewirtschaftete Flächen“ entstehen. Emissionen, die durch Waldbrände auf nicht bewirtschafteten Flächen entstehen oder „natürliche“ Ursachen haben, werden also nicht erfasst10. Ohne eine solche Berichterstattung gibt es auch keine Anreize, gegen diese Emissionen vorzugehen. Die Bilanzierung von Emissionen durch Waldbrände ist wichtig, denn sie stellen eine bedeutende Quelle11 der weltweit an Land verursachten CO2-Emissionen dar.

    Kurzum, es ist ein vielschichtiger Ansatz notwendig, der Wissenschaft, Finanzwesen und Politik zusammenbringt, um die weitreichenden Folgen von Waldbränden in der Ära des Klimawandels zu mildern

    Bei einer korrekten Berichterstattung und Bilanzierung der Emissionen durch Waldbrände ist es möglich, wissenschaftsbasierte Rahmenwerke zu entwickeln. Anhand dieser Rahmenwerke kann dann die mit Massnahmen zur Verbesserung der Resilienz von Landschaften erzielte Minderung – anders ausgedrückt: Vermeidung – der Treibhausgasemissionen quantifiziert und zertifiziert werden. Beispiele für solche Massnahmen sind Brandschutz, Brennstoffaufbereitung und Verbesserung der Biodiversität. Dies könnte die Grundlage für Fonds zur Minderung der durch Waldbrände verursachten Emissionen bilden. Diese Fonds können durch den Verkauf von CO2-Gutschriften die Verbesserung der Resilienz von Wäldern und eine klimaorientierte Forstwirtschaft finanzieren.

    Kurzum, es ist ein vielschichtiger Ansatz notwendig, der Wissenschaft, Finanzwesen und Politik zusammenbringt, um die weitreichenden Folgen von Waldbränden in der Ära des Klimawandels zu mildern.


     

    *Beiträge zu diesem Artikel stammen unter anderem von: Marc Palahí, Chief Nature Officer, holistiQ Investment Partners, Lombard Odier Investment Managers; Elena Górriz Mifsud, Forest Science and Technology Centre of Catalonia, CTFC; Antoni Trasobares, Forest Science and Technology Centre of Catalonia, CTFC; Gert-Jan Nabuurs, Professor, Europäische Waldressourcen, Wageningen University and Research; Lorenzo Bernasconi, Head of Carbon Solutions, holistiQ Investment Partners, Lombard Odier Investment Managers; Morten Rossé, Head of Nature and Climate, holistiQ Investment Partners, Lombard Odier Investment Managers; Robert Mavsar, Interim Director, European Forest Institute.

    1 https://www.reuters.com/business/environment/august-was-hottest-ever-recorded-third-straight-month-set-record-2023-09-06/
    2 https://abcnews.go.com/US/environmental-impacts-maui-wildfires-years-experts/story?id=102458299
    https://www.cbc.ca/news/climate/wildfire-season-2023-wrap-1.6999005
    4 https://ciffc.net/
    https://www.budget.senate.gov/imo/media/doc/Mr.%20Nicolas%20Loris%20-%20Testimony%20-%20Senate%20Budget%20Committee3.pdf
    6 https://www.theguardian.com/us-news/2019/sep/13/california-wildfires-pg-e-agreement
    7 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1389934120300630
    8 https://cbmjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13021-016-0067-4#:~:text=Realising%20the%20benefits%20of%20EDS,land%20%5B13%2C%2017%5D.
    9 https://www.blueforest.org/forest-resilience-bond
    10 https://doi.org/10.1038/s43247-023-01005-y
    11 https://carbonplan.org/research/fire-forests-inventories

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