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Hubert Keller bei Bloomberg: Von Innovation zum Massenmarkt – Investitionen zur Realisierung von Netto-Null
Wo sollten wir im Rennen um Netto-Null unser Geld investieren?
Das war die verblüffend einfache Frage an Hubert Keller, Senior Managing Partner von Lombard Odier, an der Konferenz „Bloomberg Invest: Strategies For Wealth Creation“. Diese fand in der vergangenen Woche in der europäischen Hauptniederlassung von Bloomberg in London statt.
Führende Finanzexperten diskutierten, wie Anlegerinnen und Anleger in den aktuell unruhigen Zeiten investieren sollten. Hintergrund sind die jüngsten Bankenpleiten in den USA und die Übernahme der Credit Suisse durch UBS sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen, die hohe Inflation, die Marktvolatilität und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels.
Um derlei Verwerfungen zu überstehen, so Hubert Keller, böten Investitionen in den Übergang zu einer emissionsfreien Wirtschaft eine Chance. Keller wurde bei dieser Veranstaltung von der Finanzjournalistin Lizzy Burden interviewt.
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Den Wendepunkt überschreiten
„Ein Blick über die kurzfristigen Probleme hinweg zeigt gemäss unserer Einschätzung, dass wir vor einer nachhaltigen Wirtschaftsrevolution stehen. Das könnte die Wachstumsstory der nächsten zwei Jahrzehnte werden“, so Hubert Keller zu Beginn des Gesprächs.
Für Anlegerinnen und Anleger sei es wichtig zu erkennen, dass diese Wachstumsstory auf Innovationen beruht. Zudem müssen sie identifizieren können, wo sich neue Technologien auf dem Weg zur Kommerzialisierung befinden. „Am Anfang steht die Innovation. Danach ergeben sich zunächst Nischenmärkte, und irgendwann ist ein Wendepunkt überschritten, sodass es zur Massenanwendung kommt: Die Skalierbarkeit ist erreicht.“
„Drei Kriterien sind wichtig, um diesen Wendepunkt zu überschreiten. Diese sind immer gleich“, so Keller. „Es geht um Erschwinglichkeit. Um die Frage, ob die neue Lösung effizienter ist als die bisherige. Und um Zugänglichkeit. An diesem Punkt wird es für die Anlegerinnen und Anleger interessant.“
„90% der Lösungen zur Erreichung des Ziels, die Emissionen weltweit bis 2030 zu halbieren, existieren schon heute. Und die meisten haben diesen Wendepunkt bereits vollzogen. Ein Beispiel hierfür sind Bauteile, die für eine umfassende Elektrifizierung notwendig sind. Unserer Ansicht nach sind zahlreiche Lösungen nur noch zwei bis drei Jahre davon entfernt, diesen Wendepunkt zu überschreiten.“
Die Wirtschaft am Hebel
Das Drängen, bei Nachhaltigkeitslösungen den industriellen Massstab zu erreichen, stammt nach Aussage von Hubert Keller aus der Wirtschaft. Auch wenn es Aufgabe der Politik ist, „diese Wendepunkte voranzutreiben“, werden die Märkte letztendlich den Ausschlag geben.
„Ein Blick auf die Elektrifizierung zeigt, dass die Entwicklungen in diesem Bereich schon weit über politische Massnahmen hinausgehen. Unsere Energienachfrage konzentriert sich zu 95% auf drei Bereiche: Mobilität, Gebäude und industrielle Prozesse. In einigen Teilbereichen bewegen wir uns bereits auf die umweltfreundliche Lösung zu.“
Keller verwies diesbezüglich auf die Erfolgsgeschichte von Elektrofahrzeugen: „In diesem Jahr wurden 10 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft. Das sind etwa 12% des weltweiten Absatzes. Nach unserer Einschätzung dürften in den kommenden drei Jahren 30% der neu verkauften Autos Elektrofahrzeuge sein, denn ihr Einsatz nimmt weltweit immer mehr Fahrt auf. Sie finden Anklang, weil sie erschwinglich, zugänglich und effizient sind.“
„Das ist ein Grund, warum sich die Energienachfrage allmählich stärker auf Strom konzentriert. Die günstigsten Energiequellen dafür sind heute die Solar- und Windenergie. Von allen neuen Kapazitäten, die weltweit hinzukommen, stammen 80% aus Solar- und Windenergie; hier zeigt sich das Gesetz der Märkte.“
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Der Business Case
Auf die Frage, ob es innovativer Finanzierungen bedarf, um die sogenannte Finanzierungslücke bei der Einführung erneuerbarer Energien zu schliessen, erklärte Hubert Keller, dass es bereits zu richtungsweisenden Investitionsausgaben komme.
„Tatsächlich erfordern diese grünen Technologielösungen, sobald ihr geschäftlicher Nutzen einfach nicht zu leugnen ist und sie eine gewisse Grösse erreicht haben, von den Unternehmen einen enormen Investitionsaufwand. Bei der Elektrifizierung zeichnet sich das sehr deutlich ab. Wir von Lombard Odier gehen wir davon aus, dass Unternehmen bis zum Jahr 2030 Investitionsausgaben in Höhe von USD 24,5 Bio. tätigen werden, um die Elektrifizierung der Wirtschaft voranzutreiben.“
Der ausschlaggebende Punkt ist, dass wir als Anlegerinnen und Anleger „diesen Investitionsausgaben begleiten wollen. So zeigt ein Blick auf die Revolution im Technologiesektor, dass dort mehr als ein Jahrzehnt lang alljährlich Investitionen in Höhe von USD 3 Bio. bis USD 3,5 Bio. getätigt wurden. Zuvor lag der Gewinnanteil von Technologieunternehmen bei 5% der Weltwirtschaft, um anschliessend dank dieser Investitionen auf über 20% zu steigen. Wenn Unternehmen Investitionsausgaben tätigen, dann deshalb, weil sie in ihre künftigen Erträge und ihr künftiges Gewinnwachstum investieren. Und solche Investitionsausgaben finden aktuell statt.“
Für Anlegerinnen und Anleger bietet diese neue Gelegenheit nicht nur Renditepotenzial, sondern auch die Möglichkeit, positive Veränderungen herbeizuführen. Zudem geht es darum, den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen, die im Einklang mit der Natur steht und einige der bereits entstandenen Umweltschäden wieder behebt.
Industrielle und digitale Revolution zugleich
Für Anlegerinnen und Anleger bietet diese neue Gelegenheit nicht nur Renditepotenzial, sondern auch die Möglichkeit, positive Veränderungen herbeizuführen. Zudem geht es darum, den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen, die im Einklang mit der Natur steht und einige der bereits entstandenen Umweltschäden wieder behebt. Viele Anlegerinnen und Anleger wollen einen Beitrag zu diesem Wandel leisten, so Hubert Keller. Daher sollte die Finanzbranche die Offenlegungsverordnung (SFDR) willkommen heissen, denn diese sorgt für mehr Transparenz bei nachhaltigen Anlagen.
„Wir begrüssen sehr, was im Hinblick auf die SFDR und insbesondere im Zusammenhang mit der EU-Taxonomie passiert“, so Keller. „Derartige Verordnungen ermutigen unsere Branche, sich von dem, was ich als „ESG 1.0“ [Environmental, Social, Governance] bezeichnen würde, zu verabschieden. Denn hierbei geht es nur darum, wie Unternehmen etwas tun. Stattdessen sollte im Vordergrund stehen, ob die Unternehmen tatsächlich einen Beitrag leisten, um diesen Wandel voranzutreiben. Die SFDR versucht, Transparenz über den Portfolio-Beitrag zu diesem ökologischen Wandel zu schaffen.“
Wir haben es mit einer Revolution zu tun, die 95% unseres Anlageuniversums von Grund auf verändern könnte. Sie vollzieht sich in der Grössenordnung der industriellen Revolution, aber mit der Geschwindigkeit der digitalen Revolution. Um sicherzustellen, dass die Anlegerinnen und Anleger hiervon umfassend profitieren können, ist Transparenz unabdingbar.
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Die Umwälzungen betreffen drei Hauptbereiche: Energiesysteme, Natur sowie Werkstoffe. Ergänzt werden sie durch die Bepreisung von Kohlenstoff. Dies bietet Unternehmen Anreize zur Senkung der betriebsbedingten Emissionen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette. Mit der Umstrukturierung kompletter Branchen werden auch Geschäftsmodelle auf den Kopf gestellt. Entsprechend werden sich neue Gelegenheiten für diejenigen ergeben, die den Wandel annehmen; und neue Risiken für all jene, die sich auf Gewinnquellen verlassen, die versiegen dürften, sobald alte Technologien durch neue, nachhaltige Alternativen ersetzt werden.
„Wir neigen dazu, das Ausmass und Tempo, mit dem sich Innovationen durchsetzen, zu unterschätzen“, so die Schlussworte von Hubert Keller, der zudem betonte, dass das Gebot der Stunde bei Investitionen laute, lieber heute als morgen zu handeln. „Sobald sich der geschäftliche Nutzen für Unternehmen deutlich abzeichnet, kommt es oftmals zu erheblichen Veränderungen in den Wirtschaftssystemen und zu Verschiebungen bei den Gewinnpools. Dies war etwa bei der Internetrevolution in den letzten 20 Jahren zu beobachten. Sie hat ganze Branchen völlig verändert. Aus diesem Grund sind wir als Investmentgesellschaft begeistert von den Chancen, die sich aus der Nachhaltigkeitsrevolution ergeben werden.“
Wichtige Hinweise.
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