Eine zweite Trump-Regierung könnte Asien verändern

    John Woods - CIO Asia
    John Woods
    CIO Asia

    Kernpunkte.

    • Eine zweite Trump-Regierung dürfte tiefgreifende Auswirkungen auf Asien haben – über den Handel, Finanzanlagen und die Geopolitik
    • Neue US-Zölle könnten den Handel, das Vertrauen der Unternehmen und die Investitionen belasten. Höhere US-Zinsen und ein stärkerer Dollar werden die Region ebenfalls beeinflussen
    • Wir erwarten eine anhaltende Outperformance von US-Vermögenswerten, inklusive Aktien und des Dollar, und wenig Appetit auf asiatische Risikoanlagen, bis die Politik der neuen republikanischen Regierung klarer wird
    • Die geopolitische Dynamik stellt die asiatischen Volkswirtschaften vor schwierige Entscheidungen, die sie möglicherweise zu einer stärkeren Annäherung an die USA oder China zwingen.

    In den USA zeigen die Volks- und Elektorenstimmen sowie der republikanische Kongress, dass der designierte US-Präsident Donald Trump ein überwältigendes Mandat für den Wandel erhalten hat. Dieses Mandat wird weltweite Folgen haben, die insbesondere auch in Asien zu spüren sein dürften.

    Asien steht nun im Fokus der neuen Trump-Regierung. Ein Sieg von Kamala Harris hätte wohl eine Weiterführung der Politik von Präsident Biden bedeutet. Der Sieg der Republikaner geht mit wichtigen Anpassungen auf politischer, wirtschaftlicher, finanzieller und regulatorischer Ebene einher.

    Asien stehen tiefgreifende und schnelle Veränderungen bevor. Wir erwarten in den Bereichen grenzüberschreitender Handel, Währung, Risikobereitschaft und Geopolitik einen starken Einfluss der neuen Regierung in Washington. Dies kann mit Herausforderungen einhergehen, und die Auswirkungen dürften eher früher als später, vielleicht schon im ersten Halbjahr 2025, zu spüren sein.

    Handel mit China

    Die Beziehungen zwischen den USA und China sind von grundlegender Bedeutung für das allgemeine Engagement der USA in Asien, wobei der Handel eine wesentliche Rolle spielt. Aus Sicht der USA hat diese Beziehung zwei Seiten. Einerseits ist China einer der wichtigsten Handelspartner der USA, andererseits besteht Anlass zur Sorge wegen Handelsungleichgewichten, Währungsmanipulation und Marktverzerrungen.

    Das Streben nach einer Renaissance des verarbeitenden Gewerbes in den USA ist die treibende Kraft hinter den Versprechen der Trump-Regierung, „Arbeitsplätze zurückzubringen“ und „Amerika wieder gross zu machen“. Dies war ein zentrales Element der Kampagne, begleitet von Vorschlägen für Zölle und Kontingente. Mit möglichen Zöllen von 60% auf chinesischen Waren und 10% für den Rest der Region steht viel auf dem Spiel.

    Die Folgen der US-Fiskal- und -Geldpolitik … könnten bedeutender sein als die Zölle

    Allerdings haben wir dieses Szenario schon einmal erlebt. 2018 nahm Präsident Trump chinesische Importe im Wert von rund USD 360 Mrd. ins Visier, um Bedenken hinsichtlich des geistigen Eigentums zu begegnen und das Handelsdefizit zu verringern. Während die direkten Auswirkungen der Zölle begrenzt waren, belasteten die indirekten Folgen das Vertrauen der Unternehmen und die Investitionen weltweit deutlich.

    Regional betrachtet könnten die Folgen der US-Fiskal- und -Geldpolitik unter der neuen Regierung bedeutender sein als die Zölle. Der Fokus auf Grenzkontrollen, Steuersenkungen und Zöllen könnte die Inflation in den USA anheizen und zu höheren Zinsen und Anleihenrenditen führen. Nach der Wahl haben wir unsere Prognose für den finalen Leitzins der US-Notenbank Fed auf 4% angehoben.

    Die höheren US-Zinsen werden sich auf Asien auswirken. Die dortigen Volkswirtschaften werden zusätzlich zu einem geringeren Exportwachstum schwächere Wachstumsaussichten hinnehmen müssen. Der US-Dollar wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Ein starker Dollar verteuert die auf Dollar lautenden Importe, was zu höherer Inflation führt und Verbraucher sowie Unternehmen in importabhängigen Ländern belastet. Zudem werden für Länder mit bedeutenden Dollarschulden die Rückzahlungskosten steigen, was sich auf die Staatshaushalte und Investitionen in Wachstum auswirkt.

    Warum Asien?

    Angesichts dieser makroökonomischen Herausforderungen dürfte sich die Diskussion über Marktchancen unserer Meinung nach von „Asien kaufen“ zu „Warum Asien?“ verschieben. Während asiatische Aktien attraktive Chancen bieten mögen, ziehen die US-Märkte aufgrund der dynamischen Wirtschaft und der robusten Unternehmensgewinne, auch bei Mega-Cap-Techunternehmen, weiterhin Investitionsströme an.

    Die Konsensprognosen für das US-Gewinnwachstum entsprechen jenen für die asiatischen Aktienmärkte

    Unsere jüngste Entscheidung, das Engagement der Portfolios in US-Aktien aufzustocken, spiegelt diese wirtschaftliche Ausnahmestellung der USA wider. Diese Ausnahme dürfte fortbestehen, wenn die makroökonomischen Auswirkungen von Trumps Politik spürbar werden. Wir stellen fest, dass die Konsensprognosen für das US-Gewinnwachstum jenen für die asiatischen Aktienmärkte entsprechen (siehe Grafik 1).

    Anlegerinnen und Anleger haben die Wahl zwischen Risiken und Chancen in Asien und jenen in den USA, und in der Vergangenheit haben sie Letztere bevorzugt. Zwar dürfte der starke Dollar die Gewinne asiatischer Unternehmen, die sensibel auf die US-Nachfrage reagieren, ankurbeln. Doch er könnte auch die Last des Schuldendiensts für quasi-staatliche Emittenten und Banken erhöhen, die für die Region entscheidend sind.

    Darüber hinaus dürften Unternehmen, deren Schulden auf Dollar lauten, mit höheren Rückzahlungskosten konfrontiert werden, was ihre Finanzierungs- und Investitionstätigkeit belasten würde. In Trumps erster Amtszeit haben sich die Renditedifferenzen (Spreads) in US-Dollar nach der Einführung von Zöllen stetig ausgeweitet, obwohl sie unmittelbar nach seiner Wahl 2016 stabil schienen (siehe Grafik 2).

    Wir erwarten, dass die asiatischen Volkswirtschaften 2025 weiterhin ein angemessenes Wachstum verzeichnen. Denn die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle sind im Vergleich zu den jüngsten Stressphasen wie der Bankenkrise oder der globalen Pandemie relativ moderat. Die von China angekündigten Stimulus-Massnahmen lassen hoffen, dass das Land den Schock der neuen US-Zölle bewältigen kann. Das könnte die Performance der Finanzmärkte in der Region stützen. Es muss sich nun zeigen, wie der designierte Präsident die Zölle als Verhandlungsinstrument einsetzt. Die globale Nachfrage nach asiatischen Risikoanlagen dürfte erst steigen, wenn hier die Entwicklungen ermutigender sind, als Trumps Wahlkampfversprechen vermuten lassen.

    Partei ergreifen

    Der bedeutendste Effekt der Trump-Regierung auf Asien könnte die deglobalisierende Wirkung auf die internationalen Beziehungen sein. Die USA konzentrieren sich zunehmend auf ihre eigenen Interessen. Daran dürfte sich kaum etwas ändern, und es könnte sein, dass ein selbstbewussteres China die Lücke füllt.

    Aufgrund des gegenseitigen Wunschs der USA und Chinas, sich von ihren langjährigen Wirtschaftsbeziehungen zu lösen, ist aus einem Handelsstreit eine dauerhafte Veränderung geworden

    Aufgrund des gegenseitigen Wunschs der USA und Chinas, sich von ihren langjährigen Wirtschaftsbeziehungen zu lösen, ist aus einem Handelsstreit eine dauerhafte Veränderung geworden. In Asien dreht sich vieles um Chinas Wirtschaft und Amerikas politischen Einfluss, und Spannungen sind in der Vergangenheit pragmatisch und flexibel bewältigt worden. Dieses Gleichgewicht wankt jedoch.

    Während sich die geoökonomische Dynamik in Asien verändert, gilt es, die lokalen Anlagestrategien an die zunehmenden Spannungen und Krisenherde anzupassen. Die wirtschaftliche Ungewissheit, die aus einem möglichen Scheitern von Handelsabkommen und aus Sanktionen resultiert, verschärft die Situation.

    Viele asiatische Länder haben bezüglich den USA und China eine blockfreie Haltung inne. Allerdings erschwert die wirtschaftliche Anziehungskraft Chinas – vor allem durch ehrgeizige multiregionale Infrastrukturprojekte wie die „Belt and Road“-Initiative – diese Neutralität zusehends. Dies kann zu einer Neupositionierung führen, die neue Einflussbereiche schafft.

    CIO Office Viewpoint

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