rethink sustainability
Wie wird das Bauwesen kohlenstoffarm?
Artikel veröffentlicht in déCLIC® responsable in Partnerschaft mit Le Figaro am 28. September 2023
Dem französischen Ministerium für den ökologischen Übergang zufolge ist der Bausektor für 23% der Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. 2022 waren dem Sektor über 43% des jährlichen Energieverbrauchs in Frankreich zuzuschreiben. Eine Verringerung dieser Emissionen ist eine grosse Herausforderung, die es auf zwei Ebenen zu bewältigen gilt: bei der Planung und beim Bau.
Laut einer Umfrage von YouGov in 14 Ländern Europas und der USA1, an der 16’000 Personen teilnahmen, verbringt der Mensch 90% der Zeit, also 21 von 24 Stunden, in Innenräumen. Das erklärt einen entsprechend hohen Energieverbrauch – zum Kühlen und Heizen, aber beispielsweise auch für den Betrieb der unterschiedlichen Geräte im Haus, Büro oder in der Schule. Hinzu kommen Elektroautos, die zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgeladen werden. „Wir müssen unbedingt den Energiemix schaffen“, erklärt Nicolas Bardi, Präsident von Sylfen.
Daher ging das Start-up aus dem Département Isère das Problem der Speicherung an. Denn die Speicherung ist nach Ansicht des Unternehmens die Schwachstelle der Energieversorgungskette. „Nehmen wir als Beispiel Fotovoltaikanlagen. Die Anlage sammelt zwar die gesamte für das Gebäude erforderliche Energie – doch nur ein Drittel wird verbraucht. Die restlichen zwei Drittel werden ins Netz eingespeist, weil sie nicht gespeichert werden können. Unser patentiertes System beruht auf einer Lithiumbatterie und der Speicherung von Wasserstoff. So können wir mithilfe lokal verfügbarer Energie die maximale Strommenge für ein Gebäude bereitstellen.“ Sylfen möchte 70% bis 80% der von einem Gebäude erzeugten Energie einsparen – unabhängig davon, ob diese von Solar-, Windkraft-, Wasserkraft- oder Biogasanlagen stammt. „Mit Wasserstoff lassen sich grosse Mengen über lange Zeit speichern, mit Lithium kleinere Mengen, dafür aber mit hoher Leistungskapazität“, ergänzt Nicolas Bardi. Erweist sich diese Lösung tatsächlich als effizient für den Sektor, besteht der nächste Schritt darin, die Lithium-Abbaukette zu verbessern. Für den Abbau werden grosse Mengen an Energie und Wasser benötigt; in einigen Ländern führt dies zu sozialen und ökologischen Problemen. Eine andere Aufgabe der Zukunft ist die Optimierung der Wasserstoffspeicherung. Aktuell ist für die Speicherung noch ein erheblicher technischer und finanzieller Aufwand erforderlich.
Lesen Sie auch: Nachhaltige Zukunft: die Natur als Inspiration für Architekten
Wärme aus erneuerbaren Quellen
Die Wärmedämmung und der Einsatz alternativer Energien sind ebenfalls ernst zu nehmende Ansätze, die bereits umgesetzt werden. Der [französische] Staat hat der Agentur für den ökologischen Wandel ADEME fast EUR 1 Milliarde zur Finanzierung des Wärmefonds bereitgestellt. Damit unterstützte er zahlreiche Unternehmen und Branchen, die Projekte im Bereich der erneuerbaren Wärme umsetzen wollten. Dies führte zu einer jährlichen Produktion von 3,5 TWh zusätzlicher erneuerbarer Energie. 2022 betrug die Gesamtmenge des in Frankreich erzeugten Stroms 445 TWh; das entspricht einem Rückgang von 15% gegenüber dem Jahr 2021 mit 522 TWh.
Recycling der Materialien
Die Energiefrage ist nicht die einzige Herausforderung des Bausektors. Auch die Auswahl der Materialien ist von entscheidender Bedeutung. Aktuell verbraucht die Branche noch erhebliche Mengen an Stahl und Zement, die schwer zu dekarbonisieren sind. „Auf einer Baustelle haben wir beispielsweise 40’000 m² Bodenbeläge wiederverwendet, die ursprünglich für den Abriss vorgesehen waren.“ Es steht viel auf dem Spiel: Der Renovationsmarkt wächst rasant und macht mit EUR 40 Milliarden jährlich in Frankreich bereits ein Drittel des Baugewerbes aus.2 Wenn wir die aktuell vorhandenen Materialien überdenken und das Prinzip des „Upcycling“ in unsere Überlegungen einbeziehen, können wir den ökologischen Wandel beschleunigen. Das bedeutet nicht, dass wir die Verwendung neuer, nachhaltigerer Materialien abwarten oder ausschliessen müssen, zumal diese immer zahlreicher werden.
Eine Kehrtwende in Sicht?
Dieser Wandel wird von der Europäischen Union gefördert – und mitunter durch regulatorische Vorgaben auch erzwungen. Der Plan REPowerEU umfasst Finanzmittel in Höhe von EUR 300 Milliarden zur Diversifizierung der europäischen Energieversorgung. Die Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere der Solarenergie, ist eine wichtige Säule dieser Strategie.3 Letztendlich könnten über 24% des gesamten Stromverbrauchs in der EU über Sonnenkollektoren auf Gebäudedächern gedeckt werden. Dieser Prozentsatz wäre damit höher als der aktuelle Gasanteil (15,8%) am Energiemix. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Elektrifizierung der Weltwirtschaft bis 2050 von 20% auf 70% zunehmen dürfte.
Um diesen Wandel zu erreichen, wird eine Richtlinie die Installation von Solarmodulen auf den Dächern aller neuen Wohn-, öffentlichen und gewerblichen Gebäude in Europa vorschreiben. Im nächsten Schritt soll die Richtlinie auf bereits bestehende grosse öffentliche und gewerbliche Gebäude ausgedehnt werden. Parallel zu diesem grossen Durchbruch wird eine neue Umweltgesetzgebung, die RE2020, den Bausektor in Frankreich völlig neu gestalten. Sie geht weit über die bisherigen Normen hinaus und berücksichtigt nicht nur die Energieeffizienz von Gebäuden, sondern auch ihre Ökobilanz auf globaler Ebene.
Mit einem Netto-Null-Flächenverbrauch die Stadtplanungsvorschriften neu aufgleisen
Diese Vorschriften sind seit dem 1. Januar 2022 für Neubauten in Kraft und zeugen von einem umfassenderen Verständnis der ökologischen Herausforderungen von Städtebau und Bauwesen. Im Sinne der Nachhaltigkeitsdynamik sticht das Label „Bâtiment Bas Carbone“ (BBCA) heraus, das etwa einem Niedrigenergiehaus entspricht. Diese Kennzeichnung erhalten Immobilienprojekte und Bauträger, die sich über den gesamten Lebenszyklus der Gebäude für eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen einsetzen. Der Ansatz fördert die Planung und den Bau umweltfreundlicherer Gebäude, einzelner Büros wie auch ganzer Stadtviertel – und betrifft sowohl Neubauten wie auch Renovationen.
Lesen Sie auch: Auf dem Weg zur Netto-Null – Interview mit Thomas Hohne-Sparborth
Und auch das Konzept „Zero Net Artificialisation“ (ZNA), d.h. Netto-Null-Flächenverbrauch, erweist sich als unabdingbar für eine nachhaltigere Raumplanung. Diese Initiative beruht auf einer Änderung der Stadtplanungsvorschriften, um die Stadterneuerung und die Siedlungsverdichtung zu fördern und gleichzeitig aufgegebene bebaute Flächen wiederzubeleben.
Die Herausforderung ist gross: Bleiben konkrete Massnahmen aus, könnten bis 2030 fast 280’000 Hektar Naturflächen bebaut werden. Das übergeordnete Ziel der ZNA ist es, bis 2050 eine Neutralität in Bezug auf den Flächenverbrauch zu erreichen. Der erste Schritt bis 2030 sieht eine Halbierung der Urbanisierungs- und Umwandlungsrate von Natur-, Agrar- oder Waldflächen vor, die zwischen 2011 und 2020 ermittelt wurden. All diese Bemühungen sind Zeichen eines wachsenden Umweltbewusstseins. Sie leiten eine neue Ära konkreter Massnahmen in der Europäischen Union ein; denn die EU ist entschlossen, eine nachhaltigere Zukunft für ihre Bürgerinnen und Bürger sowie für unseren Planeten zu schaffen.
1 https://www.batiweb.com/actualites/vie-des-societes/velux-reclame-une-nouvelle-approche-de-la-conception-des-batiments-32576
2 La rénovation de l'habitat, un marché d'avenir | Effy
3 REPowerEU (europa.eu)
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
Entdecken Sie mehr.
teilen.