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Die Mine der Zukunft: Argumente für Investitionen in eine dringend benötigte Bergbaurevolution
In den frühen Perioden der Menschheitsgeschichte nutzten wir immer wieder andere Rohstoffe für den Aufbau der Gesellschaft und definierten später anhand der Übergänge die Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Auch heute befinden wir uns wieder inmitten einer Rohstoffwende. Allerdings geht es bei der Wende, die wir heute brauchen, nicht nur darum, welche Rohstoffe wir gewinnen, sondern auch, wie wir sie gewinnen.
Die Herausforderung in der Herausforderung
Unsere Wirtschaft soll Circular (kreislauforientiert), Lean (effizient), Inclusive (integrativ) und Clean (sauber) werden (CLIC®-Wirtschaft). Dazu müssen wir unsere Energiewirtschaft sowie die Land- und Meeressysteme mittels umwelt- und sozialverträglicher Technologien nachhaltiger gestalten. Ausserdem müssen wir ein drittes System – das Materialsystem – transformieren, um weniger von jenen Rohstoffen einzusetzen, auf denen unsere WILD -1 Wirtschaft basiert, aber mehr von den Materialien für die Übergangsphase, die wir für den Aufbau einer CLIC®-Wirtschaft benötigen.
Materialien für die Übergangsphase sind besonders wichtig, um unser auf fossilen Brennstoffen basierendes Energiesystem so umzustellen, dass Strom überwiegend kohlenstoffarm oder kohlenstofffrei erzeugt wird. Zu diesen Übergangsmaterialien zählen abgebaute Mineralien wie Lithium für Akkus, Silizium für Solaranlagen, Neodym und Dysprosium für Windturbinenmagnete sowie Uran und Zirkonium für Atomkraftwerke.
Während die Nachfrage nach Rohstoffen für das alte Energiesystem wie Kohle, Öl und Gas sinkt, dürfte die Nachfrage nach Mineralien für den Übergang explodieren. Laut einer Prognose der Weltbank wird die Produktion von Kobalt, Graphit und Lithium bis 2050 um 500% steigen.2 Einer anderen Prognose zufolge müssen wir bis Mitte der 2040er-Jahre so viel Kupfer abbauen wie in den letzten 5’000 Jahren zusammengenommen (rund 700 Mio. Tonnen). Denn nur dann können wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen. Bis Ende des Jahrzehnts werden schätzungsweise über 300 neue Minen für diese Übergangsminerialien nötig sein, um ein Angebotsdefizit zu vermeiden, das die Nachhaltigkeitsrevolution bremsen könnte.3
Doch trotz dieser langsam anlaufenden Nachfrageexplosion können wir die benötigten Übergangsmineralien abbauen, ohne insgesamt mehr Rohstoffe zu fördern. Nach unseren Schätzungen müssten wir für ein Energiesystem auf Basis fossiler Brennstoffe etwa 27-mal mehr Rohstoffe abbauen als für ein gleichwertiges sauberes Energiesystem.4 Durch die Umstellung von einem auf fossilen Brennstoffen basierenden auf ein sauberes Energiesystem wird der Nettoressourcenabbau letztlich deutlich zurückgehen.
Doch einige Herausforderungen werden sich dadurch nicht in Luft auflösen. Der Abbau der Übergangsmineralien muss sehr viel nachhaltiger sein als die bisherige Gewinnung anderer Rohstoffe. Gleichzeitig müssen wir die Ressourceneffizienz maximieren sowie nach Möglichkeit bevorzugt biobasierte Alternativen nutzen und mehr Rohstoffe recyceln.
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Wir können Emissionen nicht eliminieren, indem wir Emissionen verursachen
Das Hauptziel der Energiewende ist selbstredend: die Emissionen reduzieren und dabei gleichzeitig nicht nur den Zugang zu Energie, sondern auch die Energiesicherheit erhalten und verbessern. Doch wenn wir nicht gleichzeitig die Rohstoffwende richtig angehen, könnten sich ausgerechnet die Übergangsmineralien als wesentlicher Emissionsverursacher entpuppen.
Im Vergleich zum Abbau anderer Rohstoffe ist die Förderung von Übergangsmineralien erheblich energieintensiver. Wenn wir die dafür benötigte Energie durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe produzieren, ist sie folglich auch emissionsintensiver. Bisher ist der Abbau von Übergangsmineralien noch so gering, dass er keine bedeutende Emissionsquelle darstellt. Das wird sich jedoch bald ändern, wenn die Nachfrage nach diesen Mineralien in die Höhe schnellt. Der Anstieg wird zwar nicht stark genug sein, um die Vorzüge eines sauberen Energiesystems zunichte zu machen, aber sicherlich stark genug, um die Umweltziele zu gefährden. Um das zu verhindern, ist der Übergang zu nachhaltigeren Abbauverfahren unumgänglich.
Leider scheint die Bergbauindustrie aus verschiedenen praktischen Gründen neue Verfahren zu bevorzugen, bei denen der Energiebedarf tatsächlich sogar höher ist. Zum Beispiel stammt der Grossteil an Lithium aktuell aus dem sogenannten „Lithiumdreieck“ – Argentinien, Bolivien und Chile, wo das Metall aus Sole gewonnen wird. Vorteile wie sicherere Lieferketten und ein geringerer Wasserverbrauch sind für viele Produzenten in Ländern wie Australien jedoch gute Gründe, auf die Lithiumgewinnung aus Festgestein umzustellen. Dieses Verfahren ist aktuell dreimal emissionsintensiver.5
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Trotz dieser bedenklichen Trends entwickelt die Branche aber natürlich auch effizientere, energiesparende Technologien, die noch dazu wirtschaftlicher sind. Mehrere vom Markt angestossene Initiativen ermutigen die Hersteller, freiwillig über ihre Umweltauswirkungen zu berichten. Gleichzeitig haben bereits mehr als zwei Drittel der 20 grössten Bergbaugesellschaften Ziele festgelegt, um ihre Emissionen bis Ende des Jahrzehnts zu senken. Da die Übergangsmineralien dringend benötigt werden und die Nachfrage immer schneller steigt, müssen auch die Regierungen, Investoren und andere Stakeholder ihre Bemühungen verstärken. Sie müssen Anreize für weniger emissionsintensive Verfahren schaffen und branchenweit Standards für die Emissionsbilanzierung und -berichterstattung durchsetzen.4
Mit nicht nachhaltig abgebauten Übergangsmineralien können wir kein nachhaltiges Energiesystem aufbauen
Der Abbau von Übergangsmineralien schädigt die Umwelt auch auf andere Weise. Zu den möglichen negativen Umweltauswirkungen zählen eine veränderte Landnutzung, Biodiversitätsverlust, hoher Wasserverbrauch sowie Wasser- und Luftverschmutzung.
Ein Beispiel für nicht nachhaltige Verfahren zum Abbau Seltener Erden ist das Auswaschen von Erde, die das gesuchte Erz enthält. Dabei lösen zugesetzte giftige Chemikalien das Element aus dem Erz und gelangen häufig ins Grundwasser und in die Atmosphäre. Nachdem das Element extrahiert ist, landet der zurückbleibende Schlamm mit giftigen Chemikalien, Salzen und radioaktiven Stoffen – dem sogenannten Bergematerial – gewöhnlich in speziellen Sammelbecken. An „guten“ Tagen können Schadstoffe aus diesen Absetzbecken nach und nach in die Umwelt entweichen.
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An schlechten Tagen können die Folgen wesentlich gravierender sein. Im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, wenige Kilometer östlich der Stadt Brumadinho, war der 25. Januar 2019 so ein schlechter Tag. Um 12:28 Uhr brach der Damm des Absetzbeckens der Mine Córrego do Feijão, und rund zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm flossen heraus. Die Schlammwelle zerstörte alles auf ihrem Weg – zuerst die Verwaltungsgebäude der Mine, in denen viele Beschäftigte gerade in der Cafeteria Mittagspause machten. Danach überflutete der Schlamm einen Abschnitt einer Eisenbahnlinie und begrub eine Brücke, drei Lokomotiven, 132 Waggons und mehrere Arbeiter unter sich. Anschliessend bewegte er sich weiter auf die kleine Ortschaft Vila Ferteco zu. Nach über fünf Kilometern ergoss sich die Schlammlawine schliesslich in den Fluss Paraopeba, der mehr als ein Drittel des Grossraums Belo Horizonte mit Wasser versorgt. 270 Menschen kamen dabei ums Leben.6 7
Seit jenem Tag leiden Gemeinschaften im Umkreis von bis zu 120 Kilometern noch immer unter den Folgen der Verschmutzung. Die Stadt Brumadinho verlor einen grossen Teil ihrer Ackerflächen. Die Regierung des Bundesstaats Minas Gerais kam zu dem Schluss, dass unbehandeltes Wasser aus den betroffenen Abschnitten des Paraopeba für den menschlichen und tierischen Konsum ungeeignet ist.
Lektion gelernt?
Natürlich hätte die Katastrophe von Brumadinho niemals geschehen dürfen. Doch immerhin machte sie die internationale Gemeinschaft eindrücklich auf die Gefahren aufmerksam, die von Aufbereitungsrückständen ausgehen – insbesondere bei unsachgemässer Lagerung.
Daher wurde durch eine konzertierte Aktion im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Prinzipien für Verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen (UNPRI) eine entsprechende Initiative ins Leben gerufen. Diese führte vier Jahre später zur Gründung des Global Tailings Management Institute (GTMI), das für die Um- und Durchsetzung des Global Industry Standard on Tailings Management (GISTM) zuständig ist.8 Diese Art von internationaler Zusammenarbeit ist wichtig, um zu gewährleisten, dass die Produzenten alles tun, um schädliche Umweltauswirkungen des Bergbaus zu reduzieren. Darunter fallen neben den laufenden Auswirkungen bestimmter Verfahren und Prozesse auch einmalige Zwischenfälle wie die Katastrophe von Brumadinho sowie die Entwicklung nachhaltigerer Praktiken im Bergbau.
Das Streben nach einem nachhaltigeren Abbau von Übergangsmineralien hat aber noch eine weitere wichtige Dimension: die sozialen Auswirkungen des Bergbaus.
Einbeziehung des lokalen Umfelds
Immer mehr Länder verpflichten Bergbauunternehmen, die freie, informierte Zustimmung der örtlichen Bevölkerung einzuholen, bevor eine Mine den Betrieb aufnimmt. Dies gilt insbesondere für Minen auf oder in der Nähe von Land, das sich im Besitz indigener Bevölkerungsgruppen befindet. Doch viele Gemeinden in der Nähe bestehender Minen geben an, dass diese Standards nie erfüllt wurden – oft mit katastrophalen Folgen, wie in Brumadinho. Vielmehr drohen häufig Gefahren wie die Vertreibung der Bevölkerung, Korruption, Todesfälle und Verletzungen von Beschäftigten und Anwohnern sowie ausbeuterische Praktiken wie Kinderarbeit. Deshalb verwundert es kaum, dass die Erlangung der Zustimmung der Menschen vor Ort nicht selten einer der schwierigsten Aspekte bei der Eröffnung einer neuen Mine ist.2
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In den letzten Jahren entstanden mehrere internationale Initiativen, die gegen diese sozialen Auswirkungen angehen. Beispielsweise fördern die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Weltbank die zwischenstaatliche Zusammenarbeit bei der Entwicklung nachhaltigerer Bergbau- und Lieferkettenpraktiken. Doch noch gibt es keine wirklich abgestimmte internationale Politik in diesem Bereich, und erst recht kein übergreifendes internationales Rahmenwerk, das den Abbau von Übergangsmineralien regelt.4
Um Fortschritte in diesem Bereich zu erzielen, regte die Internationale Energieagentur (IEA) in einem aktuellen Bericht die Schaffung eines hochrangigen Forums zur Standardisierung der ökologischen und sozialen Anforderungen an den Bergbau an. Nach Ansicht der IEA könnte ihr Rahmenwerk für Energiesicherheit als Vorbild für ein vergleichbares Rahmenwerk für Übergangsmineralien dienen. Damit könnten die Länder die Auswirkungen des Abbaus dieser Rohstoffe auf die Umwelt und Gesellschaft verringern und zugleich die Versorgung sicherstellen.4
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Governance – ein wichtiger Aspekt
Viele Länder sind überdurchschnittlich stark auf Einnahmen aus dem Export von Mineralien angewiesen. Dies kann zu unzureichenden Investitionen in die Diversifizierung der Wirtschaft führen und die Länder anfälliger für die mit Schwankungen der Mineralienpreise verbundenen Risiken machen. Ausserdem ist in vielen Mineralien produzierenden Ländern die Korruptionsgefahr erhöht. Die Bürgerinnen und Bürger profitieren dann weniger von den Vorteilen des Bergbaus, sind seinen Risiken aber stärker ausgesetzt. Dies gilt vor allem für jene, die in oder im Umfeld der Minen leben oder arbeiten.4
Zum Glück erkennen immer mehr politische Entscheidungsträger in den Ausfuhr- und Einfuhrländern, dass die Lösung dieser Probleme einer besseren Lenkung durch Institutionen und Gesetze bedarf. Nur so ist zu erreichen, dass neue Minen wirklich willkommen sind, anstatt begründete Ängste zu wecken. Der IEA-Bericht betont insbesondere die potenziellen Vorteile der internationalen Zusammenarbeit und lokaler Institutionen bei der breiteren Einführung solider Transparenzpraktiken. Dies würde sehr dazu beitragen, Korruption und andere Risiken stärker in den Blickpunkt zu stellen.4
Die Notwendigkeit, eine Vorreiterrolle zu übernehmen
Die vom Bergbau unmittelbar betroffenen Gruppen stimmen in den wachsenden Chor von Verbrauchern und Investoren ein, die Bergbauunternehmen dazu drängen, Nachhaltigkeitsfragen ernster zu nehmen. Daraus ergeben sich neue Risiken für die Reputation der Produzenten, ihren Zugang zu Kapital und ihre gesetzlichen Verpflichtungen. Anders ausgedrückt: Es gibt sehr gute geschäftliche Gründe für Bergbauunternehmen, Nachhaltigkeit, die Einbeziehung der lokalen Gemeinden und die wirtschaftliche Tragfähigkeit als miteinander verflochtene Aspekte zu betrachten. Um diese drei Aspekte unter einen Hut zu bringen, müssen die Unternehmen die erforderlichen Vorschriften, Best Practices im Projektmanagement und Innovationen umsetzen.
Vor allem weist die IEA darauf hin, dass die Bergbauunternehmen durch wirksamere Due-Diligence-Prüfungen Lieferkettenrisiken besser erkennen, bewerten und reduzieren können. Zudem könnten sie dadurch eine bessere Nachverfolgbarkeit und mehr Transparenz erreichen. Beurteilungen der ökologischen und sozialen Auswirkungen (ESIAs) sind ein wertvolles Hilfsmittel, um die potenziellen Effekte verschiedener Ansätze bei Bergbauprojekten zu bewerten. Dies beinhaltet auch die Abwägung zwischen einer Reihe von Umweltzielen. Nach Abschluss der Beurteilung und Wahl des Ansatzes können Umweltmanagementpläne (EMPs) helfen, die Nachhaltigkeit des Projekts zu optimieren. Denn sie dokumentieren die Pläne der einzelnen Unternehmen in Bezug darauf, wie regulatorische Anforderungen erfüllt und zugleich etwaige negative Effekte auf die Umgebung minimiert werden können.4
Die Mine von morgen neu gedacht
Doch völlig beseitigen lassen sich die Umweltauswirkungen der heutigen Bergbauverfahren nicht. Wie wir gesehen haben, sind viele dieser Verfahren von Natur aus nicht nachhaltig. Um zu verhindern, dass Übergangsmineralien zum Emissionsproblem beitragen, das sie eigentlich lösen sollen, müssen die Produzenten investieren. Und zwar in Forschung und Entwicklung, damit sie Übergangsmineralien mit nachhaltigen Brennstoffen, kohlenstoffemissionsarmem Strom und energieeffizienteren Prozessen abbauen können. Besonders bedeutsam ist das für Raffinations- und Schmelzprozesse, die besonders energieintensiv sind. Eine End-to-End-Simulation eines typischen Kupferabbauprojekts ergab, dass ein Unternehmen, das Elektrifizierung mit sauberer Energie kombiniert, seine Emissionen um über 80% reduzieren kann.4
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Neue Bergbauverfahren müssen darüber hinaus auch andere Umweltauswirkungen mindern. Beispielsweise erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Cornell University, wie sie Mikroben so programmieren können, dass sie Säuren produzieren, die Übergangsmineralien aus Erzen oder sogar Elektroschrott herauslösen. Dies würde den Weg für einen biologischen Bergbau frei machen, sodass die Produzenten auf giftige Chemikalien verzichten könnten. Biologie könnte auch im Bereich des Agromining nützlich sein. Dabei absorbieren und speichern Pflanzen, sogenannte Hyperakkumulatoren, Übergangsmineralien aus Böden, die sich wegen des Mineraliengehalts nicht mehr zum Anbau von Nahrungspflanzen eignen. Eines Tages können wir die Umweltauswirkungen des Bergbaus auf unseren Planeten möglicherweise sogar dadurch reduzieren, dass wir Mineralien im Weltraum abbauen.
Bis sich überall nachhaltige Bergbauverfahren durchgesetzt haben, werden Ersatzmaterialien entscheidend sein, um die Auswirkungen des Abbaus von Übergangsmaterialien auf die Umwelt und Gesellschaft zu verringern. In der Vergangenheit wollten die Autohersteller zum Beispiel die Risiken durch Preisschwankungen und ESG-Aspekte bei Rohstoffen für die Akkuherstellung wie Kobalt und Nickel mindern. Deshalb stellten sie die Produktion auf Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren um. Das einzige Übergangsmineral, das man für einen solchen Akku braucht, ist Lithium. Zwischen 2019 und 2022 sank die Nachfrage nach Kobalt für die Akkuherstellung durch diese eine Änderung um 50%.3
Die Rolle von Anlegerinnen und Anlegern
Aktuell scheint es, als würden viele oder sogar die meisten der 300 neuen Minen für Übergangsmineralien den Betrieb wahrscheinlich erst nach 2030 aufnehmen. Nur wenige der jährlich entdeckten rund 25 ungenutzten Mineralienvorkommen ziehen genügend Investitionen an, um den Abbau zu ermöglichen. Das liegt nicht allein an etwaigen Nachhaltigkeitsbedenken oder begründetem Widerstand der lokalen Bevölkerung.2
Die Eröffnung einer neuen Mine dauert wenigstens zehn Jahre und kostet durchschnittlich USD 500 Mio. bis USD 1 Mrd. In diesen zehn Jahren baut man noch nichts ab, doch für die Erschliessung der Mine sind grosse Mengen an Kapital und Arbeitskräften nötig. Man muss ausserdem mögliche ökologische, soziale und politische Probleme bewältigen, die sich in der Zwischenzeit ergeben können. Viele davon gefährden potenziell das gesamte Projekt.2
Angesichts dieser Herausforderungen spielen Anlegerinnen und Anleger eine entscheidende Rolle bei der Sicherung des Angebots und der Stabilisierung der Preise von Übergangsmineralien. Ausserdem können sie Anreize für nachhaltige Bergbauprojekte schaffen. Wegen der langen Vorlaufzeiten und der Herausforderungen, die in dieser Zeit entstehen können, müssen Investoren jedoch langfristig und strategisch denken. Sie müssen sicherstellen, dass das Projekt, in das sie investieren, tragfähig ist und alle Umwelt- und Sozialauflagen erfüllt. Weitere wichtige Punkte sind sinnvolle Innovationen und Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit. Investitionen in Projekte, die die Produktion in bestehenden Minen erhöhen und nachhaltiger machen, werden massgeblich dazu beitragen, Angebotsengpässe zu verringern oder zu vermeiden.2
Eine bedeutende langfristige Chance
Der Marktwert der Nachfrage nach traditionellen Materialien wie Stahl, Kohle und Zement ist bereits auf USD 1,3 Bio. gesunken. Prognosen zufolge wird er bis 2050 auf USD 625 Mrd. weiter zurückgehen. Dagegen ist der Marktwert der Nachfrage nach Rohstoffen für die Übergangsphase bereits auf USD 1,8 Bio. gestiegen und wird sich bis 2050 voraussichtlich auf USD 2,7 Bio. erhöhen.3
Trotz der Herausforderungen bieten Übergangsmineralien daher eine bedeutende Anlagechance. Wir bei Lombard Odier helfen unseren Kunden mit unserer Transition Materials-Strategie, von dieser Chance zu profitieren.
Wir haben diese Strategie entwickelt, um vom Wachstumspotenzial eines breiten Spektrums an Rohstoffen zu profitieren, die entscheidend für die Energiewende sind. Dagegen schliesst diese Strategie Rohstoffe aus, die davon negativ betroffen sein werden, vor allem diejenigen, die mit fossilen Brennstoffen verbunden sind. In die Strategie fliessen die Ergebnisse der internen Analysen unserer Experten zur voraussichtlichen Angebots- und Nachfragedynamik bei energiebezogenen Rohstoffen ein. Zudem berücksichtigt sie Absicherungen gegen Angebotsrisiken und Inflation.
Kapital müssen wir mit Bedacht in die richtigen Projekte investieren, wenn es den Übergang zu einem nachhaltigen Rohstoffsystem unterstützen und nicht behindern soll. Allerdings läuft die Zeit für das Erreichen der Umweltziele ab, insbesondere der Ziele des Pariser Abkommens. Wenn wir nicht Opfer der langen Vorlaufzeiten im Bergbau werden wollen, müssen wir allein in diesem Jahrzehnt rund USD 2 Bio. an Kapital investieren. Nur so können wir uns die benötigten Mineralien auf nachhaltige Weise sichern, bevor es zu spät ist.
Wir müssen also dringend handeln, dabei aber mit Bedacht vorgehen.
1 WILD steht für Wasteful (unwirtschaftlich), Idle (ineffizient), Lopsided (ungleich) und Dirty (verschmutzt).
2 Weltbank (2020) „Mineral Production to Soar as Demand for Clean Energy Increases“
3 CSIS (2023) „The Indispensable Industry: Mining’s Role in the Energy Transition and the Americas“
4 Lombard Odier (2023) „Future Electrification Fund: A white paper to demonstrate the scale and financial attractiveness of the transition towards an electrified energy system.“
5 Internationale Energieagentur (2021) „Sustainable and responsible development of materials“
6 The New York Times (2019) „A Tidal Wave of Mud“.
7 Globo.com (2019) „Tragédia em Brumadinho: 165 mortes confirmadas, 160 corpos identificados; 155 desaparecidos“.
8 Umweltprogramm der Vereinten Nationen (2023) „New Independent Global Tailings Management Institute announced to drive mining industry safety standard“.
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