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Der Schlüssel zur Verringerung der von Rindern verursachten Emissionen? Die Rinder auf Effizienz trimmen
Rinder gehören zu den Hauptverantwortlichen für den Klimawandel: Etwa 14,5 % der gesamten vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen gehen auf ihr Konto. Deshalb stehen sie im Fokus von Umweltaktivisten.
Die naheliegendste Lösung? Weniger Fleisch essen, insbesondere Rindfleisch. In der Tat ist die Zahl der Menschen enorm gestiegen, die sich ganz oder teilweise vegetarisch oder vegan ernähren. Die überwiegende Mehrheit der Menschen wird jedoch weiterhin Fleisch und Milchprodukte essen, sodass der Verringerung der Auswirkungen der Viehwirtschaft eine grosse Bedeutung zukommt.
Unglücklicherweise handelt es sich dabei um ein vielschichtiges Problem. Rinder produzieren Methan, wenn sie ihre Nahrung verdauen, und die Lagerung von Gülle in flüssiger Form verursacht ebenfalls Methanemissionen. Distickstoffmonoxid, ein weiteres Treibhausgas, entsteht zudem beim Anbau von Futtermitteln und in der Gülle. Noch mehr Emissionen gibt es, wenn Wälder abgeholzt werden, um Futtermittel anzubauen oder darauf Rinder grasen zu lassen. Ein weiteres, ebenso dringendes Problem ist der enorme Wasserbedarf für die Rindfleischproduktion – 15'000 Liter pro Kilogramm.
Die einfache Lösung
Es gibt einige offensichtliche erste Schritte, die die Viehwirtschaft unternehmen kann, zum Beispiel eine effizientere Nutzung der vorhandenen Flächen, um zu verhindern, dass Wälder abgeholzt werden, um Futter für Rinder anzubauen. Es gibt auch ein riesiges Potenzial für die Nutzung von Gülle, sowohl zur Erzeugung von Biogas mit der bewährten Technik der anaeroben Vergärung als auch als natürlicher Dünger. Die Herstellung von Kunstdünger verursacht starke Emissionen, ebenso wie sein Transport und seine Ausbringung.
Das Problem liegt indessen nicht nur bei der Industrie. Wenn wir alle von uns gekauften Lebensmittel aufessen würden, anstatt ein Drittel davon wegzuwerfen, wäre das gesamte Ernährungssystem wesentlich effizienter, und wir könnten die Treibhausgasemissionen um insgesamt rund 70 Milliarden Tonnen senken. Das ist rund doppelt so viel wie die Menge, die jedes Jahr weltweit emittiert wird.
Systemische Verbesserungen
Gemäss der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) könnten Landwirte die Emissionen um 20–30 % senken, indem sie einfach jedem Tier mehr Fleisch oder Milch abgewinnen. „Die Landwirte dabei zu unterstützen, die Produktivität von Nutztieren zu erhöhen, ist ein Mittel zur Verbesserung der ländlichen Lebensgrundlagen und der Ernährungssicherheit. Damit wird auch die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel verbessert“, so die FAO.
Es gibt drei zentrale Möglichkeiten, um die Produktivität zu verbessern, fügt die FAO hinzu: die Steigerung der Qualität von Tierfutter; die Verbesserung der Tiergesundheit und -haltung, damit die Kühe mehr Kälber gebären können und weniger Tiere von Krankheiten, Parasiten und Insekten betroffen sind; und die Zucht, um die Produktivität zu steigern, indem sie Eigenschaften wie die Höhe der Gewichtszunahme der Kälber während ihres Wachstums verbessert. Durch die Zucht kann das Vieh auch widerstandsfähiger gegen veränderte Umweltbedingungen und gegen Stress, Schocks und Krankheiten gemacht werden.
Fokus auf Boden und Gesundheit
Die Verbesserung der Bodengesundheit ist von entscheidender Bedeutung. Laut der FAO speichern grasbewachsene Böden auf der ganzen Welt rund 343 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, fast 50 % mehr als Wälder. Damit sind sie ein Lebensraum, der eine Schlüsselrolle bei der Bindung von Kohlenstoff spielt und so die Auswirkungen des Klimawandels begrenzt. Aber diese Fähigkeit ist durch das Wachstum im Viehzuchtsektor und eine schlechte Weidewirtschaft gefährdet.
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie Landwirte die Qualität der Weiden wiederherstellen und die Menge des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs erhöhen können. Einige Landwirte und Forscher sind der Ansicht, dass die Tierhaltung tatsächlich dazu beitragen kann, die Emissionen zu senken, indem die Bodengesundheit verbessert wird, sodass der Boden CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen kann.
Dieses Verfahren, gemeinhin als Mob-Grazing oder ganzheitliches Weidemanagement bekannt, besteht darin, das Vieh dazu zu bringen, so zu weiden, wie Kühe und Schafe in der freien Natur weiden würden: als regelmässig wandernde Herde, die eine Weide abfrisst und dann zur nächsten weiterzieht. Die Theorie besagt, dass Nutztiere die Wiesen bei längerer Verweildauer überweiden und somit die Landwirte gezwungen sind, Dünger auszubringen, um fehlende Nährstoffe zu ersetzen, und dem Futter für ihre Rinder Getreide beizumischen. Der Anbau von Getreide für Futtermittel trägt infolge der Landrodungen zusätzlich zu den Treibhausgasemissionen bei.
Indem man die Rinder einen Tag lang auf einer kleinen Weide grasen lässt, sie dann auf eine andere Weide treibt und jedem Boden genug Zeit lässt, sich zu erholen, wird eine Überweidung vermieden. Dadurch wird das Gras robuster und lässt sich der Bedarf an Düngemitteln verringern. Gleichzeitig wächst das gesündere Gras besser und bindet folglich mehr CO2.
Das allein wird jedoch nicht ausreichen. Das Food Climate Research Network der Universität Oxford kam zu dem Schluss, dass „die Beweidung durch grasfressende Tiere unter bestimmten ortsspezifischen Umständen zwar die Bindung von Kohlenstoff fördern kann, dieser Effekt jedoch zeitlich begrenzt und reversibel ist und auf globaler Ebene, durch die von ihnen verursachten Treibhausgasemissionen bei Weitem neutralisiert wird“.
Das Gas ablassen
Eine der wirksamsten Möglichkeiten, die Emissionen von Rindern zu verringern, besteht darin, die Menge des Methans zu reduzieren, das sie vor allem durch Aufstossen bei der Verdauung ihrer Nahrung produzieren. Die Treibhauswirksamkeit von Methan ist über einen Zeitraum von 100 Jahren 34 Mal so hoch wie jene von CO2. Die Lösung dieses Problems könnte also schnell viel bewirken. Eine überraschend einfache Möglichkeit ist, dem Futter Meeresalgen beizumischen, die verhindern, dass Kühe während der Verdauung Methan produzieren. In Ländern wie Irland, Frankreich, Grossbritannien und Island gibt es eine lange Tradition der Zugabe von Meeresalgen zu Futtermitteln. Aber eine der grössten Herausforderungen besteht darin, grosse Mengen gewerbsmässig anzubauen. Immerhin kann die Methode bei Milchkühen eine Emissionsreduktion um bis zu 50 % und bei Schafen um mehr als 85 % bewirken.
DSM, der riesige niederländische Lebensmittelkonzern, der im Bereich Tiernahrung weltweit führend ist, arbeitet daran, das die Methanproduktion hemmende Molekül zu isolieren, damit es dem Futter beigemischt werden kann. Zudem suchen Forscher nach Möglichkeiten, Tiere zu züchten, die weniger von diesem Gas produzieren.
Im Labor hergestellte Alternativen
Wissenschaftler untersuchen auch die Möglichkeit synthetischer Fleischalternativen. Start-up-Unternehmen wie Beyond Meat und Impossible Foods sind bereits daran, Produkte in Supermärkten einzuführen. Kürzlich hat die Firma Burger King mit ihrem „Impossible Burger“ als pflanzliche Alternative zu einem Fleischburger für Schlagzeilen gesorgt. Und er ist so lecker, dass der Chief Marketing Officer von Burger King sogar behauptet, die Kunden und Mitarbeitenden hätten „keinen Unterschied“ zwischen dem Original-Whopper und seinem vegetarischen Gegenstück feststellen können.
Die bekannte Fast-Food-Kette KFC experimentiert ebenfalls mit veganen Optionen, indem sie in Grossbritannien eine pflanzliche Version ihres klassischen Chicken Burgers namens „Imposter Burger“ auf den Markt bringt. Andere suchen nach Wegen, um die Auswirkungen von Produkten wie Hamburgern zu verringern, indem sie einen Teil des Rindfleischs durch andere Lebensmittel (etwa Pilze) ersetzen. Der Ersatz von 30 % des Rindfleischs in den 10 Milliarden Hamburgern, die die US-Amerikaner pro Jahr konsumieren, würde gemäss dem World Resources Institute die durch die landwirtschaftliche Produktion verursachten Treibhausgasemissionen um 10,5 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalente (CO2) pro Jahr senken, was dem Ausstoss von 2,3 Millionen Autos entspricht.
Der Druck, um der Umwelt willen weniger Rindfleisch zu essen, wird weiter zunehmen. Und wenn die Branche in Zukunft erfolgreich sein will, muss sie unter Beweis stellen, dass sie ihre Emissionen vermindern kann. Dafür gibt es viele Optionen. Was vermuten lässt, dass in den kommenden Jahren „saubereres“ Rindfleisch auf den Tisch kommen wird.
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