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Die Rolle von Private Assets in einer sich verändernden Anlagelandschaft
Kernpunkte
- Unsere langfristigen Szenarien weisen auf eine höhere Inflationsvolatilität und eine möglicherweise höhere durchschnittliche Inflation in den kommenden Jahren hin. Dies hätte höhere neutrale Zinsniveaus als vor der Pandemie zur Folge.
- In einer zunehmend fragmentierten geopolitischen Landschaft können alternative Anlagen eine immer wichtigere Rolle bei der Portfoliodiversifizierung spielen.
- Private Assets – also Privatmarktanlagen – können zusätzliche Chancen eröffnen. Sie können für Anleger mit dem entsprechenden Anlagehorizont und der nötigen Risikotoleranz für illiquide Vermögenswerte weitere Quellen für Portfoliorenditen und -diversifizierung darstellen.
- Die Auswahl der richtigen Manager wie auch eine angemessene Diversifizierung über alle Sub-Anlageklassen hinweg ist entscheidend. Nur so können Anleger während des gesamten Konjunkturzyklus von den unterschiedlichen Merkmalen der einzelnen Klassen profitieren.
Geopolitische Fragmentierung und ein sich veränderndes Anlageparadigma
Die Anlagelandschaft verändert sich. Für viele Regierungen rund um den Globus sind die Vorteile der globalen Zusammenarbeit nicht mehr von zentraler Bedeutung. Länder wenden sich für den Handel und Investitionen zunehmend ihren „Freunden“ zu, während sie ihre Konkurrenten meiden. Dies stellt nicht nur für die Lieferketten und die Realwirtschaft ein Risiko dar, sondern auch für globale Finanzanlagen.
Zwar erwarten wir, dass die Disinflationstrends in diesem Jahr anhalten. Die Fragmentierung des Welthandels und der Lieferketten sowie die fiskalische Grosszügigkeit nehmen jedoch zu. Dies kann zu einer strukturell höheren durchschnittlichen Inflation und einer höheren Inflationsvolatilität in den kommenden Jahren beitragen. Das wiederum dürfte höhere neutrale Zinsniveaus bedeuten. Diese Elemente untermauerten unsere Prüfung der Kapitalmarktannahmen über zehn Jahre vom Dezember 2023.
Die aktualisierten Annahmen wirken sich auf die erwarteten Anlagerenditen aus. Sie führten zu verschiedenen Änderungen unserer strategischen Vermögensallokation. Dazu zählen etwa eine insgesamt einfachere Portfolioarchitektur, der Fokus auf Kernpositionen, ein grösserer Anleihenanteil in bestimmten Portfolioprofilen sowie die Ausrichtung auf Qualität in allen Anlageklassen. Festverzinsliche Anlagen sind wieder ein treibender Faktor für Portfoliorenditen, während sie in den letzten Jahren meist eine Quelle für Risiken darstellten.
Da die Risiken bei globalen Anlagechancen zugenommen haben, widerspiegelt unsere neue strategische Vermögensallokation für Aktien eine stärkere Ausrichtung auf den Heimmarkt. Die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen könnte sich zudem langsamer als gewöhnlich normalisieren. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von ergänzenden Portfolioengagements, die zusätzliche Diversifizierungsquellen bieten.
Die Verlagerung von einer verstärkten Globalisierung hin zu grösserem strategischem Wettbewerb ist nur eine der grossen Veränderungen, die aktuell stattfinden. Eine weitere ist die Energiewende, die beschleunigt werden muss. Daraus ergeben sich Risiken und Chancen, von denen sich viele auf den privaten Märkten bemerkbar machen dürften. Zudem rücken transformative Technologien in den Fokus, und die Entwicklungen im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz (KI) sorgen für neue Anlageströme.
In einer zunehmend fragmentierten Welt könnte eine möglicherweise striktere Einwanderungspolitik den Personalmangel verschärfen. Dies wiederum könnte die Attraktivität von KI-Technologien als Mittel zur Produktivitätssteigerung und Kontrolle der Arbeitskosten erhöhen. Das würde unseres Erachtens dazu führen, dass öffentliche und private Investitionen in KI und Digitalisierung steigen.
All diese Faktoren tragen dazu bei, dass alternative Anlagen in den Portfolios eine immer wichtigere Rolle spielen. Ein diversifiziertes Engagement in verschiedenen Private Assets kann die Anlagechancen verbessern und die Gesamtrenditen eines Portfolios steigern. Dies gilt für Anlegerinnen und Anleger, die Kapital langfristig investieren und Illiquidität tolerieren können. Nachfolgend fassen wir unsere wesentlichen Einschätzungen für die Anlageklasse zusammen. Im Fokus stehen dabei Private Equity, seine Risiken und die Frage, wie Investoren damit die Porfolioergebnisse optimieren können.
Ein Gesamtvermögensansatz
Private Assets sind ein fester Bestandteil unserer strategischen Vermögensallokation für Anleger mit dem entsprechenden Anlagehorizont und der nötigen Risikotoleranz. Sie können während des gesamten Konjunkturzyklus eine wichtige Rolle bei der Diversifizierung von Portfolios abseits von börsennotierten Anlagen sein. Zwei Drittel aller Private Assets gehören zur Kategorie Private Equity. Die unterschiedlichen Faktoren und die sich daraus ergebende Dynamik von Private Debt, Infrastruktur und Immobilien bieten weitere Möglichkeiten.
Professionelle Anleger – von Universitätsstiftungen bis zu Pensionsfonds – halten erhebliche Allokationen in Private Assets. Family Offices rechnen laut einer Umfrage von KKR damit, dass 2024 52% ihrer Portfolios in alternativen Anlagen investiert sind. Den Schwerpunkt bilden Anlagen in Private Credit, Infrastruktur und Private Equity. Zudem hat sich der Zugang zu Private Assets für Privatanleger verbessert.
Private Assets können die Qualität und Robustheit von Portfolios optimieren. Unser Modell zeigt, dass Private Equity das Performanceprofil diversifizierter Portfolios verglichen mit Portfolios ohne Private Equity im Laufe der Zeit verbessert hätte. Allerdings sinkt zugleich die Liquidität des Gesamtportfolios.
Mit Private Equity früher vom Wachstum profitieren
Private Equity kann die Anlagechancen für geeignete Anleger vergrössern. Unternehmen bleiben heute länger in Privatbesitz als noch vor 20 Jahren. Amazon benötigte nur drei Jahre für seinen Börsengang und Google nur sechs, während es bei Uber zehn Jahre bei einer wesentlich höheren Marktkapitalisierung waren. Von einem Grossteil des Wertes neu entstandener „Einhörner“ – Start-ups mit einer Bewertung von über USD 1 Mrd. – können Anleger nur in den frühen Innovationsphasen vor der Börsennotierung profitieren. Umgekehrt lässt sich beobachten, dass sich die Chancen an öffentlichen Märkten seit den 1970er-Jahren verringert haben. In den USA ging die Zahl der börsennotierten Unternehmen zwischen 1996 und 2022 von 8’000 auf 4’600 zurück.
Die Zahl börsennotierter Unternehmen sinkt, da es weniger Börsengänge und mehr Delistings gibt. Daraus resultiert eine Konzentration der Vermögensbildung an den öffentlichen Märkten. Führende Unternehmen, vor allem im Technologiesektor, haben ihre Wettbewerbsvorteile genutzt, um einen unverhältnismässigen Anteil an der Wertschöpfung und der Marktkapitalisierung zu erreichen.
Private Equity hat sich besser entwickelt als börsennotierte Aktien
Um ein ausgewogenes Bild zu erhalten, muss die Performance von Private Equity aus unterschiedlichen Blickwinkeln beurteilt werden. Dazu gehören der interne Zinsfuss (Internal Rate of Return, IRR1), Anlagekennzahlen sowie ein Vergleich mit öffentlichen Märkten. Daten von Cambridge Associates zufolge haben Private-Equity-Fonds seit 1985 einen durchschnittlichen IRR von etwa 16% erbracht. Der IRR ist jedoch nur ein Aspekt. Je schwieriger es für Manager ist, das von ihnen beschaffte Kapital einzusetzen, desto weniger aussagekräftig ist der IRR (das nicht investierte Kapital, „trockenes Pulver“ genannt, ist momentan erhöht). Der IRR zeigt nur die Performance des investierten Kapitals.
Aus diesem Grund wird die Private-Equity-Performance beim Vergleich mit öffentlichen Märkten häufig anhand der Benchmarking-Methode des Public Market Equivalent (PME) bewertet. Ziel hierbei ist die Erstellung eines konsistenten Vergleichsrahmens, wobei Zeitpunkt und Umfang der Private-Equity-Cashflows mit äquivalenten Anlagen an öffentlichen Märkten abgeglichen werden. Mit diesem Ansatz können Anleger die relative Performance ihrer Private-Equity-Anlagen beurteilen. Laut Schätzungen von Cambridge Associates liegt der Wert, den Private-Equity-Anlagen zusätzlich erzielten, seit 1985 im Durchschnitt bei 3,8%.
Die Performancelücke zwischen privaten und öffentlichen Märkten schwankt im Laufe der Zeit. 2020 verzeichneten Private-Equity-Anlagen eine deutliche Outperformance, weil einige Gesundheitstechnologie-Unternehmen enorm von der Covid-19-Krise profitierten. Umgekehrt blieben einige Private-Equity-Bereiche 2023 hinter den öffentlichen Märkten zurück – ihre Bewertungen sanken, und es wurde nur wenig Kapital ausgeschüttet. Hier sehen wir einige zaghafte Anzeichen für eine Erholung. Nach Angaben des Datenanbieters Preqin stieg der Wert der weltweiten Transaktionen im vierten Quartal 2023 um 58% gegenüber den drei Vormonaten. Private-Equity-Manager berichten von einem ermutigenderen Dealflow und einer relativ starken Pipeline an Möglichkeiten.
Da die Fremdkapitalkosten deutlich gestiegen sind, stellen Anleger das Wertschöpfungspotenzial von Private Equity häufig infrage. Wir haben jedoch nach der globalen Finanzkrise bei Private Equity eine Verlagerung von Financial Engineering hin zu operativen Verbesserungen beobachtet. Dies stellt eine bedeutende Weiterentwicklung der Herangehensweise der Branche in Bezug auf die Generierung von Renditen dar.
Private Equity sollte einen Vorsprung gegenüber öffentlichen Märkten behalten
Während der Pandemiejahre von 2020 bis 2022 zogen Private Assets in allen Sub-Anlagenklassen insgesamt USD 4 Bio. an, erklärte die Unternehmensberatung Bain & Company. 2021 wurde die bislang höchste, 2022 die zweithöchste Kapitalsumme beschafft. In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 hingegen verzeichnete der Markt für Fusionen und Übernahmen sein schwächstes erstes Quartal seit zehn Jahren, wie aus Daten von Refinitiv hervorgeht. Dabei spielte die Kombination aus höheren Kreditkosten, Ungewissheit über die nachlassende Konjunktur sowie Zusammenbrüchen von US-Regionalbanken eine Rolle.
Durch die nachlassende Transaktionsaktivität sanken die Bewertungen, vor allem für Wagnis- und Wachstumskapitalfonds. Dies wiederum schuf Chancen für Anleger, die Kapital einsetzen konnten, sowie für Anleger mit Fokus auf notleidenden Vermögenswerten. Private-Equity-Fonds, die in schwierigen Märkten aufgelegt wurden, haben laut Daten von Cambridge Associates in der Vergangenheit gut abgeschnitten. Die relative Bewertung von Private-Equity-Transaktionen hat verglichen mit börsennotierten Aktien wieder die langfristigen Durchschnittswerte erreicht. Das ist einer der Gründe, weshalb Private Equity unserer Ansicht nach den Vorsprung halten kann. Dies spiegelt sich in unseren eigenen Renditeerwartungen über zehn Jahre wider.
Die Auswahl der Manager ist von entscheidender Bedeutung
Dieser Konjunkturzyklus eröffnet neue Chancen für Wertschöpfung im Private-Equity-Bereich. Wir erwarten, dass die für längere Zeit höheren Zinsen den stärksten Fondsmanagern zugutekommen: denjenigen, die sich aktiv bemühen, ihre Anlagen umzugestalten. Wir bevorzugen Private-Equity-Manager mit fundierter Sektorexpertise, skalierbaren operativen Fähigkeiten und Zugang zu einem umfassenden Pool an Beratern und Fachleuten. Es genügt nicht, sich auf den Zugang zu Fremdkapital oder einen möglichen Bewertungsanstieg zu verlassen. Für erfolgreiche Anlagen sind heute strategische und operative Verbesserungen sowie ein messbares Gewinnwachstum gefragt. Dies zeigt umso mehr, welche Bedeutung der sorgfältigen Auswahl von Fondsmanagern zukommt. Die Performancestreuung bei Private Equity ist wesentlich breiter als in anderen Anlageklassen. Die Differenz zwischen den Fonds im obersten und im untersten Quartil betrug zwischen 1986 und 2021 laut Daten von Preqin 17 Prozentpunkte.
Die Forschung hat zudem belegt, dass Private-Equity-Fondsmanager eine Performancekontinuität vorweisen, vor allem bei Wagniskapitalfonds und bei Fonds mit Spitzenperformance. Die Daten zeigen, dass Teams, die in der Vergangenheit eine gute Performance erzielt haben, auch mit nachfolgenden Fonds gut abschneiden.
Anlagen in Private Assets sind mit Risiken behaftet. Sie gehen mit dem Risiko eines Liquiditätsverlusts einher: Das Kapital kann bis zu zehn Jahre lang „gebunden“ sein, sodass ein langfristiger Anlagehorizont erforderlich ist. Zudem besteht das Risiko eines Kapitalverlusts. Eine sorgfältige Managerauswahl sowie der Zugang zu den Fonds mit der besten Performance sind daher wichtig.
Bei Anlagen in Private Assets ist ein disziplinierter, selektiver und schrittweiser Ansatz entscheidend. Genauso wichtig ist die angemessene Diversifizierung über alle Sub-Anlageklassen hinweg, damit Anleger während des gesamten Konjunkturzyklus von den unterschiedlichen Merkmalen der einzelnen Klassen profitieren können.
1Der IRR ist die konstante Rendite, die den Gesamtendwert eines Portfolios angesichts des Umfangs und Zeitpunkts der Cashflows ergeben würde (CFA Institute).
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende
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