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    Zehn Anlageüberzeugungen für das zweite Halbjahr 2023

    Zehn Anlageüberzeugungen für das zweite Halbjahr 2023
    Christian Abuide - Head of Asset Allocation

    Christian Abuide

    Head of Asset Allocation

    Die zweite Hälfte des Jahres 2023 hält einen potenziellen Wendepunkt für die Weltwirtschaft bereit. Der Inflationsdruck lässt nach, und die Risiken verlagern sich auf das Wachstum. Während die grossen Volkswirtschaften weiterhin eine Rezession vermeiden und der Dienstleistungssektor robust scheint, schwächen sich die Indikatoren für das verarbeitende Gewerbe ab. Die Gesamtinflation sinkt, aber die Teuerung unter Ausklammerung der Energie erweist sich als hartnäckiger. Die Befürchtungen einer Ausbreitung der Turbulenzen bei US-Regionalbanken im März haben sich zerstreut, und die Kreditvergabebedingungen haben sich weniger verschärft als zunächst befürchtet.

    In Verbindung mit der angespannten Lage an den Arbeitsmärkten und den robusten Verbraucherausgaben bieten diese Trends den Notenbanken Spielraum und Anreize für eine weiterhin restriktive Geldpolitik. Allerdings rückt das Ende der Zinserhöhungszyklen näher. Die Notenbanken werden das Zinsniveau so lange hoch halten und bei Bedarf sogar weiter anheben, bis sich der Wirtschaftsmotor abkühlt. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank Fed die Geldpolitik vor Anfang 2024 lockert. Wir beobachten die Auswirkungen auf kleine Unternehmen und ihre Beschäftigten, die den Grossteil der wirtschaftlichen Produktion und der Arbeitskräfte ausmachen. Wir erwarten, dass eine Rezession in den USA mild und kurzlebig wäre, und rechnen mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für das Gesamtjahr von 0,9%.

    In Europa ist der Energieschock überwunden, der Rückgang der Kerninflation hat gerade erst begonnen, und die Löhne steigen weiter. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank ihren Zinserhöhungszyklus fortsetzt, und erwarten für 2023 ein schwaches Wirtschaftswachstum von 0,7%. China hat sich nach der Pandemie langsamer erholt als angenommen, und der Immobilienmarkt bleibt anfällig. Die Inflation ist jedoch weiterhin begrenzt, und die Verbraucherausgaben bleiben solide, während die chinesischen Behörden zusätzliche Unterstützungsmassnahmen ergreifen. Wir erwarten, dass Chinas Wirtschaft 2023 um 5,5% wächst.

    Wir behalten eine ausgewogene Anlagestrategie … bei und konzentrieren uns auf Bereiche mit einer grösseren Sicherheitsmarge oder stärkeren Wachstumsaussichten

    Weltweit hat sich die Risikobereitschaft der Anlegerinnen und Anleger angesichts der nachlassenden Inflation verbessert. Das Wachstum verlangsamt sich jedoch ebenfalls, und die Gewinne an den Aktienmärkten waren dieses Jahr stark von der Performance der Mega-Cap-Aktien und des Technologiesektors beeinflusst. Daher behalten wir eine ausgewogene Anlagestrategie und eine neutrale Positionierung in Risikoanlagen bei und konzentrieren uns auf Bereiche mit einer grösseren Sicherheitsmarge oder stärkeren Wachstumsaussichten. Dies hilft, uneinheitliche Wirtschaftsdaten und restriktivere Kreditbedingungen mit Bewertungen von Risikoanlagen auszugleichen, die mit einer weichen Landung der Wirtschaft in Einklang scheinen. Angesichts der Rezessionsrisiken sieht das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag an den Aktienmärkten jedoch nicht überzeugend aus. Teureres Kapital wird das Unternehmenswachstum und die Gewinne in den USA belasten. Wir erwarten für den S&P 500 Index einen Rückgang des Gewinnwachstums von 8% für das Gesamtjahr, gefolgt von einem Anstieg um 13% im Jahr 2024. Nach rückläufigen Entwicklungen im Jahr 2023 dürften 2024 die Gewinne in Europa um 13% sowie in Japan und China um 15% steigen.

    Erstklassige Anleihen bieten nach einem Jahrzehnt mit niedrigen oder negativen Realzinsen wieder attraktive Renditen. In dieser Konjunkturphase bevorzugen wir Staatspapiere und Investment-Grade-Unternehmensanleihen aufgrund ihres Ertrags- und Diversifizierungspotenzials.

    Zudem gilt es bei der Einschätzung von Chancen die zugehörigen Risiken zu überwachen, insbesondere im Zuge der stärksten geldpolitischen Straffungen seit Jahrzehnten. Eine hartnäckige Inflation und ein geldpolitischer Fehler sind weiterhin Hauptrisiken, ebenso wie eine restriktivere Kreditvergabe, die auf die Gesamtwirtschaft durchschlägt, und starke geopolitische Spannungen. Auch ein starker Rückgang der Unternehmensgewinne oder eine Unterschätzung der Rezessionsrisiken durch die Märkte ist nicht auszuschliessen.

    In dieser Publikation präsentieren wir unsere zehn wichtigsten Anlageüberzeugungen und Portfoliogrundsätze für den weiteren Jahresverlauf und darüber hinaus.

    Historisch gesehen tendieren Staatsanleihen dazu, nach einem Zinshöchststand besser abzuschneiden als Cash

    1. Langfristige Anleihen bieten Rendite und Diversifizierung

    Wir bevorzugen Staatsanleihen mit längerer Laufzeit (fünf bis zehn Jahre), insbesondere US-Treasuries, aber auch deutsche Bundesanleihen und kurzfristige britische Staatsanleihen (Gilts). Unsere Präferenz beruht auf unserer Erwartung eines nachlassenden Wachstums und eines Höchststands der Zinsen. Höhere Renditen machen Staatsanleihen attraktiv. Zudem bieten Staatspapiere im Falle einer stärkeren Konjunkturabschwächung eine Diversifizierung, was sie zu einer nützlichen Ergänzung der Portfolios macht. Historisch gesehen tendieren Staatsanleihen dazu, nach einem Zinshöchststand besser abzuschneiden als Cash.

    Investment-Grade-Unternehmensanleihen können erstmals seit vielen Jahren mit Aktien konkurrieren

    2. Unternehmensanleihen von höherer Qualität aus den Industrieländern bevorzugen

    Wir bevorzugen auch die attraktiven Renditen von Investment-Grade-Unternehmensanleihen, die erstmals seit vielen Jahren mit Aktien konkurrieren können. Hier konzentrieren wir uns auf Emittenten von höherer Qualität, zum Beispiel drei- bis fünfjährige europäische Unternehmenspapiere. Im Hochzinssegment scheinen die Bewertungen im historischen Vergleich hoch und entsprechen nicht dem potenziellen Kreditrisiko. Denn das Wachstum verlangsamt sich, und die Zinsen bleiben in der zweiten Jahreshälfte hoch.

    Wir bevorzugen lokale Märkte, die hohe Renditen bieten

    3. Schwellenländeranleihen in Lokalwährung gegenüber solchen in Hartwährung favorisieren

    Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern bieten dank attraktiver lokaler Zinsen und Währungen eine Rendite- und Diversifizierungsmöglichkeit. Wir bevorzugen lokale Märkte, die hohe Renditen bieten. Unsere Haltung gegenüber Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern bleibt defensiv, da die Bewertungen angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten hoch scheinen. Wir sehen insbesondere Chancen in brasilianischen Staatsanleihen, die eine attraktive Rendite gegenüber Industrieländern und anderen Emerging Markets bieten; hinzu kommen potenzielle Gewinne aufgrund künftiger Zinssenkungen.

    Qualitätsaktien schneiden tendenziell in einem unsicheren Umfeld besser ab und eignen sich für einen aktiven Anlageansatz

    4. Qualitätsaktien und Nicht-US-Märkten den Vorzug geben

    Es besteht immer noch ein gewisses Aufwärtspotenzial bei Aktien, aber vieles hängt von den Gewinnen und damit vom Schweregrad einer Rezession ab. Wir sehen drei wichtige Fokusbereiche: den Weg zu einer Gewinnerholung, das Ende der Zinserhöhungen und eine Ausweitung der Marktrenditen weg vom Technologiesektor, der die Performance im bisherigen Jahresverlauf geprägt hat. Insgesamt bevorzugen wir Märkte ausserhalb der USA und sehen Chancen in Europa, Japan und China. Im Gegensatz zu den USA sind die Anleger gegenüber China pessimistisch geworden. Angesichts der schwachen Wachstumserwartungen, der geringeren Positionierung der Anleger und des Spielraums für weitere politische Anreize bieten chinesische Aktien Aufwärtspotenzial. Generell bieten defensive Sektoren bessere Aussichten als zyklische Werte, die bereits eine mögliche Erholung der Wirtschaftstätigkeit einpreisen. Auf Sektorebene bevorzugen wir Basiskonsumgüter und das Gesundheitswesen sowie Industrie- und Finanzwerte. Qualitätsaktien schneiden tendenziell in einem unsicheren Umfeld besser ab und eignen sich für einen aktiven Anlageansatz. Wir konzentrieren uns auf Gewinne und Preismacht; während die Bewertungen für entsprechende Unternehmen selten niedrig sind, scheinen sie auch nicht übermässig hoch.

    Wir sehen Potenzial für einen Anstieg des Goldpreises auf USD 2’100 pro Unze

    5. Chancen von Rohstoffen im Portfoliokontext

    Unseres Erachtens kann Gold den derzeitigen wirtschaftlichen Gegenwind in Form von längere Zeit höheren Zinsen verkraften. Wir sehen Potenzial für einen Preisanstieg auf USD 2’100 pro Unze bis Anfang 2024. Der Preis könnte durch einen Höchststand der US-Realzinsen, einen schwächeren US-Dollar und eine robuste Goldnachfrage von Anlegern, Notenbanken und Verbrauchern Auftrieb erhalten. Kurzfristig dürften die Entscheidungen der Fed den Goldpreis antreiben. Energie und Kupfer dürften mittelfristig durch ein knapperes Angebot unterstützt werden, das aus der Nachfrage der Schwellenländer und dem Übergang zu umweltfreundlicheren Energien resultiert.

    Der US-Dollar dürfte sich weiter abschwächen

    6. Erstarkung von Schweizer Franken, Euro und japanischem Yen gegenüber dem Dollar

    Wir sehen eine grosse Divergenz zwischen den Währungen. Auf kurze Sicht dürfte sich der US-Dollar weiter abschwächen, vor allem gegenüber dem Schweizer Franken, dem Euro und dem japanischen Yen. Insgesamt bleiben wir vorsichtig gegenüber Währungen, die sensibel auf das globale Wachstum reagieren und niedrigere Renditen bieten, etwa gegenüber dem chinesischen Renminbi. Stattdessen bevorzugen wir hohe Renditen von Schwellenländerwährungen wie dem brasilianischen Real, der von einem Umfeld sinkender Inflation und sich verbessernder Haushalts- und Aussenbilanzen profitiert.

    Die Anleger können die Volatilität zu ihrem Vorteil nutzen

    7. Alternative Strategien zwecks Ertrag und Diversifizierung

    Die Volatilitätskennzahlen für verschiedene Anlageklassen haben sich weitgehend normalisiert. Die Anleger können die Volatilität zu ihrem Vorteil nutzen, um zusätzlichen Ertrag zu erzielen und ihre Engagements weiter zu diversifizieren. Zudem scheinen alternative Hedge-Fund-Strategien wie Macro- und Trendfolge-Strategien attraktiv, da sich die Renditespanne in und zwischen Anlageklassen in einem spätzyklischen Umfeld tendenziell vergrössert.

    Wir halten auch Long/Short- und Distressed-Credit-basierte Hedge-Fund-Strategien zunehmend für interessant, um Portfolios für Marktverwerfungen zu positionieren.

    Wir sehen attraktive langfristige Chancen, die sich aus der Klimawende ergeben

    8. Thematische Investments bieten zusätzliche, längerfristige Renditen

    Thematische Investments können zusätzliche Renditen für Portfolios bieten, indem sie sich auf starke, langfristige Trends stützen und so zur Diversifizierung von Engagements und Risikoquellen beitragen. Derzeit sehen wir attraktive langfristige Chancen, die sich aus der Klimawende ergeben, insbesondere in den Bereichen Elektrifizierung, naturbasierte Anlagelösungen und neue technologische Entwicklungen.

    Private Assets können eine wichtige Rolle in einem gut diversifizierten Portfolio spielen

    9. Private Assets, um die langfristige Portfoliodiversifizierung zu erhöhen

    Für geeignete Anleger mit angemessenem Zeithorizont und der Fähigkeit, illiquide Anlagen zu tolerieren, können Private Assets – also Privatmarktanlagen – eine wichtige Rolle in einem gut diversifizierten Portfolio spielen. Die Anlageklasse bietet Zugang zu Teilen der Wirtschaft, die der Markt für börsennotierte Anlagen nicht abdeckt (einschliesslich neuer Technologien und Unternehmen in der Frühphase), sowie Diversifizierung und potenziell höhere Renditen. Höhere Zinsen und – bei einigen Private-Equity-Strategien – die Chance, Vermögenswerte zu niedrigeren Bewertungen zu kaufen, bieten Gelegenheiten. Dies gilt für Anleger, die heute in Bereiche investieren, in denen das Kapital in den kommenden zwölf Monaten eingesetzt werden dürfte.

    Eine Sicherheitsmarge erfordert einen flexiblen und aktiven Ansatz bei der Vermögensallokation und dem Risikomanagement

    10. Anlagegrundsätze für ein spätzyklisches Umfeld

    Um die Widerstandsfähigkeit der Portfolios zu gewährleisten, halten wir Ausschau nach Vermögenswerten, die eine Sicherheitsmarge bieten. Ein Teil dieser Sicherheitsmarge erfordert einen flexiblen und aktiven Ansatz bei der Vermögensallokation und dem Risikomanagement. Die angemessene Höhe des Engagements in Risikoanlagen hängt von der Konjunkturphase ab. In einer späten Phase kann eine unangemessene Allokation zu suboptimalen Portfolioergebnissen führen, da den Anlegern Bereiche entgehen können, die noch Wachstum und potenzielle Erholung bieten. Darüber hinaus muss das Kapital konsequent investiert bleiben – über einen geeigneten Zeithorizont und auch während kurzzeitiger Volatilitätsphasen, in denen sich die Volkswirtschaften an die sich ständig ändernden Bedingungen anpassen. Entscheidend ist, dass der grundlegende Wandel des globalen Wirtschaftsmodells und die Investitionen in Innovation und Technologien die Nachhaltigkeit zu einem wichtigen langfristigen Faktor für die Anlagerendite machen.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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