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    Zehn Anlageüberzeugungen für 2023

    Zehn Anlageüberzeugungen für 2023
    Stéphane Monier - Chief Investment Officer<br/> Lombard Odier Private Bank

    Stéphane Monier

    Chief Investment Officer
    Lombard Odier Private Bank

    Das Jahr 2023 könnte sich in zwei unterschiedliche Phasen gliedern. Die Auswirkungen der restriktiveren Geldpolitik, die hohe Inflation und die Wachstumsverlangsamung werden ins Jahr 2023 hinein fortdauern und eine umsichtige Portfoliopositionierung erfordern. Doch sobald die Realzinsen den Höchststand erreichen, wird der Konjunkturzyklus drehen und Chancen für eine höhere Allokation in Risikoanlagen schaffen.

    Dies wird erst der Fall sein, wenn die US-Notenbank Fed ihre Zinserhöhungen stoppt. Die Fed tritt in eine neue Phase ihres geldpolitischen Zyklus ein, indem sie das Tempo der Straffungen drosselt. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer Inflation, die sich allmählich von 40-Jahres-Hochs zurückbildet. Ein höherer Zins-Peak (Zinshöchststand) dürfte mit einer Rezession, die von Ende 2022 und bis ins Jahr 2023 hinein dauert, einhergehen. Die Widerstandsfähigkeit des amerikanischen Arbeitsmarkts wird für die Anpassung des Tempos der Geldpolitik entscheidend sein.

    In Europa werden die Verbraucherpreise nach wie vor weitgehend von den Energiepreisen bestimmt. Die Abkopplung des Kontinents von den russischen Energiequellen hat tiefgreifende wirtschaftliche und geopolitische Folgen. Vieles hängt jetzt von der Strenge des Winters auf der Nordhalbkugel ab, wobei die Gasvorräte wieder aufgefüllt worden sind.

    China ist eine potenzielle Wachstumsquelle für das Jahr 2023. Seine Exporte bleiben ein wesentlicher Bestandteil der globalen Lieferketten. Die Behörden dürften allmählich ihre Covid-Strategie ändern, um die Wirtschaft wieder zu öffnen. Die Erholung des chinesischen Immobiliensektors wird eine weitere Voraussetzung für die wirtschaftliche Expansion sein. Zugleich entwickeln sich die internationalen Handelsstrukturen in einer stärker fragmentierten Welt weiter, da die Unternehmen die Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferketten durch „Friendshoring“ erhöhen.

    Das Hauptrisiko für das weltweite Wachstum bleibt eine zu restriktive Geldpolitik, welche die Erschwinglichkeit von Wohnraum in den Industrieländern verschlechtern würde. Der Krieg in der Ukraine hat das Potenzial, den Energiemärkten und insbesondere Europa weiteren Schaden zuzufügen. Jede zusätzliche Verzögerung bei der Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft würde das globale Wachstum belasten, und weitere geopolitische Spannungen wegen Taiwan sind nicht ausschliessen.

    Zu Beginn der ersten Phase des Jahres 2023 bleiben wir vorsichtig. Wir bevorzugen Qualität in allen Anlageklassen. Im Aktiensegment gefallen uns Unternehmen mit geringer Gewinnvolatilität und besserer Fähigkeit, die Margen zu halten. Bei Festverzinslichen favorisieren wir Investment-Grade-Papiere gegenüber Hochzinsanleihen und bei den Devisen Zufluchtswährungen wie den US-Dollar und den Schweizer Franken. Wir sind in Liquidität übergewichtet. Dies bietet uns die Flexibilität, Anlagechancen zu ergreifen, wenn sich die Bedingungen verbessern.

    Ein Höchststand der Realzinsen und ein Tiefpunkt der Wirtschaftstätigkeit sind zwei wichtige Hinweise auf veränderte Anlagechancen. Wir betrachten die beiden zu erwartenden unterschiedlichen Phasen des Jahres 2023 im Hinblick auf die unterschiedlichen Reaktionen, die sie in den Portfolios erfordern. In der vorliegenden Publikation stellen wir die beiden entsprechenden Ansätze für das kommende Jahr vor.

    Ein Höchststand der Realzinsen dürfte einen Wendepunkt an den Märkten markieren

    1. Ein Jahr der Umkehr: nach dem Wendepunkt Ausschau halten 

    Die Straffung der Geldpolitik in der westlichen Welt vor dem Hintergrund einer weltweiten Konjunkturabschwächung führt zu einem ungünstigen Umfeld für Risikoanlagen. Eine Rezession und weiterhin rückläufige Erwartungen für die Unternehmensgewinne sind die bedeutendsten Abwärtsrisiken für Aktien und Anleihen. Ein Höchststand der Realzinsen dürfte einen Wendepunkt an den Märkten markieren. Damit dieser Punkt erreicht wird, muss die Fed den Zinserhöhungszyklus unterbrechen, wenn die Inflation nachlässt und die Arbeitslosigkeit steigt. Wenn dieser Wendepunkt näher rückt, werden wir das Risikoniveau in den Portfolios allmählich anheben. Dazu werden wir die Duration bei Staatsanleihen sowie das Engagement in Gold sowie einigen Aktien und Unternehmensanleihen erhöhen. 

     

    Phase eins, vor der Wende: bis die Realzinsen den Höchststand erreichen, bleiben wir verhalten vorsichtig

    Der Fokus liegt … auf Anlagen, welche die Auswirkungen eines schwächeren Wachstums oder höherer Zinsen besser verkraften können

    2. Risikoanlagen vorerst untergewichten 

    Die makroökonomischen Bedingungen rechtfertigen ein vorsichtiges Engagement in Risikoanlagen. Der Fokus liegt stattdessen auf Anlagen, welche die Auswirkungen eines schwächeren Wachstums oder höherer Zinsen besser verkraften können. Konkret bedeutet dies, Qualitätsaktien, Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen zu halten. Dies geht auch mit einer Übergewichtung von Liquidität einher, um Chancen wahrnehmen zu können, sobald sie sich bieten. 

    Wir erwarten neue Tiefstände am Aktienmarkt … Wir halten Ausschau nach Qualitätsunternehmen mit geringer Gewinnvolatilität …

    3. Qualität und Diversifizierung über Anlageklassen hinweg bevorzugen 

    In den kommenden Monaten erwarten wir neue Tiefstände am Aktienmarkt. Hohe Kreditkosten begrenzen die Ausweitung der Bewertungskennzahlen (Multiples) von Unternehmen, und die Gewinnschätzungen werden laufend an eine Rezession angepasst. Vor diesem Hintergrund halten wir Ausschau nach Qualitätsunternehmen mit geringer Gewinnvolatilität und besserer Fähigkeit, die Margen zu verteidigen. Aktien solcher Unternehmen tendieren dazu, in Rezessionen oder bei Gewinnrückgängen eine Outperformance zu erzielen. Auf Sektorebene bevorzugen wir das Gesundheitswesen, da es hohe Margen, einen gewissen Inflationsschutz aufgrund einer hohen Preissetzungsmacht und attraktive Aktionärsrenditen bietet. Auch die Bewertungen sind im Vergleich zu anderen defensiven Wachstumssektoren nach wie vor historisch bescheiden. 

    Optionsstrategien … können Portfolios vor Verlusten schützen

    4. Asymmetrische Renditeprofile

    Optionsstrategien wie Put-Spreads auf Aktienindizes können Portfolios vor Verlusten schützen. Wir haben im Laufe des Jahres 2022 Absicherungen in unseren Portfolios implementiert und werden sie weiterhin im Einklang mit den Marktbedingungen taktisch verwalten. 

    … wir bevorzugen weiterhin widerstandsfähige Hedge-Fund-Strategien wie Global-Macro- sowie diskretionäre und quantitative Strategien

    5. Mithilfe alternativer Anlagen diversifizieren

    Da die Marktbedingungen relativ schwierig bleiben werden, bevorzugen wir weiterhin widerstandsfähige Hedge-Fund-Strategien wie Global-Macro- sowie diskretionäre und quantitative Strategien. Diese sollten für Diversifizierung sorgen, da sie in der Regel von einer Renditestreuung über verschiedene Anlageklassen und Regionen hinweg profitieren. Ihre typischerweise konvexen Profile sind auf die Performance in Extremphasen ausgerichtet. Sie sollten von dem volatilen Umfeld und einer begrenzten Korrelation mit den zugrunde liegenden Märkten profitieren. Einige Relative-Value-Strategien dürften ebenfalls attraktive Renditen bieten, sobald sich die Zinsen stabilisieren.

    Nach dem Wendepunkt dürfte der Dollar nachgeben

    6. Dollarstärke dürfte anhalten 

    Die Stärke des US-Dollar dürfte sich vor dem Erreichen des Wendepunkts fortsetzen. Der US-Währung kommen Zinsdifferenzen, die Liquiditätsverknappung und die Terms of Trade der USA zugute. Weitere Währungen, die von diesem Umfeld profitieren, sind der Schweizer Franken und möglicherweise der japanische Yen. Der Euro und das Pfund Sterling dürften zurückbleiben, weil sie unter grösseren strukturellen Problemen im Zusammenhang mit dem Energieschock leiden. Der chinesische Yuan dürfte sich ebenfalls unterdurchschnittlich entwickeln, da sich die robuste Zahlungsbilanz Chinas abzuschwächen beginnt. Nach dem Wendepunkt dürfte der Dollar nachgeben.

     

    Phase zwei, wenn die Realzinsen den Höchststand erreicht haben: wir erhöhen das Risiko in den Portfolios und nehmen eine moderat optimistische Haltung ein

    Mit niedrigeren Zinsen, einem schwächeren US-Dollar und einer Wiedereröffnung Chinas dürfte der Goldpreis steigen

    7. Gold dürfte interessanter werden

    Über weite Strecken des Jahres 2022 schwankte der Goldpreis zwischen der Unterstützung durch geopolitische Risiken und eine erwartete Rezession und dem Abwärtsdruck durch die Realzinsen und einen starken Dollar. Mit niedrigeren Zinsen, einem schwächeren US-Dollar und einer Wiedereröffnung Chinas dürfte der Goldpreis steigen. Im Oktober verkauften wir Put-Optionen auf Gold, um potenziell eine neutrale Positionierung zu erreichen. Durch den Verkauf von Put-Optionen, die aus dem Geld sind, können wir die derzeit hohe Volatilität des Goldmarkts potenziell monetisieren. Zugleich können wir unseren Kunden dadurch ein grösseres Engagement bieten, falls die Preise fallen.

    Sobald die Renditedifferenzen (Spreads) von Hochzins-Unternehmensanleihen eine Rezession stärker einpreisen …, wird dieses Segment einen attraktiveren Carry bieten

    8. Hochzins-Unternehmensanleihen werden immer attraktiver 

    Wenn sich die Anlegerstimmung aufhellt, steigt das Interesse an Risikoanlagen. Sobald die Renditedifferenzen (Spreads) von Hochzins-Unternehmensanleihen eine Rezession stärker einpreisen und die Zinsen sich stabilisiert haben, wird dieses Segment einen attraktiveren Carry bieten als Investment-Grade- und Staatsanleihen.

    Mit der Lockerung der finanziellen Bedingungen wird sich die Anlegerstimmung verbessern

    9. Aktien dürften eine Kaufgelegenheit bieten 

    Wenn die Inflation und die Gefahr höherer Zinsen allmählich nachlassen, profitieren die Aktienbewertungen und -Multiples. Mit der Lockerung der finanziellen Bedingungen wird sich die Anlegerstimmung verbessern, was wiederum den Kurs-Gewinn-Verhältnissen Auftrieb verleiht. Bis Mitte 2023 werden die Gewinn- und Umsatzerwartungen nach unten korrigiert. Dann werden die Marktteilnehmer allmählich in Richtung 2024 und eine Erholung nach der Konjunkturabschwächung blicken. Dies wird Chancen bieten, das Engagement in zyklischen Aktien und Wachstumstiteln zu erhöhen. 

    Wenn diese Impulsgeber zum Tragen kommen, dürften sich Aktien aus Schwellenländern besser entwickeln als Dividendentitel aus Industrieländern

    10. Schwellenländeraktien und auf Lokalwährung lautende Schwellenländeranleihen

    Nach einem Umschwenken der Fed erwarten wir eine Erholung von Schwellenländeranlagen. Dazu bedarf es jedoch eines Stimmungsumschwungs und einer Wachstumsdynamik. Wenn diese Impulsgeber zum Tragen kommen, dürften sich Aktien aus Schwellenländern besser entwickeln als Dividendentitel aus Industrieländern. Zudem dürfte dann die Attraktivität von Schwellenländeranleihen in Lokalwährung steigen. Wir schätzen die lokalen Zinsen der Schwellenländer angesichts der weit fortgeschrittenen geldpolitischen Zyklen bereits allmählich konstruktiver ein. Zugleich gehen wir davon aus, dass sich die Schwellenländerwährungen erst dann von ihrem niedrigen Niveau erholen, wenn sich die finanziellen Bedingungen verbessern. Nach dem Wendepunkt wird es Potenzial für Wertzuwachs bei Schwellenländeranlagen geben, da das Interesse der internationalen Anleger steigt und das Vertrauen in die Schwellenländer zunimmt.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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