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    Vorreiterrolle bei nachhaltigen Finanzen durch Klimatransparenz

    Vorreiterrolle bei nachhaltigen Finanzen durch Klimatransparenz

    Interview veröffentlicht in Le Temps, 13. März 2022

    Der von Präsident Putin ausgelöste Konflikt in der Ukraine bedroht das europäische und globale Gleichgewicht. Und er erinnert uns daran, dass die Freiheit und der Frieden, die wir in Europa geniessen, das Ergebnis ständiger Bemühungen und Verhandlungen sind. Dieser Krieg darf jedoch nicht unsere Aufmerksamkeit von einer anderen Krise ablenken – der Klimakrise. Hier sind wir die Akteure, und diese Krise bedroht unsere Lebensweise weltweit. Der jüngste IPCC-Bericht fordert uns auf, unsere Anstrengungen im Bereich nachhaltiger Finanzen zu verdoppeln, um den wirtschaftlichen Übergang zu unterstützen.

    In Europa wurde ein Grossteil der Vorschriften zu diesem Thema so gestaltet, dass sie zwischen "nachhaltig" und "nicht nachhaltig" unterscheiden. Die kürzlich erfolgte Aufnahme von Erdgas und Kernkraft in die europäische Taxonomie hat diese Bemühungen in eine Kontroverse verwickelt. Die kontroversen Meinungen in dieser Debatte machen deutlich, dass die Unterscheidung zwischen nachhaltig und nicht-nachhaltig nicht immer eindeutig ist. Dies hat einige Beobachter dazu veranlasst, sie als "gigantische Greenwashing-Operation" (Taxonomygate) zu bezeichnen.

    Abgesehen von der Kontroverse ist es zwar wichtig zu unterscheiden, was nachhaltig ist und was nicht. Jedoch ist es noch wichtiger, dass die Akteure des Übergangs – die Investoren und Sparer – wissen, was nachhaltig ist und was nicht. Viele Unternehmen im Industrie- und Materialsektor charakterisieren sich beispielsweise durch hohe Emissionen, eine starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und grosse Abfallmengen. Auch die Lebensmittelindustrie verbraucht z.T. erhebliche Mengen an Plastikmüll oder Wasser. Diese Auswirkungen verringern wir nur, wenn wir das Kapital in Unternehmen mit glaubwürdigen und ehrgeizigen Umstellungsplänen fliessen lassen. Es wäre daher unglücklich, sich auf den Kohlenstoff-Fussabdruck zu beschränken.

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    Jedoch ist es noch wichtiger, dass die Akteure des Übergangs – die Investoren und Sparer – wissen, was nachhaltig ist und was nicht

    Die Schweiz als Vorreiterin im nachhaltigen Finanzwesen

    Ende 2021 kündigte der Bundesrat an, "international führend in der nachhaltigen Finanzierung mit Klimatransparenz" sein zu wollen. Deshalb hat das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) die Entwicklung eines Mindestqualitätskriteriums für einen freiwilligen, von der Branche geführten Klimascore vorangetrieben. In der Praxis bietet dieser Klimascore den Marktteilnehmenden eine Orientierungshilfe bei der Bestimmung, inwiefern ihre Investitionen mit den Hauptzielen des Pariser Abkommens übereinstimmen: die Erwärmung auf deutlich unter 2°C und wenn möglich auf 1,5°C zu begrenzen. Der Klimascore bietet also eine wissenschaftliche Perspektive auf die Angemessenheit des Dekarbonisierungspfads von Finanzmarktinvestitionen.

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    Ein solcher Score, der Investoren und Sparer darüber informiert, auf welches Niveau der globalen Erwärmung ihre Investitionen ausgerichtet sind, könnte bemerkenswert intuitiv und effektiv sein. Denn er würde die Kluft zwischen der Investmentwelt und der Klimawissenschaft überbrücken.

    Ein solcher Score, der Investoren und Sparer darüber informiert, auf welches Niveau der globalen Erwärmung ihre Investitionen ausgerichtet sind, könnte bemerkenswert intuitiv und effektiv sein. Denn er würde die Kluft zwischen der Investmentwelt und der Klimawissenschaft überbrücken

    Ein Klimascore als Mass für den Übergang

    Die Klimabilanz-Initiative der Bundesregierung enthält eine zukunftsorientierte Komponente, und zwar in Form von Messungen des impliziten Temperaturanstiegs (ITR). Die Berechnung dieser ITRs erfordert wissenschaftliche Genauigkeit und Expertenurteile und beinhaltet notwendigerweise ein gewisses Mass an Schätzungen und Annahmen. Infolgedessen führen verschiedene Ansätze zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen über die Klimaausrichtung einer Investition oder eines Portfolios. Dazu gehören beispielsweise unterschiedliche Ansichten über die Glaubwürdigkeit der Emissionsreduktionsverpflichtungen von Unternehmen, die Schätzung der Emissionen von Unternehmen oder unterschiedliche Ansichten über die wirtschaftliche Tragfähigkeit verschiedener Dekarbonisierungspfade in einem bestimmten Sektor.

    Bis zu einem gewissen Grad sind diese Unterschiede wünschenswert. Und sie spiegeln die Komplexität des Klimawandels und die damit verbundene Unsicherheit wider. Dennoch ist es möglich, die Konvergenz von Ansätzen zu fördern und unerwünschte Quellen von Unterschieden zu beseitigen. Genau das ist das Ziel der Initiative der Bundesregierung, die auf der Arbeit des Portfolio Alignment Teams (PAT) aufbaut. Die PAT hat ihrerseits die sogenannte Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) damit beauftragt.

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    Letztendlich besteht das Ziel des SIF darin, ein Qualitätssiegel für Ansätze zu schaffen, die wir berechtigterweise verwenden können, um die Ausrichtung von Portfolios auf den Klimawandel zu bewerten. Insofern ist das Qualitätssiegel als Anreiz zur Förderung bewährter Verfahren gedacht.

    Am wichtigsten ist vielleicht, dass anerkannte Klimascores es den Anlegern ermöglichen würden, Unternehmen und Portfolios zu identifizieren, die sich auf glaubwürdige Weise nachhaltig entwickeln – und Fälle zu erkennen, in denen die Ansichten auseinandergehen; wie im Falle von Gas, Atomkraft oder einzelnen Unternehmen.

    Am wichtigsten ist vielleicht, dass anerkannte Klimascores es den Anlegern ermöglichen würden, Unternehmen und Portfolios zu identifizieren, die sich auf glaubwürdige Weise nachhaltig entwickeln

    Kurzfristig sollte die Verwendung dieser Kennzeichnungen die Anleger dazu ermutigen, eine umfassendere Perspektive einzunehmen. Dies bedeutet zum einen, dass sie über den aktuellen Fussabdruck der Unternehmen hinausblicken. Und zum anderen, dass sie sich auf die Qualität und Angemessenheit der Pläne eines Unternehmens konzentrieren, damit dieser Fussabdrucks im Laufe der Zeit verringert werden kann.

    Die Initiative des Bundesrates ist daher zu begrüssen – nicht als zusätzliche Regulierungsquelle, sondern als Mittel zur Förderung von kritischem Denken und wissenschaftlicher Untersuchung der Massnahmen und Fähigkeiten, die wir benötigen, um die Portfolioausrichtung während des Übergangs zu Netto-Null zu bewerten.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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