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Den fairen Preis für Kohlenstoff bezahlen
Der Artikel wurde erstmals veröffentlicht in Agefi am 15. Oktober 2020
Die Temperatur der Erde liegt heute 1 °C höher als 1850. Diese Erwärmung wurde hauptsächlich durch die Emission von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre verursacht, deren Konzentration die höchste seit 800'000 Jahren ist. Eine Möglichkeit, dieses wichtige Problemanzugehen, ist die Festlegung eines ‚wahren‘ Preises für die Emissionen. Es handelt sich hierbei um einen Finanzierungsmechanismus, der den CO2-Emittenten einen Anreiz bietet, sich an der Finanzierung des Übergangs zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell zu beteiligen.
Es gibt zwei Kohlenstoffmarktmechanismen: den Handel mit CO2-Emissionszertifikaten und Umweltkompensationssysteme. Ersteres ermöglicht es den Marktteilnehmern, das Recht auf zukünftige Umweltverschmutzung einzutauschen, während letzteres den Emittenten erlaubt, ihre bisherigen Reduktionen zu handeln. Das europäische System für den Emissionshandel (EU ETS, European Union Emissions Trading Scheme) beispielsweise wird ab 2021 das Umlaufvolumen um 2,2% pro Jahr, gegenüber bislang 1,7%, verringern. Diese Strategie wird es der Europäischen Union ermöglichen, sich auf das Ziel auszurichten, die Emissionen bis 2030 um 40% zu reduzieren. In Europa ist interessanterweise festzustellen, dass 43% der verfügbaren Zertifikate tatsächlich kostenlos sind, was insbesondere Fluggesellschaften bis 2026 begünstigt. Letztendlich kauft der Luftfahrtsektor lediglich 15% der benötigten Gutschriften, während die europäischen Energieerzeuger gezwungen sind, alle ihre Emissionsgutschriften zu erwerben.
Letztlich gelangen alle CO2-Emissionen unabhängig von ihrer geografischen Herkunft in dieselbe Atmosphäre.Ebenso nimmt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ab, unabhängig davon, welches Land die Reduktionsbemühungen unternimmt (ceteris paribus). Die Kohlenstoffmärkte basieren somit auf diesem Prinzip der Übertragbarkeit – solange das Gesamtvolumen der Emissionen sinkt, profitiert das Klima, ungeachtet dessen, wer auf welchem Markt kauft oder verkauft.
Artikel 6 des Pariser Abkommens sieht die Entwicklung eines robusten Buchführungssystems vor, um die Integrität der Emissionsverminderungen zu gewährleisten, zu denen sich die Länder verpflichtet haben. Zudem sieht er einen Rahmen vor, der die internationale Integration der nationalen Märkte ermöglicht. Dieser integrierte Marktmechanismus ist für die internationale Zusammenarbeit notwendig. Weitere Initiativen werden im privaten Sektor auf freiwilliger Basis entwickelt. Beispielsweise die von Mark Carney, dem Sondergesandten der Vereinten Nationen für Klimapolitik, initiierte Arbeitsgruppe, die zum Ziel hat, das Engagement der Unternehmen an den Märkten für Emissionsgutschriften zu fördern.
Der Preis eines Produkts wird immer durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Von Anfang an war das Angebot an Emissionszertifikaten strukturell grösser als die Nachfrage. Die Europäische Kommission reagierte 2019 mit der Bildung eines Reservefonds, die einen Teil dieses Überschusses auffängt. Wir sollten in den kommenden Jahren demnach einen Preisanstieg beobachten – was eine ausgezeichnete Nachricht für das Klima wäre.
Tatsächlich liegt der aktuelle Preis für ein Zertifikat, das den Ausstoss einer Tonne CO2 erlaubt, bei etwa 27 Euro. Gleichzeitig ist die Weltbank der Ansicht, dass der Preis zwischen 40 und 80 Dollar liegen müsste, um den Ambitionen des Pariser Abkommens zu entsprechen. Die Fluggesellschaften zu verpflichten, für ihre Emissionsrechte zu zahlen, sollte daher eine Priorität sein, um einen faireren Marktpreis zu ermitteln. Und zwar einen Marktpreis, der die wahren sozialen Kosten von Kohlenstoff widerspiegelt. Dies ist ein noch im Entstehen begriffener Bereich, da derzeit nur 20% der globalen Emissionen auf solchen Plattformen gehandelt werden.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
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