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    Welche Auswirkungen könnten die US-Wahlen auf die Weltwirtschaft haben?

    Wird sich die Geschichte im Jahr 2024 wiederholen? Donald Trump kämpft erneut mit Joe Biden um die US-Präsidentschaft. Die Lieferketten und die Inflation scheinen sich unterdessen allmählich zu normalisieren und von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und des Ukraine-Kriegs zu erholen. Ähnlich wie in der noch ferneren Vergangenheit spaltet sich die Welt offenbar wieder in rivalisierende geopolitische Blöcke.

    Die Parallelen zwischen heutigen und früheren Geschehnissen bedeuten jedoch nicht, dass wir sicher vorhersagen könnten, was der Welt in diesem Jahr bevorsteht. Diese Ansicht teilten alle Redner bei unserer Veranstaltung „Rethink Perspectives“, die kürzlich in London stattfand.

    „Das wirtschaftliche Umfeld erscheint einigermassen gesund – aber welchen Einfluss wird die Geopolitik haben?“, fragte unser Chefökonom Samy Chaar in seinem makroökonomischen Überblick bei Veranstaltungsbeginn. Gastredner Justin Webb, Moderator von BBC Radio 4 Today und vormals BBC-Redakteur für Nordamerika, sprach von einem „möglichen vorübergehenden Chaos“ bei einem Wahlsieg von Biden oder Trump.


    Makroökonomie vs. Geopolitik

    „Nach drei disruptiven Jahren sind die Wirtschaftsvariablen in den letzten sechs Monaten auf ihre langfristigen Normalniveaus zurückgekehrt“, sagte Chaar in seiner Eingangsanalyse des gesamtwirtschaftlichen Umfelds. „Die geopolitische Situation ist jedoch aufgeheizt, mit anstehenden Wahlen, bei denen viel auf dem Spiel steht. Könnten sich die massiven Störeinflüsse dadurch in den Jahren 2024 und 2025 fortsetzen?“

    Die aktuellen geopolitischen Spannungen hatten nach Chaars Worten bislang begrenzte Auswirkungen auf die globale Wirtschaftsaktivität. Die Wirtschaftsleistung habe sich branchen- und regionenübergreifend auf breiter Front verbessert. Laut Chaar beeinträchtigen die Unruhen im Nahen Osten zwar die Schifffahrt, aber nicht annähernd so stark wie die Pandemie. Die Lieferketten und -zeiten seien wieder „weitgehend normal“.

    Deutlich weniger ausländische Direktinvestitionen fliessen nach China. Gewinnt Donald Trump die US-Wahl, ist mit Zöllen zulasten Chinas zu rechnen

    Doch das „Block-Denken“ bewegt den Westen und China dazu, ihre Lieferketten zu entkoppeln. Ausländische Direktinvestitionen flössen nun deutlich weniger nach China, sondern eher nach Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko, Polen und in die Türkei, bemerkte Chaar. Und falls Donald Trump die US-Wahl gewinne, sei im Zuge der angekündigten „Zöllen für alle“ mit Zöllen zulasten Chinas zu rechnen, fuhr Chaar fort.

    Dies werde weltweit Folgewirkungen haben, ebenso wie politische Massnahmen der Republikaner zur Beschränkung der Migration. Wie Chaar ausführte, könnte die Lage am US-Arbeitsmarkt sich anspannen und die Löhne steigen lassen, was die Inflation wieder in die Höhe treiben würde. Auch die Demokraten könnten die Migration einschränken, meinte Webb, und Biden könnte ein härteres Durchgreifen als Möglichkeit ansehen, Wähler für sich zu gewinnen.

    Potenzielle Steuersenkungen in den USA könnten ebenfalls Auswirkungen auf die Inflation und die Zinsen haben. Dies würde Entscheidungsprozesse in aller Welt beeinflussen. Die US-Öffentlichkeit „konsumiert bereits, als gäbe es kein Morgen“, während die Verbraucher in der EU laut Chaar ihr Geld lieber sparen als ausgeben.

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    Anlegen in einer Welt unsicherer Wahlergebnisse

    „Wir leben in einer geopolitisch geprägten Welt, in der die USA unbestreitbar ein bedeutender Einflussfaktor sind.“ Dies konstatierte unser Global Chief Investment Officer Michael Strobaek bei seiner tiefgreifenden Analyse der Anlageüberzeugungen von Lombard Odier. Anlegerinnen und Anleger sollten nicht kurzfristig denken, sondern den Fokus auf langfristiges zukünftiges Wachstum legen und in ihren Portfolios eine strategische Vermögensallokation verfolgen, ergänzte er.

    Technologie ist in unserer zerrissenen Welt eine geostrategische Waffe geworden

    Strobaek wies darauf hin, dass Anleihen erstmals seit Jahren Renditen von 4% bis 5% bieten, sodass Anlegerinnen und Anleger viele interessante Alternativen zu Aktien haben. Aktien notieren auf Allzeithochs und US-Technologietitel erreichen Rekordwerte. In diesem Umfeld lautet die wichtigste Frage für chancenorientierte Anlegerinnen und Anleger, wie risikobereit sie sind und wie stark sie sich in Aktien engagieren wollen.

    Strobaek hält die Kursanstiege der als „Glorreiche Sieben“ bezeichneten Technologieaktien nicht für eine Blase. „Dies ist ein Produkt einer postpandemischen Welt. Technologieunternehmen haben durch den Bedarf an Telekommunikation und Homeoffice-Software eine dominante Stellung erlangt. Dieses Jahr dreht sich im Technologiesektor alles um künstliche Intelligenz. Technologie ist in unserer zerrissenen Welt eine geostrategische Waffe geworden.“

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    Unsere neue strategische Vermögensallokation und unser „Total Wealth“-Ansatz kombinieren für Anleger mit entsprechendem Profil liquide Anlagen mit Private Assets, also Privatmarktanlagen. Diese sind laut Strobaek „wichtig für die langfristigen Gesamtrenditen“. Private Assets können eine wichtige Rolle bei der Diversifikation von Portfolios ausserhalb börsennotierter Anlagen spielen. Sie eignen sich für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger, die eine angemessene Risikotoleranz besitzen und bereit sind, teilweise auf Liquidität zu verzichten. Sie profitieren zudem aktuell von positiven langfristigen Faktoren. Dazu zählt zum Beispiel, dass Banken von einigen Kreditformen Abstand nehmen und Unternehmen länger im Privatbesitz bleiben. Hier erkennen wir Chancen und bevorzugen mehrjährige Investitionen in einer Reihe von Private Assets. Dabei ist es wichtig, die besten Manager zu finden und einzubinden.
     

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    Wie weit werden die Zinsen 2024 sinken?

    Die Märkte haben ihre Erwartungen in Bezug auf Zinssenkungen in diesem Jahr stark nach unten korrigiert. Der Konsens prognostiziert drei US-Zinssenkungen. Wir erwarten aktuell, dass die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank ab Mitte 2024 vier Zinssenkungen um 25 Basispunkte vornehmen werden.

    „Wir befinden uns in einer neuen Normalität“, sagte Strobaek. „Wegen der Inflation sind die Zinsen wieder ein Thema. So etwas haben wir seit der Finanzkrise 2008 nicht erlebt. Das verändert unsere Einstellung zur Vermögensallokation grundlegend.“

    Wir erwarten aktuell, dass die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank ab Mitte 2024 vier Zinssenkungen um 25 Basispunkte vornehmen werden

    Die Aktienrisikoprämie ist dadurch gesunken und liegt nun unter ihren historischen Durchschnitten. Risikofreie Schuldinstrumente wie Anleihen bieten so gute Renditen wie seit über zehn Jahren nicht mehr.

    Donald Trump habe aber klargestellt, dass er keinen unabhängigen Fed-Vorsitzenden wolle, bemerkte Webb. Ausserdem seien Trumps Pläne für seine Amtszeit diesmal sehr viel geordneter als im Jahr 2020.


    Volkswirtschaften im Kampfmodus

    „Finanzielle Reaktionen erfolgen in der US-Wirtschaft schneller als irgendwo sonst auf der Welt“, erklärte Chaar. Doch nach seinen Worten ist die ganze Welt nach mehreren schwierigen Jahren „wieder zum Kampfmodus zurückgekehrt“. Das heisst, die Regierungen investieren in ihre Wirtschaft, wie zum Beispiel die USA mithilfe des Inflation Reduction Act. Dies macht die Wirtschaft des Landes widerstandsfähiger. Die Regierungen der EU-Länder reagieren darauf und versuchen ebenfalls, ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Zum einen wollen sie so mit den USA Schritt halten. Zum anderen wollen sie sich auf das vorbereiten, was eine Trump-Regierung für das Verhältnis zwischen den USA und dem Rest der Welt bedeuten könnte.

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    Auf die Frage des Publikums, was Lombard Odier dazu bewegen würde, die taktische Übergewichtung von US-Aktien zu überdenken, lautete die gemeinsame Antwort von Chaar und Strobaek: „Eine hartnäckige Inflation“. Es mag den Anschein haben, dass sich die Geschichte zum Teil wiederholt. Doch wie Frédéric Rochat, geschäftsführender Teilhaber von Lombard Odier, bei „Rethink Perspectives“ in London bemerkte, haben wir uns in über 225 Jahren stets an neue Realitäten angepasst.

    Die Bank wird die Wahlen im Jahr 2024 – nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Ländern der Welt – aufmerksam verfolgen. Dies wird ihre Einschätzungen in diesem Jahr entscheidend prägen. Besuchen Sie unsere neue Seite zum Thema Wahlen, um über unsere Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Wahlentscheidungen auf dem Laufenden zu bleiben.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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