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Das Netto-Null-Ziel birgt Fragen für jedes Unternehmen
Weltweit bekennen sich immer mehr Unternehmen dazu, Netto-Null-Emissionen anzustreben. Den Experten zufolge, die an der virtuellen Konferenz „Sustainable finance, carbon markets and Artificial Intelligence“ teilgenommen haben, müssen sich Unternehmen heute indes fragen, ob ihr Geschäftsmodell wirklich auf die Erreichung der CO2-Neutralität ausgerichtet ist.
Mächtige Kräfte rund um den Globus wirken auf das Netto-Null-Ziel hin. Regierungen und Unternehmen sind demnach gefordert, ihre Visionen und Geschäftsmodelle rasch anzupassen und den Netto-Null-Weg einzuschlagen.
Gemäss Dr. Christopher Kaminker, Head of Sustainable Investment Research, Strategy and Stewardship bei Lombard Odier, müssen sich Firmen Netto-Null-Emissionen zum Ziel setzen sowie überprüfen und anschliessend offenlegen, ob ihr Geschäftsmodell vor diesem Hintergrund profitabel sein wird.
Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, gilt es, unsere CO2-Emissionen bis 2030 um 50% und bis 2050 auf netto null zu reduzieren. Daraus könnten sich in den nächsten fünfzehn Jahren jährlich Anlagechancen in Höhe von USD 5,5 Billionen ergeben.
Marktverlagerungen
An der von SGInnovate gemeinsam mit der Schweizer Botschaft organisierten Onlinekonferenz in Singapur stand die Frage im Mittelpunkt, wie KI-Technologien und Innovation die Transparenz an den globalen Kohlenstoffmärkten verbessern können.
Ökologisch bessere Ansätze sind mittlerweile weltweit so stark in den Fokus gerückt, dass der Faktor Nachhaltigkeit die Entwicklung der Finanzmärkte massgeblich prägt. Wie Fabrice Filliez, der Schweizer Botschafter in Singapur, ausführte, gehört die Schweiz auf dem Gebiet der digitalen Nachhaltigkeitstechnologie zu den weltweit führenden Nationen. Die Zusammenarbeit mit Singapur leiste einen wichtigen Beitrag zur Zukunft unseres Planeten.
Botschafter Filliez machte die Konferenzteilnehmer darauf aufmerksam, dass ein Markt entstanden sei, der Unternehmen mittels Emissionszertifikaten dabei unterstütze, ihren CO2-Fussabdruck auf null zu reduzieren. In den letzten Jahren wurden zahlreiche CO2-Kompensationsprogramme geschaffen, die Unternehmen oder Privatpersonen erlauben, in nachhaltige oder ökologische Projekte zu investieren, um ihren CO2-Fussabdruck auszugleichen. Dr. Kaminker zufolge bilden diese Kompensationen eine wichtige Komponente der Klimawende. Allerdings mahnte er zur Vorsicht, da sie nicht immer glaubwürdig seien.
„Eine fachgerechte CO2-Kompensation kann Netto-Null-Strategien unterstützen, insbesondere in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren wie der Luftfahrt und der Landwirtschaft. Eine nicht fachgerechte Kompensation hingegen kann zu Greenwashing führen und unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben“, sagte er. Marion Verles, Chief Executive Officer der Zertifizierungsstelle SustainCERT, hielt fest, dass sich die Rolle von Kompensationen seit dem Pariser Abkommen laufend verändere und diese anders zu nutzen seien. So stünden uns in Zukunft Technologien für eine effizientere und präzisere Kompensation der CO2-Emissionen zur Verfügung. Die entsprechenden Prozesse würden auch ganz anders aussehen als die heutigen.
Dr. Lim Jui, Chief Executive von SGInnovate, stellte fest, dass zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele stärker zusammengearbeitet werde. Dies könne als Beleg dafür gesehen werden, dass die Welt erkannt habe, dass es ein Problem gebe. Und dass die Menschen nicht nur etwas dagegen tun wollten, sondern jetzt auch wirklich handelten. In Singapur sei kürzlich ein Plan zur Schaffung eines globalen maritimen Dekarbonisierungssystems ins Leben gerufen worden, sagte Dr. Jui. Die Maritime and Port Authority (MPA) von Singapur beabsichtige, langfristige Strategien für den Sektor und einen Plan zur maritimen Dekarbonisierung bis 2050 auszuarbeiten.
Bei Lombard Odier, so Dr. Kaminker, fliesse der Klimawandel als wesentlicher reeller Faktor in den Risiko- und Renditeentscheidungsprozess ein. „Die Anpassung an den Klimawandel und die zu seiner Abschwächung ergriffenen Massnahmen werden unseres Erachtens die Rentabilität wesentlich beeinflussen und eine Quelle bedeutender Anlagerenditen sein“, sagte er.
Die Schweiz ebnet den Weg
Gemäss Dr. Jui ist die Schweiz führend auf dem Gebiet des nachhaltigen Finanzwesens und gilt neben Singapur als Vorreiterin im Bereich Green FinTech.
Christoph Baumann, stellvertretender Sektionsleiter Versicherungen und Risiken im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, sagte, die Schweiz wolle ihre führende Position in diesem Bereich ausbauen und setze dabei auf drei Säulen: CO2-Bepreisung, Transparenz und Green FinTech.
„Der Klimawandel eröffnet Chancen und spielt KMUs und Start-ups in die Hände . Dies ist die Ära der Fintechs und Start-ups. Wir müssen ein Ökosystem fördern, in dem kleine Unternehmen gedeihen können“, hielt er fest.
Sopnendu Mohanty, der Chief Fintech Officer der Monetary Authority of Singapore (MAS), sagte, dass sich Asien in Bezug auf ein grünes Finanzwesen in einer anderen Ausgangssituation befinde als Europa. So gebe es beispielsweise in einigen Teilen der Region immer noch Menschen ohne Strom.
Die MAS hat kürzlich die Arbeit an Project Greenprint aufgenommen, einer Technologieplattform zur Förderung eines grünen Finanzsystems für KMUs und FinTechs. Denn diese haben oft nur schwer Zugang zu Kapital. Nach Ansicht von Sopnendu Mohanty könnte sich daraus ein Marktplatz ergeben, auf dem diese Firmen Investoren finden und sich beraten lassen können. Ausserdem würde er die Überwachung ihrer Nachhaltigkeitsziele ermöglichen.
Die grüne Zukunft: Was kommt als Nächstes?
Marion Verles zufolge stosse die Idee einer grünen Zukunft noch nicht überall auf Akzeptanz. „Die öffentliche Akzeptanz ist ebenfalls sehr wichtig. Der Weg dahin ist noch lang ... diese Botschaft müssen wir verbreiten", sagte sie. Sie hoffe darauf, dass die nächste Stufe eines nachhaltigen Finanzwesens eine breite Akzeptanz finde, weil sie mit besseren Arbeitsplätzen, einer verbesserten Gesundheit und einer grüneren Gesellschaft in Verbindung gebracht werde.
Dr. Kaminker erklärte, dass bei bestimmten Themen wie der Emissionsvermeidung noch kein internationaler Konsens erreicht worden sei. Vermiedene Emissionen sind Emissionsreduktionen, die ausserhalb des Lebenszyklus oder der Wertschöpfungskette eines Produkts, aber als Folge der Nutzung dieses Produkts entstehen.
„Zur Ermittlung dieser vermiedenen Emissionen sind komplexe Berechnungen erforderlich. Diese Emissionen müssen wir jedoch berücksichtigen. Als Beispiel seien Unternehmen genannt, die zwar einen grossen CO2-Fussabdruck haben, aber etwas produzieren, das in anderen Bereichen zur CO2-Reduktion beiträgt. Das ist ein Faktor, den es unbedingt zu beachten gilt“, hielt er fest. Die vermiedenen Emissionen sind zwar nützlich, um Unternehmen zu identifizieren, die klimarelevante Lösungen anbieten könnten. Doch sie dürfen nicht wie Kompensationen behandelt werden. Ausserdem bedarf es einer detaillierten Analyse, um Konsistenz sicherzustellen. Denn oft sind die Angaben von Unternehmen zu den vermiedenen Emissionen übertrieben und basieren auf unrealistischen Annahmen.
Zum Schluss wurden die Podiumsteilnehmer gefragt, womit ihrer Meinung nach im Bereich Sustainable Finance als Nächstes zu rechnen sei. Dr. Kaminker zufolge wird es um Naturkapital, Biodiversität und andere Formen naturbezogener Vermögenswerte gehen. „Viele Aspekte des Naturkapitals sind untrennbar mit dem Klimawandel verbunden. Aber ich glaube, dass die Anleger, der Markt und vielleicht sogar die Regulierungsbehörden ihre Aufmerksamkeit viel stärker auf Biodiversität und Abholzung richten werden – und auf die Qualität und den Bestand unseres Naturkapitals, von dem ein Grossteil unserer wirtschaftlichen Aktivitäten abhängt.“
Wichtige Hinweise.
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