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    Die Schweizer Inflation mit einem starken Franken bekämpfen

    Die Schweizer Inflation mit einem starken Franken bekämpfen
    Stéphane Monier - Chief Investment Officer<br/> Lombard Odier Private Bank

    Stéphane Monier

    Chief Investment Officer
    Lombard Odier Private Bank

    Kernpunkte

    • Die SNB ist bereit, zur Bekämpfung der Inflation einen stärkeren Schweizer Franken zuzulassen
    • Ein stärkerer Franken würde der Bilanz der SNB zugutekommen, die ausgedrückt als Anteil des BIP grösser ist als die Bilanz anderer bedeutender Notenbanken
    • Wir erwarten, dass das schweizerische BIP 2022 annualisiert etwa 2,5% wächst, analog zur Eurozone
    • In einem Jahr sehen wir EURCHF bei rund 0.93 und USDCHF bei rund 0.95.

    Die hohe Inflation hat die Geldpolitik weltweit umgewälzt. Wie die meisten Notenbanken begegnet die Schweizerische Nationalbank (SNB) den steigenden Preisen mit höheren Zinsen. Im Gegensatz zu anderen Währungshütern hat die SNB Bereitschaft bekundet, zur Unterstützung eines starken Schweizer Frankens zu intervenieren. Dies wäre eine Abkehr von der Politik einer Franken-Schwächung, die sie zwei Jahrzehnte lang verfolgt hat.

    Seit der grossen Finanzkrise 2008 haben die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank Anleihen gekauft, um ihre Bilanzen auszuweiten und die Märkte zu stützen. Die SNB hat hauptsächlich Anlagen in Fremdwährungen erworben, einschliesslich Euro und Dollar. Die Schweiz ist traditionell bestrebt, den Wechselkurs ihrer Währung niedrig zu halten, da die Wettbewerbsfähigkeit des Landes an den Exportmärkten vom Franken abhängt. Ein steigender Franken birgt auch das Risiko deflationärer Effekte im Inland, da die Verbraucher den Kauf von Waren, die günstiger werden könnten, aufschieben.

    Im Januar 2015 gab die SNB den Mindestkurs von 1.20 Schweizer Franken gegenüber dem Euro auf, wobei die Nationalbank weiterhin intervenierte. Ende 2021, als die Inflation in der Schweiz den höchsten Stand seit fast 30 Jahren erreichte, begann die SNB ihre Politik zu ändern. Sie verzichtete auf Interventionen, als der Euro-Franken-Kurs unter 1.10 fiel.

    Um auf die Aussicht steigender Zinsen in der Eurozone zu reagieren, erhöhte die SNB am 16. Juni ihre Zinsen. Die Anhebung um 50 Basispunkte war ihre erste Zinserhöhung seit 2007. SNB-Präsident Thomas Jordan erklärte, dass die Währungshüter Interventionen in beide Richtungen nicht ausschliessen, um bei Bedarf Devisen kaufen oder verkaufen zu können. Dies ist ein grosser Schritt für eine Notenbank, die den Schweizer Franken in den letzten 14 Jahren mehrheitlich verkauft hat.

    Eine starke Währung ist eine logische Reaktion, um Importe so billig wie möglich zu halten und die Verbraucherpreise einzudämmen. Die Inflation in der Schweiz stieg im Juli um 3,4% gegenüber dem Vorjahr. Das ist zwar weniger als die Hälfte des Anstiegs von 7,5%, der im selben Monat in Deutschland zu verzeichnen war. Doch ein Teil der Teuerung aus dem Ausland wird in die kleine, offene Volkswirtschaft der Schweiz importiert, wenn sie teurere Waren, einschliesslich Rohöl, und Dienstleistungen aus ihren Nachbarländern einführt. Entsprechend ist der Wechselkurs eine wichtige Komponente der Schweizer Inflation.

     

    Langfristige Stärke

    Die Stärke der Schweizer Währung ist kein ein- oder zweijähriges Phänomen. Vielmehr handelt es sich um eine langfristige Aufwertung. Nominal hat der Franken gegenüber dem Euro seit der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999 um 40% und gegenüber dem US-Dollar im gleichen Zeitraum um mehr als 30% zugelegt. Währungsbewegungen sind definitionsgemäss relative Veränderungen, und der Franken hat aufgrund der Nachfrage der Anleger nach einer Zufluchtswährung an Wert gewonnen. In jüngster Zeit war die Franken-Stärke eine Reaktion auf die Konjunkturabschwächung in der Eurozone, die geopolitischen Risiken wegen des Kriegs in der Ukraine und vor allem die rasch steigenden Energiepreise im Euroraum.

    Doch während sich der Franken nominal verteuert hat, ist dies real bzw. inflationsbereinigt nicht der Fall. Verglichen mit den höchsten Euro-Franken-Kursen von Anfang 2015, als die SNB den Mindestkurs gegenüber dem Euro aufhob, oder während der Schuldenkrise in der Eurozone 2011 hat die Schweizer Währung nominal um 9% aufgewertet. Inflationsbereinigt ist sie jedoch um etwa 12% schwächer. Dies erklärt, warum die SNB es sich jetzt leisten kann, eine stärkere Währung zuzulassen.

    Der Kauf des Schweizer Frankens würde dazu beitragen, die Bilanz der Nationalbank zu verkleinern

    Wenn die SNB Fremdwährungsanlagen verkauft, um den Schweizer Franken zu kaufen, würde dies dazu beitragen, die Bilanz der Nationalbank zu verkleinern, und gleichzeitig den Aufwertungsdruck auf den Franken verstärken. Die Bilanzsumme belief sich am 30. Juni 2022 auf CHF 990 Mrd., was etwa 140% des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Dies ist der höchste Anteil im Vergleich aller grossen Notenbanken.

    Von dieser Bilanzsumme entfallen rund 90% auf Devisenanlagen, die mehrheitlich auf US-Dollar und Euro lauten. Es handelt sich zu 75% um Anleihen und zu 25% um Aktien (siehe Grafik 1). Das Portfolio der SNB kann je nach Marktentwicklung Mark-to-Market-Verluste verzeichnen, sodass das Hauptrisiko in höheren Zinsen für Anleihen und rückläufigen Aktienmärkten besteht. Wertet der Schweizer Franken auf, so sinkt der Wert der Devisenanlagen in Franken.

    Angesichts steigender Zinsen im Jahr 2022 schreibt die Nationalbank Mark-to-Market-Verluste auf ihren Anleihepositionen. Für das erste Halbjahr 2022 hat die SNB einen Buchverlust von CHF 95,2 Mrd. ausgewiesen, was etwas mehr als 8% der Bilanz entspricht. In der Vergangenheit hat die SNB als Reaktion auf die Veränderungen an den Devisenmärkten unrealisierte Gewinne und Verluste aus ihren Positionen verbucht. 2021 erzielte die Nationalbank einen Bilanzgewinn von CHF 106 Mrd. und schüttete eine Dividende von CHF 6 Mrd. an Bund und Kantone aus.

    … die Schweiz bietet nach wie vor Chancen für eine Bottom-up-Titelauswahl

    Anpassungen auf Unternehmensseite

    Die Schweizer Unternehmen hatten jahrzehntelang Zeit, sich durch Innovationen und Effizienzsteigerungen an eine starke Währung und hohe Kosten anzupassen. Dies hat es vielen Sektoren auch ermöglicht, einen Aufschlag auf ihren Exporten zu verlangen. Hochwertige Güter wie Luxusuhren und Pharmazeutika sind vom starken Franken besonders wenig betroffen, während es für Sektoren wie Industriemaschinen und Chemie schwieriger ist, wettbewerbsfähig zu bleiben. Insgesamt erwarten wir, dass die Schweizer Branchen die Auswirkungen des Wechselkurses auf ihre Exporte abfedern und die höheren Kosten an die Kunden weitergeben können. Seit 2009 konnte die Schweiz ihren Anteil am globalen Warenhandel von 1,4% auf fast 1,7% steigern. Darüber hinaus ist ihr Handelsbilanzüberschuss für Güter weiter gewachsen (siehe Grafik 2).

    Zwar sind die Schweizer Exporte von Währungsschwankungen relativ abgeschirmt und reagieren weniger empfindlich auf die realen Wechselkurse. Doch würde sich eine Rezession in den wichtigsten Exportmärkten der Schweiz unweigerlich auf die Schweizer Wirtschaft auswirken. Vorläufig gehen wir davon aus, dass das annualisierte BIP des Landes 2022 um etwa 2,5% wachsen wird, analog zur Eurozone.

    Der Swiss Market Index (SMI), der die 20 liquidesten Aktien des Landes umfasst, hat seit Anfang 2022 12,7% eingebüsst. Gemessen in Schweizer Franken hat der Stoxx Europe 600 um 16,5% und der S&P 500 um 9,5% nachgegeben. Der Schweizer Mid- und Small-Cap-Index (SPI Extra) wiederum hat im Jahr 2022 21,6% verloren, da zyklische Sektoren wie Industrie oder Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe unter den höheren Kosten und der nachlassenden Nachfrage litten1.

     

    Stabile Gewinne und Vorsicht

    Die Schweizer Unternehmen warnen weiterhin davor, dass Druck auf den Lieferketten, steigende Kosten, Lohnerhöhungen, hohe Inflation und Rezessionsängste die Nachfrage beeinträchtigen werden. Viele sind zwangsläufig vorsichtiger, was die Umsätze für das zweite Halbjahr 2022 und bis ins Jahr 2023 hinein angeht. Der Gesundheitssektor könnte sich als Ausnahme erweisen, da er durch seine geringere Preiselastizität weiterhin besser vom makroökonomischen Umfeld abgeschirmt ist.

    Die Unternehmensgewinne in der Schweiz sind stabil geblieben, wobei sie in der Vergangenheit langsamer gewachsen sind als in anderen Regionen. In einem global diversifizierten Portfolio bieten die US-Aktienmärkte ein höheres, teureres Gewinnwachstum. Dennoch besteht am Schweizer Markt eine attraktive Möglichkeit, den Wert eines Portfolios zu steigern. Ganz gleich, ob Anleger nach höheren, stabilen Dividenden oder Positionen in führenden Industrie- und Technologiewerten suchen, die Schweiz bietet nach wie vor Chancen für eine Bottom-up-Titelauswahl.

    Wir beurteilen den Schweizer Franken positiv und verfolgen die Interventionen der SNB genau. In einem Jahr sehen wir EURCHF bei rund 0.93 und USDCHF bei rund 0.95, verglichen mit 0.96 für beide Währungspaare heute. Dass die Nationalbank neuerdings den Verkauf des EURCHF in Erwägung zieht, könnte unseren positiven Ausblick für die Schweizer Währung noch verstärken.

     

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    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig ist, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende

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