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Patrick Odier über das langfristige nachhaltige Denken von Lombard Odier
Am 9. Mai 2019 in der St. Gallen Business Review veröffentlichter Artikel
„Wir bei Lombard Odier glauben, dass die Nachhaltigkeitsrevolution der grösste Treiber für Kapitalerträge in der neueren Geschichte sein wird!"
Lombard Odier legt den Fokus stark auf Nachhaltigkeit. Wie ist es dazu gekommen?
Nachhaltiges Denken hat bei Lombard Odier lange Tradition. Es ist Teil unserer DNA und auch heute – 223 Jahre später – noch eine der Grundlagen unseres Erfolgs. Unsere unabhängige Partnerschaftsstruktur verleiht uns die Flexibilität in Generationen statt in Quartalen zu denken. So können wir uns darauf konzentrieren, unsere Kunden mit Weitblick zu betreuen. Und wenn wir Prioritäten setzen und in bestimmte Geschäftsaktivitäten investieren wollen, verfügen wir auch über die Ressourcen, die Flexibilität und die Agilität dazu. Wir sind also hervorragend positioniert, um Renditen für unsere Kunden zu erzielen, zumal die Nachhaltigkeitsrevolution immer weiter um sich greifen wird.
Wann haben Sie damit begonnen, nachhaltige Anlageprozesse einzuführen?
In den 1990er-Jahren erkannten wir eine steigende Nachfrage bei den Anlegern nach nachhaltigen und zu der Zeit ethisch vertretbaren Anlageprodukten. Die Kunden wollten insbesondere besser verstehen, nach welchen Grundsätzen die Unternehmen, in die sie investierten, geführt werden. Dies veranlasste uns, die Ethos Foundation zu gründen, eine Organisation, die sich für Nachhaltigkeit bei institutionellen Anlegern stark macht. Wir sahen es als unsere Pflicht, den wachsenden Bedenken unserer Anleger Rechnung zu tragen und nachhaltiges Investieren zu fördern. Lombard Odier verfolgte mit diesem Projekt jedoch keine direkten kommerziellen Interessen. Von Mitte der 1990er-Jahre bis etwa 2005 entwickelten wir unsere eigenen nachhaltigen Anlagemethoden. Gleichzeitig etablierten sich internationale Standards wie die von uns schon früh unterzeichneten UN Principles of Responsible Investing (PRIs).
Nach dieser ersten Phase, wollten wir für bestimmte Vermögensklassen spezialisierte Anlagestrategien anbieten, wobei die Anlagekategorie der Aktien für uns die logische Wahl war. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die Zusammenarbeit mit Generation Investment Management, ein von Al Gore und David Blood gegründetes Unternehmen, das auf dem Gebiet der globalen nachhaltigen Aktien Pionierarbeit verrichtete. Seit nunmehr zwölf Jahren verbindet unsere Unternehmen eine exklusive Partnerschaft.
Wie sieht es mit den anderen Vermögensklassen aus?
Auch bei festverzinslichen Wertpapieren war das Interesse gross, so dass wir eine Partnerschaft mit Affirmative Investment Management (AIM) eingegangen sind, um ein entsprechendes Angebot für „Green Bond"-Strategien zu entwickeln. Um das Anlageuniversum zu erweitern und Anleihen von klimafreundlichen Unternehmen, die keine reinen Öko-Anleihen begeben, einzubeziehen, haben wir die innovative Lösung „Climate Bond“ entwickelt.
Schliesslich haben wir uns vor drei Jahren entschieden, Nachhaltigkeit in unsere gesamten Anlageprozesse einzubetten, da wir zur Überzeugung gelangt sind, dass nachhaltige Anlagen mittelfristig höhere Portfoliorenditen generieren werden.
Lombard Odier unterscheidet nicht zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Portfolios. Nachhaltiges Investieren ist keine Frage des Produkts, sondern eine Frage der Anlagephilosophie. Als Treuhänder für das Vermögen unserer Kunden sind wir der Auffassung, dass Nachhaltigkeit die beste Quelle für zukünftige Renditen sein wird, und zwar für alle Anlageportfolios. Deshalb sind nachhaltige Investitionen im besten Interesse unserer Kunden.
Wie sieht Ihr nachhaltiger Investmentansatz heute aus?
Bei der Integration von Nachhaltigkeit in Portfolios verfolgen wir ein Drei-Säulen-Prinzip. Wir glauben, dass diese Säulen miteinander verbunden und voneinander abhängig sind – wenn man eine entfernt, wird das gesamte System viel anfälliger. Die erste Säule umfasst eine Bewertung der Nachhaltigkeit des Finanzmodells. Kann ein Unternehmen weiterhin überdurchschnittliche Erträge erwirtschaften? Ist es wahrscheinlich, dass es seine Kreditqualität und Solvenz aufrechterhält?
Im Rahmen der zweiten Säule befassen wir uns mit der Nachhaltigkeit der Geschäftspraktiken eines Unternehmens. Wie gut wird das Unternehmen im Kontext des breiteren Ökosystems seiner Anspruchsgruppen geführt? Hier kommen die Kriterien Umwelt, Soziales und Governance (ESG) zur Anwendung, wobei die Verfügbarkeit und Qualität der Daten von entscheidender Bedeutung ist. Je mehr nichtfinanzielle Daten wir erhalten und je aussagekräftiger diese sind, desto einfacher lassen sich Fehler im System aufspüren und ein wirkliches Verständnis darüber gewinnen, ob ein Unternehmen tatsächlich zu nachhaltigeren Geschäftspraktiken übergeht.
Doch Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht auf ESG. Deshalb befasst sich unsere dritte Säule mit der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle von Unternehmen. Wie werden die verschiedenen Sektoren von der anhaltenden Transformation der Volkswirtschaften profitieren? Inwiefern müssen sie sich anpassen? Kann Kohle weiter in einer Welt konkurrieren, in der die Kosten erneuerbarer Energien rasant sinken? Wie gross ist das Risiko verlorener Anlagen für ein Unternehmen? Welches sind die Energiequellen der Zukunft?
Angesichts des Ausmasses und der Geschwindigkeit der Nachhaltigkeitsrevolution überprüfen und verbessern wir ständig unsere Prozesse. Wir wollen diejenigen Geschäftsmodelle eruieren, die sich am besten eignen, um von der künftigen Wirtschaftstransformation zu profitieren.
Wie sehen Sie die Schweiz in Bezug auf Nachhaltigkeit? Sind wir auf dem richtigen Weg?
Wir wollen natürlich dazu beitragen, dass sich die Schweiz und ihre Finanzindustrie behaupten und bei der Antizipation zukünftiger Nachhaltigkeitsentwicklungen eine Vorreiterrolle einnehmen können. Und ich glaube, das ist derzeit der Fall. Die Schweiz ist privilegiert, indem sie über eine starke und gut qualifizierte Talentbasis sowie einen einfachen Zugang zu Kapital verfügt. Diese Vorteile im Rahmen des Nachhaltigkeitsmodells zu verbinden und dann auszuspielen, wird uns zusätzliche Renditechancen eröffnen. Die Schweiz als exportorientierte Volkswirtschaft kann ihre globale Wettbewerbsfähigkeit verbessern und von ihr profitieren, wenn es ihr gelingt, die öffentliche Politik mit den Geschäftspraktiken im Bereich der Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Daher sind sowohl mikro- als auch makroökonomische Initiativen unerlässlich.
In welche Bereiche würde Lombard Odier nicht investieren, weil damit gegen die Grundsätze der Bank verstossen würde?
Die Ausschlusspolitik institutioneller Anleger, insbesondere in Nordamerika, war ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu nachhaltigem Investieren. Aus unserer Sicht trägt ein ganzheitlich orientierter nachhaltiger Ansatz wesentlich besser zum Risikoprofil eines Portfolios bei. Bei Lombard Odier gelten für die gesamte Gruppe indes Weisungen, die Investitionen in umstrittene Waffen und wesentliche Lebensmittelrohstoffe verbieten. Dies ist auf geschäftsethische Überlegungen zurückzuführen.
Auch wenn derartige Weisungen die von den Anlegern vertretenen Werte sehr wirksam zum Ausdruck bringen, tragen Sie nicht unbedingt zum Wandel in einer Branche bei. Nach unserem Dafürhalten lassen sich mit dem vorhin genannten Drei-Säulen-Ansatz bessere Ergebnisse erzielen.
Lombard Odier wurde 1796 gegründet – wie stellen Sie sicher, dass die Bank auch in den nächsten hundert Jahren floriert?
Nun, wir wollen unser unabhängiges Beteiligungsmodell beibehalten, das uns hilft, einige der heutigen Interessenkonflikte in der Finanzwelt zu vermeiden. Wir tun dies, indem wir uns auf ein einziges Geschäft konzentrieren – die Vermögensverwaltung. Es gibt keine Quersubventionierung einzelner Geschäftsbereiche. Wir treffen zudem als Unternehmen keine Entscheidungen, die nicht im direkten Interesse unserer Kunden liegen. Bei Lombard Odier handeln wir als verantwortungsbewusste Unternehmer und richten die Interessen unserer Kunden und unsere eigenen langfristig aufeinander aus.
Darüber hinaus möchten wir, dass unser Top-Management und unsere Experten die Kunden persönlich betreuen. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass in unseren wöchentlichen Managing Partner-Meetings den Erfahrungen und Bedürfnissen unserer Kunden angemessene Priorität eingeräumt wird.
Wie kann Lombard Odier eine Weissgeldstrategie durchsetzen und sicherstellen, dass die Bank ihre Kunden kennt und die Vermögen korrekt besteuert werden?
In den letzten Jahrzehnten hat es diesbezüglich einen tief greifenden Wandel gegeben. Persönlich war ich schon sehr früh davon überzeugt, dass der Paradigmenwechsel hin zur steuerlichen Transparenz vollzogen werden muss. Lombard Odier kam in dieser Zeit des Wandels zugute, dass die Bank nicht von einem bestimmten Klientel abhängig war.
Unser Geschäftsmodell war – und ist heute noch – darauf ausgerichtet, Anlageexpertise und ganzheitliche Beratung anzubieten, während wir bereits früh in unserer Geschichte über Geschäftsfelder und Regionen hinweg zu diversifizieren vermochten. Lombard Odier verfügt über einen breit gefächerten Kundenkreis von Unternehmern, Familien, institutionellen und Technologie-Kunden nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Europa und der übrigen Welt.
Gemeinsam mit der Financial Times haben Sie eine Video-Serie mit dem Titel „FT Rethink“ produziert, in der Themen wie „Micro Homes“, „Recycling“ und „Deep Sea Mining“ beleuchtet werden. Was versprechen Sie sich davon?
Wir wollen sicherstellen, dass aufschlussreiche Beiträge zu Nachhaltigkeitsthemen geleistet werden. Wir verstehen uns nicht als Spezialisten auf all diesen Gebieten, doch möchten wir Experten finden, die erklären können, was sich hinter diesen wichtigen Themenkreisen verbirgt. Indem wir diese Einblicke schneller teilen, wollen wir Veränderungen anstossen, auch in der Art und Weise, wie wir investieren. Wir haben unser Engagement für Nachhaltigkeit bewusst öffentlich gemacht, in der Absicht, die Finanzindustrie zu ermutigen, diesen Weg mit uns zu beschreiten.
Sie haben bereits erwähnt, dass nachhaltige Anlagen in den letzten Jahren sehr attraktiv waren. Warum springen nicht alle Unternehmen auf diesen Zug auf?
Erstens ist die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen weltweit noch nicht richtig ausgerichtet. Einige Finanzinstitute sind möglicherweise in Bereichen tätig, in denen sich die Nachfrage bereits entwickelt hat; andere sind in Märkten aktiv, wo dies noch nicht der Fall ist.
Zweitens waren nicht alle Akteure in der Lage, die entsprechende Expertise in diesem Bereich zu entwickeln. Dazu bedarf es neben erheblichen Investitionen noch viel mehr ... etwa einen grundlegenden Umdenkprozess. Ausserdem glaube ich, dass Wissenschaft, Politik, Industrie und Finanzwelt zusammenspannen müssen, um Ergebnisse zu erzielen. Und das ist noch lange nicht überall der Fall.
In der Schweiz übernehmen jedoch einige führende Finanzinstitute eine Vorreiterrolle in dieser Hinsicht – und wir sind stolz darauf, dass auch Lombard Odier dazu gehört. Wir haben kürzlich die B-Corp-Zertifizierung erhalten. Sie bescheinigt uns als global führenden Vermögensverwalter eine Führungsrolle und ein wirkungsvolles Engagement in Sachen Nachhaltigkeit.
Würde eine Regulierung in diesem Bereich den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft nicht beschleunigen?
Die Vorschriften in diesem Bereich sollten vor allem ausgewogen sein und positive Anreize schaffen. Dies erfordert aber Zeit, Erfahrung und erhebliche Ressourcen.
Persönlich denke ich, dass es in diesem Bereich eine stärkere Regulierung geben wird. Meines Erachtens aber wäre es wichtig, dass die Branche eine Führungsrolle übernimmt, damit eine zu strikte Regulierung vermieden wird, die nicht den Realitäten unseres Geschäfts entspricht. Lombard Odier will den regulatorischen Entscheidungsprozess im Bereich Nachhaltigkeit jedenfalls aktiv mitgestalten.
Was sind Ihre persönlichen Erwartungen an Hochschulabsolventen, die sich bei Lombard Odier bewerben wollen?
In Talente zu investieren ist für uns sehr wichtig. Deshalb sind wird erfreut darüber, dass wir seit unserem öffentlichen Bekenntnis zur Nachhaltigkeit eine Rekordzahl von Top-Talenten für unser Unternehmen gewinnen konnten.
Gefragt sind sowohl analytische Fähigkeiten als auch eine starke Überzeugung. Die junge Generation hat sich schon viel früher mit Fragen der Nachhaltigkeit beschäftigt, und das ist ein Vorteil. Wir suchen aber auch nach Menschen mit Investmenterfahrung, die neue Methoden und Instrumente entwickeln können. Auch die Kompetenz im Datenmanagement wird immer wichtiger.
Denn nachhaltiges Investieren bedeutet, nicht nur die quantitativen, sondern auch die qualitativen Aspekte eines Unternehmens oder Emittenten zu kennen. Ein kritischer Verstand sowie eine stark ausgeprägte Urteilsfähigkeit sind sehr wünschenswerte Eigenschaften.
Daher sind neben einem rechtlichen, wirtschaftlichen, technologischen oder quantitativen Hintergrund auch ergänzende Kompetenzen in Bereichen wie Geschichte oder Philosophie kein Nachteil. Denn diese Fähigkeiten können wertvolle Einblicke liefern, wie sich Unternehmen anpassen werden, wo und wie die Verbrauchernachfrage entsteht und wie Nachhaltigkeit kommuniziert wird. Die richtige Mischung aus Persönlichkeit, Denkweise und Erfahrung ist wichtiger als ein bestimmter Abschluss. Wir wollen bei Lombard Odier so rasch wie möglich die „Manager von morgen“ in unseren Reihen wissen.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend "Lombard Odier") herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
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