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Von der Nachhaltigkeit hängt letztlich unsere Entwicklung ab
Sphère hat den Artikel am Januar 2019 publiziert
Welche Veränderungen haben die Asset Management-Branche in den letzten fünf bis zehn Jahren aus Ihrer Sicht am meisten beeinflusst?
Zunächst einmal habe ich den Eindruck, dass im Moment eine Polarisierung innerhalb des Sektors stattfindet. Zum einen befindet sich der passive Anlagestil im Aufwind, was im Wesentlichen mit Kostensenkungsbestrebungen zu tun hat. Zum anderen sehen wir auf der aktiven Seite eine fortschreitende Spezialisierung bei High Conviction-Strategien, wobei der Manager sein Risikobudget voll ausreizen kann.
Eine zweite, meines Erachtens wichtige Tendenz, ist die Nachfrage institutioneller Anleger nach sehr spezifischen Lösungen. Die Anlagestrategien von Versicherungen, Staatsfonds oder Zentralbanken werden immer ausgeklügelter.
Ein dritter wichtiger Trend ist im Bereich des Fondsvertriebs durch Dritte wie z.B. Privatbanken feststellbar. Diese machen ungefähr die Hälfte unseres verwalteten Vermögens aus. Die Einführung von MiFID II und die Auswirkungen dieser Richtlinie auf Retrozessionen hatten erhebliche Folgen für den Sektor, denn unsere Kunden wollen mit möglichst wenigen Vermögensverwaltern zusammenarbeiten. Im Übrigen vertiefen sie eher ihre partnerschaftliche Beziehung mit uns, wobei wir auch da bestrebt sind, ihnen innovative Lösungen und neue Interaktionsmöglichkeiten anzubieten.
Auf welche Tendenzen möchten Sie in den kommenden Jahren setzen?
Nachhaltigkeit bzw. die so genannten «ESG-Kriterien» sind mittlerweile zu einer fundamentalen Wachstumsachse für unsere Branche geworden. Dies ist bei Weitem kein Thema, das gerade in Mode ist, sondern ein Vorzeichen eines gewaltigen Wandels in vielen Bereichen der Wirtschaft. Diese Dimension mussten wir in einer sehr strukturierten Weise einbeziehen, denn sie betrifft unser gesamtes Anlagespektrum. Wir sind im Übrigen überzeugt, dass die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit für Anleger in den kommenden Jahren eine wichtige Performancequelle sein wird.
Lombard Odier Investment Managers umfasst heute fünf Geschäftsbereiche: Aktien, Wandelanleihen, festverzinsliche Wertpapiere, Multi-Asset und alternative Anlagen. Daher haben wir Nachhaltigkeit zu einem Kern unserer Long-only-Strategien gemacht und wollen dies bei unseren alternativen Anlagestrategien ebenfalls umsetzen. Wir konnten uns nicht damit begnügen, hier und da ein paar ESG-Kriterien anzuwenden und dies auch nur in einem Teil unserer Portfolios. Wir wollten unbedingt erreichen, dass Nachhaltigkeit unser gesamtes Angebot definiert, denn es erscheint uns offensichtlich, dass das Thema auf längere Sicht unsere Entwicklung bestimmen wird.
Wie haben Sie die Nachhaltigkeit in Ihre Geschäftsbereiche integriert?
Unser Ansatz stützt sich auf drei Säulen. Die erste bezieht sich auf die Nachhaltigkeit des Finanzmodells. Dies ist der Punkt, an dem man ansetzen muss. Was beispielsweise Aktien anbelangt, werden rentablere Unternehmen outperformen, wobei wir uns in erster Linie auf die Cashflow-Generierung, die Kapitaleffizienz und die Abhängigkeit von den Märkten konzentrieren. Das reicht aber nicht aus, um alle Parameter, die über Wachstum und Entwicklung eines Unternehmens entscheiden, zu kennen. Daher haben wir eine zweite Säule hinzugefügt, welche die Geschäftspraktiken der Unternehmen im Hinblick auf ESG-Kriterien bewertet. Diese Grundlagenarbeit wird von Lombard Odier seit mittlerweile 20 Jahren geleistet, denn unsere geschäftsführenden Teilhaber haben sehr früh verstanden, was im Zusammenhang mit dieser Problematik alles auf dem Spiel steht. Alle unsere Portfolio Manager erhalten heute die von uns erstellten ESG-Analysen.
Ausserdem haben wir eine dritte Säule hinzugefügt, die wir für ebenso wesentlich halten: Die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells. Wir wollen und müssen erfassen, wie die Unternehmen ihre Strategie an ein globales Umfeld anpassen wollen, das sich zurzeit von Grund auf wandelt. Sie sind mit eher schwerfälligen strukturellen Trends konfrontiert, und wir wollen sicherstellen, dass sie fähig sind, den Wandel zu steuern.
Diese drei Säulen bzw. Informationsquellen werden von uns herangezogen, um über den Kauf und Verkauf von Anlagen zu entscheiden. Bei der ersten und der zweiten Säule haben wir bereits grosse Fortschritte gemacht. Die Analyse des Geschäftsmodells bedarf weiterer Anstrengungen, um den Ansatz zu perfektionieren.
In Bezug auf die Nachhaltigkeit sprechen Sie sogar von Revolution. Was rechtfertigt diese Bezeichnung?
Es trifft absolut zu, von einer Revolution zu sprechen. Das Thema Nachhaltigkeit hat Auswirkungen, die mit der industriellen Revolution vergleichbar sind, und verbreitet sich so schnell wie die digitale Revolution! Der Druck, der zurzeit an verschiedenen Stellen ausgeübt wird, forciert die Entwicklung. Das soziale Bewusstsein hat inzwischen eine solche Bedeutung erlangt, dass es grosse Veränderungen der Haltung zu wichtigen gesellschaftlichen Themen wie z.B. der Klimaerwärmung oder der gesellschaftlichen Ungleichheit einleiten kann.
Dies führt zu einer politischen Agenda und neuen Gesetzen, die diese Veränderungen festschreiben. Dabei denke ich an die UN-Klimakonferenz, aber auch an das Dieselproblem im Automobilsektor oder den Zucker in Lebensmitteln, ein ebenso heikles Thema.
Darüber hinaus werden die Investoren eine entscheidende Rolle spielen. Sie sind heutzutage mehr als nur Beobachter. In der Zukunft werden sie bevorzugt in Unternehmen anlegen, die in der Lage sind, sowohl ihre Geschäftspraktiken als auch ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Wer dabei nicht mitmacht, könnte untergehen.
Wie weit geht Ihres Erachtens das Engagement der Anleger?
2017 enthielten nicht einmal 5% der Ausschreibungen, an denen wir teilnahmen, Fragen zu ESG-Kriterien. 2018 gingen aber schon knapp 40% auf diese Punkte ein!
Welche drei Zahlen ausser diesen 40% könnten das Jahr 2018 für Lombard Odier Investment Managers zusammenfassen?
Für das Portfolio Management war es ein sehr gutes Jahr, denn zwei Drittel unserer Fonds übertrafen ihre Benchmarks. Das wäre also die erste Zahl. Die zweite ist, das Dutzend Experten, die wir dieses Jahr im Bereich Sales & Marketing eingestellt haben, um die Einführung unseres Angebots an nachhaltigen Anlagen voranzutreiben. Nachdem wir es überarbeitet haben und in der Lage sind, unseren Kunden ein schlüssiges Angebot zu unterbreiten, können wir uns auf den Vertrieb konzentrieren.
Die wichtigste Zahl ist für mich schlussendlich aber der Anteil, den die ESG-Komponente inzwischen im Anlagebereich ausmacht. 90% unseres Mainstream-Angebots berücksichtigt nun die drei Nachhaltigkeitssäulen. Dies verdeutlicht sehr gut, in welche Richtung wir Lombard Odier Investment Managers steuern wollen. Die Welt verändert sich, die Gesellschaft verändert sich, die Wirtschaft verändert sich und auch wir erschliessen neue Wege für unsere Anleger.
Wie wird sich die Wirtschaft 2019 aus Ihrer Sicht entwickeln? Welche Szenarien erwarten Sie?
Die Outperformance der US-Finanzmärkte hat das Jahr 2018 geprägt, aber wir glauben, dass sich dieser Trend umkehren wird. Die Wirtschaft tritt in eine spätzyklische Phase ein, und Trumps Massnahmen zur Konjunkturankurbelung verlieren an Wirkung. Allerdings bahnt sich, unseres Erachtens, eine umfassende Entkopplung der Schwellenländermärkte an. Die Handelsspannungen zwischen China und den USA dürften abflauen.
Nach unserem Dafürhalten ist nun der perfekte Zeitpunkt für eine strategische Allokation in den Schwellenländern. In diesen Märkten ist die Korrelation zwischen Anleihen und Aktien deutlich zurückgegangen; dies gilt besonders für Hartwährungsländer. Daher ist es jetzt viel interessanter, beide miteinander zu kombinieren und so die Allokationen zu diversifizieren umso die Portfolios stabiler zu machen.
Wie lauten Ihre Prognosen für festverzinsliche Anlagen?
Das Umfeld ist nicht ideal. Sowohl das Liquiditäts- als auch das Zinsrisiko sind hoch. Allerdings erscheint besonders ein Segment interessant: Papiere mit BBB-, BB- oder Crossover-Rating, also der Bereich zwischen Investment Grade und High Yield. Es bietet einen guten Kompromiss zwischen Kredit und Duration. Die Renditen sind sehr attraktiv und das Ausfallrisiko sehr gering.
Allgemein konzentrieren wir uns mehr auf das Drawdown-Management in der Aktienkomponente und sprechen viel mehr über Konvexität mit Kunden, die ein grösseres Interesse an Nischen wie etwa Wandelanleihen zeigen. Angesichts der herrschenden Unsicherheit suchen sie nach innovativen Lösungen mit stärkerer Dekorrelation. In der Vermögensverwaltung musste man wahrscheinlich noch nie so kreativ sein wie heute.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend "Lombard Odier") herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
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