Frauen und Investitionen
Der Blickwinkel der Frauen auf Anlagen und die Vermögensverwaltung hat sich verändert. Sie erwarten massgeschneiderte Angebote, die ihren Bedürfnissen entsprechen. In einem Umfeld, in dem die Personalisierung der Dienstleistungen eine wichtige Herausforderung darstellt, stellt sich die Frage, wie die Privatbanken darauf reagieren können.
Gemäss dem Beratungsunternehmen Boston Consulting Group besassen Frauen 2016 einen Drittel der globalen Vermögenswerte. Dieser Anteil nimmt rasch zu. Das Unternehmen schätzt jedoch, dass 65% unter ihnen den Vermögensverwalter wechseln, da sie mit den erbrachten Dienstleistungen nicht zufrieden sind1. Tatsächlich haben mehrere Umfragen ergeben, dass Frauen vom Finanzdienstleistungssektor mehr enttäuscht waren als von jedem anderen Bereich2.
Die Privatbanken und die Vermögensverwalter sind sich der Bedeutung der weiblichen Kundschaft bewusst und erforschen Wege, um ihnen Lösungen anzubieten, die ihre Erwartungen erfüllen. Es bestehen beispielsweise frappante Unterschiede zwischen den Lebenszyklen von Frauen und Männern: Frauen leben oft länger als Männer, und viele von ihnen unterbrechen ihre Karriere oder verzichten auf gut honorierte Stellen, um Zeit für ihre Kinder zu haben. Ausserdem scheint eine grosse Anzahl von Daten darauf hinzuweisen, dass Frauen auf eine andere Art investieren. Professor Terrance Odean von der Haas School of Business (Berkeley) untersuchte in den 1990er-Jahren über einen Zeitraum von sechs Jahren die Anlagemuster von Frauen und Männern. Er stellte fest, dass Männer 45% häufiger Handelsgeschäfte tätigen als Frauen und so im Durchschnitt einen Prozentpunkt an Rendite verlieren3. Darüber hinaus kam eine von Barclays Capital und Ledbury Research durchgeführte Studie zu dem Schluss, dass Anlagen von Frauen eher erfolgreich seien, da sie eine langfristigere Strategie verfolgen würden4.
Die Erfahrungen lassen darauf schliessen, dass Frauen Anlagen suchen, die mit ihren Werten zu vereinbaren sind und ethische und philanthropische Investitionen bevorzugen. Einer aktuellen Umfrage5 zufolge erklärten nahezu drei Viertel der vermögenden amerikanischen Frauen, dass sie vor einer Anlageentscheidung die sozialen, politischen oder umweltspezifischen Aspekte evaluieren würden. Der entsprechende Anteil bei den Männern lag bei unter 50%. Der wesentliche Faktor dürfte sein, dass sich Frauen auf dem Gebiet der Finanzen weniger wohl fühlen als Männer6, selbst bei vergleichbarem Wissen.
Wie soll auf diese Tendenzen reagiert werden? Welche Lösungen sollen den Erwartungen von Frauen bezüglich Anlagen und Vermögensverwaltung angeboten werden? Im Folgenden teilen uns die Spezialisten von Lombard Odier ihren Standpunkt zu dieser Thematik mit.
Joëlle Pacteau, Head of French and Belgian Market, Bank Lombard Odier &Co AG
Die Idee, die weibliche Kundschaft auf eine andere Weise anzugehen, kann zu Kontroversen führen. Wenn es um Frauen und ihre Anlagen geht, müssen wir Stereotypen vermeiden. Wir sollten ihnen nicht lediglich unser vereinfachtes Sortiment anbieten, denn Frauen möchten von denselben Dienstleistungen und Produkten wie Männer profitieren. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir Frauen besser bedienen können. In unserem Sektor haben sich mehrere Mythen über die weibliche Kundschaft erhalten, mit denen vorsichtig umzugehen ist: „Die Kundinnen möchten Kontakte zu Vermögensverwaltern.” Gemäss meiner Erfahrung ist dies nicht der Fall. Wie jeder Kunde wollen sich die Frauen auf eine Person verlassen, die ihnen zuhört, ihnen eine sinnvolle Beratung bietet und sich bemüht, ihre Bedürfnisse zu verstehen. Dies hat nichts mit den Chromosomen zu tun. „Gegenüber Risiken nehmen Frauen eine ablehnende Haltung ein, wenn sie investieren.” Ich denke, dass Frauen das Risikoprofil ihrer Anlagen umfassend verstehen wollen, denn es ist mit ihren Zielen und der Finanzlage ihrer Familie verbunden. „Frauen verfügen über keinerlei Finanzwissen.” Das ist ganz falsch. Frauen neigen dazu, viele Fragen zu stellen, um ihre Anlagen gut zu verstehen. Meines Erachtens fehlt ihnen manchmal das Vertrauen, um ihre finanziellen Kompetenzen zu zeigen und ihre Meinung kundzutun. Was Frauen als Unternehmerinnen betrifft, so sind sie Expertinnen auf ihrem Gebiet, doch selten in der Vermögensverwaltung. Wenn uns diese Kundinnen vertrauen und sie alle von uns angebotenen Dienstleistungen verstehen, erkennen sie, dass wir sie auf verschiedene Weise kurz-, mittel- oder langfristig begleiten können. Dies reicht von der Vermögensplanung über die Family Governance bis hin zur Philanthropie oder Impact Investing.
Dr. Maximilian Martin, Global Head of Philanthropy, Bank Lombard Odier & Co AG
Unsere Dienstleistungen sind ganz auf die persönlichen Bedürfnisse und philanthropischen Ziele der einzelnen Kunden ausgerichtet. Frauen interessieren sich häufig für Projekte, die Frauen oder jungen Mädchen auf der ganzen Welt Hilfe anbieten – ein Bereich, in welchem noch viel Arbeit zu verrichten ist. Die bevorzugten Projekte sind die Förderung des Zugangs zu Sektoren wie Informatik und Programmierung oder betreffen Bereiche wie die Bekämpfung von geschlechtsbezogener Gewalt und den Abbau von Lücken bei der Sexualerziehung. Wir können hier zwei Beispiele anführen: die Stiftung Womanity und das Maverick Collective, die sich auf die Bildung und Emanzipierung von Frauen in Entwicklungsländern konzentrieren. Neben vielen anderen Projekten erteilt Womanity Internet-Weiterbildungskurse für Mädchen in Afghanistan und unterstützt soziale Unternehmerinnen in Indien und Brasilien. Das Maverick Collective bietet medizinische Betreuung für Mütter und Schulungsprogramme für heranwachsende Mütter (und Väter) in verschiedenen Ländern wie Uganda, El Salvador, Indien und Senegal an. Frauen sind auf dem Gebiet der Philanthropie immer stärker präsent. In meinem Team sind Frauen und Männer gleichwertig vertreten. Von mir gelesene Studien gelangen zu dem Schluss, dass Frauen eher der Empathie7 oder dem spirituellen Leben8 zuneigen als Männer, weshalb sie sich bei ansonsten gleichen Bedingungen vermehrt der Philanthropie zuwenden. Es ist gewiss, dass unsere weibliche philanthropische Kundschaft in den nächsten Jahren zunehmen wird, zumal die Frauen einen immer grösseren Anteil an den globalen Vermögen besitzen. In den Schwellenländern werden die Führungspositionen bei bestimmten Familienstiftungen oft schon von Frauen eingenommen. Bei Lombard Odier sind wir bestrebt, für alle unsere Kundinnen und Kunden massgeschneiderte philanthropische Lösungen anzubieten, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Rasse oder Kultur.
Dominique Wohnlich, Head of Private Banking, Zürich, Bank Lombard Odier &Co AG
In Zürich konzentrieren wir uns bei den Frauen auf die Bildung und den Netzwerkaufbau. Die Kundinnen haben äusserst positiv reagiert, und wir haben Frauen getroffen, die faszinierend und inspirierend zugleich waren. Wir organisieren jedes Jahr eigens für Frauen vier bis fünf „Roundtables”, im Allgemeinen zu Anlagethemen wie Portfolioaufbau, Private Equity und Hedge Funds oder Bereichen wie Nachlass oder Budgetplanung für die Zukunft. Wir verfügen über eine sehr erfolgreiche Partnerschaft mit dem lokalen Frauen-Netzwerk „Women's Circle”, mit dem wir bereits hochgeschätzte Veranstaltungen organisiert haben. 2016 haben wir ausserdem ein Frühstück für einen kleinen Kreis an Kundinnen mit Anne-Marie de Weck, einer ehemaligen geschäftsführenden Teilhaberin von Lombard Odier, veranstaltet. Wir bieten also Plattformen an, die Bildung und Netzwerke vereinen und sehr erfolgreich sind. Problematisch ist der Zeitmangel der Kundinnen. Viele von ihnen lesen ihre E-Mails, wenn sie unterwegs sind, oder sind damit beschäftigt, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. Wir versuchen, die Bürokratie so stark wie möglich zu begrenzen und nur klare und präzise Informationen weiterzugeben. Unsere Rolle besteht darin, das Leben von Frauen wie jenes unserer anderen Kunden zu vereinfachen.
Aurélie Jaclot, Senior Relationship Manager, London, Lombard Odier (Europe) S.A.
Ich denke, dass in London unsere Initiative Women's Club sehr wichtig ist. Wir versuchen, aktiven Frauen, die viele Verpflichtungen und wenig Zeit haben, zu vermitteln, was wir tun und wie wir ihnen helfen können. Insbesondere schaffen wir Wert für sie, indem wir als Koordinationsstelle zwischen ihren verschiedenen Beratern, etwa im Rechts- und Steuerbereich, fungieren. Wir können unsere Kundinnen bei ihren Terminen begleiten, sowohl mit Anlagespezialisten von Lombard Odier als auch mit externen Experten wie z.B. ihrem Rechtsberater, Buchhalter oder Steuerberater. So können wir direkt auf ihre Anliegen reagieren und ihnen erklären, wie alle mit ihrer Vermögensverwaltung verbundenen Aspekte in konsolidierter Weise verwaltet werden können. Eine weitere wichtige Facette unserer Arbeit stellt die Bildung dar. Wir organisieren jedes Jahr etwa acht Anlässe für Frauen, wobei der Schwerpunkt auf der Vermögensplanung oder rechtlichen, steuerlichen oder anlagespezifischen Themen liegt, oder Bereiche wie Kunst, Wein oder Immobilien behandelt werden, vielfach in Zusammenarbeit mit einer Rechtskanzlei oder einem Spezialisten des jeweiligen Sektors. Wir wollen zudem die bestehenden Netzwerke von Frauen nutzen und den Kreis interessanter Bekanntschaften für unsere Kundinnen erweitern, indem wir ihnen das Knüpfen neuer Kontakte ermöglichen. Wenn wir all diese Dienstleistungen berücksichtigen, dürften wir gut positioniert sein, um uns mit unseren Kundinnen auszutauschen, ihnen unsere Arbeit zu erläutern und ihr Vertrauen zu gewinnen.
Wir versuchen für aktive Frauen, die viele Verpflichtungen und wenig Zeit haben, Wert zu schaffen, indem wir als Koordinationsstelle zwischen ihren verschiedenen Beratern fungieren.
1 Boston Consulting Group (BCG) Global Wealth Report 2016
2 Siehe z.B. „Women Want More (in Financial Services)”, BCG, 2010 und „Women of Wealth: Why Does The Financial Services Industry Still Not Hear Them? ”, Family Wealth Advisors Council, 2012
3 „Boys will be boys: gender, overconfidence and common stock investment”, Brad M. Barber und Terrance Odeon, Journal of Economics, Februar 2001
4 Barclays Wealth „Understanding the Female Economy: The Role of Gender in Financial Decision Making and Succession Planning for the Next Generation”, in Zusammenarbeit mit Ledbury Research, 2011
5 Bank of America US Trust Insights on Wealth and Worth Survey, 2016
6 „Unlocking the Female Economy”, Barclays, 2013, mit einer Umfrage bei mehr als 2’000 vermögenden Personen
7 „Are women more empathetic than men? A longitudinal study in adolescence”, Vicenta Mestre, Paula Samper, Dolores Frias-Navarro und Ana Tur-Porcar, Spanish Journal of Psychology, Mai 2009
8 „The gender gap in religion around the world”, Pew Research Center, März 2016
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von Lombard Odier (Europe) S.A., einem in Luxemburg durch die Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) zugelassenen und von dieser regulierten Kreditinstitut, herausgegeben. Diese Mitteilung wurde von jeder ihrer Zweigniederlassungen, die in den am Ende dieser Seite angegebenen Gebieten tätig sind (nachstehend "Lombard Odier"), zur Veröffentlichung genehmigt.
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