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    Sinkende Inflation und eine aussichtsreiche Zukunft für die Märkte - unsere Sicht auf das Jahr 2022

    Sinkende Inflation und eine aussichtsreiche Zukunft für die Märkte - unsere Sicht auf das Jahr 2022
    Samy Chaar - Chefökonom und CIO Schweiz

    Samy Chaar

    Chefökonom und CIO Schweiz
    Stéphane Monier - Chief Investment Officer<br/> Lombard Odier Private Bank

    Stéphane Monier

    Chief Investment Officer
    Lombard Odier Private Bank

    Seit geraumer Zeit lebt und leidet sowohl die Gesellschaft wie auch die Volkswirtschaft nun schon unter den Folgen der Covid-19-Pandemie. Während wir uns dem Zwei-Jahres-Meilenstein nähern, lässt sich feststellen, dass die Impfkampagnen weiter voranschreiten, die Infrastruktur im Gesundheitswesen intakt geblieben ist und strenge Lockdowns in Europa offenbar der Vergangenheit angehören. Auf politischer Ebene konnten wir die Umsetzung massiver Regierungsausgaben und Anreize der Zentralbanken beobachten. Die US-Notenbank (Fed) hat die Leitzinsen auf null gesenkt, ihre Bilanz verdoppelt und ein ehrgeiziges Geldmengenausweitungsprogramm umgesetzt. Was sind die Konsequenzen?

    Viele Volkswirtschaften konnten eine tiefe Depression verhindern und erlebten eine starke V-förmige Erholung, wobei zahlreiche Industrieländer sich mittlerweile wieder auf ihren langfristigen Wachstumspfaden befinden. Die Aktienmärkte schlossen das vergangene Jahr im Plus. Zu Beginn des Jahres 2022 stellt sich dennoch die Frage, wie sich die Konjunktur nun weiterentwickeln wird.

    Viele Volkswirtschaften konnten eine tiefe Depression verhindern und erlebten eine starke V-förmige Erholung, wobei zahlreiche Industrieländer sich mittlerweile wieder auf ihren langfristigen Wachstumspfaden befinden

    Anpassung an unsere neue wirtschaftliche Realität

    An den Märkten herrscht derzeit zweifelsohne erhöhte Nervosität. Sie sind volatiler, was unseres Erachtens jedoch darauf zurückzuführen ist, dass wir in eine neue Zyklusphase eintreten. So lässt sich konstatieren, dass in der ersten Phase das Krisenmanagement und Konjunkturanreize im Mittelpunkt standen. Die nun beginnende neue Phase wird von der Normalisierung und dem Abbau von Wirtschaftshilfen geprägt sein. Wir erwarten, dass die Zentralbanken einige der am stärksten akkommodierenden Komponenten der Geldpolitik zurückschrauben werden. Deshalb ist von Fragen, Unsicherheit und Volatilität an den Märkten auszugehen. Letztere müssen sich einfach auf diese neue Realität einstellen.

    Wie sieht indes der Weg in Richtung wirtschaftliche Erholung aus? Was sind unsere Erwartungen in Sachen Inflation? Und wie könnte sich die Geldpolitik der Zentralbanken weiterentwickeln?

    Lesen Sie auch (Artikel in Englisch): Pandemic to endemic; living with infection, inflation and higher rates

    Wachstumsaussichten für 2022

    Das Jahr 2021 war eines der „Wiederauferstehung“ für die globalen Volkswirtschaften, die insgesamt um 6% zulegten. Trotz der Tatsache, dass wir es weiterhin mit einer recht ernsten Welle an Covid-19-Infektionen zu tun haben, lässt sich ein fundamentaler Unterschied zwischen dieser und vorherigen Wellen beobachten, da mittlerweile die Fallzahlen sehr hoch sind, die Anzahl der Todesfälle aber grösstenteils unter Kontrolle und verhältnismässig niedrig ist. Angesichts der fünften Infektionswelle können wir auf vorangegangene Wellen blicken, um deren wirtschaftliche Auswirkungen zu verstehen. Unsere Schlussfolgerung? Welle um Welle lassen die wirtschaftlichen Auswirkungen nach. Darüber hinaus ist mit dem Ende einer jeden Infektionswelle ein Aufholeffekt zu beobachten. Die Entwicklung der Wirtschaft ist weniger linear und schwankungsanfälliger, bleibt aber trotz der Volatilität solide. Wie sieht der Ausblick für 2022 aus? Wir gehen im Hinblick auf das Konjunkturgeschehen von einem vorteilhaften Umfeld aus, in dem die Weltwirtschaft zwischen 3,5% und 4,0% wachsen sollte. Im Vergleich zu den 6%, die 2021 erzielt wurden, mag dies unspektakulär erscheinen, es entspricht aber in etwa den vor Covid verzeichneten Niveaus.

    Die Entwicklung der Wirtschaft ist weniger linear und schwankungsanfälliger, bleibt aber trotz der Volatilität solide

    Lesen Sie auch (Artikel in Englisch): Rising rates don’t yet turn the tide for investors

     

    Die Aktienfrage

    Das unlängst unberechenbare Marktgeschehen hat bei den Anlegern für Nervosität gesorgt. Der Cboe Volatility Index (VIX), der die Volatilität im S&P500 misst, ist in diesem Jahr deutlich angestiegen. Die Aktienmärkte verzeichneten den schlechtesten Jahresauftakt seit der globalen Finanzkrise: Der S&P 500 fiel im Januar um 5,2%, der Stoxx Europe 600 um 3,8% und auch die Schwellenländerindizes mussten Einbussen hinnehmen. Bei Lombard Odier verfolgen wir ein in Fundamentaldaten verankertes Anlageverfahren. Für dieses Jahr gehen wir nicht von der gleichen Performance aus, die wir 2021 verbuchen konnten. Dennoch schätzen wir den Ausblick für die Aktienmärkte weiterhin positiv ein und erwarten eine potenzielle Rendite im hohen einstelligen Bereich. Selbstverständlich sind nicht alle Aktien gleich. Im aktuellen Umfeld, das von steigenden Zinssätzen geprägt ist, bevorzugen wir Substanz- und zyklische Werte gegenüber Wachstumswerten. Erstere weisen in der Regel stärkere kurzfristige Gewinne und Cashflows auf, während Letztere eher langfristig Gewinne erzielen, die bei steigenden Zinssätzen stärker diskontiert werden. Aus regionaler Sicht gilt unser Vorzug unter anderem Europa und dem Vereinigten Königreich, da hier Erholungspotenzial besteht.

     

    Erhöhte Inflation ...

    Der Inflationsausblick ist nicht überall identisch. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir für 2022 nicht annähernd von den 2021 verzeichneten Teuerungsraten ausgehen. Warum? Das hat vor allem damit zu tun, dass alle Faktoren, die in der Regel für eine höhere Inflation sorgen, im Jahr 2021 am gleichen Ort und zur gleichen Zeit aufeinandertrafen. Das gilt insbesondere für das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.

    Dieser Preisdruck war das Ergebnis von zwei wichtigen Faktoren: Unterbrechungen in der Lieferkette und unterschiedliche fiskalische Anreize. Auf der Angebotsseite gibt es weiterhin Engpässe, unter anderem bei Mikroprozessoren, aber in immer mehr Fabriken in Asien sind die Kapazitäten nun wieder voll ausgelastet. Gegen Ende des vergangenen Jahres stiegen ausserdem die Frachtkosten, die 2022 allmählich wieder nachlassen dürften. Die Energiepreise schnellten aufgrund von Herausforderungen sowohl beim Angebot als auch bei der Nachfrage in die Höhe. Geldpolitisch wurden in den verschiedenen Volkswirtschaften unterschiedliche Anreize gesetzt. Im Vereinigten Königreich beliefen sich beispielsweise die fiskalischen Anreize auf beinahe 20% des nationalen BIP und in den USA auf rund 25%. In anderen Ländern, einschliesslich China, wurde viel weniger Unterstützung geboten. In Ländern, in denen es grosszügige Einkommenshilfen gab, kam es auch zu einer hohen Teuerungsrate. In nächster Zeit dürfte sich allerdings eine normalere, den zyklischen Umständen entsprechende Inflation abzeichnen.

    Während des wirtschaftlichen Schocks der Pandemie ergriffen die Zentralbanken extreme Massnahmen, die nun mit Beginn einer neuen Zyklusphase wieder abgebaut werden müssen. Somit beginnt der Prozess einer Normalisierung in der Geldpolitik. Wir glauben, dass die Zentralbanken, darunter auch die Fed, 2022 von äusserst akkommodierenden zu lediglich akkommodierenden Massnahmen übergehen werden. Im weiteren Verlauf werden sie ihre Politik immer deutlicher straffen und sich von einer akkommodierenden auf eine neutrale und im Anschluss daran auf eine restriktive Einstellung verlagern. Dies wird jedoch eine Weile dauern. Vorerst bleiben die Zinssätze auf historischen Tiefs und die Zentralbanken entgegenkommend.

    Der Kampf gegen den Klimawandel wird Auswirkungen auf die künftige Inflation haben

    Lesen Sie auch (Artikel in Englisch): Global Investment Strategy Q1 2022: Taming inflation

     

    Eindämmung einer Energiekrise?

    Regierungen, Anleger und Konsumenten sind sich im Allgemeinen einig, dass wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen deutlich verringern müssen, da diese in hohem Masse zu den weltweiten Kohlenstoffemissionen beitragen. Allerdings lässt sich die Nachfrage noch nicht mit Solar-, Wind- und sonstiger erneuerbarer Energie decken. Die in Europa Ende 2021 verzeichnete Energiekrise wurde durch Chinas Verlagerung auf Erdgas als saubere Alternative zu Kohle noch verschlimmert. Der Wandel hin zu erneuerbaren Energien weltweit muss jedoch noch wesentlich stärkere Fortschritte machen und erfordert immense Investitionen. Unterdessen haben die Erdgaspreise wieder etwas nachgelassen, was teilweise auf eine allmähliche Entspannung der Versorgungslage im Zuge der Pandemie und einen bislang milden Winter in Europa zurückzuführen ist. Allerdings sorgen geopolitische Spannungen in der Ukraine und Angriffe in den Vereinigten Arabischen Emiraten für anhaltend hohe Ölpreise.

    Der Kampf gegen den Klimawandel wird Auswirkungen auf die künftige Inflation haben. Regierungen müssen nicht nur in Infrastruktur investieren, um den Wandel im Energiesektor zu unterstützen, sondern auch die richtigen Vorschriften effizient umsetzen. Unternehmen haben ihren Teil durch die Weiterentwicklung oder Änderung ihrer Geschäftsmodelle zu leisten, während Konsumenten weiterhin ein nachhaltigeres Verhalten an den Tag legen sollten und die Anleger den Übergang auf ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell finanzieren müssen.

    *Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Zahlen von staatlichen oder nationalen Statistikämtern. Die Finanzmarktdaten sind von Bloomberg, die Prognosen von Lombard Odier.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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