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    Eine Krise mit dauerhaften Folgen

    Eine Krise mit dauerhaften Folgen
    Samy Chaar - Chefökonom und CIO Schweiz

    Samy Chaar

    Chefökonom und CIO Schweiz

    Die COVID-19-Pandemie hat Gesellschaften, Volkswirtschaften und Märkte ins Taumeln gebracht. Im Jahr 2020 sind weltweit grosse Schäden für die Gesellschaft sowie die Finanz- und Wirtschaftswelt entstanden. Was können wir also von einer ziemlich ungewissen Zukunft erwarten?

     

    Der Beginn eines wirtschaftlichen Heilungsprozesses

    Wir bei Lombard Odier glauben, dass der wirtschaftliche Heilungsprozess begonnen hat. Einfach ausgedrückt: Wir gehen davon aus, dass wir das Virus in der ersten Hälfte dieses Jahres erfolgreich eindämmen werden, sodass wir uns in den folgenden Quartalen erholen können.

    Warum glauben wir an dieses Basisszenario?

    Ausgehend von Asien als Referenz haben wir die Ausbreitung und Eindämmung des Virus sowie die Wiedereröffnung der asiatischen Volkswirtschaften, insbesondere der chinesischen Volkswirtschaft, beobachtet. China hat sich sechs Wochen vor den anderen Volkswirtschaften mit einigem Erfolg behutsam wieder geöffnet und eine zweite Welle bisher vermieden. Dies stärkt unser Basisszenario. Wirtschaftlich gesehen müssen wir versuchen, die Dauer des Schocks so kurz wie möglich zu halten. Entsprechend wichtig ist die Aufhebung der Lockdowns. Vorsicht ist das Gebot der Stunde, denn die Gesellschaften müssen wachsam bleiben. Glücklicherweise finden viele Länder Wege, mit den aktuellen Fällen umzugehen und eine zweite Welle einzudämmen. Sie setzen auf verbesserte Krankenhauskapazitäten, Testmöglichkeiten und Tracing-Technologie, um die Ausbreitung neuer Fälle zu kontrollieren.

    Wirtschaftlich gesehen müssen wir versuchen, die Dauer des Schocks so kurz wie möglich zu halten.

    Darüber hinaus wird Disziplin in Bezug auf Social Distancing und Masken helfen, einen erneuten Lockdown zu vermeiden, und uns eine weitere schrittweise Öffnung ermöglichen.

     

    Steht das Schlimmste noch bevor?

    Es besteht die Gefahr eines düstereren Szenarios. Wenn sich die Volkswirtschaften öffnen, droht die Zahl der Krankheitsfälle wegen mangelnder Herdenimmunität zu steigen. Im schlimmsten Fall kommt es nach der Wiedereröffnung zu einer zweiten oder sogar dritten Ansteckungswelle. Die Volkswirtschaften würden weiterhin durch Lockdowns belastet. Und wenn es uns nicht gelingt, die Ausbrüche einzudämmen, wird sich der tiefe Schock bis weit in das Jahr 2021 hineinziehen. Wir würden dann weltweit unter einem längeren Zyklus von Rezessionen leiden. Angesichts der Instrumente, die uns zur Verfügung stehen, und der indikativen Daten halten wir dieses Szenario zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings für weniger wahrscheinlich.

    Sie setzen auf verbesserte Krankenhauskapazitäten, Testmöglichkeiten und Tracing-Technologie, um die Ausbreitung neuer Fälle zu kontrollieren.

    Der Weg zur Erholung

    Wie die Genesung eines Patienten ist auch eine wirtschaftliche Erholung von Höhen und Tiefen geprägt. Die Erholung wird weder linear noch homogen verlaufen. Erst vor wenigen Wochen stand einzig und allein die Eindämmung des Virus im Mittelpunkt. Doch jetzt dominiert die Diskussion über die sichere Wiedereröffnung der Volkswirtschaften die Nachrichten – die Prioritäten haben sich verschoben. Nun, da bald das zweite Halbjahr beginnt, können wir uns auf die Erholung konzentrieren. Es ist bereits ermutigend, dass einige Länder wie Deutschland und die Schweiz im April begonnen haben, die einschränkenden Massnahmen schrittweise zu lockern. Wir haben gesehen, dass sich bestimmte Segmente relativ schnell erholen. Wie das Beispiel Chinas zeigt, geht die Angebotsseite voran, dann folgt die Nachfrage.

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    Davon zeugen die schnelle Erholung der Immobilientransaktionen und des Kohleverbrauchs in den letzten Wochen. Dieselbe Entwicklung dürfte in Europa zu beobachten sein. Laut Daten von Google hat sich die Mobilität in Deutschland sehr schnell erholt.

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    Just as a patient recovers, there are ups and downs to economic recovery and it will not be linear nor homogenous….

    Wie die Genesung eines Patienten ist auch eine wirtschaftliche Erholung von Höhen und Tiefen geprägt. Die Erholung wird weder linear noch homogen verlaufen.

    Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Angebots- und Nachfragetrends vor 2021 wieder vollständig auf das Niveau erholen, auf dem sie sich vor COVID-19 befanden. Doch wir erwarten, dass sich 80% dieser Trends bis Ende des Jahres und die restlichen 20% im nächsten Jahr erholen – vorausgesetzt, eine weitere Welle führt nicht zu einem erneuten weltweiten Shutdown.

     

    Flaute bei den Konsumausgaben?

    Die Konsumkapazität ist infrage gestellt worden, da Milliarden von Menschen zu Hause geblieben sind. Ist sie definitiv abhandengekommen? Oder handelt es sich einfach um eine Pause? Traditionelle Verbrauchsmuster sind durcheinandergeraten, da die Nachfrage eingebrochen ist und die Ölpreise abgesackt sind. Wenn die Volkswirtschaften mit der gleichen Aktivität wie vor dem Ausbruch des Coronavirus wiedereröffnen könnten, wäre das Deflationsrisiko vernachlässigbar gering. Doch das scheint unwahrscheinlich.

    Doch wir erwarten, dass sich 80% dieser Trends Angebots- und Nachfragetrendsbis End  des Jahres und die restlichen 20% im nächsten

    Die Konsumenten, die weiterhin erwerbstätig sind, können lebensnotwendige und nicht lebensnotwendige Anschaffungen tätigen, die Konsumenten, die arbeitslos sind, hingegen nicht. Viele Daten deuten auf vorübergehende Beschäftigungstrends hin. Denn der Grossteil der Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union ist technischer Natur und in den USA sind die Zeitarbeitskräfte am stärksten betroffen. Vor diesem Hintergrund gehen wir nicht davon aus, dass die Konsumkapazität auf dem derzeitigen Niveau verharrt. Sie kann sich wieder erholen, wenn auch bei niedrigem Inflations- und Zinsniveau.

     

    „Schöne neue Welt“ nach COVID-19 ...

    Das Coronavirus bewirkt nicht unbedingt eine Trendwende, aber es verschärft sicherlich bestehende Trends. Vor dem Ausbruch des Virus war das Wirtschaftswachstum von niedrigen Zahlen geprägt: geringes Wachstum, schleppender Handel, Nullinflation und extrem tiefe oder sogar negative Zinsen. In einer Welt nach COVID-19 wird sich das noch verstärken. Wir glauben, dass die anhaltende Bedrohung durch einen Handelskrieg zwischen den USA und China, sehr niedrige Energiepreise und eine geringe Inflation uns wirtschaftlich einschränken werden. Warum? Wir sehen ein geldpolitisches Phänomen. Aufgrund des Coronavirus hat etwa die US-Notenbank ihre Bilanz ausgedehnt und Vermögenswerte gekauft, um die Liquidität zu erhöhen. Doch diese Liquidität erreicht die Wirtschaft nicht. Normalerweise wird der Liquiditätsbedarf durch Geschäftsbanken und Kredite gedeckt, aber dies ist nicht der Fall und wird zu anhaltend niedriger Inflation führen.

    Vor dem Ausbruch des Virus war das Wirtschaftswachstum von niedrigen Zahlen geprägt: geringes Wachstum, schleppender Handel, Nullinflation und extrem tiefe oder sogar negative Zinsen.

    Die Verschuldungsfrage steht wieder im Fokus. Aber unserer Meinung nach lautet die entscheidende Frage nicht, wie hoch die Verschuldung ist, sondern wie nachhaltig ihr Niveau ist. Die Verschuldung wird traditionell im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und zu dessen Höhe betrachtet. Für uns sind die Kosten der Verschuldung und die Zahlungen im Verhältnis zum BIP von Bedeutung. Da wir nicht mit einem Inflations- und Zinsanstieg rechnen, kann das Verschuldungsniveau als nachhaltig angesehen werden. Japan bietet eine gute Fallstudie. Seine Verschuldung beläuft sich auf 200% des BIP. Doch Japan nutzt die Verschuldung für Investitionen in Infrastruktur, Technologie, Bildung und das Gesundheitswesen. Diesem Beispiel sollte Europa in der Zeit nach dem Coronavirus folgen.  

     

    Portfolios schützen

    In diesen beunruhigenden Zeiten halten wir an bestimmten Prioritäten für die Portfolios fest. Unser Portfolioansatz besteht darin, flexibel zu bleiben und die Wirtschaftsindikatoren laufend zu überwachen. Wir stellen sicher, dass die Portfolios liquide sind, und haben weniger liquide Anlageklassen wie Schwellenländeranleihen und High-Yield-Anleihen reduziert. In Erwartung schwacher Ölpreise und anhaltender Volatilität hatten wir das Portfolioengagement in ölabhängigen Anlagen vor dem historischen Sturz der Ölbenchmarks verringert. Schliesslich haben wir den Schutz gegen Kursverluste in unserem leicht untergewichteten Aktienengagement ausgebaut, indem wir Put-Optionen eingesetzt und unsere Gold- und Yen-Bestände erhöht haben.

    Wichtige Hinweise.

    Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.

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