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Building Bridges: die „geheime Geschichte Genfs“ zwischen Finanzen und Nachhaltigkeit verstehen lernen
Jeder assoziiert Genf mit dem „Jet d‘Eau“ (der berühmten Wasserfontäne), der Touristen und Einheimische am Ufer des Genfersees gleichsam fasziniert. Der Kanton wird durch die Rhône in zwei Teile geteilt, was historische und kulturelle Besonderheiten auf jeder der beiden Seiten des Flusses impliziert.
Die linke Uferseite, die „Rive Gauche“, gehört zum älteren Stadtteil mit ihrer gepflasterten Altstadt und ihrem vornehmen Bankenviertel. Das rechte Ufer, die „Rive Droite“, wo sich zahlreiche Sitze internationaler Organisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) angesiedelt haben – wird auch das „internationale Genf“ genannt. Heute geht es darum, mehr Brücken zwischen diesen beiden Ufern zu bauen, insbesondere zwischen den Experten für nachhaltige Entwicklung im „internationalen Genf“ und den Finanzspezialisten der „Rive Gauche“.
Es ist daher kein Zufall, dass „Building Bridges“1 in Genf stattfindet. Viele Brücken wurden bereits gebaut, sodass Genf als „Labor für nachhaltige Finanzgeschäfte“ bezeichnet werden kann.
Phase 1: Erste Schritte in den 1990er-Jahren
Diese Phase der „ersten Schritte“ ist vorrangig eine Testphase. Einige „Brücken“, zunächst solche geistiger Art, werden dabei überschritten: Am rechten Ufer gelangen internationale Organisationen zu der Überzeugung, dass der Privatsektor stärker einbezogen werden müsse, um die nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen. Am linken Ufer sagen sich manche Bankiers, dass ihre Management- und Anlagenexpertise auch anderen als nur finanziellen Zielen dienen kann.
Das „internationale Genf“ übernimmt dabei die Rolle eines „Inkubators“. Um seine Bedeutung besser zu verstehen, sei daran erinnert, dass Genf der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen ist und Sitz von rund 40 internationalen Organisationen und mehreren hundert NGOs mit mehr als 30‘000 Arbeitsplätzen. Damit erreicht dieser Bereich eine mit dem Finanzsektor in Genf vergleichbare Grösse.
Das wohl beste Beispiel für den Erfolg in dieser ersten Phase ist die Entwicklung der Mikrofinanzierung. Bisher wurden Institutionen, die Mikrokredite in Entwicklungsländern vergeben, fast ausschliesslich von öffentlichen Stellen, insbesondere UN-Agenturen, finanziert oder refinanziert. Angesichts der Tatsache, dass die Ausfallraten sehr gering und die Risiken auf eine grosse Zahl von Kreditnehmern verteilt sind, reift bei bestimmten Bankiers die Einsicht, dass sie bei dieser Finanzierung eine Rolle spielen können.
Dank des Treffens einiger in Genf ansässiger Organisationen wie der UNCTAD (zuständig für Entwicklungs- und Handelsfragen) mit mehreren visionären Privatbankiers konnte sich Genf profilieren, indem es die Gründung des allerersten kommerziellen Microfinance-Investmentfonds und den ersten auf Mikrofinanzierung spezialisierten Fondsmanager ermöglichte: BlueOrchard.
Lombard Odier war an der Gründung dieses Pionierprojekts beteiligt, bevor die Bank ihren eigenen Impact-Fonds entwickelte.
Im Gefolge von BlueOrchard wurden mehrere Unternehmen gegründet, etwa responsAbility 2003 und Symbiotics im Jahr darauf. Dank ihrer einzigartigen Expertise dominieren sie nun den globalen Microfinance-Markt in ihren Segmenten.
Phase 2: Aufblühen in den 2000er-Jahren
Das Aufblühen des Mikrofinance-Marktes in Genf hat ein günstiges Umfeld für die Entwicklung vieler Initiativen geschaffen. In diesem Jahrzehnt gewinnen auch einige spezialisierte Akteure an Bedeutung, weil sie den „Schlüssel“ zum Verständnis und zur Umsetzung nachhaltiger Anlagen in der Hand haben. Es geht dabei nicht mehr nur um Mikrofinanzierung oder Impact Investment, deren Einfluss zwangsläufig begrenzt ist, sondern um die Auswahl grosser Unternehmen oder Anleihen, die Nachhaltigkeitskriterien einhalten.
Um entsprechend einem nachhaltigen Ansatz zu investieren, kann man sich nämlich nicht mehr auf die Analyse traditioneller Finanzkriterien beschränken. Man muss weiter gehen und Kriterien anderer als finanzieller Art analysieren. In der Folge werden Unternehmen gegründet, die auf diese nichtfinanzielle Analyse spezialisiert sind: Diesen geht es darum, Finanzunternehmen bzw. -produkte zu bewerten, indem sie diese nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien, kurz „ESG“ genannt, evaluieren. In Genf werden zu diesem Zweck mehrere Pionierorganisationen gegründet und auch die wichtigsten Grossbanken beginnen, die Herausforderungen und Chancen der 2000er-Jahre zu nutzen.
Lombard Odier hat ab Ende der 1990er-Jahre erste nichtfinanzielle Analysemodelle geschaffen und seitdem weiterentwickelt. Zunächst legte die Bank ESG-Ratings fest, bevor eine eigene CAR-Methodik („Conscience, Action, Results“) entwickelt wurde.
Lombard Odier verfügt seitdem über einen eigenen ESG-Rahmen, der einen zweidimensionalen Ansatz verfolgt: die Überprüfung nichtfinanzieller Informationen zur Beurteilung der Geschäftspraktiken des Unternehmens und die Überprüfung der Aktivitäten des Unternehmens zur Evaluation seiner Positionierung in Bezug auf die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte – mit besonderem Fokus auf Wesentlichkeit.
Ende der 2000er-Jahre beschlossen rund fünfzehn Fachleute, ihre Kräfte zu bündeln, um einen Verband und eine Austauschplattform zu gründen und so die Kontakte zwischen den Akteuren des Genfer Ökosystems zu fördern: Die Sustainable Finance Geneva (SFG) wurde 2008 mit Unterstützung der Stiftung Fondation Genève Place Financière, sowie des Kantons und der Stadt Genf gegründet.
Phase 3: Konsolidierung in den 2010er-Jahren
In diesem Jahrzehnt arbeiten der Privatsektor sowie öffentliche und internationale Organisationen verstärkt zusammen und es entstehen wichtige Initiativen mit globaler Reichweite, von denen einige ihre Wurzeln in Genf haben.
Neben den Aspekten „Menschenrechte“ und „Friedensförderung“ bündeln die in Genf vertretenen internationalen Organisationen ein breites Spektrum an Wirtschafts- und Finanzexpertise, z. B. durch die Welthandelsorganisation (WTO), die oben genannte UNCTAD oder das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), das in Genf eine spezifische Niederlassung für nachhaltige Finanzwirtschaft geschaffen hat: die UNEP-Finanzinitiative (UNEP FI).
UNEP FI ist eine innovative Public-Private Partnership, die zur Entwicklung von sechs wichtigen Prinzipien für verantwortliches Investieren (oder PRI: Principles for Responsible Investment) geführt hat. Seit ihrer Einführung waren die PRI ein grosser Erfolg mit heute mehr als 1‘500 Finanzunternehmen weltweit, die sie bisher unterzeichnet haben. Unter ihnen sind sowohl Vermögensverwalter als auch Anleger zu finden. Lombard Odier ist seit 2007 Mitunterzeichner.
Im Jahr 2015 folgt mit der Einführung der Sustainable Development Goals, allgemein abgekürzt als SDG (für „Sustainable Development Goals“), ein weiterer Schritt. Diese SDG liegen in Form von siebzehn Zielen der UN-Mitgliedstaaten vor, die in der Agenda 2030 zusammengefasst sind. Sie wurden schnell von der Privatwirtschaft übernommen. Als echter gemeinsamer Orientierungsrahmen haben sie es den Unternehmen ermöglicht, ihre SDG-Prioritäten festzulegen und problemloser über diese Themen zu kommunizieren.
Genf zeichnet sich auch hier durch die Einrichtung des „SDG Lab“ aus, das zur Umsetzung dieser Ziele beitragen soll. Zu diesem Zweck will es den verschiedenen Akteuren in der Region Genf helfen, noch mehr Kompetenzen und Kenntnisse zu mobilisieren, um sie in Politik, Praxis und konkrete Aktionen umzusetzen.
Phase 4: Dynamische Entfaltung in den 2020er-Jahren?
Vor einem Jahr wurde Genf als Sitz einer vielversprechenden Organisation ausgewählt: das FC4S-Netzwerk (Financial Centres for Sustainability). Das FC4S, das dem UNEP angeschlossen ist, zielt darauf ab, das Wachstum nachhaltiger Finanzgeschäfte zu beschleunigen, indem es Dialoge initiiert und bewährte Praktiken mit den weltweit führenden Finanz- und Börsenplätzen teilt.
Um das nachhaltige Finanzökosystem in Genf besser zu verstehen, wurde 2019 erstmals dank der Zusammenarbeit zwischen dem SDG Lab, dem International Institute for Sustainable Development (IISD), dem Kanton Genf und Sustainable Finance Geneva (SFG) ein Diagramm präsentiert, das fast 150 Akteure darstellt. Demnach widmen sich fast 45 Institutionen ausschliesslich der nachhaltigen Finanzwirtschaft („Pure Players“), 65 sind private Akteure und 72 sind internationale Organisationen, Stiftungen oder Verbände.
Wie wir gesehen haben, kann Genf sowohl Pionier in nachhaltigen Nischensektoren als auch ein globaler Katalysator sein. Was bringt nun die Zukunft? Mit einem Wachstum von 83 % im Jahr 2019 erreichten die auf einem nachhaltigen Ansatz basierenden Finanzprodukte in der Schweiz ein Volumen von mehr als CHF 716 Milliarden. Diese Zahlen veranschaulichen, wie wichtig die nachhaltige Finanzwirtschaft für den Anlagesektor geworden ist. Wir von Lombard Odier glauben, dass Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren die grösste Renditequelle sein wird.
1Die Veranstaltung "Building Bridges" findet vom 7. bis 11. Oktober 2019 in Genf statt. Diese Woche im Zeichen der Nachhaltigkeit wird von vielen Veranstaltungen geprägt sein, unter anderem von einem aussergewöhnlichen Gipfel am Donnerstag, dem 10. Oktober.
Wichtige Hinweise.
Die vorliegende Marketingmitteilung wurde von der Bank Lombard Odier & Co AG oder einer Geschäftseinheit der Gruppe (nachstehend “Lombard Odier”) herausgegeben. Sie ist weder für die Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung in Rechtsordnungen bestimmt, in denen eine solche Abgabe, Veröffentlichung oder Verwendung rechtswidrig wäre, noch richtet sie sich an Personen oder Rechtsstrukturen, an die eine entsprechende Abgabe rechtswidrig wäre.
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